Peter R. Krüger
Sternenlicht 4
Der Fehler im System
Saphir im Stahl
Bereits erschienen:
Horst Hoffmann - Insel im Nichts
Johannes Anders - Rücksturz nach Tyros
Johannes Anders - Storm
Peter R. Krüger - Der Fehler im System
Joachim Stahl - Parsifal
In Vorbereitung:
Erik Schreiber - Wanderer
Sternenlicht 4
e-book 093
Erste Auflage 01.04.2021
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
www.saphir-im-stahl.de
Titelbild: Thomas Budach
Lektorat: Joachim Stahl
Vertrieb: neobooks
Inhaltsverzeichnis
Teil 1
01 Notruf an alle Schiffe . . . . . . . . . . . 8
02 Captain Logan . . . . . . . . . . . . . . . . 19
03 Reparaturarbeiten . . . . . . . . . . . . . . 26
04 Angst um die CHARGER . . . . . . . 34
05 Der Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
06 Alle auf Position . . . . . . . . . . . . . . . 51
07 Angriff der Raumpiraten . . . . . . . . 60
08 Fluchtmanöver . . . . . . . . . . . . . . . . 69
09 Das Wrack auf dem Mond . . . . . . . 82
10 Der Schmelztiegel . . . . . . . . . . . . . . 95
11 Abwarten und einsammeln … . . . . . 110
12 … und dann zurück nach Hause . . . 117
Teil 2
13 Der Silberschweif-Nebel . . . . . . . . . 124
14 Nachtaktiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
15 Seltsame Signale . . . . . . . . . . . . . . . 140
16 Das Rätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
1 Notruf an alle Schiffe
„Notruf an alle Schiffe in der Nähe von M-46, wir werden angegriffen. Ich wiederhole, wir werden angegriffen. Piraten nähern sich unserem Kurs. Hier spricht der Erzfrachter ALBATROS III. Wir benötigend dringend Hilfe. Notruf an alle Schiffe!“
Durch die Leere des Weltraums flog ein einsames Raumschiff der Orion-Klasse. Der Kurs des Schiffs führte nahe am Asteroiden M-46 vorbei, doch war das eigentliche Ziel ein ganz anderes. Commander P.M. Walt Kargon sah seine Mannschaft grimmig an, nachdem sie den Notruf empfangen hatten. Er wusste, dass kein anderes Schiff in Reichweite war, um der ALBATROS III zur Hilfe eilen zu können. Sie alle waren erschöpft von ihrer letzten Mission, der Heimweg rief und versprach, sich von den Strapazen erholen zu können.
„Walt, wir müssen auf den Notruf reagieren“, vernahm er seinen Kommunikationsoffizier Carl Ruyther, der ihn fragend ansah.
Er wusste, dass Ruyther Recht hatte. Walt Kargon stützte sich einen Moment an der Aufhängung für die holografische Astroscheibe ab, dann fasste er einen Entschluss. Hier waren Menschenleben in Gefahr. Die Heimkehr musste warten.
„Öffne einen Kanal, Carl“, befahl er schließlich.
Der Kommunikationsoffizier war darauf vorbereitet und antwortete umgehend mit einem leichten Lächeln im Gesicht: „Ist offen!“
Kargon schob sein markantes Kinn hervor und hielt kurz inne. Seine Mannschaft war schon einige Monate im Raum. Sie hatten gerade ihre letzte Mission abgeschlossen und sollten nun zu ihrer Basis SIGMA 3 zurückkehren, um Oberst Hauser einen persönlichen Bericht zu geben. Unter anderem auch, weil sie wichtige Informationen gesammelt hatten, die als streng geheim eingestuft wurden und somit nicht via Astrokommunikation übermittelt werden durften. Doch für ihn war klar, die Besatzung der ALBATROS III hatte Vorrang.
„Hier spricht Commander P.M. Walt Kargon an Bord der JAGELLOVSK, hören Sie mich?“
„Dem Himmel sei Dank, ja, wir hören Sie, Commander. Hier spricht Captain Logan, an Bord der ALBATROS III. Können Sie uns helfen?“ Die Stimme knarzte aus dem Bordlautsprecher, im Hintergrund waren Geräusche zu hören, die darauf schließen ließen, dass die ALBATROS III bereits beschossen wurde. Es gab keine visuelle Übertragung. „Die Angreifer sind noch nicht so nahe, dass sie uns mit ihren Angriffen ernsthaft schaden können, aber das wird sich sicher bald ändern. Mit ihrem Beschuss wollen sie uns dazu zwingen, das Schiff anzuhalten, damit sie es entern können. Aber mit Ihrer Hilfe haben wir vielleicht eine Chance, Commander. Bitte, helfen Sie uns!“
„Halten Sie noch ein wenig durch, Captain Logan. Wir sind auf dem Weg.“ Die Verbindung wurde von Ruyther beendet, als Kargon auch schon seine Befehle an die Mannschaft in gewohnt militärischer Kürze herausposaunte.
