…“Aufgrund dieser Erkenntnisse ist es verständlich, dass man sich bemüht, die Reparaturvorgänge im Alter zu aktivieren!“ …
Wenngleich sicherlich diese Therapie noch Zukunftsmusik ist, so sollte man - neben dem reinen therapeutischen Nutzen - heute bereits intensiv diskutieren sich dann stellende Fragen zur Ethik und Moral aber auch allgemeine gesellschaftliche Probleme.
Bereits 1698 schrieb Jonathan Swift (1667-1745; irischer Dichter und Satiriker; er schrieb unter zahlreichen Pseudonymen - sein berühmtestes Werk lautete in der dt. Übersetzung „Gullivers Reisen“):
„Alle wollen länger leben,
aber niemand will alt sein!“
Was das Lebensalter angeht, könnte man da schon fast zustimmen.
Nur:
Was nutzt das höchste Alter, das längste Leben, wenn nicht gleichzeitig auch die Lebensqualität ge- und erhalten werden kann, wenn die Mobilität nicht mehr vorhanden, wenn Gebrechen und Leiden das Leben fast unerträglich machen oder noch (zumindest aus meiner Sicht) psychische Krankheiten den Lebenswert deutlich verringern oder gar, wenn neuro-mentale ‚Schäden‘ dem Leben eine andere Struktur geben und nicht zuletzt, wenn soziale Bindungen in Brüche gehen?
Wir müssen - ob wir nun wollen oder nicht - von Raum zu Raum in unserem Lebensgebäude - wie der eingangs zitierte Hermann Hesse dies so trefflich in Gedichtform fasste - gehen.
Nur:
Auf das „wie“ und auf das „wie wir es tun wollen“ kommt es an.
Dies hat jeder von uns in der eigenen Hand.
Das aber heißt - was noch näher beschrieben wird -, recht- und frühzeitig und vor allem auch konsequent sich um die eigene Gesundheit kümmern und einen eigenen Beitrag leisten.
Stets nach der alten Medizinerweisheit:
„Vorsorge ist immer besser als Nachsorge!“
Im Umkehrschluss also:
„Vorsorge ist zumeist und zugleich die beste Nachsorge!“
Daraus ist dann zu schlussfolgern und zugleich zu postulieren:
Ziel der (seriösen) „Anti-Aging-Medizin - ich spreche lieber von einer „Healthy- bzw. Pro-Aging-Medizin“ - ist es oder sollte es sein, weniger eine verlängerte Lebensspanne (Lebenszeit) zu erreichen.
Ziel ist es oder sollte es sein, ein Mehr an Lebensqualität zu gewinnen und abzusichern!
„Lifestyle“ ja - aber nicht um jeden Preis!
Der Preis ist heiß (hoch)...
... und oftmals entschieden zu heiß (hoch)!
Will heißen:
So wichtig das alles ist, was wir heute neu- und moderndeutsch mit dem US-amerikanischen In-Begriff „Lifestyle“ um- und beschreiben, so dürfen wir dabei allerdings und immer vier wichtige Tatsachen und Fakten nicht vergessen und außer Acht lassen:
Nicht unkontrolliert und unkritisch jeder neuen „Wunderdroge“ und jeder „Lifestyle-Aktion“ nachrennen und quasi an sich selbst „ausprobieren“.
Vielmals setzt dann später das „Sich-wundern“ (im geringeren Schadensfall) oder auch sein „Blaues Wunder erleben“ (wenn der Schaden beträchtlich ist) ein, wenn sich Nebenwirkungen und vielleicht sogar gesundheitliche Schäden (und nicht selten irreparable noch dazu) einstellen.
Aus dem „Wunder“ ist dann ein „Alptraum mit einem bösen Erwachen“ geworden.
Und:
Die Zeche zahlen nur Sie und Sie und...
Nicht jede Aktion, Aktivität, nicht jede Lifestyle-Drug ist für Sie, für Ihr jeweiliges Alter, Ihren aktuellen Gesundheits- und Belastungszustand geeignet; einige sogar ganz sicher nachhaltig schädlich!
