Eva Bolsani - Ein Millionär für Freddy

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Frederika – von ihren Freundinnen nur Freddy genannt – kann es nicht fassen: Obwohl ihr Horoskop so vielversprechend klang, entpuppt sich ihr Blind Date als langweiliger Geizhals. In weinseliger Laune gibt sie daraufhin eine Kontaktanzeige mit den Worten «Aschenputtel sucht Millionär» auf.
Wer rechnet schon damit, dass sich auf so eine Anzeige tatsächlich jemand meldet? Doch bereits am nächsten Tag steht der ebenso gut betuchte wie schneidige Arnold vor Freddys Tür und bietet ihr ein Geschäft an. Überzeugt davon, dass ein gnädiges Schicksal ihr diesen Traummann geschickt haben muss, stimmt Freddy zu. Doch ist der reiche Arnold wirklich der Richtige für sie?
Denn da ist ja auch noch der charmante Lebenskünstler Joe, Arnolds Chauffeur, der Freddys Herz höherschlagen lässt. Doch der scheint mehr als ein Geheimnis vor ihr zu verbergen …
Dieser Roman ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Bänden der Reihe «Die Münchner Mädels WG» gelesen werden.

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Eva Bolsani

Ein Millionär für Freddy

Liebesroman

Copyright: © 2020 Eva Bolsani

Umschlagillustration

© Bambeli GmbH

Korrektorat

www.epub24.net

Dies ist eine erfundene Geschichte. Ähnlichkeiten mit jeglichen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

COCKTAILSTUNDE

Der Mond steht heute besonders günstig. Sie profitieren sehr von seinen Energien.

Yes! Genau das, was Freddy brauchte. Strahlend stopfte sie die Zeitung zurück in ihre Handtasche, bevor sie an der Haltestelle ›Holzapfelstraße‹ leichtfüßig aus der Trambahn hüpfte. Sie konnte den ersten Satz ihres Horoskopes gar nicht oft genug lesen. Schluss mit den endlos langen Abenden, an denen sie sich mit ihren Freundinnen nur ausmalte , ihren Traummann zu treffen. Wenn heute sogar der Mond auf ihrer Seite war, was sollte dann noch schiefgehen?

Außerdem hatte sie den Ablauf des Abends perfekt geplant. Bereits gestern war sie zum Friseur gegangen – zwar hatte sie nun ihr Konto bis zum Anschlag geplündert, aber ihr naturblondes Haar wirkte mit den hübschen braunen Strähnen um einiges interessanter. Heute Morgen hatte sie dann schon mal ihre Klamotten für den Abend rausgelegt und ein Taxi vorbestellt, dass sie pünktlich zu ihrem Treffen mit Edward bringen sollte.

Edward.

Freddy ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Bei Edward musste man doch automatisch an englische Könige oder amerikanische Vampire denken. O ja, ein Edward würde ihr nicht die große Liebe vorspielen und sie dann sitzen lassen, sobald er mit ihr geschlafen hatte! Beschwingt eilte sie weiter.

»Servus Freddy! Schau dir a’mal die Tomaten an! Die hingen heid Morgen no am Strauch! Der Gschmack haut dich aus die Strümpf.«

Fast hätte sie wegen ihrer Träumerei ihren Lieblings-Lebensmittelhändler übersehen, einen waschechten Münchner mit türkischen Wurzeln, der wie so häufig in der Tür seines Ladens stand und nach Kunden Ausschau hielt.

»Von den Socken, Murat«, korrigierte Freddy ihn lachend, ließ sich aber nicht aufhalten. Wenn sie erst anfing, in Murats Geschäft herumzustöbern, würde der ganze schöne Zeitplan durcheinandergeraten.

»Socka, Strümpf, wo is’n der Unterschied? Probier lieba!«

»Das nächste Mal!«, versprach Freddy, während sie sich bereits zwischen den parkenden Autos vor dem Laden durchschlängelte und auf die Eingangstür des gegenüberliegenden Altbaus zueilte.

Jetzt musste sie es nur noch schaffen, ihr biederes Bürooutfit gegen die schicken Klamotten zu tauschen, ohne sich dabei von den guten Ratschlägen ihrer Mitbewohnerinnen aus dem Konzept bringen zu lassen, dann stand einem tollen Abend wirklich nichts mehr im Wege.

***

Joe stieg aus seinem Wagen, blickte kurz auf die Benzinger Regulateur an seinem Handgelenk und zog unwillig am Knoten seiner Krawatte, der immer enger zu werden schien. In den Fensterscheiben seines Silver Cloud III überprüfte er noch rasch den Sitz seines Anzugs, musste jedoch feststellen, dass dieser – entgegen der Versicherung des Verkäufers – die Fahrt in dem Rolls Royce nicht ohne Knitterfalten überstanden hatte. Daran ließ sich allerdings nichts mehr ändern, wenn er pünktlich sein wollte. Joe zuckte mit den Achseln und eilte mit langen Schritten auf die Kanzlei von Tobias Köppen zu.