„Liane, Kurs berechnen und vollen Schub geben. Die ALBATROS III hat nur wenig Zeit. Fayola“, er benutzte das Bordsprechgerät, woraufhin sich die eben Angesprochene umgehend auf einem Bildschirm zeigte, „sieh zu, dass unsere Maschinen volle Leistung bringen!“ Er wandte sich dem Armierungsoffizier zu: „Heiz die Lichtwerferbatterien an, Junior, gleich gibt es was für dich zu tun. Und ihr, Gella, James und Bilmen, haltet euch in Bereitschaft. Es kann gleich heiß werden.“
Alle drei bestätigten und Walt wusste, dass seine Mannschaft bereit war, es mit diesen Weltraumpiraten aufzunehmen.
Er nahm auf seinem Kommandostuhl Platz, als die JAGELLOVSK mit voller Geschwindigkeit in Richtung M-46 raste.
Was ihn und seine Mannschaft dort erwartete, wusste er nicht genau. Ein Pirat, so viel war klar. Die Berichte des SSD enthielten regelmäßig Informationen darüber, dass die Erzfrachterrouten gelegentlich überfallen wurden. Normalerweise kümmerten sich aber andere Einheiten der Sternenlicht Vereinigung darum. Dass er nun mit der JAGELLOVSK, einem SSD Kreuzer der Orion-Klasse, auf Piratenjagd gehen würde, war einzig dem Umstand geschuldet, dass die Menschen der ALBATROS III ansonsten dem Tode überlassen worden wären.
Hätte seine Mannschaft nicht bereits eine kräftezehrende Mission hinter sich gehabt, wäre er weniger zögerlich gewesen, denn er wusste genau, was er ihnen allen bereits abverlangt hatte. Eine Geheimmission auf GJ 3021 b hatte zur Folge, dass sie alle an ihre Grenzen gehen mussten. Am schlimmsten traf es dabei seine Sicherheitsoffizierin Gella Hailey, die trotz ihres Nahkampftrainings eine schwere Stichverletzung nicht abwehren konnte. Glücklicherweise hatte Bordarzt Doktor Smith ganze Arbeit geleistet und die Wunde bestens versorgt. Etwas Ruhe hätte ihr dennoch gutgetan und dieser Piratenüberfall passte nun so gar nicht zu ihrer verordneten Erholungsphase.
Professor Bilmen Okan, Wissenschaftsoffizier an Bord der JAGELLOVSK lag ihm bereits die ganze Zeit in den Ohren, dass er sich auf dieser Mission überflüssig fühlte. Der Piratenüberfall hatte die Lage nicht verbessert und Walt war sich sicher, dass der Professor bei nächster Gelegenheit mit erhobenen Zeigefinger vor ihm stehen und seine strengen, buschigen Augenbrauen zu einem geraden Stich über seine durchdringenden Augen ziehen würde, um sich erneut über die Situation zu beklagen.
Ganz anders war da seine Bordingenieurin Fayola Sisay, die gerne erwähnte, dass ihre Vorfahren eine lange Tradition ehemals afrikanischer Kultur pflegte. Walt hatte sich die ersten Male vorgestellt, sie würde irgendwelche Beschwörungen oder rituelle Tänze damit meinen, doch zeigte sich, dass die Traditionen eher auf Mechanik und Ingenieurskunst zurückzuführen waren. Fayola hatte sich jedenfalls noch nie beklagt, dass sie sich an Bord überflüssig vorkam. Nun, er selbst sorgte mit einigen waghalsigen Manövern ja auch dafür, dass sie auf der JAGELLOVSK ausreichend zu tun bekam.
Die leichtsinnigen Manöver musste dann auch oft seine Astrogatorin Liane Chryss berechnen und ausführen. Chryss war Klassenbeste auf der Akademie und noch vor Beendigung ihrer Ausbildung vom Sternenlicht Sicherheitsdienst abgeworben worden. Er war froh darüber, dass er die ruhige, 36-Jährige an Bord hatte. Sie schien das Weltall wie ihre eigene Westentasche zu kennen.
Sein Kommunikationsoffizier Carl Ruyther war mithin das älteste Besatzungsmitglied, was aber eher von Vorteil war. Der 52-Jährige mit dem faltigen Gesicht und dem hellen, schütteren Haar war stets aufgeschlossen und besaß eine wohltuend positive Ausstrahlung, von der sich die meisten an Bord auch gerne anstecken ließen. Seinen eigenen Aussagen zufolge, war er der erste Ruyther an Bord eines Schiffs der Orion-Klasse, doch ließ er Walt und die Anderen im Unklaren darüber, ob er auch tatsächlich der erste Raumfahrer in seiner Familie war. Abgesehen von den Kolonisten.
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