William Shakespeare - Ende gut, alles gut

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Ende gut, alles gut (frühneuenglisch All's Well, that Ends Well) ist ein Stück von William Shakespeare, das vermutlich zwischen 1601 und 1603 entstanden ist. Als Lustspiel kann es nicht eindeutig der Gattung der Komödie zugeordnet werden und wird daher allgemein als problem play (Problemstück) oder als dark comedy (dunkle Komödie) bezeichnet. Die literarische Vorlage lieferte eine Novelle aus Boccaccios Decamerone (3. Tag, 9. Geschichte).

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William Shakespeare

Ende gut, alles gut

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Inhaltsverzeichnis Titel William Shakespeare Ende gut alles gut Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Ende gut, alles gut William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Erster Aufzug Erster Aufzug

Zweiter Aufzug William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Dritter Aufzug William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Vierter Aufzug William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Fünfter Aufzug William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Epilog William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Impressum neobooks William Shakespeare Ende gut, alles gut Dieses ebook wurde erstellt bei

Erster Aufzug

Erste Szene

Roussillon.

Es treten auf Bertram, die Gräfin von Roussillon, Helena und Lafeu, sämtlich in Trauer.

GRÄFIN. Indem ich meinen Sohn in die Welt schicke, begrabe ich einen zweiten Gemahl.

BERTRAM. Und ich, indem ich gehe, teure Mutter, beweine meines Vaters Tod aufs neue; aber ich muß dem Befehl des Königs gehorchen, dessen Mündel ich jetzt, so wie für immer sein Vasall bin.

LAFEU. Ihr, gnädige Frau, werdet an dem Könige einen Gemahl finden; Ihr, Graf, einen Vater. Er, der so unbedingt zu allen Zeiten gut ist, muß notwendig auch gegen Euch sich so bewähren, denn Euer Wert würde seine Tugend erwecken, selbst wenn sie mangelte; und um so weniger wird diese Euch entstehn, da er sie im Überfluß besitzt.

GRÄFIN. Was für Hoffnung hat man für die Besserung Seiner Majestät?

LAFEU. Er hat seine Ärzte verabschiedet, gnädige Frau, unter deren Behandlung er die Zeit mit Hoffnung verschwendet und in ihrem Verlauf nur das gewonnen hatte, daß er mit der Zeit auch die Hoffnung verlor.

GRÄFIN. Dieses junge Mädchen hatte einen Vater – (oh, dies »hatte«! – welcher traurige Gedanke liegt darin!), dessen Talent fast so groß war als seine Rechtschaffenheit. Wäre es ihr ganz gleich gekommen, es hätte die Natur unsterblich gemacht, und der Tod, aus Mangel an Arbeit, hätte sich dem Spiel ergeben. Ich wünschte um des Königs willen, er lebte noch; ich glaube, das würde für des Königs Krankheit der Tod sein.

LAFEU. Wie hieß der Arzt, von dem Ihr redet, gnädige Frau?

GRÄFIN. Er war in seiner Kunst hochberühmt, und zwar mit größtem Recht: Gerhard von Narbonne.

LAFEU. Allerdings war er ein vortrefflicher Mann, gnädige Frau; der König sprach noch neulich von ihm mit Bewund'rung und Bedauern. Er war geschickt genug, um immer zu leben, wenn Wissenschaft gegen Sterblichkeit in die Schranken treten könnte.

BERTRAM. Und woran leidet der König, mein teurer Herr?

LAFEU. An einer Fistel, Herr Graf.

BERTRAM. Davon habe ich noch nie gehört.

LAFEU. Ich wollte, es wüßte niemand davon! – War dies junge Mädchen die Tochter Gerhards von Narbonne? –

GRÄFIN. Sein einziges Kind, Herr Ritter, und meiner Aufsicht anvertraut. Ich hoffe, sie wird durch ihre Güte erfüllen, was ihre Erziehung verspricht; ihre Anlagen sind ihr angeerbt, und dadurch werden schöne Gaben noch schöner: denn wenn ein unlautres Gemüt herrliche Fähigkeiten besitzt, so lobt man, indem man bedauert: es sind Vorzüge und zugleich Verräter; in ihr aber stehen sie um so höher wegen ihrer Reinheit. – Ihre Tugend ist ihr angestammt, ihre Herzensgüte hat sie sich erworben.

LAFEU. Eure Lobsprüche, gnädige Frau, entlocken ihr Tränen! –

GRÄFIN. Das beste Salz, womit ein Mädchen ihr Lob würzen kann. Das Gedächtnis ihres Vaters kommt nie in ihr Herz, ohne daß die Tyrannei ihres Kummers alle Farbe des Lebens von ihrer Wange nimmt. Nicht mehr so, meine Helena! Nicht so! Damit man nicht glaube, du pflegst traurig zu scheinen, ohne es zu sein!

