»Danke«, meinte ich zu meiner Rettung und sah zu ihm hoch. Dafür musste ich den Kopf in den Nacken legen. Und jetzt wurde mir richtig bewusst, dass mein Geburtstagswunsch in Erfüllung gegangen war: Nur einen Moment mit Jason.
»Gerne«, sagte er mit diesem verschmitzten Lächeln, das ich so sexy fand. Dann ließ er meine Hand los, die zu zittern anfing. Ganz konnte ich den Fan in mir dann doch nicht abschalten. Er kam mit einem Glas Champagner zurück und reichte es mir. Dabei beugte er sich zu mir runter. »Ich dachte, ein wenig Hilfe wäre jetzt gut.« Er zwinkerte mir zu, was meine Knie weich werden ließ. Dann erhob er sich wieder und sah noch eine Weile zu mir runter, ehe er die Stirn runzelte. »Sie waren neulich am Flughafen, richtig?«, wollte er wissen. Ich nickte und trank einen großen Schluck, ehe ich antwortete.
»Ja«, sagte ich und begann zu schmunzeln. »Ich bin irgendwo falsch abgebogen.« Jason hob eine Braue und grinste, die Arme verschränkend, als würde er das nicht glauben. Schnell nickte ich. »Doch, das stimmt«, versuchte ich mich nochmal zu erklären, als ich plötzlich kleine Hände auf meinen Schultern spürte.
»Lassen Sie sich nicht von ihm veralbern.« Daenerys legte ihr Kinn auf meine Schulter, während sie zu Jason hochsah, der unschuldig die Brauen hob und auf sich zeigte. Gut, dass er grad nur Augen für den Mond seines Lebens hatte, denn mir quollen sie gerade über.
»Ich?«, machte er auf unschuldig, was mich grinsen ließ. Ich musste an die vielen Videos denken, in denen er Emilia Clarke veralbert hatte. Ich drehte meinen Kopf ein wenig und sah sie an.
»Ich versuche es mir zu merken«, lächelte ich sie an, als wäre sie jemand, den ich schon seit langem kannte. Das stimmte natürlich nicht, aber es fühlte sich so an. So natürlich. Dann sah ich erneut zu Jason hoch, der wieder frech grinste. Daenerys ließ mich los und suchte sich eine kleine Gruppe VIPs, mit denen sie sich unterhalten wollte. Ich sah ihr lächelnd nach. »Sie ist unglaublich«, stellte ich ehrfürchtig fest, ehe ich nochmals von meinem Glas trank und dabei nicht bemerkte, dass ich es leerte. Auch wenn ich die Coole mimte, war ich innerlich auf 2.000 Grad aufgeheizt. Meine Lieblinge reden mit mir wie mit einem Freund!
AAAAAAAAAAAAAH!
»Ja, ist sie«, bestätigte Jason und sah dabei ebenfalls in ihre Richtung. Dann tippte er mir auf die Schulter. »Kommen Sie. Mir ist es hier zu ... zu …« Er suchte nach dem passenden Wort. »Die sabbern so viel«, flüsterte er, zuckte dabei die Schultern und ging dann vor in eine Nische. Ich sabbere doch auch. Aber vielleicht sah man es mir nicht an. Ich folgte ihm auf den Fuß und war gespannt, was er noch wollte. Eigentlich sollte er sich doch mit allen unterhalten. Als ich ihm so hinterherging, fielen mir die schwarze Jeans und die braune Jacke auf, die er trug. Ich hob eine Braue und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Dann drehte er sich um und trug das braune Shirt. Lange überlegte ich, ob ich etwas dazu sagen sollte, verkniff es mir aber, denn mein Glück wollte ich nicht herausfordern. Er sah zu mir runter und wollte gerade zu einem Gespräch ansetzen, als ein paar Herren und Damen den Raum betraten, die die Stars baten, sich zu verabschieden, da sie sich für ihre Termine vorbereiten mussten. War ja klar, dass es endete, wenn es am schönsten war. Dann kam mir eine Idee. Ich nahm die Rolle von der Schulter und drückte sie ihm in die Hand.
»Bitte den Inhalt unterschreiben.« Lächelnd ließ ich die Rolle los, die er stirnrunzelnd an sich nahm und bei meiner Erklärung schmunzelte.
»Bis später«, versprach er noch und ging auf den Ausgang zu. Ich konnte sehen wie sich Daenerys zu ihm gesellte und mit ihm zu reden begann. Sie sah kurz über ihre Schulter in meine Richtung, während sich hinter mir ein Hurrikan aufbaute. Jane hatte mich entdeckt und stand nun mit verschränkten Armen vor mir.
»Was willst du?«, fragte ich genervt, schob meinen Rucksack anständig auf meine Schulter und ging in Richtung Treppe. Was ich dann erlebte, setzte dem Ganzen die Krone auf.
