Andreas Osinski - Zerrissen

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Der angesehene Verleger Klaus-Dieter Warbs wird morgens vor seiner Haustür entführt. Seine Ehefrau Lisa steht vor einer harten Probe, denn bereits vor Jahren gab es in der Familie einen Entführungsfall, der ungeklärte Fragen hinterließ. Gibt es eine Verbindung zu dem früheren Fall? Weiß die Tochter mehr als sie dürfte? Wer ist der Verräter? Oder ist die Weste des Opfers doch nicht so weiß wie es scheint?
Mit alten Bekannten und neuen Freunden kommt Privatdetektiv Dirk Hayenfeldt der Lösung des Falles immer näher und muß erkennen, daß nichts so ist, wie es scheint. Die Grenzen zwischen Täter und Opfer verschwimmen immer mehr, bis zum Schluß der Fall zwar gelöst wird, ein bitterer Nachgeschmack jedoch bleibt und alle Beteiligten erkennen müssen, daß Rache ein denkbar schlechtes Motiv ist.
Die Musik zum Buch gibt es bei Youtube, Suchbegriff Andreas Osinski
Zerrissen: Titelsong
Zerrissen: Feuer
Zerrissen: Wasser
Zerrissen: Erde
Zerrissen: Luft
Entsprechende Links finden sich am Ende des letzten Kapitels.

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Ein Vollzugsbeamter hatte ihn begleitet, ohne Handfesseln und stets im Hintergrund. Am geöffneten Grab dann hatten sie ihm alle die Hand geschüttelt. Er wußte nicht genau warum und hatte sich sehr unbehaglich gefühlt. Und er hatte eine rote Rose auf den Sargdeckel geworfen, danach eine Schaufel Sand. Und als alle gegangen waren, hatte er noch eine zeitlang am offenen Grab gestanden und wirklich Abschied genommen. Allein! Der Mann nahm einen weiteren tiefen Zug der Zigarette und drückte den Nacken wieder gegen das abgewetzte Leder der Kopfstütze. Eine wohltuende Kühle durchflutete seine Nackenmuskulatur und er wandte den Kopf leicht nach rechts und links. Theo hatte diese Armbanduhr geliebt. Und niemals hatte sein Bruder diese Uhr abgelegt. Nie hatte man ihn ohne gesehen. Nicht einmal beim Duschen. Theo hatte sich diese Breitling von seinem ersten selbstverdienten Geld gekauft und lange darauf sparen müssen. Alle hatten ihn für verrückt erklärt, so viel Geld für eine Uhr auszugeben. Aber es war seinem Bruder wichtig gewesen. Diese Armbanduhr war das einzige, was ihm als Erinnerungstück geblieben war. Diese Armbanduhr, eine handvoll vergilbter Fotos und ein paar schöne Erinnerungen aus der gemeinsam verlebten Kindheit.Er konnte sich noch gut darin erinnern, wie sie als Kinder zusammen geangelt hatten. An ihrem See, wo sie auch beide das Schwimmen erlernt hatten. In der Schule dann waren sie das erste Mal voneinander getrennt gewesen. Aber nur Vormittags. Nachmittags waren sie wieder die Clausen-Gang. Sie hatten immer zusammengehalten. Wie Pech und Schwefel. Und keiner konnte ihnen etwas anhaben! Dann hatten sie sich eine zeitlang aus den Augen verloren. Theo war nach Canada gegangen und hatte dort sein Glück versucht. Sein Bruder hatte eine tolle Frau kennengelernt und dort geheiratet. Dann hatten sie sich wiedergetroffen und diese Entführungsgeschichte durchgezogen. Es war Theo`s Idee gewesen. Und dann.... Mit einer fließenden Bewegung beugte sich der Mann vor und drückte den Zigarettenstummel in den überquellenden Aschenbecher. Angestrengt und mit zugekniffenen Augen blinzelte er kurz hinüber zum Hauseingang. Nichts hatte sich verändert. Alles war ruhig. Fast sieben Jahre war es jetzt her, daß man Theo erschossen hatte, ging es ihm durch den Kopf. Es war eine Hinrichtung. Ein einziger gezielter Schuß aus nächster Näche direkt in den Hinterkopf. Mit einer großkalibrigen Waffe, wie es damals im Polizeibericht gehießen hatte. Der Anwalt seines Bruders hatte ihm die