Clara hatte ihn tatsächlich vor seiner Frau gerettet, aber war sie jetzt wirklich so weit, das über ihn zu denken? War er zu ihrem Seelenwurm geworden, der sie mittlerweile mehr Kraft kostete, als er ihr in der wenigen gemeinsamen Zeit geben konnte? Würde sie es sich noch einmal anders überlegen?
Ein Leben ohne sie konnte er sich doch überhaupt nicht mehr vorstellen, er brauchte sie! Sie war für ihn der Fels in der Brandung, der wichtigste Mensch in seinem Leben.
Wie er das Spiel hasste, in dem er gefangen war! Trotzdem musste er weitermachen, weil es nicht anders ging.
Aber jetzt war es wirklich Zeit aufstehen, sonst würde seine Frau wieder irgendjemanden aufscheuchen, der dann nach ihm suchen musste. Das machte sie immer, wenn er sich verspätete und sie kannte genügend Leute, die ihr zu Diensten waren.
Rosenberg stieg ins Auto und als er das Tor öffnete und von der Auffahrt auf das Haus schaute, hatte er das Gefühl, sein Auto hätte den Weg alleine gefunden, denn er war dafür eigentlich viel zu sehr in Gedanken gewesen.
Wenn ihn seine Frau gleich danach fragen würde, wo er so lange gewesen war, wollte er ihr erzählen, dass er nach dem Gottesdienst noch für die nächste Orgelmatinee geübt und Verwaltungskram im Pfarrbüro erledigt hätte.
Er sperrte die Wohnungstür leise auf. Dann sah er, dass es nicht nötig gewesen wäre, weil seine Frau nicht im Bett lag, sondern am Wohnzimmerfenster saß. Sie hielt zwar den Kopf gesenkt, als würde sie schlafen, aber sie schlief nicht. Seine Frau litt immer still vor sich hin, und wenn er es genau nahm, hatte sie das schon vor ihrer Krankheit getan, als es objektiv noch gar nichts zu leiden gegeben hätte. Sie war ihr eigener Seelenwurm.
Er schaute sie an. Ihre Hände lagen in dem dicken Muff, den sie zusätzlich zu ihrer warmen Decke brauchte, damit sie nicht fror. Hatte sie sich seit dem Frühstück nicht mehr bewegt? Ihr Teller und die Kaffeetasse standen noch wie vorhin auf dem Tisch.
„Na, endlich“, sagte sie tonlos.
Er überlegte, ob er sich erst neben sie auf den Fenstersims setzen oder lieber gleich in die Küche gehen sollte.
Sie nahm ihm die Entscheidung ab, denn sie würdigte ihn keines Blickes. Das war also noch alles wie immer, nur das mit Clara nicht mehr.
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