Ehe wir den Dom verlassen, verdient noch ein altes Oelbild in der Marienkapelle, die h. Jungfrau mit dem Kinde auf dem Arme darstellend, unsere Beachtung. Dieses Bild, welches wir der fränkischen Schule zuzählen, sowie die beiden in der Taufkapelle aufbewahrten Gemälde, sind die einzigen, welche glücklich die Verheerung des Domes überstanden haben. Ein auf der Rückseite unseres Marienbildes angebrachtes Pergament erzählt, daß im Jahre 1689, als die Gallier schändlicher denn die heidnischen Türken in dem Dome gewüthet, dieselben auch den Muttergottesaltar, welchen dieses Gemälde zierte, in Brand gesteckt hätten und dieser bis auf die letzten Trümmer von den Flammen zerstört, unser Marienbild selbst aber als „manifestum miraculum“ gänzlich von dem Feuer verschont worden sei.
Hiermit nehmen wir von dem Dome Abschied, fest vertrauend auf den besseren Geist unserer Zeit, welcher diese durch Alter, Geschichte und Kunst so würdige Haus Gottes gewiß nicht in Trümmer sinken lassen wird.
Weitere architektonische Sehenswürdigkeiten in Worms sind:
1) Die Paulskirche,
erbaut im J. 1016, umgebaut wegen drohenden Einsturzes 1110, neu aufgeführt nach einem Brandschaden 1261. Von den Franzosen 1689 in Brand gesteckt, wurde das Mittelschiff völlig zerstört, später im Zopfstyle neu aufgeführt und mit Fresken von Seekatz ausgemalt.
2) Die Andreaskirche,
erbaut 1020. Aus dieser Zeit stammt noch das Portal und der untere Theil des östlichen Thurmes mit einer Inschrift aus dem Jahre 1326, wonach auf einen Tag 70 Sarkophage in einer Gruft bei diesem Thurme versenkt wurden. Diese Kirche erfuhr verschiedene Umbauten, zuerst im spätromanischen und dann im gothischen Style.
3) Die Martinskirche
Erbaut in der letzten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Sie ist eine in verüngtem Maßstabe ausgeführte und wohldurchdachte Wiederholung des Domes. 1265 umgebaut (siehe das schöne westliche Portal) erlitt diese Kirche durch die Zerstörung im J. 1689 wesentlichen Schaden.
4) Die Liebfrauenkirche
Aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. 1467 völlig umgebaut, zeichnet sich diese auf 24 Pfeilern ruhende Kirche durch ihre einfache, edle und schmucklos gothische Bauweise aus. Besonders zu bemerken das schöne Portal, den Tod Mariä darstellend und die klugen und die thörichten Jungfrauen. Die Restauration dieser Kirche steht in baldiger Aussicht.
5) Die Synagoge,
wohl die älteste in Deutschland, aus dem Anfange des 11. Jahrhunderts; bei einem Aufstande gegen die Juden im J. 1615 im Innern verwüstet. Bemerkenswerth das Portal, zwei Säulen im Innern, das leider zerfallene uralte Frauenbad und die Raschi-Kapelle.
5) Die Dreifaltigkeitskirche
1725 erbaut, mit dem bekannten, künstlerisch jedoch werthlosen Gemälde von Seekatz, den Reichstag zu Worms 1521 darstellend.
DER DOM zu WORMS
und seine Wiederherstellung.
Rede
zur Feier des Geburtstages
Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs
Ernst Ludwig
und
Ihrer Königlichen Hoheit der Grossherzogin
Victoria Melita
von Hessen und bei Rhein
am
25. November 1897
in der
Aula der Grossherzogl.
Technischen Hochschule
zu Darmstadt
gehalten von
Baurat Professor HOFMANN.
DARMSTADT 1897.
J. C. Herbert'sche Hofbuchdruckerei
(Fr. Herbert).
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