Peter glaubte schon, dass er mit ihnen über alles reden konnte.
Der Regens nickte zufrieden. Dann sollte er mit ihnen über die Gründe reden, warum er Priester geworden war. So was helfe, die eigene Entscheidung zu rechtfertigen und gegen Zweifel zu sichern. „Denn wir wollen doch alle unseren Glauben festigen und unsere Entschlossenheit stärken, nicht wahr?“
Auch die Jungfrau nickte aufmunternd, was Peter erfreute und mit Stolz erfüllte.
Der Regens beugte sich vor. Er müsse mit seinen Freunden auch über die Probleme der sexuellen Enthaltsamkeit sprechen. Das dürfe kein Tabu sein. Denn das Schlimmste wäre doch, wenn man im eigenen Saft schmorte. Im Übrigen sei es viel besser, mit Gleichaltrigen darüber zu sprechen, als wenn er in offizieller Funktion einen Vortrag darüber halte, nicht wahr?
Peter stimmte sofort zu, was der Regens zufrieden zur Kenntnis nahm. Dann aber änderte er seinen Blick, schaute ihn sorgenvoll, auch ein wenig nervös an. Peter hätte natürlich jederzeit die Gelegenheit mit seinem Spiritual zu sprechen, und da Pater Markus sein Onkel war, konnte er dort eine Vertrautheit voraussetzen, die er als Regens erst gewinnen musste. Die Nähe zu einem Onkel dürfe aber nicht so weit gehen, dass er zu keiner freien Entscheidung mehr fähig sei. Denn nur dank freier Entscheidung dürfe er Priester werden.
Peter wurde verlegen. Ohne seinen Onkel wäre er nicht Priester geworden, aber er hatte nie geglaubt, dass er dabei einem Zwang erlag. Er wagte dem Regens nicht in die Augen zu schauen, riskierte aber einen Blick auf die Jungfrau, die tief seufzend ihren zarten Busen hob.
Auch der Regens hob seufzend seine Brust. Er komme jetzt auf die schwierigste Aufgabe zu sprechen, die auf ihn warte, und das sei das Gespräch mit seiner Mutter. Sie wollte, dass er Priester werde, koste, was es wolle. Denn das sei nun einmal ihr Herzenswunsch, wie er selbst zur Genüge wisse. Er könne aber nur wiederholen, was jeder Priesterkandidat ja zur Genüge wusste, dass er nur aufgrund seiner eigenen freien Entscheidung zum Priester geweiht werden könne.
Peter neigte demütig den Kopf und sagte, er wusste es und wollte versuchen, so gut wie möglich den Rat des Regens zu beherzigen, worauf dieser aufstand und ihn zur Tür geleitete.
Aber die guten Ratschläge des Regens halfen ihm nicht, aus seinem Dilemma herauszukommen, weil er immer noch nicht wusste, wieweit er seinem Verstand und seinen Sinnen trauen konnte. Es war aber nicht zu bezweifeln, dass Bilder vor seine Augen gerieten, die sich verstandesmäßig schlecht oder gar nicht erklären ließen. Dann konnte er nur aus dem Jenseits, das dem Verstand verschlossen blieb, Hilfe erwarten, dachte Peter. Und hier stand an erster Stelle die heilige Jungfrau, der er sein Leben weihen wollte. Sie würde ihm helfen, dessen war er gewiss.
Kurt lehnte sich zurück und nahm einen größeren Schluck von seinem Rotwein. „Ihr seht, Peter ist noch nicht aus seinem Dilemma raus, ihr könnt also eure Einbildungskraft strapazieren, um es aufzulösen.“
„Muss denn zu seinem Dilemma jetzt auch noch der Lustfinger kommen?“, klagte Rosi. „Das ist mir zu plakativ, auch wenn Franz sagt, das Plakative gehört zu einem Traum, es ist mir auch, wie soll ich sagen, zu unappetitlich!“
„Es ist auf jeden Fall eine männliche Sichtweise“, sagte Kurt. „Das Phallische kommt da doch in allen möglichen Formen vor.“
„Oh, das Phallische gibt es auch in der weiblichen Sicht, aber nicht so, wie soll ich sagen, so offensichtlich platt!“
Darauf lachten die Männer, denn das Wort „platt“ gab dem Phallischen eine komische Wirkung.
„Du hast das richtige Wort gesagt: unappetitlich!“, ergriff Kurt das Wort. „Für Peter ist die Sache mit dem Finger unappetitlich, er schämt sich dafür, deckt ihn mit der Hand zu, wann immer er kann. Aber hier sehen wir die List oder den Trick des Unterbewussten. In der Hose war das Ding, wie Peter es nennt, verborgen, unsichtbar, als Finger ist es das nicht mehr. Peter wird mit ihm konfrontiert. Er kann es nicht mehr unterdrücken.“
Rosi nickte. „Gut, das kann ich verstehen, aber trotzdem bleibt bei mir ein Unbehagen. Lohnt sich eine Geschichte über so ein Thema, das, wie soll ich sagen?, fast ins Pornografische geht?“
„Katholische Priester sind kein Randproblem in unserer Gesellschaft, auch nicht in unserer globalen Gesellschaft“, sagte Franz. „Und wenn sie ihr Zölibatproblem nicht lösen, bleibt die Zukunft der katholischen Priester ungewiss.“
„Ist denn unser Peter typisch für den katholischen Priester“, fragte Rosi. „Der Priester, an den ich mich als Kind erinnere, war eher vergeistigt und zerstreut, ließ uns Mädchen den Rosenkranz beten, schwärmte von seiner Wallfahrt nach Lourdes. Er war ein sehr gutmütiger Mensch. Seinetwegen wäre ich bestimmt nicht aus der Kirche ausgetreten!“
„Wer weiß, welche Gedanken hinter seiner vergeistigten Zerstreutheit stecken!“, gab Franz zu bedenken.
„Ich merkte jedenfalls, dass er mich mochte“, lächelte Rosi. „Aber das einzige, was er dazu sagte, war, dass ihm mein Name gefiel.“
Sie wischte sich über die Augen. „Na gut, ich werde versuchen, an den Fäden der Geschichte, die ihr mir gelassen habt, weiterzustricken. Dann sehen wir uns also bei mir das nächste Mal!“
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