Kerstin Hornung
Hinter verborgenen Pfaden
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kerstin Hornung Hinter verborgenen Pfaden Dieses ebook wurde erstellt bei
Titel Titel Kerstin Hornung Hinter verborgenen Pfaden D er geheime S chlüssel Band I
Impressum Impressum © 2021 Kerstin Hornung Redaktion: Hanna Drotleff Umschlaggestaltung: Sophie Simón Umschlagmotiv: ©tomertu Schriftdesign: Imres Fraktur Auflage 3 Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Widmung Widmung Für Simon und Hanna
Prolog
1. Waldoria
2. Pal’dor
3. Die Falkenburg
4. Elbischer Besuch
5. Der Auftrag des Königs
6. Flimmernde Luft
7. Der Rat
8. Der Weg in den Wald
9. Im Alten Wald
10. Aufbruch
11. Das Gnommesser
12. Abschied
13. Ala’na zweifelt
14. Auf der Flucht
15. Die Falle
16. Die Pforte
17. Die Entscheidung
18. Krähen
19. Das Wildmoortal
20. Von Krähen und Gnomen
Namensregister
Sprache
Danksagung
Impressum neobooks
Kerstin Hornung
Hinter
verborgenen
Pfaden
Der geheime Schlüssel
Band I
© 2021 Kerstin Hornung
Redaktion: Hanna Drotleff
Umschlaggestaltung: Sophie Simón
Umschlagmotiv: ©tomertu
Schriftdesign: Imres Fraktur
Auflage 3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für Simon und Hanna
Die Hoffnung eines ganzen Geschlechts ruhte auf dem winzigen Geschöpf, das nackt und zerbrechlich wie ein Vogeljunges im Moos lag. Im Mondlicht schimmerten die zarten Glieder wie Tau, und es wimmerte leise und kraftlos.
Jar’jana sah es an.
Es war das erste Kind, das nach Jahrzehnten im Reich der Elben geboren war, und die vorgeburtlichen Prophezeiungen verhießen ihm Kraft und Liebe gepaart mit göttlichem Beistand. Sie hatte diese Hoffnung in sich getragen und sie behütet. Sie hatte darauf vertraut, dass alle guten Vorhersagen eintrafen. Doch angesichts dieses zerbrechlichen und schwachen Wesens, das sie alleine hier im Wald zur Welt gebracht hatte und das jetzt mehr tot als lebendig dalag, schwand all ihre Zuversicht.
Überdeutlich wurde ihr klar, dass sie noch nie ein Kind gesehen hatte und nicht wusste, was sie tun musste.
Die dreizehn vergangenen Monde waren eine schwere Last für sie gewesen. Von den übermächtigen Erwartungen ihrer Familie erdrückt und überhäuft mit den Ratschlägen der Weisesten ihres Volkes, hatte sie sich auf den Weg der Besinnung gemacht, um sich innerlich auf die Geburt vorzubereiten. Ihren Aufbruch hatte sie, so lange wie möglich, hinausgezögert und gebetet, ihr Gefährte Fari’jaro möge doch noch rechtzeitig zurückkehren. Doch seit Tagen konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihm etwas Furchtbares geschehen war. Wie oft hatte sie sich in den letzten Wochen gefragt, ob sie ihn nicht doch hätte bitten sollen, bei ihr zu bleiben. Aber sie hatte ihm die Möglichkeit, noch einmal frei von Verantwortung an einer Jagd teilzunehmen, nicht nehmen wollen. Es war schließlich nicht zu erwarten gewesen, dass diese Jagd so lange dauern würde.
Und jetzt war auch noch das Kind zu früh gekommen.
