Hubert trug enge Jeans, die seine sinnliche Ausstrahlung noch unterstrichen. Seine Bewegungen hatten etwas Dynamisches und gleichzeitig Verwurzeltes an sich. Eine brodelnde Hitze schien aus seinem Bauch zu strömen, die sich in seinen intensiven dunklen Augen wiederfand. Sein Gesicht veränderte sich alle paar Minuten, Lachfältchen um die Augen entstanden und verschwanden wieder, wie ein Fächer, der auf- und zugeht.
Sein Mund war einfach einladend. Die kurze schwarze Frisur mit der langen Strähne, die quer über seine Stirn bis zur Mitte der Wange fiel, vereinigte ebenfalls Dynamik mit Sinnlichkeit.
Doch da Anna eigentlich mit Sebastian alleine sein wollte und dieser bereits rote Flecken auf den Wangen aufleuchten liess, ergriff sie das Machtwort, als der flirtende Hubert die beiden betont unschuldig, was es betont absichtlich erscheinen liess, zu sich nachhause einladen wollte und sagte ziemlich ruppig: «Nein». Sebastian atmete erleichtert aus, Hubert zog einen Flunsch und verabschiedete sich eisig.
Nun wäre doch anzunehmen, wenigstens für die Vernünftigeren, dass Anna so etwas wie eine Abneigung gegen diesen Eindringling Hubert empfinden sollte. Doch nein, sie war begeistert. Er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, auch wenn sie ihn immer wieder in die Verdrängnis abschob. Doch davon später.
Anna begleitete Sebastian noch bis zum Bahnhof, wo sie eine Weile rumstanden und sich anlächelten, bis er in den Zug ins Oberland stieg und sie sich zu ihrem Velo begab, um ins Wen-Do, ein Kampfsport nur für Frauen, zu fahren.
Sebastian meldete sich nicht mehr. Anna rief bei ihm zuhause an und erwischte ihn gerade noch vor seiner Abreise nach Australien. Am Telefon sagte er ihr, dass er sich auf keinen Fall verlieben wolle und jetzt sowieso in die Ferien starte. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Als sie sich etwas von diesem Schock erholt hatte, traf sie auf Hubert. Sie sass in einem Café und nippte gerade an einem grossen Tschai, als er sich ihr gegenüber hinsetzte.
«Kennst du mich noch?», war die überflüssige einleitende Frage.
Und wie sie ihn noch kannte. Er war ihr ja nicht mehr aus dem Kopf gegangen, trotz dem Seelenleid um Sebastian.
Da sassen sie also und versanken in den Augen des Gegenübers. Verbal gesehen führten sie eigentlich ein Streitgespräch um Realismus und Esoterik. Doch nonverbal stimmte der intensive Energieaustausch überein wie das Einsetzen des letzten Puzzlestückes.
Doch wie es das Leben so mit sich bringt, hatte der intensive Hubert bereits eine Freundin und wollte ihr auch noch treu bleiben. Das mit der offenen Beziehung war noch nicht in alle Köpfe gedrungen. Hubert versprach Anna, anzurufen und tat es natürlich nicht.
Nun war also Frühsommer, ein halbes Jahr später, und Anna war auf ihre Weise immer noch in die beiden verliebt. Gertrude rümpfte nur die Nase, nachdem sie Annas Gedankensprünge mitgelesen hatte. Sie also wäre nicht mehr verliebt gewesen, nach all dieser Zeit.
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