Erik Schreiber - Frankfurt

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Dieser Text beschreibt die Stadt Frankfurt Mitte bis Ende 1800. Es ist die liebenswerte Beschreibung einer Stadt, die jünger ist, als die umgebenden Ortschaften, die heute Stadtteile bilden. Interessant für Historiker, Freunde der Stadt und solche, die mehr über die Vergangenheit Frankfurts erfahren wollen.

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Herausgeber

Erik Schreiber

Historisches Deutschland

STÄDTEBILDER UND LANDSCHAFTEN

AUS ALLER WELT.

No. 9.

e-book 066 Frankfurt am Main – Ein Stadtrundgang

© Saphir im Stahl 01.01.2020

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Simon Faulhaber

FRANKFURT

AM MAIN.

MIT

33 ILLUSTRATIONEN UND EINEM STADTPLAN.

ZÜRICH,

VERLAG VON CAESAR SCHMIDT.

A. M.:

INHALT

Ueberblick der Geschichte

Allgemeine Statistik

Wanderungen durch Frankfurt

Umgegend von Frankfurt

Ueberblick der Geschichte.

Zur Römerzeit war die Stelle, wo Frankfurt liegt, nicht bewohnbar. Auf der Hochebene zwischen Main und Nidda, bei Heddernheim, trafen die Militärstrassen von Mainz, Friedberg und der Saalburg zusammen. Die Dörfer auf dieser Hochebene werden früher erwähnt als Frankfurt, welches zuerst 793 urkundlich genannt wird, aber schon als bedeutender Ort, als eine Villa, wo Karl der Grosse den Winter zugebracht. — Frankfurt lag im Niedgau, auf des Reiches Boden. Schon 794 wird es locus celeber genannt, es befindet sich daselbst ein königlicher Palast (palatium) und der Ort bietet Raum für eine grosse Reichs- und Kirchenversammlung. — Die günstige Lage von Frankfurt an der Fürth des Maines bewirkte sein rasches Aufblühen; 876 wird es als Hauptstadt der Ostfranken (principalis sedes orientalis regni) bezeichnet; 994 wird es von König Otto castellum genannt, erscheint also als ein befestigter Ort, 1147 fand die erste Königswahl hier statt.

Im 12. Jahrhundert wird die Stadt bereits bis an die Strassen erweitert, welche heute die Namen „Graben“ führen (Hirschgraben, Holzgraben, Baugraben, Wollgraben) und 1333 bis an die Anlagen.

Die erste Urkunde über die Herbstmesse ist von 1227, das Privilegium der Ostermesse gab Ludwig der Baier 1330. Die goldene Bulle bestimmt 1356 als ein Grundgesetz des Reiches, dass die Königswahl hier geschehen müsse.

Wie Frankfurt aus der Verfassung einer königlichen Villa und Pfalz zur städtischen Verfassung überging, ist nicht näher bekannt. 1193 wird zuerst der Schultheiss daselbst erwähnt als oberster Herrschaftsbeamter und Stellvertreter des Königs. 1219 erscheint das städtische Gemeinwesen vollständig ausgebildet, indem neben dem Schultheiss auch Schöffen vorkommen, welche dem Stand der Burgenses angehören, während der kaiserliche Vogt von nun an verschwindet. Als Bewohner von Frankfurt erscheinen in dieser Zeit:

a) die Milites oder ritterlichen Geschlechter, noch 1272 als Ministeriales imperii bezeichnet, welche allmählich bis auf eine Familie (Praunheim-Sachsenhausen) verschwinden;

b) die Burgenses oder Grossbürger, welche vom Grundbesitz und der Kaufmannschaft leben;

c) die Kleinbürger, als Handwerker, Gärtner und sonstige Arbeiter, aus den alten Hofhörigen hervorgegangen.

In dem späteren Mittelalter zerfiel die Bevölkerung in zwei Klassen: die Gemeinde und die Handwerker, daneben bildete sich das städtische Patriciat aus. — Als weitere Bewohner der Stadt in gesonderten Stellungen sind noch die Geistlichen und die Juden zu erwähnen. Die Stadt gehörte zur Erzdiöcese Mainz; das Bartholomäus-Stift wurde 880 von König Ludwig bestätigt, später wurden noch zwei Stifter (St. Leonhards- und Liebfrauen-Stift) und mehrere Klöster (Dominicaner, Karmeliter, Minoriten oder Barfüsser) gegründet. Die Juden bildeten eine eigene Gemeinde, besassen Grundeigenthum, wohnten vermischt mit andern Einwohnern in der Nähe der Pfarrkirche und wurden als Bürger bezeichnet; erst in späterer Zeit ward ihre Lage eine gedrückte. Die erste Judenverfolgung fand am 24. Juli 1240 statt, die zweite 1349. Unter Friedrich III. wurden sie 1458 von der früheren Stelle vertrieben und seit 1460 die Judengasse am Wollgraben erbaut. Bei steigender Bedeutung der Stadt vermehrte sich der städtische Beirath des Schultheissen. 1266 werden Consules zuerst erwähnt und so entstand nach dem Vorgang der grossen bischöflichen Städte der Rath (consilium), an dessen Spitze zwei auf je ein Jahr gewählte Bürgermeister standen. 1372 erwarb auch die Stadt das schon lange verpfändete Schultheissen—Amt von Kaiser Karl IV. durch Kauf und brachte damit ihre reichsstädtische Selbständigkeit zum Abschluss. Die Stadt konnte Kriege führen und Bündnisse schliessen, die Reichstage beschicken und Unterthanen erwerben.

