Etwas Erleichterung brachte ihm dann die Zustimmung zu seinem Plan der Fluchtvorbereitung. Hoch im Norden der weiten Ebene, die seit vielen Generationen ihre Heimat war, hatte er Frauen, Kinder, Alte, Bauern, Handwerker, Jäger und Gelehrte mit vielen Vorräten in ein Basislager untergebracht.
Fluchtfertig, die vielen Tragetiere und Fuhrwerke bereit. Er hatte viele Fuhrwerke bauen und alle vorhandenen Fuhrwerke zum Basislager bringen lassen.
Die Schlacht begann gut für sein Volk, seine Taktik, mit drei starken Keilen in die Front der wilden Horde zu stoßen, das brachte schnellen Erfolg und verwirrte die Krieger der wilden Horde lange Zeit.
Die Katapulte schleuderten die Gefäße mit dem brennenden Öl in die Horden von Kriegern, tierisch kreischend wälzten sich die Getroffenen in dem brennenden Öl, der Gestank nach verbranntem Fleisch war bestialisch, die Bogenschützen schossen Bündel von Pfeilen in die anstürmenden Unholde, die schreiend und wild fluchend vor blinder Wut in dem Pfeilhagel zusammenbrachen.
Die Kriegerinnen schossen in atemberaubender Schnelligkeit ihre Pfeile auf die Krieger der wilden Horde und rissen damit große Lücken in die Front der Angreifer. Berge von Leichen war die Folge dieser gezielten Attacke, die wilde Horde rannte lange wie kopflos auf dem Schlachtfeld herum und wurde von den Kriegern der weiten Ebene erbarmungslos niedergemacht.
In diese Lücken stießen die Krieger der östlichen, der mittleren und westlichen Provinz mit vehementer Gewalt, die Reiterei stieß zusätzlich in die Flanken der wilden Horde. Der Lärm der heftigen Kämpfe betäubte die Ohren, aber die Schreie der Verletzten übertönten allen Schlachtenlärm.
Die Krieger der wilden Horde kämpften zum Teil mit ungeschlachteten Waffen, grob zusammengehauen und gebaut, mit großen Keulen oder mit wuchtigen Eisenstangen, mit denen sie wie irrsinnig um sich schlugen und damit furchtbare Wunden rissen.
Das Blut floss in Strömen, das Blut der Bestien matschte den Boden und verbreitete einen widerlichen Gestank, es war dickflüssig wie Sirup und beinahe schwarz, auch dunkelgrün.
Die Fratzen der Gegner waren selbst für erfahrene Krieger ein abstoßender Anblick. Die Krieger der weiten Ebene wurden von dem Blut ihrer Gegner so durchnässt, dass sie Mühe hatten, ihre Waffen im festen Griff zu halten. Schon nach kurzer Zeit trug jeder Krieger größere oder kleinere Verletzungen davon.
Dank der weitaus besseren Kampftechnik konnten sich die Krieger der drei Ebenen dennoch lange und erfolgreich gegen die wie besessen kämpfenden Horden behaupten.
Kreischend schnitten sich die Schwerter durch die primitiven Rüstungen, doch kaum hatte ein Krieger seinen grauenhaften Gegner getötet, sprangen sofort zwei, drei neue auf ihn zu.
Es war ein töten ohne Ende, die Massen der wilden Horde waren nicht zu besiegen und selbst den besten und härtesten Krieger der östlichen Provinz verließen dann die Kräfte.
Das zweite Dorf wurde durch die dicken Rauchsäulen, die durch die vielen Brände im Muldendorf entstanden, früh gewarnt und in aller Hast machten sich die Einwohner des zweiten Dorfes auf den Weg ins Basislager, so wurden nur wenige Opfer der heranstürmenden wilden Horde, auch hier wüteten die Bestien wie irre, es sah aus, als würden diese Ungeheuer einen irrationalen Hass auf alles Schöne haben, mit nicht zu fassender Wut zerschlugen sie alles, was sich ihnen in den Weg stellte und wieder brannte ein Dorf lichterloh und reihte sich mit dem Feuer in die vielen anderen brennenden Dörfer ein.
Die fliehenden Bewohner des zweiten Dorfes wurden kurz hinter ihrem Dorf von Bogenschützen, Schwertkämpfern und Reitersoldaten abgeschirmt, die Soldaten wehrten nur die einzeln vorpreschenden Bestien der wilden Horde ab und zogen sich mit den fliehenden Einwohnern Richtung Norden zum Basislager zurück.
Die flüchtenden Menschen waren in der Mitte zwischen dem zweiten und dritten Dorf angekommen, als weitere Flüchtlinge zu ihnen stießen. Die Menge der Fliehenden wurde dadurch noch größer und zu langsam, durch das hinzu drängen der vielen Menschen stockte der Fluss der Fliehenden, verzweifelt versuchten die Soldaten, Ordnung in das Chaos zu bringen, es war vergeblich und dann gellten entsetzte Schreie auf, die wilde Horde hatte die fliehenden Menschen erreicht und ein schreckliches, ein entsetzliches Abschlachten begann.