HELENA. Allerdings pflege ich meine Trauer, aber ich bin auch traurig.

LAFEU. Gemäßigte Klage ist das Recht des Toten; übertriebener Gram der Feind des Lebenden.

HELENA. Wenn der Lebende dem Gram erst feind ist, wird diesem das Übermaß bald tödlich werden.

BERTRAM. Teure Mutter, ich bitte um Euer Gebet für mich.

LAFEU indem er Helena ansieht.

Wie verstehn wir das?

GRÄFIN.

Dich segn' ich, Bertram! Gleiche deinem Vater

An Sinn wie an Gestalt; Blut so wie Tugend

Regieren dich gleichmäßig: deine Güte

Entspreche deinem Stamm! Lieb' alle, wen'gen traue;

Beleid'ge keinen; sei dem Feinde furchtbar,

Durch Kraft mehr als Gebrauch; den Freund bewahre

So wie dein Herz! Laß dich zum Schweigen tadeln,

Doch nie um Reden schelten! Was der Himmel

Dir sonst an Segen spenden, und mein Beten

Erflehn mag, fall' auf dieses Haupt! Leb wohl! –

Mein Herr, noch nicht gereift zum Hofmann ist er:

Beratet ihn!-

LAFEU.

Was meine Lieb' vermag, sei ihm gewährt.

GRÄFIN.

Der Himmel segne dich! Bertram, leb wohl!

Ab.

BERTRAM zu Helena: Die besten Wünsche, die in der Werkstatt Eurer Gedanken reifen können, mögen Euch dienstbar sein! Seid der Trost meiner Mutter, Eurer Gebieterin, und haltet sie wert! –

LAFEU. Lebt wohl, schönes Kind! Ihr müßt den Ruhm Eures Vaters aufrecht erhalten.

Bertram und Lafeu gehn ab.

HELENA.

Ach, wär's nur das! Des Vaters denk' ich kaum;

Und jener Großen Träne ehrt ihn mehr,

Als seiner Tochter Gram. – Wie sah er aus?

Vergessen hab' ich ihn; kein andres Bild

Wohnt mehr in meiner Phantasie als Bertram.

Ich bin verloren! Alles Leben schwindet

Dahin, wenn Bertram geht. Gleichviel ja wär's,

Liebt' ich am Himmel einen hellen Stern,

Und wünscht' ihn zum Gemahl; er steht so hoch!

An seinem hellen Glanz und lichten Strahl

Darf ich mich freun; in seiner Sphäre nie.

So straft sich selbst der Ehrgeiz meiner Liebe:

Die Hindin, die den Löwen wünscht zum Gatten,

Muß liebend sterben. O der süßen Qual,

Ihn stündlich anzusehn! Ich saß und malte

Die hohen Brau'n, sein Falkenaug', die Locken

In meines Herzens Tafel, allzu offen

Für jeden Zug des süßen Angesichts!

Nun ist er fort, und mein abgöttisch Lieben

Bewahrt und heiligt seine Spur. – Wer kommt? –

Parolles tritt auf.

Sein Reisefreund. – Ich lieb' ihn seinethalb,

Und kenn' ihn doch als ausgemachten Lügner,

Weiß, er ist Narr im Haufen, einzeln Memme:

Doch dies bestimmte Böse macht ihn schmuck

Und hält ihn warm, indes stahlherz'ge Tugend

Im Frost erstarrt. Dem Reichtum, noch so schlecht,

Dient oft die Weisheit arm und nackt als Knecht.

PAROLLES. Gott schütz' Euch, meine Königin!

HELENA. Und Euch, mein Sultan!

PAROLLES. Der? Nein! –

HELENA. Und ich auch nicht.

PAROLLES. Denkt Ihr über das Wesen des Jungfrauentums nach?

HELENA. Ja, eben. Ihr seid so ein Stück von Soldaten; laßt mich Euch eine Frage tun. Die Männer sind dem Jungfrauentum feind: wie können wir's vor ihnen verschanzen?

PAROLLES. Weist sie zurück!

HELENA. Aber sie belagern uns, und unser Jungfrauentum, wenn auch in der Verteidigung tapfer, ist dennoch schwach; – lehrt uns einen kunstgerechten Widerstand!

PAROLLES. Alles vergeblich; die Männer, sich vor euch lagernd, unterminieren euch und sprengen euch in die Luft.

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