»Wie lange kennst du ihn schon?«, wollte sie in zuckersüßem Ton wissen. »Kannst du mich ihm vorstellen?«, klimperte sie mit ihren angeklebten Wimpern. Ich blieb stehen und verschränkte meine Arme. Dabei tippte ich mit dem Fuß auf.
»Nein. Kann ich nicht.«
»Warum nicht?«, bohrte sie nach.
»Weil das Jason Momoa ist und kein dahergelaufener Kerl, der alles für dich macht, wenn das Geld stimmt«, giftete ich sie an und drehte mich um. Sie wollte schon weiter machen, als ich die Hand abwehrend hob. »Nein. Ich helfe dir nicht, jetzt wo ich plötzlich interessant bin.« Ich ging einen Schritt auf sie zu und sah sie ernst an. »Ich bin keine graue Maus mehr, die zu viel Speck auf den Rippen hat«, knurrte ich sie an. Sie wich einen Schritt vor mir zurück, was mich innerlich feiern ließ. »Und jetzt gehst du brav nach unten und genießt die Con.« Ich ging ein paar Schritte auf die Treppe zu. »Und mich lässt du in Zukunft in Ruhe«, rief ich, während ich die Treppe runter ging mit einem Gesichtsausdruck, als hätte ich gerade die Weltmeisterschaft von was auch immer gewonnen. Als ich die letzte Stufe hinter mir gelassen hatte, eilte ich auf den Ausgang zu, durch die Glastüren nach draußen und suchte mir ein ruhiges Plätzchen, wo ich meine Freudenschreie los werden konnte, ohne dass es jemanden störte. Am Hudson River hinter der Halle wurde ich fündig. Ich tanzte einen Freudentanz und sang dabei ›The story of my life‹. Nach gut zehn Minuten hatte ich mich beruhigt und machte mich wieder auf den Weg zurück in die Halle. Und jetzt wurde mir klar, dass ich Jason Momoas private Handynummer hatte. Schnell speicherte ich seine Nummer unter seinem Namen und belegte jegliche Nachrichten von ihm mit meinem bevorzugten Sound, den ich der Graham Norton Show entnommen hatte. Breit grinsend besah ich mir mein Werk, sah mich suchend um und begann dann, mein Handy zu küssen. Da kam dann doch der Fan in mir raus.
Ich hatte immer noch dieses Erlebnis im Hinterkopf, als ich mir nach und nach die vielen Räume ansah, die dieses Center zu bieten hatte. Unglaublich viele Händler boten ihre Waren an. Andere hatten Autogrammkarten ausliegen, bereits signiert, die sie für teures Geld verkaufen wollten. Im nächsten Raum wurde Karaoke gesungen, ein anderer Raum war mit sämtlichen Konsolen und einigen PCs ausgestattet, auf denen man die Spiele spielen konnte. Selbst ein Bereich für die Brettspiele gab es, den ich mir dann doch genauer ansah. Hier saßen schon Spiellustige am Tisch, die beim Monopoly die anderen kräftig abzockten. Schmunzelnd sah ich dem Treiben eine Weile zu, ehe ich wieder hinaus ging und die riesigen Repliken der Säulen im Haus von Schwarz und Weiß betrachtete. Man hatte sehr viel Geld ausgegeben, damit die Gesichter dem Original gerecht wurden. Ich spürte, wie sich mein Mund langsam öffnete, wobei ich die erste Säule umrundete, andeutete, die Finger über den ›Stein‹ gleiten zu lassen und mich dabei wie Arya fühlte, als sie die Säulen das erste Mal sah.
»Wow«, sagte ich beeindruckt und nahm die nächste in Augenschein. Wieder lief ich eine Runde, bis ich an einer Nische hängen blieb und sie mir genauer ansah. »Das ist doch Walder Frey!«, rief ich etwas zu laut aus und hielt mir die Hand vor den Mund, zog den Kopf etwas ein und grinste in meine Hand.
»Ja. Live und in Farbe.« Jemand kam lachend auf mich zu und blieb neben mir stehen. Wohl derjenige, der für die Säulen verantwortlich war. Ich sah zu dem jungen Mann hoch, der mich neugierig ansah.
»Ich bin beeindruckt.« Nochmal sah ich nach oben und nickte dabei. »Die sind wirklich klasse geworden«, lobte ich die Arbeit, von wem auch immer die Säulen gemacht worden waren. Ich ließ meinen Blick zu den anderen Säulen gleiten, was der junge Mann mir gleichtat. »Würde ich mir die Säulen wirklich ganz genau ansehen«, ich wandte meinen Blick wieder dem jungen Mann zu, »wen würde ich wohl alles finden?« Der junge Mann kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und warf einen Blick zu den anderen Säulen.
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