Martine Batchelor - Loslassen lernen
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Loslassen lernen
Martine Batchelor
Übersetzung Ursula Richard
Über die Autorin
MARTINE BATCHELOR lebte zehn Jahre lang als voll ordinierte Nonne in einem Zen-Kloster.
Sie ist Autorin mehrerer Bücher und international eine renommierte Meditationslehrerin.
Mit ihrem Mann leitet sie weltweit Retreats. Sie leben gemeinsam in Südfrankreich und sind Schirmherren der Buddha-Stiftung.
www.martinebatchelor.org
Der Verlag Mittlerer Weg und die Buddha-Stiftung
Der Verlag Mittlerer Weg ist ein Projekt der Buddha-Stiftung.
Die gemeinnützige und unabhängige Buddha-Stiftung möchte Menschen die zentralen und ursprünglichen Einsichten des Buddhismus und deren praktische Anwendung im Leben in einer verständlichen Form zugänglich machen.
Das Fundament bildet dabei ein säkulares Verständnis des Buddhismus, das ohne kulturhistorisch entstandene Dogmen oder Glaubensinhalte auskommt.
Die Buddha-Stiftung fördert
den Aufbau eines säkular buddhistischen Netzwerks
den Dialog zwischen Buddhismus, Philosophie, Wissenschaft, Kunst und Religionen sowie den Dialog zwischen den verschiedenen buddhistischen Traditionen
Angebote buddhistischer Meditation als Alltagspraxis, insbesondere als Methode zur Entwicklung von Einsicht, Achtsamkeit, Offenheit und zur Bewältigung von Stress im Alltag.
Dazu veranstaltet die Buddhastiftung Symposien, Diskussionen, Retreats, Kurse Meditationsabende und veröffentlicht Inhalte in gedruckter Form und in digitalen Medien.
Die Stiftungsarbeit erfolgt auf ehrenamtlicher Basis.
Die Stiftung ist komplett unabhängig, finanziert sich nur aus Spenden und ist keiner Organisation weder finanziell, organisatorisch oder inhaltlich verpflichtet. Spenden sind steuerlich absetzbar.
www.buddhastiftung.org
Loslassen lernen
Mit buddhistischer Achtsamkeit Gewohnheiten transformieren
Martine Batchelor
Übersetzung Ursula Richard
www.buddhastiftung.org
1. Auflage, 2021
© 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »Let go« bei Wisdom Publications, Boston, USA.
Dieser Titel erschien zuletzt 2016 im Knaur-Verlag
Vollständige deutsche Neuausgabe 2021
Verlag Mittlerer Weg
© 2021 Martine Batchelor
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2021Verlag Mittlerer Weg
Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Jochen Weber, Saskia Graf
Umschlaggestaltung: Claudia Tröscher, München
Umschlagabbildung: nn
ISBN 9783754158494
Verlag Mittlerer Weg, Heidelberg
www.buddhastiftung.org
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Muster
Meditation
Greifen und Festhalten
Geistige Gewohnheiten
In Emotionen verloren
Körpersignale
Die Sucht besiegen
Liebe
Mitgefühl
Ethik
Ein kreativer Pfad
Nachwort
Danksagung
Bibliographie
Anmerkungen
Einleitung
Loslassen, was uns festhält. Mit Achtsamkeit aus alten Mustern ausbrechen ist ein Buch über die Umwandlung zwanghafter Gewohnheiten und darüber, wie Meditation diesen Prozess der Veränderung unterstützen kann. Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren Meditationslehrerin und habe in Kursen und Retreats Hunderte von Menschen getroffen, und die meisten von ihnen fühlten sich zur buddhistischen Meditationspraxis hingezogen, weil sie sich in irgendeiner Weise blockiert vorkamen oder an irgendeiner Art von Schmerz litten. Sie hofften, die Meditation werde ihnen zu mehr Stabilität und Klarheit verhelfen und sie befähigen, besser mit ihren Schwierigkeiten umzugehen. Betroffen war ich besonders darüber, wie viele Menschen unter bleibenden Verhaltensmustern litten, die ihr gesamtes geistiges, körperliches und emotionales Leben dominierten und denen gegenüber sie sich vollkommen machtlos fühlten. Es inspirierte mich sehr, wie Menschen sich verändert haben, die ihre Gewohnheitsmuster durch die Anwendung verschiedener buddhistischer Meditationsformen besser verstehen und wandeln konnten.
