Erik Schreiber - Aus Giessen und dessen Umgebung alten Tagen

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Aus Giessen und dessen Umgebung alten Tagen: краткое содержание, описание и аннотация

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Wenn ihr im Winter, des Abends einsam am Kamine sitzend, während euch der Frost Eisblüten an die Fensterscheiben malt, eines eurer Lieblingsbücher aufschlagt, so findet ihr wohl zuweilen eine verblichene Blume oder ein dürres Laub, wie alte Gefangene, zwischen den Blättern. Ihr hattet sie vielleicht längst vergessen, und nun, da ihr sie plötzlich wiedersehet und aus ihrer Haft erlöset, dünkt euch: sie sprächen ganz leise und doch so bekannt zu euch. Da wird das zarte Geäder des Laubes zu Hieroglyphen eurer eigenen Vergangenheit, und ihr leset so manchen schönen Augenblick, den ihr mit frischen Sinnen genossen habet, als die Blume noch in der Muttererde wurzelte, als das Laub noch saftig am Zweige hing, der sich gastlich über euch wölbte.

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Und nun folge ich dem Wege, der mich von dem Hochrücken des Seltzerberges zwischen wogenden Saatfeldern gegen die Frankfurter Heerstrasse zu führt, welche gerade nach der Stadt hineinweiset. Da steht an der Strasse die neue katholische Kirche, ein einfaches, schmuckloses Gebäude, welches man gut und gern eine Kapelle nennen könnte. Ihr gegenüber seh‘ ich auf der anderen Seite der Strasse die geräumigen Gebäulichkeiten der Universität, die Bibliothek und das schöne Wohnhaus des Bibliothekars. In einem Seitenanbau befindet sich das chemische Laboratorium. Es ist gewiss eines der merkwürdigsten auf dem Kontinent. Wer kommt wohl nach Giessen, und versäumt, es zu besuchen? Wer? Nur Der, den von der Menschheit nichts interessirt als sein kleines „grosses Ich“. O man muss es sehn, dies Laboratorium, auch wenn man kein Chemiker ist. Der Gelehrte gehe hinein, wie der Studirende und der Gewerbetreibende. Dies Laboratorium hat einen Ruf, welcher der ganzen Hochschule zu Gunsten kommt, — den Ruf des Mannes, dem es seine vollständige Einrichtung verdankt. Und tritt man nun hinein, wie ist da nichts mittelalterlich - Düstres, nichts, was uns an Fausts geheimnissvolle Studirstube erinnern könnte, „wo selbst das liebe Himmelslicht trüb durch gemalte Scheiben bricht.“ Und doch waltet auch hier ein Zauberer, der die Schmerzens- und Zornworte des alten Magus: „Geheimnissvoll am lichten Tag lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben", diesen hingeworfenen geistigen Fehdehandschuh kühn aufgenommen hat. Was viele Worte: hier waltet Justus Liebig, dieser scharfe, unermüdliche, schöpferische Geist, dessen Verdienste um die ganze wissenschaftliche Gestaltung der organischen Chemie Frankreich und England anerkannt haben, und dessen, anregende Kraft Wissbegierige aus Calcutta und Mexiko um sich her versammelt. Licht, wie des Meisters Geist, ist sein Laboratorium; ich möchte sagen: es drückt gewissermaßen den Charakter aus, welchen seine Wissenschaft in der neuesten Zeit — und zwar grösstenteils durch seine Beihülfe — endlich entfaltet hat. Ja, hier umtönet es mich leise, wie Geisterstimmen:

„Wie alles sich zum Ganzen webt,

Eins in dem andern wirkt und strebt;

Wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen

Und sich die goldnen Eimer reichen,

Mit segenduftenden Schwingen

Vom Himmel durch die Erde dringen,

Harmonisch all' das All durchklingen!“

Ich fühle hier tief die Wonne des Forschers nach vollbrachter Forschung, wenn ich Ihm auch nicht folgen kann, — dies erhebende Gefühl: das Todte zu beleben durch die Kraft des freien Geistes, — eine ächte Herrscherwonne, wie sie so leicht kein Herrscher fühlt, lässt sich dem Forscher nachfühlen, der keine Autorität anerkennt, als die des ewigen Gesetzes und auch diese nur, weil er sie geprüft hat und probehaltig fand. Doch ich muss mich von dieser Stätte trennen, die ich nicht beschreiben, sondern deren Eindruck ich hur andeuten wollte.

Geschmackvolle und freundliche neue Gebäude zieren den Seltzerweg, welchen ich jetzt, in die Strasse links einbiegend, zur Seite lasse, um durch Gärten und Wiesen an's Ufer der Lahn zu eilen. Welch ein reich gesegneter Fruchtboden, wohin ich rings blicke! Von welcher üppigen Fülle strotzt die Vegetation! Es ist eine wahre Freude, diese Gärten zu betrachten, wo jeder Obstbaum ein kleiner offner Tempel scheint, dessen schlanke hölzerne Säulen die Stützen sind, auf denen die Zweige wie eine Kuppel ruhen, und wo Laub und Obst mannigfaltig -zierliche Kapitäle und reiche Festons bilden. Schade, dass die Blumen, diese sprachlosen und doch so sinnigen Jungfrauen, sich nicht auch in ihren Festkleidern zeigen, womit sie die mütterliche Erde hier so gerne ausstatten möchte, wenn auch der Mensch darauf Gewicht legte, wie zum Beispiel in dem nahen Wetzlar, wo Göthe‘s Jugendgeist über den Blumen schwebt. Hier in den Gärten Giessens nehmen sich die Blumen einfach wie hübsche Landmädchen oder brave zierliche Bürgerstöchter zwischen den sorglich gepflegten Gemüsen aus; der praktische Hausmannssinn opfert das Schöne gern dem Nützlichen oder begnügt sich wenigstens, das Erstere von der Natur zu empfangen, während er das Letztere zu veredeln strebt. Dies gilt natürlich nur im Allgemeinen; denn in einzelnen Gärten reicher Besitzer empfängt uns Flora wie die elegante Dame vom Hause im reichsten Schmuck.