Die Menschen und Soldaten wurden von den Massen der Angreifer einfach überrollt.
Vor wilder Freude über den leichten Sieg tierisch grölend, zog die Horde weiter zum nächsten Dorf. Die Eroberungen der jetzt fast ohne jeden Schutz dastehenden Dörfer waren für die Bestien der wilden Horde ein leichtes Spiel, schnell brannte ein Dorf nach dem anderen.
Lange sah es trotz seiner Sorgen nach einem Sieg seines Volkes aus, aber dann musste er erkennen, dass sie gegen die Massen der wilden Horde auf Dauer keine Chancen hatten, es war eine Übermacht von vier, fünf oder gar mehr auf einen seiner Krieger.
Obwohl fast alle Krieger von den Grenzen abgezogen wurden, obwohl die Kasernen auch alle jungen Krieger in den Kampf schickten, reichte es nicht, um gegen die wilde Horde zu bestehen.
Das Ausdünnen der Grenzsoldaten hatte fatale Folgen für die weite Ebene. Als wenn die wilde Horde nur darauf gewartet hätte, dass die Krieger der weiten Ebene von den Grenzen abgezogen wurden, um in den Kampf im Norden einzugreifen, kamen die Bestien in einer breiten Front über den südlichen Fluss, zerschlugen jetzt mit Leichtigkeit die Grenzbefestigungen, töteten mit wilder Wut die wenigen Krieger, die an der Grenze verblieben waren und strömten wie die schwarze Pest in die weite Ebene, sie zerschlugen ein Dorf nach dem anderen, ohne großen Widerstand vorzufinden, weil eben alle Krieger in den Norden beordert waren. Die Bestien töteten alles, egal ob Frau, Kind, alte Leute oder Tiere, mit einer unfassbaren Grausamkeit wüteten sie unter den Bewohnern der Dörfer, denen die Flucht nicht mehr gelungen war.
Jedes Haus, jedes Gebäude wurde verwüstet und in Brand gesteckt, brennende Menschen rannten irre schreiend durch die Trümmer ihrer Dörfer, selbst die festen, aus Stein gebauten Häuser wurden zerstört, es sah aus, als ob die wilde Horde nicht nur die Menschen vernichten wollten, sie wollten die weite Ebene vernichten.
Darkahr neigte seinen behelmten Kopf und dankte mit einem stillem Gebet ihrem Gott, dass es ihm gelungen war, den Beginn des Kampfes bis auf den frühen Nachmittag hinaus zu zögern, weil er wusste, dass die wilde Horde nicht gerne im Dunkeln kämpft.
Er hoffte, dass er damit vielen Kriegern das Leben retten konnte, denn die wilde Horde zog sich tatsächlich, wie von ihm erwartet, mit dem Einbruch der Dämmerung zurück, ungeachtet dessen, dass sie kurz vor einem kompletten und vernichtenden Sieg standen.
Leider waren sie nicht mehr in der Lage, die sich zurück ziehenden Horden zu verfolgen und so vielleicht doch noch die Niederlage zu mildern.
Sirgith stieß den von Darkahr geforderten Pfiff mit all ihrer verbliebenen Kraft aus und tatsächlich erhoben sich einige Gestalten und kamen schwankenden Schrittes auf Darkahr und Sirgith zu.
In der aufkommenden, bedrückenden Stille konnte Darkahr Sirgith nach ihrem Sohn fragen, der schon lange im Basislager in Sicherheit war. Darkahr seufzte erleichtert auf. Während sich einige Krieger langsam um Darkahr sammelten und Sirgith die Wunden der Krieger versorgte, wanderten Darkahrs Gedanken zurück zu dem Zeitpunkt, als sein Volk die ersten Kontakte mit den Kriegern der wilden Horde hatte. Vor vielen Sommern drangen die ersten Krieger in die weite Ebene ein, aber sie stellten keine echte Bedrohung dar, schnellwurden sie von den Kriegern der Provinzen besiegt.
Damals wurde dann von dem Dorfältesten angeordnet, das eine ständige Präsenz von Kriegern aus allen Provinzen an dem Ufer des südlichen Flusses, der die weite Ebene von Osten bis Westen abschloss und sie ideal vor Eindringlingen schützte, patrouillieren sollte, um so etwaige Eindringlinge sofort abfangen zu können. Auf der anderen Seite des südlichen Flusses war ein riesiges Waldgebiet, das ihre Vorfahren durchquert hatten, auf der Suche nach einer neuen Heimat, fast undurchdringlich, auch deswegen war es schier unmöglich, die weite Ebene zu erreichen.
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