Der Aufstand der Zünfte von 1355 — 66 brachte keine dauernde Verfassungsänderung zu Wege. Die Niederläge der Bürger bei Eschborn gegen die Raubritter des Taunus und den Pfalzgrafen Ruprecht am 14. Mai 1389 brachte eine grosse Schädigung des Wohlstandes der Stadt.

Nachdem eine gleichzeitig mit dem Bauernkrieg 1525 in Frankfurt ausgebrochene Erhebung der Handwerker nach anfänglichem Sieg durch die Niederlage der Bauern ohne Resultat verlaufen war, gelangte 1533 die lutherische Reformation zum Siege. 1536 trat die Stadt in den schmalkaldischen Bund. Vom 17. Juli bis 8. August 1552 wurde die von den Kaiserlichen besetzte Stadt vergebens von den verbündeten protestantischen Fürsten belagert. 1554 wurde eine französisch- und eine deutsch-reformirte Gemeinde gegründet, doch blieb die Staatskirche lutherisch.

Der erste Kaiser, welcher in Frankfurt nicht nur gewählt, sondern auch gekrönt wurde, war Maximilian II. am 30. November 1562.

Die Missbräuche des Patricier-Regiments, welches ohne Controle der Bürger die Finanzen verwaltete, riefen im Juli 1612 gelegentlich der Krönung des Kaisers Matthias einen Aufstand hervor, welcher gegen Ende des Jahres durch den „Bürgervertrag“ vom 31. December 1612 zu einem glücklichen Ausgleich führte. Aber durch die Ausschreitungen der Demagogen, an deren Spitze Vincenz Fettmilch stand, wurde eine kaiserliche Commission nothwendig, und schliesslich trat eine Reaction ein, durch welche der alte Zustand wieder hergestellt wurde. Sieben der Rädelsführer, worunter V. Fettmilch, wurden am 28. Februar 1616 hingerichtet, dagegen unterblieb die versprochene Bestrafung der schuldigen Magistratspersonen. Während dieser Unruhen wurde am 22. August 1614 die Judengasse geplündert. Im dreissigjährigen Kriege zog Gustav Adolf am 17. November 1631 hier durch. Die Stadt blieb bis zum Prager Frieden 1635 in schwedischem Besitz \ die schwedische Besatzung von Sachsenhausen wurde am 9. August 1635 nach heftigem Kampfe von den Kaiserlichen vertrieben.

Die Verfassungskämpfe erneuerten sich 1705 gelegentlich der Huldigung für den Kaiser Joseph I. Es kam 1713 wieder zu einer kaiserlichen Commission, welche 1725, 1726 und 1732 eine neue Verfassung einführte mit Vertretung der Bürgerschaft und Controle der Finanzverwaltung durch dieselbe. Frankfurt hatte zu dieser Zeit im reichsstädtischen Collegium seinen Sitz auf der rheinischen Bank und war ein Stand des oberrheinischen Kreises.

Zwei grosse Brände schädigten am Anfang des 18. Jahrhunderts die Stadt: der sogenannte „Judenbrand“ am 11. Januar 1711, welcher die Judengasse in Schutt legte, und der „Christenbrand“ am 14. und 15. Juni 1719, welcher 400 Häuser im Mittelpunkt der Stadt verzehrte.

Im siebenjährigen Kriege wurde Frankfurt am 2. Januar 1759 von den Franzosen überfallen und bis zum Friedensschluss besetzt gehalten.

Nachdem am 14. Juli 1792 die letzte Kaiserkrönung, die von Franz II., in Frankfurt stattgefunden hatte, besetzten am 22. October die von Mainz kommenden Franzosen unter General Custine die Stadt und legten ihr schwere Brandschatzung auf; am 2. December wurde die Stadt von den Deutschen wieder erobert.

In der Nacht vom 12. — 13. Juli 1796 wurde die von den Oesterreichern besetzte Stadt von den Franzosen unter Kleber beschossen, wobei auch der grösste Theil der Judengasse in Flammen aufging.

Frankfurt gehörte zu den sechs Reichsstädten, die nach dem Lüneviller Frieden (1801) noch übrig blieben und denen durch den Reichs deputationshauptbeschluss von 1803 selbst in Reichskriegen Neutralität zugesichert war. Gleichzeitig wurden die in der Stadt gelegenen Stifter und Klöster säcularisirt und mit ihrem, auch auswärtigen, Besitz der Stadt zugewiesen.

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