Joachim Strienz - Epigenetik in der hausärztlichen Praxis

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Epigenetik in der hausärztlichen Praxis: краткое содержание, описание и аннотация

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In diesem Buch geht es um die Epigenetik in der hausärztlichen Praxis. Die Epigenetik untersucht, wie die Aktivität unserer Gene gesteuert wird. Dabei kommt es nicht zu einer Veränderung der DNA-Sequenz, sondern es geht um das An- und Abschalten von Genen durch Methyl-Gruppen. Epigenetische Veränderungen sind im Prinzip reversibel, sie können aber auch auf unsere Nachkommen übertragen werden.

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Epigenetik in der hausärztlichen Praxis

Joachim Strienz

Grundlagen und praktische Anwendungen

Impressum

Texte: © 2021 Copyright by Joachim Strienz

Umschlag: © 2021 Copyright by Rainer Sturm_pixelio.de

Verantwortlich für den Inhalt:

Dr. med. Joachim Strienz

Augustenstr. 41

70178 Stuttgart

mail@dr-strienz.de

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Dieses Buch ist ein Lernbuch. Es stellt somit keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solche benutzt werden. Bitte wenden Sie sich in diesem Fall an Ihren Arzt. Der Autor haftet für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Wie alles begann, Pyrrolurie

2. Epigenetik

3. Epigenetische Mechanismen

4. Was beeinflusst das Epigenom?

5. Der Methylierungs-Prozess.

6. Über- oder Unter-Methylierung?

7. Epigenetik und Mitochondrienfunktion

8. Die Laboruntersuchungen

9. Epigenetik und Psyche

9.1. Neurotransmitter

9.2. Epigenetik und Depression

9.3. Epigenetik und Schizophrenie

9.4. Epigenetik und Kriminalität

9.5. Epigenetik und ADHS

9.6. Epigenetik und Autismus

9.7. Epigenetik und Alzheimer

10. Epigenetik und Hypoxie

11. Perinatale Hypoxie

12. Epigenetik in der Gastroenterologie

13. Epigenetik in der Kardiologie

14. Epigenetik in der Pneumologie

15. Epigenetik und Krebs

16. Epigenetik und Schmerz

18. Epigenetik und Ernährung

19. Epigenetik in der hausärztlichen Praxis (Zusammenfassung)

20. Nachwort

21. Literatur

Vorwort

Im Jahr 2007 konnte ich meine Erfahrungen über Kryptopyrrolurie in „Leben mit KPU-Kryptopyrrolurie“ erstmals einem größeren Personenkreis vorstellen. Es war ein aufregendes Ereignis, dass ein schulmedizinisch Ausgebildeter plötzlich begann, Patienten mit körperlichen und geistigen Störungen mit einer Mikronährstofftherapie zu behandeln. Viele Menschen, insbesondere Kinder konnten von dieser Therapie sehr viel profitieren. Es geht ihnen inzwischen so gut, dass sie nicht mehr auf den Gedanken kommen, diese Therapie wieder zu beenden. Aber, es gab auch Menschen, bei denen die Therapie nur teilweise oder überhaupt nicht helfen konnte. Es waren besonders Menschen, bei denen psychische Auffälligkeiten im Vordergrund standen. Bei ihnen musste „nachgebessert“ werden. Auch das gelang in vielen Fällen, aber leider auch nicht immer. Dafür wurden die verschiedenen Neurotransmitter gemessen und dann die entsprechenden Aminosäuren, also die Vorläufersubstanzen, substituiert. Auch auf die Hormone wurde geachtet: Schilddrüsen-, Nebennieren- oder Geschlechtshormone.

Aber ein gemeinsamer Ansatz fehlte bisher immer noch. Was war das Verbindende? Gab es vielleicht doch ein übergeordnetes System? Wenn man das hätte, dann gäbe es vielleicht weitere Behandlungsoptionen.

Carl C. Pfeiffer (1908-1988), dem wir das Konzept der Kryptopyrrolurie verdanken, hatte auch das Histamin im Visier. Von ihm stammten die Begriffe Histapenieund Histadelie. Sein Schüler William J. Walsh konnte zeigen, dass es genaugenommen nicht am Histamin, sondern am Methylierungs-Grad lag. Von ihm stammten dann auch die Begriffe Untermethylierungund Übermethylierung. Von ihm kam auch der Hinweis, dass durch eine Methyl-Gruppen-Übertragung verschiedene Gene an und abgeschaltet werden könnten. Ein Defizit an Mikronährstoffen führte dann zu entsprechenden Reaktionen. Der Therapeut wäre also in der Lage, durch Änderung der Genexpression Krankheiten zu behandeln. Dies wäre natürlich eine bemerkenswerte Errungenschaft.