Ermittlungsakten überlassen und ein Wachmann hatte sie ihm in die Zelle geschmuggelt. Für ein paar Mark. Es hatte eindeutig nach einer Auftragsangelegenheit ausgesehen. Er hatte genug Zeit gehabt, sich im Gefängnis darüber zu informieren, sich mit dieser Sache zu beschäftigen. Und er hatte auch die entsprechenden Leute kennengelernt. Freunde, die ihm freimütig und voller Stolz erzählt hatten, was zu tun war, wenn man jemanden beiseite schaffen wollte. In jeder größeren Stadt gab es Typen, die über gewisse Kontakte ins Millieu verfügten und die die richtigen Verbindungen herstellen konnten. Man mußte nur oft genug und an richtiger Stelle erwähnen, daß man da ein gewisses Problem hatte. Natürlich alles hinter vorgehaltener Hand. Die Verbindung zwischen Auftraggeber und Killer wurde dann über diese Kontaktperson hergestellt. Irgend jemand kannte jemanden, der wiederum jemanden kannte, von dem man gehört hatte, daß er jemanden kannte, der solche Probleme schnell und sauber aus der Welt schaffen konnte. In den meisten Fällen wurde eine Person aus dem Ausland rekrutiert. Jemand, der -sagen wir mal für fünfundzwanzigtausend plus Spesen- bereit war, ins Land zu kommen und den Job zu erledigen. Für die Vermittlung des Killers waren dann noch einmal ein paar Hunderter erforderlich, wenn einem die Kontaktperson nicht noch einen Gefallen schuldig war. Die Hälfte des Geldes war sofort fällig, die andere Hälfte nach erfolgreicher Erledigung des Jobs. Der Preis hing von verschiedenen Faktoren ab. Die Beseitigung einer Person des öffentlichen Lebens, womöglich noch durch Leibwächter ständig bewacht, war teurer als die der eigenen Ehefrau. Die konnte man schon für fünftausend aus dem Weg räumen lassen. Sauber und diskret! Und fast günstiger als eine Scheidung. Die Planung des Jobs selbst erfolgte vom sicheren Ausland aus, soweit dies möglich war. Ein neueres Foto und eine handvoll Daten reichten aus. Dazu Informationen über bestimmte wiederkehrende Gewohnheiten, bevorzugte Restaurants, Hobbies und familiäre Verhältnisse. Der Killer kam ins Land, erledigte schnell und profesionell seinen Job und saß, noch ehe die Leiche richtig kalt war, schon wieder im Flieger. Business-class, versteht sich! Der Auftraggeber blieb im Hintergrund und behielt eine weiße Weste. Es gab keinerlei direkte Verbindung zwischen Auftraggeber und Killer. Oftmals kannten sie sich überhaupt nicht. Saubere Sache! Den Killer seines Bruders hatte man nie geschnappt. Er selbst hatte nicht die leisete Ahnung, wer und vor allen Dingen w a r u m jemand Theo hatte aus dem Weg räumen lassen. Gut, sie hatten einige Dinger am laufen gehabt, damals, und sie waren auch recht erfolgreich gewesen, für ihre Verhältnisse. Aber sie konnten doch niemanden so sehr auf die Füße getreten sein, als daß es einen Mordauftrag rechtfertigen konnte. Und warum nur Theo? Warum dann nicht auch er?War es etwa sein Glück, daß er sich bereits im Gefängnis befand, als Theo umgebracht wurde? Hatte das vielleicht sein Leben gerettet? Wäre er sonst auch dran gewesen? Aber auch im Gefängnis konnte man jemanden umbringen lassen, hatte man ihm erzählt. Gezahlt wurde einfach später. Oder die Ehefrau erhielt das Geld, um sich und die Kinder über Wasser halten zu können. Und vielleicht wäre es sogar besser gewesen, der Killer hätte auch noch ihn umgebracht! Seine neuen Freunde im Gefängnis hatten ihre Kontakte nach draußen genutzt und in der Szene ein bißchen herumhorchen lassen. Aber niemand wußte etwas. Keiner hatte etwas gehört. Möglicherweise war es ein Außenstehender, der den Mordauftrag damals erteilt hatte. Der bärtige Mann schüttelte ungläubig den Kopf und blickte wieder hinüber