Eddy blieb allein zurück. Er ahnte bereits, dass etwas nicht stimmte, als sie ihr Telefon nicht mehr abnahm. Ein weiterer Telefonanruf untertags wurde unterbrochen.
„Sie ist nicht erreichbar, im Moment“, sagte ihre Kollegin am anderen Ende der Leitung. Des Abends kam sie nicht nach Hause, was ihn vollends in Wut versetzte. Wie von Sinnen lief er ins Polizeirevier, um sie als vermisst zu melden. Sein Haar stand ihm wirr vom Kopf. In Badeschlapfen und Morgenrock tauchte er auf, was im Revier für Heiterkeit sorgte.
„Meine Frau ist spurlos verschwunden. Ich mache mir Sorgen“, begann er atemlos. Der Beamte erinnerte sich jedoch unterdessen, einen Meldezettel abgestempelt zu haben. Womit seinerseits die junge Dame als übersiedelt zu betrachten wäre.
„Sie hat sich an einer anderen Adresse gemeldet“, sagte er nüchtern.
„Ja, dann geben sie sie mir“, verlangte Eddy.
„Sie heißen Edward Krenz“, sagte der Beamte. „Hier hat sich eine Frau Dajana Dumont ordentlich gemeldet. Sie sind also nicht verheiratet.“
„Noch nicht. Das ist ihr Mädchenname, wir sind verlobt“, sagte er, sichtlich bemüht, seine Fassung nicht zu verlieren.
„Ich kann ihnen dazu keine Auskunft geben. Sie wird ihre Gründe haben, die junge Frau. So wie ich sie hier sehe…“ „Gehen sie nach Hause, beruhigen sie sich.“
Er musste wohl oder übel abziehen. Wie ein welker Birkenstamm schlich er davon. Seine weiteren Aktionen, mit ihr Kontakt aufzunehmen, scheiterten. Er schrieb eindringliche Briefe an ihre Büroadresse. Zunächst ihr Heimkommen fordernd, dann gesäuselte Liebesgeständnisse. Schließlich drohend und Unheil versprechend. Mehrmals täglich rannte er die Treppen hinunter, zu seinem Postkasten im Hausflur, dann wieder hoch in seine leere Zweizimmerwohnung. Von dem Prachtkerl, dem die Frauen hinterher sahen, war nichts übrig geblieben. Vielmehr glich sein Gang einem allein gelassenen, streunenden Köter. Sein Gesichtsausdruck verfiel in herabgezogenen Mundwinkeln. Seine Wangen färbten sich grau. Selbst sein Haar nahm eine kraftlose Konsistenz an.
Ein Cocktail aus gekränkter Eitelkeit und Wut schaukelte in ihm. Ließ ihn von einer weinerlichen Stimmung in eine zornerfüllte Hitzigkeit torkeln. Einmal hätte er vor Selbstmitleid zerfließen können, dann wieder schoss eine ungestüme Kraft in seine Fäuste und er hätte am liebsten alles kurz und klein geschlagen. Als jede Hoffnung auf ihre Rückkehr und auf eine Weiterführung ihrer Beziehung schwand, sann er auf Rache. Für einen Giftmord müsste er ihrer habhaft werden, was ihm unmöglich schien. Dajana hatte vorgesorgt, von dem Tag an, als sie vor ihm flüchten konnte. Als sie ihn bei der Polizei anzeigte, lief alles wie von selbst. Ein Wegweisurteil kam per Einschreiben und bekundete, dass er angehalten war, sich von ihr fernzuhalten. ‚Außer Sichtweite‘, war die exakte Bezeichnung. Damit fiel ein Messermord ins Wasser, sinnierte er. Zum Schießen reichte es nicht. Vielleicht lag es daran, dass er keine ruhige Hand hatte. Zudem hatte er kein Geld, um sich eine Waffe zu kaufen. Feuer kam ihm in den Sinn. Flammen, die eine reinigende Wirkung haben. Hexen wurden früher verbrannt, als die Sitten noch strenger gehandhabt wurden. Wie in einem bösen Traum sah er das Feuer vor sich. Für ihn war sie eine sittenlose Frau geworden, unanständig in ihrem Tun. Also eine, die brennen sollte. Er war sich sicher, dass sie noch einiges mit dem Tanzstudio am Hut hatte. Aber wie sollte er vorgehen, da er die Zeiten nicht wusste, an welchen sie trainierte. Also legte er sich auf die Lauer, um diese auszukundschaften.
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