David Goliath - Dichtung und Klarheit

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Dichtung und Klarheit – Aus dem Leben eines Tagediebs
Ein kleiner bebilderter Gedichtband über das Leben, die Liebe und den Tod.
Kein verlässliches Versmaß, kein rhythmisches Reimschema. Einfach nur Wörter, die aneinandergereiht zwischen Sinn und Unsinn balancieren. Manchmal plump, manchmal derb, manchmal sanft, manchmal ausschweifend. Aber niemals unwahr.
Informationen zum Autor und seinen Büchern auf: www.ichbindavidgoliath.de

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David Goliath

Dichtung und Klarheit

Aus dem Leben eines Tagediebs

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Inhaltsverzeichnis Titel David Goliath Dichtung und Klarheit Aus dem Leben - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel David Goliath Dichtung und Klarheit Aus dem Leben eines Tagediebs Dieses ebook wurde erstellt bei

MEINE DROGE MEINE DROGE Wie du dich bewegst, wie du vor mir stehst, wie du mich ansiehst, wie du mich anziehst. Ich bin die Motte. Du bist das Licht. Es strahlt die Sonne aus deinem Gesicht. Du lockst mich magisch an. Ich fliege, solange ich kann. Ich verbrenne, ich ertrinke, ich verdurste, ich ersticke, doch nur für die Richtige. Du bist meine Droge, meine Muse, meine Zofe. Ich bin süchtig nach dir, wie ein abgerichtetes Tier nach Fleisch und Blut in animalischer Demut. Nur ein Schuss, nur ein Kuss, bevor ich sterben muss. Jetzt weiß ich, was Liebe ist und wie sie mich auffrisst. Weiß, was es heißt, zu leiden, will es jedoch nicht vermeiden. Ich genieße jeden Stich und jeden Rausch. Hoffe, das hört niemals auf. Will bleiben und die Zeit mit dir auskosten, im Verderben, auf verlorenem Posten. Kann kaum atmen, kann nicht schlafen. Jeder Moment ohne dich will mich bestrafen. Jede Sekunde ohne dich ist wie ein kalter Entzug. Du bist mein Heiland, du tust mir gut. Habe keinen Hunger, habe keine Lust, muss nur existieren bis zum nächsten Kuss. Habe gewartet, habe gesucht, habe gefunden, bin erlöst und verflucht. Eine Überdosis von dir ist zum Glück nicht letal. Und wenn es so wäre, wär es mir egal. Ich will dich bis zum letzten Tropfen aussaugen, dich mit Haut und Haar vollumfänglich rauben.

MEINE DROGE MEINE DROGE

WARTEN AUF DIE LIEBE WARTEN AUF DIE LIEBE Warten auf die Liebe, auf die Apokalypse, auf das Ende aller Kriege, auf den Stillstand der Geschütze. Warten auf das Ende. Warten auf das Licht. Warten auf die Wende. Warten, bis das Steuerruder bricht. Wir warten auf Morgen und übergehen das Hier und Jetzt. Wir verdrängen Freude und Sorgen. Das Heute wird so oft unterschätzt. Wohin geht die Reise? Was ist das Ziel? Weder Pfad noch Schneise. Im Morast versinkt der Kiel. Festgefahren, immobil. Das Warten macht uns zum Greise. Kein Abenteuer, ein Trauerspiel! Wir warten auf bessere Zeiten und beten für einen Erlöser. Währenddessen palavern wir, und streiten, ergebnislos – die Not wird immer größer. Wir warten auf Godot. Wir sind vergnügt und froh. Wir warten auf Godot. Wir sind so dumm wie Stroh. Wir warten auf Godot, den unbekannten Heilsbringer, bis wir endlich kapieren: er kommt nicht mehr. Warten auf den nächsten Tag, voller Träume und Hoffnung. Mit der Gewissheit, dass niemand kommen mag. Ein ewiges Martyrium.

WARTEN AUF DIE LIEBE WARTEN AUF DIE LIEBE

SCHEMA F SCHEMA F Die Stimme gedoppelt, mit Effekten gekoppelt. Fehlende Tiefgründigkeit, nur Worte aneinandergereiht. Hauptsache laut gebrüllt und die Masse mit Ramsch abgefüllt. Ein Mikrofon zu halten befähigt nicht zum guten Sänger. Die fremde Sprache sucht vergeblich nach einem Empfänger. Komm auf den Punkt oder mach dich aus dem Staub! Dein Rachen bricht auseinander – das Publikum ist taub. Herzlichen Glückwunsch zum Einheitsbrei! Mit geklauter Musik und trivialer Faselei. Hier ist dein Stempel: Schema F für deinen einfallslosen Krempel! Willkommen in der Schublade! Mach es dir gemütlich! Die Saat ist gepflanzt; Lorbeeren sprießen bald erträglich … Jetzt musst du nur noch dein Muster kopieren und die Anhänger mit demselben Schund verführen Ein Zirkus ohne Dompteur und ohne Zaun. Gib dem Affen Zucker, sonst wird er Geldbörsen klauen! Wildes Springen soll animieren, obszöne Gesten sollen elektrisieren. Der Erfolg gibt dir recht. Die Neider staunen nicht schlecht. Der Konsument will beschissen werden. Es hagelt Lob und kaum Beschwerden. Die Kritiken sind gut, weil sonst der Pranger droht. Nur ein böses Wort und die Abonnenten sind fort. Industrie und Massenware – von der Million zur Milliarde. Gauner und Bastarde – Teppich, Spalier, Fanfare … Ausgequetscht wie ein Stück Dreck. Bist du ausgeblutet, bist du weg. Die nächsten Opfer stehen Schlange. Versprochener Ruhm hält sie bei der Stange. Naiv, talentiert und verblendet. Wir wissen alle, wie das endet … Schema F auf die Stirn gestempelt!