Und nun bin ich plötzlich bis vor das Neustadter oder Lahn -Thor gekommen. Dicht vor mir rauschet die Lahn, welche hier eine Fuhrt gestattet, Weiter oberhalb derselben wölbt sich die alte und hohe steinerne Bracke. Ein Denkmal alter Zeit! Ich gönnte dieser Brücke gern ihr Dasein, wenn sie nur bequemer wäre, so dass man sie zu Wagen passiren könnte, — nämlich ohne Gefahr, dabei den Hals zu brechen.

Vielleicht macht dieser fromme Wunsch Eindruck auf sie, und sie wird einmal über Nacht etwas humaner. So lang sie es aber nicht ist, gesteh' ich gern, dass ich sie lieber gar nicht sähe, sondern eine bequeme und solide neue statt ihrer. Es ist gewiss gar schön, das Altertümliche zu ehren, aber es ist noch schöner, den Anforderungen der Gegenwart bereitwillig zu entsprechen; denn der Lebende hat doch wohl die nächsten Rechte! Der Fremde, der zum erstenmal hierher kommt, kann sich eines ironischen Lächelns wohl kaum erwehren, wenn er sieht, dass jedermann es vorzieht, mit der elegantesten Equipage — durch die Lahn zu fahren, statt über die Brücke, welche kaum hundert Schritte oberhalb der Fuhrt steht; und so ist die Lahn, statt von Schiffen, von Fuhrwerk aller Art belebt. Ueberhaupt erweckt der Anblick der Lahn allerlei andre Gedanken. Da fliesst sie an der gewerbfleissigen, wackren Stadt so traurig hin, als schäme sie sich, dass man sie bisher noch nicht gewürdigt hat, ihr befrachtete Schiffe anzuvertrauen, welche sie in den Rhein hinabtrüge. Und es ist doch etwas Eigenes um den Verkehr! Ein neuer Verbindungsweg, der ihm geöffnet wird, belebt gar schnell elf andere, und alle zwölf sind dann eben so viele Gäste, welche, sich bei der Industrie zu Tisch einfinden und sie freundschaftlich nöthigen, mehr aufzutragen, als bisher- für den Hausbedarf grade ausreichte. Was gilt' die Wette: Jener fatale „dreizehnte“ Tischgenosse, der vielleicht bis dahin der Einzige war, nämlich Meister Stillstand, der so gern breit im Lehnstuhl sitzt, der so gesund aussieht und doch die Abzehrung in sich trägt, stirbt dann, wie irgend ein ominöser „Dreizehnter“, bevor ein Jahr vergeht. Hiermit will ich übrigens keineswegs sagen, dass der „Stillstand“, oder wie er seiner Charge nach wohl heissen sollte: der „Rückschritt“ gerade hier in Giessen zu treffen sei. Im Gegentheil: dieser traurige Schmarotzer, dieser Spassmacher nach der Leiche findet hier allzuviel Rührigkeit, als dass es ihm gefallen könnte. Allein, — wer kann uns denn dafür gutstehen, dass er sich hier nicht — aller möglichen polizeilichen Aufsicht zum Trotz — dennoch mit der Zeit einschmuggelte, wenn das naturgemässe Bedürfniss des hiesigen industriellen Bürgerthums: gleichen Schritt mit der Gegenwart zu halten, nicht befriedigt werden sollte? Giessen ist eine von den lebhaften Schlagadern der Provinz Oberhessen, deren Blutcirkulation nicht ins Stocken gerathen darf, ohne dass der ganze Organismus darunter leidet. Und unsre Zeit folgt bei solchen Fällen dem alten Grundsatz des Hippokrates: „Was die Arznei nicht heilt, heilt das Eisen.“ Die Arznei ist die Schiffahrt, die Eisenbahnen sind das Eisen. Es ist, um wieder auf Giessen zurückzukommen, ganz unberechenbar, welche Vortheile Giessen gewänne, wenn es durch eine Eisenbahn mit dem Rhein einerseits und mit dem Norden anderseits als natürlicher Mittelpunkt in nähere Berührung gebracht würde. Ueberhaupt, wer hat die Vortheile der Eisenbahnen bis jetzt noch völlig richtig berechnet? Man rechnet meistens gar zu ausschliesslich nach Zahlen, ohne auch jenes Kapital in Anschlag zu bringen, dessen Zinsen, statt Jahren, oft blos Augenblicke bedürfen, um selbst zum Kapital zu werden und wieder Zinsen zu tragen. Doch, wie kam ich denn nur auf einmal mitten in diese Gedankenarabesken, wo sich eine Ranke aus der anderen entspinnt und neue Triebe ansetzt? Halt, ich vermuthe es. Mir war's, als hätt‘ ich dort durch die Zweige der Ufergebüsche eine Jungfrau in reizender Blässe gesehen; sie tauchte aus den Wellen empor und schlug einen grünen nassen Schleier zurück; einen blauen Blumenkelch hielt sie in der Hand, und aus den goldnen Staubfäden wuchsen die Arabesken hervor; und ein leises Klingen zog drüber hin, ein melodisches Rauschen, wie ein Lied von ferner Zeit. Gewiss: das war die schöne Lahnnixe. Aber war Vergangenheit oder Zukunft der Inhalt des Liedes? O lasst mich lauschen und alles vergessen, was rings um mich ist.

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