Denken Sie bitte daran:
„Was für die/den eine/-n sinnvoll, richtig und gut, muss nicht so für alle sein!“
Lassen Sie sich Zeit, prüfen und hinterfragen Sie kritisch und besprechen Sie sich mit Ihrem Therapeuten (nur: der sollte/müsste dann von und in diesen ‚Dingen‘ auch qualifizierte Kenntnisse haben und nicht nur diese Maßnahmen als sogen. „IGeL“-Privateinnahmequelle betrachten! - honi soit, qui mal y pense (ein Schelm, der Böses dabei denkt!)) und fallen Sie bitte nicht auf den uralten „Bauernfängertrick“ der Werbung und Medien, bes. Der ‚Regenbogenpresse‘, den ‚bunten Blättern‘ (bes. auch im Internet) herein, die einzusuggerieren suchen (immer nach demselben Strickmuster, der uralten Masche: mit jungen und schönen und immens vitalen und fitten Menschen als Blickfang), dass gerade und nur dieses Produkt, diese Methode oder diese Aktion und keine andere sonst Ihnen Gesundheit usw. bis ins höchste Alter garantiert!
Nebenbei und ganz bewusst:
Wenn dann noch Wörter auftauchen wie „garantiert“, „sicher“ oder auch „absolut ohne Risiko“, dann müssen/sollten bei Ihnen sämtliche Alarmglocken schrillen!
Zuletzt noch:
Mit dem einfachen Schlucken von Pillen, dem Auftragen von Wässerchen, Tinkturen und Salben usw. kann es doch nicht sich schon wie von selbst erledigt und sichergestellt haben, das mit unserer Gesundheit und Vitalität für immer und allezeit!
Womit wir schon wieder beim Träumen angelangt wären. Da braucht es schon viel mehr und vor allem eines: Ihre eigene Aktivität!
Dies vor allem und einzig aus dem Grunde, dass aus dem Bemühen um bestmögliche Lebensqualität im Alter nicht wird ein „Spiel mit dem Feuer“ , ein zuletzt dann „unkalkulierbares und oft nicht mehr beherrschbares Risiko mit irreparablen Schäden!“
Daher bereits an dieser Stelle meine herzliche Bitte:
Super Drauf!
Vital, Fit und Gesund in’s und im Alter
aber möglichst „ohne“ [Gesundheits-]Risiko!
Unabdingbare und unverzichtbare Paradigmen sind dabei allerdings ein fester Wille, eine stabile (Selbst-)Disziplin und ein hohes Maß an Eigen-Aktivitäten [von der Abhärtung über die regelmäßige Bewegung bis hin zur Ernährung und dem Genussmittel-Konsum] durch den älter werdenden und alten Menschen selbst und für all die anderen Maßnahmen braucht es einen erfahrenen und ganzheitlich denkenden und handelnden Therapeuten.
Über allem und als Leitgedanke müssen/sollte als unerschütterliche Leitsätze stehen:
1. Primum Nihil nocere
[zurück geht dieser Satz wahrscheinlich auf Hippokrates von Kos bzw. dessen Schule – mehrheitlich zugesprochen wird er Claudio Aquaviva (1543-1615), dem 5. Generalsuperior der Jesuiten]
Heißt/bedeutet:
Zuallererst nicht (noch mehr) schaden!
So z.B. durch bestgemeinte und auch anerkannte Therapien.
2. Cui bono?
[dieser Ausspruch geht zurück auf den römischen Politiker, Anwalt und Philosoph und einen der berühmtesten Redner Marcus Tullius Cicero (106-43 v.Chr.)]
Heißt/bedeutet:
Wer ist der Nutznießer.
In der Medizin: Wem hilfts?
[die Antwort muss/sollte stets sein: „Dem Kranken“]
Für den Therapeuten sollte daher gelten: stets abzuwägen, ob die und jene Untersuchung wirklich erforderlich ist und, ob die oder jene Behandlung letztlich Sinn macht und dem Kranken weiterhilft.
3. Fortiter in re, suaviter in modo
[dieser Ausspruch geht ebenfalls zurück auf Claudio Aquaviva. – übersetzen kann man mit einmal: Kraftvoll, in der Aktion, sanft in der Art oder mit Stark in der Sache, aber schonend in der Vorgehensweise]
4. Et respice finem
vollständig: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem
übersetzt: Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ziel
[den Ursprung hat dieser Ausspruch in der Fabel ‚Zwei Frösche‘ des altgriech. (Fabel-)Dichters Äsop]
Heißt/bedeutet:
In der Medizin: keine therapeutischen ‚Schnellschüsse‘ und auch kein ‚Ausprobieren (zumal simultan) einiger bis vieler Behandlungs-Methoden und -Verfahren und zahlreicher Arzneien‘ (Polypragmasie).
Zuletzt noch: Stets muss/sollte sich der Behandlung hinterfragen nach dem
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