Das aber ist nichts anderes als Epigenetik. Darüber wird noch viel in den nachfolgenden Kapiteln berichtet werden. Das würde dann aber bedeuten, dass Pfeiffer und Walsh Pioniere der Epigenetik waren, und wir ihnen heute nur weiter folgen müssten, um die Entstehung von Krankheiten besser zu verstehen. Gleichzeitig hätten wir dann vielleicht aber auch neue Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

In diesem Buch wird auch die historische Entwicklung dargestellt. Dadurch werden die Zusammenhänge besser verständlich. Beginnend mit der Kryptopyrrolurie wird dann der weitere Entwicklungsprozess erkennbar. Epigenetik von seinen Anfängen bis heute.

Dieses Buch richtet sich vor allem an Hausärzte. Sie sind immer bemüht, eine ganz individuelle Therapie für ihre Patienten zu finden, und sie kennen ja auch ihre Patienten ganz besonders gut. Die hier vorgestellten Therapiemöglichkeiten sollen als Ergänzung zur leitliniengerechten Therapie verstanden werden. Sie stehen nicht in Konkurrenz zu einander. Hier beginnt also der Einstieg in die Epigenetik für Hausärzte.

1. Wie alles begann, Pyrrolurie

Tim Reckmannpixeliode Bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts - фото 1

©Tim Reckmann_pixelio.de

Bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in Kanada begonnen, bei verschiedenen, überwiegend psychischen Erkrankungen, vermehrt Mikronährstoffe einzusetzen. Alles begann damals mit Niacin oder mit Nicotinsäureamid, also mit Vitamin B3.Tatsächlich konnten dadurch verschiedene Symptom dieser Erkrankungen gebessert werden. Abram Hoffer war ein Pionier dieser Therapie. Später arbeitete er mit Carl C. Pfeiffer zusammen. Beide konnten eine Stoffwechselstörung nachweisen, die sie als Pyrrolurie bezeichneten. Ein Zink- und Vitamin B6-Mangel stand bei diesen Patienten dabei ganz im Vordergrund. Viele Ärzte setzten damals diese Therapie ein. 1973 überprüfte eine Arbeitsgruppe der „American Psychiatric Association“ (APA) eine große Zahl von Studien und kam zu der Aussage, dass die Wirksamkeit dieser Therapie nicht gerechtfertigt sei. Das war sicherlich damals für Carl C. Pfeiffer eine große Enttäuschung gewesen.

Abram Hoffers Nährstofftherapie wurde also von der etablierten Medizin nie akzeptiert, aber einige Ärzte auf der ganzen Welt setzten sie dann trotzdem bis heute weiterhin ein.

Pyrrole wurden also vor über 70 Jahren entdeckt. Die rötlich-violette Farbe des Urins kam diesen Forschern zu Hilfe. Sie sprachen damals von einer malvenfarbenen Tönung des Urins. Beim Zusatz von „Ehrlich-Reagenz“ zum Urin entstand diese Verfärbung. Dieses Ehrlich-Reagenz ist eine Lösung aus 2 % Dimethylaminobenzaldehyd in 20 %iger Salzsäure, die dazu benutzt wird. Dieser „Malvenfaktor“ wurde dann zum Gegenstand aktiver Forschung. Einige Patienten mit psychischen Problemen hatten damals den „Malvenfaktor“. Die weitere Forschung ergab, dass es sich bei der malvenfarbigen Substanz um ein Pyrrol handelte.

Diese Substanz wurde weiter untersucht und sie wurde dann aber unterschiedlich bezeichnet. Einmal als Kryptopyrrol, dann als Hydroxyhemopyrrolin-2-one. In Europa, vorwiegend in den Niederlanden auch als Hämopyrrolaktam. Möglicherweise unterscheiden sie sich chemisch, aber die Patienten hatten alle die gleichen Symptome. Es ist nicht möglich, einen Unterschied bei diesen Patienten bezüglich ihrer Symptome zu finden.

Diese unterschiedlichen Bezeichnungen sind also ohne praktischen Wert, denn die Therapie ist nämlich immer die gleiche.

Um dieser Verwirrung aus dem Weg zu gehen, sollte heute der Begriff „Pyrrol“ bzw. „Pyrrolurie“ oder „Pyrrolstörung“ benutzt werden.

Carl C. Pfeiffer übernahm dann die weitere Forschung von Abram Hoffer. Er war zu diesem Zeitpunkt ein prominenter amerikanischer Arzt. Er führte die Mineralstofftherapie weiter. Dabei gab es allerdings immer wieder Schwierigkeiten mit der Universitäts-Medizin, die zwar selbst oft an ihre Grenzen stieß und den Menschen zum damaligen Zeitpunkt oft keine wirklich wirksame Therapie anbieten konnte. Pfeiffer beschloss dann, die Schulmedizin zu verlassen und gründete sein eigenes Forschungszentrum. Es war das Princeton Brain Bio Center in Skillian, New Jersey.

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