SCHEMA F SCHEMA F

SARKOPHAG SARKOPHAG Mein Sarkophag schützt mich am Tag und in der Nacht, wenn mein Spieltrieb erwacht, flüchte ich aus dem Kamin und spuke als Harlekin. In euren Gemäuern werde ich eure Ängste steuern. Kein Lebewohl! Kein Freiheitsidol! Kein Alkohol! Kein Kreuzsymbol! Ihr könnt euch nicht betäuben, ihr könnt euch nicht sträuben. Weder Halluzinogene noch dreiste Fluchtpläne. Es gibt kein Entkommen, ich hab euch die Kraft genommen. Ihr könnt betteln und flehen, ich lasse euch niemals gehen! Mein Sarkophag. Ein sicherer Verschlag. Niemand kann mich finden, meinen Wall überwinden. Da ist kein Trüffel für die Blinden. Eure Träume sind nicht feucht, sondern schrecklich. Ich bin der Urheber und prinzipiell ursächlich. Euer Schritt ist nicht vor Geilheit nass. Vor lauter Panik uriniert ihr ohne Unterlass. Hört ihr mich lachen? Meine Krallen schlagen ins Fleisch. Die Todgeweihten werden ganz bleich. Spitze Zähne, schwarze Augen, böser Blick. Mein Kiefer bohrt sich ins Genick. Stirb!

SARKOPHAG SARKOPHAG

BIS ANS ENDE DIESER WELT BIS ANS ENDE DIESER WELT Soweit uns unsere Füße tragen. Hinter uns Pandemien, Plünderer und Plagen. Auf der Suche nach unserer eigenen Utopie. Wir suchen und suchen und finden sie nie. Sauberes Wasser, sauberes Essen. Die Erinnerung quält uns, erschwert das Vergessen. Kanonenfeuer am Firmament! Der Himmel brennt! Giftgas im Elysium! Wir sterben im Delirium! Ich gehe mit dir bis ans Ende dieser Welt, auch wenn uns beiden das Ende nicht gefällt. Bevor wir verdursten und zittern wie Espenlaub kommt ein greller Blitz und wir zerfallen zu Staub. Gemeinsam über Stock und über Stein. Wir flüchten Hals über Kopf – querfeldein. Der Abgrund empfängt uns, eröffnet neue Perspektiven, wartet geduldig bis wir uns zum Sprung entschließen. Der Mangel an allem ist eklatant. Der Gestank nach Schwefel penetrant. Wir gehen durch die Hölle – miteinander. Wir verlieren unsere Sinne – nacheinander. Zuerst das Hören: deine Stimme wird mir fehlen. Dann das Sehen, dass sich unsere Hände verfehlen. Das Schmecken folgt, zusammen mit dem Gefühl. Das Riechen versiegt und es wird kühl.

BIS ANS ENDE DIESER WELT BIS ANS ENDE DIESER WELT

JEDEN TAG JEDEN TAG Jeden Tag Stau, Druck, auf die Fresse Jeden Tag Plattitüden in der Presse Jeden Tag Hass, Krieg, Langeweile Jeden Tag Hektik, Stress, Termine, Eile Jeden Tag Hitze, Sturm, Enge Jeden Tag Gedränge in der dichten Menschenmenge Jeden Tag schnell, schneller, im Kreis von Hetzern Jeden Tag am besten gestern Jeden Tag Tote, Leid, Fopper Jeden Tag verdammt viele, unschuldige Opfer Jeden Tag fünf Minuten, die Uhr im Blick, ein Gebet Jeden Tag ist es zu spät Jeden Tag Verlust, Trauer, dieselbe Scheiße Jeden Tag nähert sich der Verfall leise Jeden Tag Lärm, Krach, eine Last Jeden Tag den Absprung verpasst Wer will das schon? Wer braucht das noch? Keine Gravitation! Ein schwarzes Loch. Jeden Tag krank, Seuche, Egoist Jeden Tag ganz tief im Mist Jeden Tag müde, kalt, Sorgen Jeden Tag ein falsches Lächeln: » Guten Morgen! « Jeden Tag Hunger, Klima, Armutsschere Jeden Tag starren in die weite Leere Jeden Tag Nichts, Drogen, hässlich, fett und dumm Jeden Tag nur noch mit Narkotikum Dreh die Musik lauter! Ich will Spaß! Tanzt ihr Nutten! Der König schaut ins Glas. Die Welt geht unter. Der Mensch frisst sich auf. Da stehen wir drüber. Es ist Sommerschlussverkauf! Der Winter kommt; die Eiszeit naht. Wir erfrieren auf unserem Feuerrad. Zieh die Reißleine! Schmeiß den Anker! Aktiviere die Notbremse! Alles wird kranker und kranker …

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