Laut den Berechnungen von Ala’na der Weisen wären noch vier Wochen Zeit gewesen. Vier Wochen, in denen Jar’jana erst die Ruhe des Waldes in sich aufnehmen sollte, um dann auf der Warte ihre Seele mit der des Kindes in Einklang zu bringen, bevor die Zeit der Geburt und des Lebens begann. Im geborgenen Kreis ihrer Liebsten, unter dem fürsorglichen Blick der drei Schicksalsnornen, hätte sie schließlich das Kind in die Arme nehmen sollen.
Doch die Kleine hatte sich nicht an die Rituale der Elben gehalten.
Vorsichtig streckte Jar’jana die Hand nach ihrer winzigen Tochter aus und berührte ihre Wange. Sie fühlte sich an wie der Flügel eines Schmetterlings. Sanft strich sie ihr über die kleine Brust und über die Ärmchen.
»Lume’tai«, flüsterte sie, nahm ihr Kind auf den Arm und hielt es unsicher.
Jar´jana wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatte. Schließlich löste sie Lume’tai von ihrem Körper und betrachtete das friedliche Gesicht. Die Kleine war makellos schön. Dünne Härchen glitzerten auf ihrem Kopf, die Hände waren zu winzigen Fäustchen geballt, die Fingernägel wie Perlen am Ende jeden Fingers.
Sie strich mit einer Hand über die Wange ihrer Tochter, und Lume’tai schlug die Augen auf. Wie gebannt starrte die Elbin ihr Kind an. Solche Augen hatte sie noch nie gesehen.
»Wirst du leben?«, hauchte sie.
Die Augenlider des Kindes flatterten. Beim Einatmen röchelte es in seinen Lungen.
»Oh, Lume’tai!« Tränen der Verzweiflung flossen über Jar’janas Wangen, perlten an der samtenen Haut des Kindes ab und versickerten im Waldboden.
Weinend streichelte sie den kleinen Kopf, die Arme, die Beine. Ihre Finger erkundeten die zarte, fast durchsichtige Haut, die kühl und stellenweise noch feucht war. Jar’jana erschrak. Weder Kälte noch Hitze konnte einem erwachsenen Elben etwas anhaben, aber galt das auch für ein Neugeborenes. Ein zu früh Geborenes?
Sie riss einen großen Streifen aus ihrem Unterrock und wickelte Lume’tai darin ein, dann legte sie sich, ihr Kind im Arm, auf den weichen Waldboden und versuchte, zu Kräften zu kommen.
Sie erwachte von fremdartigen Geräuschen. Lauschend richtete sie sich auf, wurde aber sogleich von starken Schmerzen im Unterleib übermannt. Durch das dichte Blätterdach sah sie den Morgen heraufziehen. Doch es war kein ruhiger Morgen. Irgendetwas störte den Frieden des Waldes. Sie horchte, aber sie konnte nicht erkennen, was es war.
Lume’tais Köpfchen war im Schlaf leicht zur Seite gefallen. Vorsichtig legte Jar’jana die Kleine ins Moos und versuchte aufzustehen. Stöhnend sank sie zurück. Die Schmerzen waren furchtbar, sie keuchte. Aber hier im Wald konnte sie nicht länger bleiben. Sie musste sofort nach Hause. Ihre Eltern mussten ihr sagen, was mit dem Kind zu tun war.
Mit schwindenden Kräften stemmte sie sich auf die Beine. Alles um sie herum schien sich zu drehen. Sie stützte sich an einen Baum und bemühte sich, ihre Sinne beisammenzuhalten.
Die Bewegung in der Ferne wurde deutlicher. Etwas, das vorher nicht da gewesen war, kam taumelnd auf sie zu.
Eine böse Vorahnung beschlich Jar´jana und eine nie dagewesene Angst bemächtigte sich ihrer. Sie löste sich von dem Baum. Ihr Kleid war blutgetränkt. Schwarze Kreise tanzten vor ihren Augen, und die Schmerzen wurden noch schlimmer. Da schallte ein Horn in der Ferne. Vor Pal’dor!? Waren das Kampfgeräusche? Wurde die Stadt angegriffen?
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