Die in diesem Buch beschriebenen Meditationen entstammen unterschiedlichen buddhistischen Traditionen: Die Achtsamkeitspraxis beschreibe ich als Mittel, den Geist auszurichten, um klarer zu sehen, was in jedem Augenblick geschieht. Sie wird durch die Zenpraxis der meditativen Frage ergänzt. Diese lässt uns tiefer verstehen, was an der Wurzel sich ständig wiederholender Verhaltensweisen liegt und was dieses Verhalten jeweils auslöst. Jedes Kapitel schließt mit einer Übung oder einer geleiteten Meditation ab. Dies gibt Ihnen ein Werkzeug an die Hand, mit negativen Gewohnheiten in einer neuen und kreativen Weise zu arbeiten.
Zu Beginn dieses Buches geht es darum, wie sich Verhaltensmuster durch Lernen und Wiederholung herausbilden. So kann zum Beispiel Angst, ein emotionales Muster, das wir alle kennen, sowohl positive als auch negative Wirkungen hervorrufen. Diese reichen von einem gesunden Überlebensmechanismus bis hin zu blinden Reaktionen, welche die Wirklichkeit der Situation, in der wir uns befinden, verzerren. Das führt mich zu der Frage: Welche Muster müssen wir ändern und welche nicht? Und wenn sie verändert werden sollen, wie können wir das bewerkstelligen? Meditation ist für mich ein positives und konstruktives Muster, das die Kraft hat, unsere schmerzvollen Gewohnheiten zu transformieren. Ein Schlüsselelement buddhistischer Meditation ist Konzentration. Sie hilft, den Geist zu beruhigen und die Macht blinder Reaktionen zu mindern. Ein anderes wesentliches Element ist das Fragen und Erkunden. Es erklärt uns unsere unterschiedlichen Erfahrungen und löst damit die Starre auf, die so oft aus zwanghaftem Verhalten resultiert. Zusammen praktiziert, verschmelzen Konzentration und Erforschung zu einem nichtwertenden Gewahrsein, das uns ermöglicht, in veränderter Weise auf uns und die Welt zu schauen.
Betrachten wir unsere Erfahrungen mit einem solchen Gewahrsein, können wir vielleicht entdecken, dass Greifen all unseren negativen Gewohnheiten zugrunde liegt. Ich zeige die Gefahren »positiven« Greifens auf - wenn wir etwas sehr stark wollen und begehren - und »negativen« Greifens - wenn wir voller Hass und Ablehnung sind. Indem wir uns auf das reduzieren, was wir begehren oder ablehnen, begrenzen beide Formen des Greifens unsere Möglichkeiten, kreativ und frei auf eine Situation zu antworten. Meditation lässt uns erfahren, wie Greifen geschieht, wenn unsere Sinne angeregt sind. Indem wir auf meditative Weise zuhören, können wir lernen, selbst unangenehme Geräusche auf eine ruhige und weite Weise zu hören. Schon das bloße Hören kann der Ausgangspunkt für negatives Greifen (»ich kann den Lärm nicht ertragen«) oder für die Freiheit vom Greifen (»ich kann mit diesem Lärm kreativ umgehen«) sein.
Geistige Gewohnheiten haben die Tendenz zur Wiederholung, sie machen uns flach und zweidimensional. In diesem Buch beleuchte ich einige dieser Gewohnheiten wie das Tagträumen oder Urteilen näher. Ich erforsche auch die inneren Sprachen, in denen wir uns unsere Erfahrungen selbst erzählen, und wie sie unsere Erfahrungen beeinflussen. Gewahrsein hilft zu erkennen, welch großen Einfluss gewohnte Denkmuster auf Gefühle haben. Solche Gewohnheiten prägen die Persönlichkeit und sperren in starre Verhaltensweisen ein. Durch meditatives Fragen können wir eine neue Beziehung zu unseren Gedanken herstellen und so beginnen, unsere Denkweise und dann allmählich auch unser Verhalten zu verändern. Ich beschreibe, wie Dr. Jeffrey Schwartz Meditation benutzt, um im Umgang mit Zwangsstörungen, Obsessive-Compulsive Disorder (OCD), neue Wege aufzuzeigen. Des Weiteren führe ich aus, dass es bei unseren geistigen Gewohnheiten drei Ebenen zu geben scheint, die ich »heftig«, »gewohnheitsmäßig« und »leicht« nenne - und ich stelle drei unterschiedliche Meditationstechniken vor, um mit diesen unterschiedlichen Ebenen von Verhaltensmustern umzugehen.
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