Der Anwalt war der Einzige, der ihn jederzeit in einem derartigen Aufzug in sein Büro zitieren durfte, auch wenn Joe befürchten musste, dass sein Mentor mal wieder einen seiner unverhohlenen Verkupplungsversuche startete. Warum sonst hätte er auf Jeans, T-Shirt und seine geliebten Chucks verzichten müssen?

Womöglich ging es aber auch um ein Treffen mit jemandem, der einen ›ordentlichen‹ Job für ihn in petto hatte. Dabei wusste Köppen besser als er selbst, dass er nicht auf ein geregeltes Einkommen angewiesen war und außerdem mit den dann unvermeidlichen festen Arbeitszeiten herzlich wenig anfangen konnte. Joe hoffte ja immer noch darauf, dass der Anwalt irgendwann einsah, dass sein Schützling ein erwachsener Mann war, der nicht länger auf den rechten Weg gebracht werden musste. Ganz abgesehen davon, dass Köppen selbst am meisten davon profitierte, dass Joe nicht jeden Tag brav in ein Büro marschierte. Denn der Anwalt war bei Weitem nicht so seriös und gesetzestreu, wie es nach außen hin den Anschein hatte, und so kam Joe seit seiner Rückkehr aus den USA immer wieder in den Genuss des ein- oder anderen Auftrages, der sich in der Regel nur mit halblegalen Mitteln erledigen ließ.

Vielleicht hatte der Anwalt ja einen neuen Einsatz für ihn? Aber warum dann die Verkleidung? Er plante doch nicht etwa, Joe ganz entgegen seiner Gewohnheit einem seiner Mandanten vorzustellen?

Inzwischen hatte er die Kanzlei in der Nähe des Münchner Marienplatzes erreicht. Die Empfangssekretärin geleitete ihn direkt in das Büro des Chefs.

»Herr Köppen«, begrüßte Joe den Anwalt höflich, der strahlend hinter seinem wuchtigen Schreibtisch hervorkam und ihm die Hand schüttelte.

»Joe, wie schön, dich zu sehen!«

Auch nach all den Jahren wahrten sie immer noch eine gewisse Distanz zueinander, doch Joe war es ganz recht so. Köppen hatte in der Vergangenheit sehr viel für ihn getan. Vielleicht fiel es Joe deshalb schwer, den Anwalt als Freund zu sehen, weil er immer den Eindruck hatte, er stünde nach wie vor in der Schuld des anderen.

»Setz’ dich doch«, meinte der Köppen jovial und wies auf einen der Besucherstühle. »Wie gut, dass du gleich kommen konntest.«

Joe setzte sich und wartete darauf, dass Köppen das Gespräch mit den üblichen Fragen nach seinem Privat- und Berufsleben begann. Doch der zögerte.

»Ich brauche deine Hilfe.« Der Anwalt sah ihn nicht an und ordnete stattdessen einige Papiere auf seinem Tisch, die keinerlei Ordnung nötig hatten. »Ich möchte dich engagieren.«

Also kein Verkupplungsversuch. Sehr gut. Aber warum druckste Köppen so herum?

»Ich bin dabei«, sagte Joe, doch Köppen hob abwehrend eine Hand.

»Hör’ dir lieber erst mal alles an«, warnte er.

»Es ist egal, worum es geht«, sagte Joe fest.

Schließlich zahlte Köppen gut, und Joe war froh, wenn er etwas für seinen Mentor tun konnte.

»Die Frage ist weniger, worum es geht, sondern um wen.«

Der Anwalt seufzte tief, und Joe beugte sich erwartungsvoll vor.

»Arnold«, sagte Köppen. Um bei Joe erst gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen, von wem er sprach, fügte er hinzu: »Arnold Völkel.«

***

»… und wer hat natürlich zu viel Sangria erwischt? Der Edward!«

Edward lachte laut, und Freddy bemühte sich um ein Lächeln. Wie war sie bloß in diese Situation geraten?

Dabei hatte der Abend so vielversprechend begonnen. Edward hatte eine hübsche Strandbar an der Isar als Treffpunkt ausgesucht, er sah ganz gut aus, auch wenn seine Ohren ein wenig zu weit vom Kopf abstanden und seine Kleidung ein bisschen zu konservativ für Freddys Geschmack war, aber darüber konnte man ja leicht hinwegsehen. Dass sie bei seinem Anblick nicht gleich in Verzückung geriet, hatte sie zunächst als Versehen abgetan.

Aber irgendwann innerhalb der letzten halben Stunde kam Freddys Verstand zu dem Schluss, dass ihr Herz doch recht gehabt hatte, als es bei Edwards Anblick nicht gleich Purzelbäume geschlagen hatte. Vielleicht, als er angefangen hatte, ihr seine ganze Lebensgeschichte aufzutischen, ohne sie auch nur zu Wort kommen zu lassen? Oder als er mit einem lauten Gurgeln die letzten Reste seines Cocktails durch den Strohhalm geschlürft hatte? Bei seiner Bemerkung ›Ich muss mal für kleine Königstiger‹, mit der er sich auf die Toilette verabschiedet hatte? Oder schon, als er, ohne zu fragen, einfach zweimal Currywurst mit Pommes bestellt hatte – das billigste Gericht auf der Karte?

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