zum Hauseingang. Nichts hatte sich verändert. Alles ruhig. Die Zeit schien still zustehen! Zielstrebig aber mit leicht zitterigen Fingern bewegte er die rechte Hand in Richtung Autoradio, umfaßte dort den linken Knopf mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger und drehte ihn so weit nach rechts, bis er einen Widerstand verspürte. Ein mechanisches Klicken drang an sein Ohr, als er über diesen Widerstand hinaus noch weiter nach rechts drehte. Vergleichbar mit dem Geräusch, das der Sicherungshebel einer Pistole verursacht, wenn man ihn umlegt. Dann folgte Rauschen. Ein durchdringendes und alles erstickendes Rauschen. Vorsichtig drehte der Mann den rechten Knopf des Radios, bis das Rauschen zugunsten einer sympathisch klingenden weiblichen Stimme schließlich aufgab. Es schien ihm ein Kampf zu sein. Ein Kampf zwischen kalter, von Menschenhand geschaffener Tontechnik und menschlicher Nähe. Ein Kampf, bei dem er ausnahmsweise einmal nicht direkter Beteiligter, sondern Schiedsrichter war. Drehte er den Knopf des Radios auch nur leicht nach links, so wurde die Stimme leiser, um schließlich ganz und gar in dem farblosen Rauschen unterzugehen. Drehte er ihn nach rechts, so untermalte die Stimme das Rauschen. Zuerst schwach und kaum verständlich, dann deutlich und dominant.Er war es, der die Fäden in der Hand hielt. Er konnte das Geschehen nach seinem Willen ablaufen lassen, konnte es beeinflussen und es auch beenden, wenn ihm danach war. Einfach so.Mit einer langsamen Bewegung beugte sich der bärtige Mann wieder vor, griff in die verkratzte Mittelkonsole und fingerte eine neue Zigarette aus der angebrochenen Marlboroschachtel. Entspannt lehnte er sich in den Sitz zurück, nachdem der erste tiefe Zug die Lungenflügel passiert hatte. Er schloß die Augen. Alles war genauestens geplant. Das Versteck für Klaus-Dieter Warbs war hergerichtet und der Übergabeort für das Lösegeld nach tagelanger Überlegung auch gefunden. Beides waren ihre Ideen gewesen. Sie wußte, wie man an den Schlüssel für die Gewerbehalle gelangen konnte und sie hatte auch den genialen Einfall für die Übergabe des Lösegeldes. Zuerst hatten sie überlegt, ob Lisa Warbs die Koffer mit dem Geld nicht einfach von einer Brücke werfen sollte. Sie hätten unter dieser Brücke gewartet, das Geld in den Kombi geladen und wären dann einfach verschwunden. Aber er hatte Bedenken gehabt. Denn was wäre gewesen, wenn einer der Koffer plötzlich aufgesprungen wäre? Es war ihm zu unsicher. Sie hatten dann noch eine paar andere Varianten durchgespielt, bis ihr plötzlich der Einfall mit der Fähre gekommen war. Der Mann nahm einen tiefen Zug der Marlboro und blies den Rauch leicht angewidert und mit einem heftigen Hustenanfall aus.Der Mietwagen stand bereit und die drei Flüge nach Toronto waren gebucht. Für Freitag. Ein Flug für die Morgenmaschine, zwei Flüge für die Abendmaschine. Am nächsten Tag würden sich sich alle in der Lodge treffen. Bei einem guten Glas Wein. Oder einer Dose Bier. Ein Umtausch des Geldes wie bei der ersten Entführung war nicht erforderlich, hatten sie entschieden. Damals war sein Bruder davon ausgegangen, daß das Lösegeld vielleicht präpariert sein würde. Theo hatte einfach auf Nummer Sicher gehen wollen. Aber es war nicht der Fall. Von dem eigentlichen Lösegeld war ihnen damals nur gut ein Viertel geblieben. Nicht gerade sehr viel! Diesmal hatten sie auf einen Umtausch verzichtet. Sie hatten darauf vertraut, daß das Lösegeld in Ordnung sein würde und sie vertrauten darauf, daß Lisa Warbs das Leben ihres Mannes nicht leichtfertig auf`s Spiel setzen würde. Die Zigarette zwischen den Lippen schmeckte nicht sonderlich. Er hatte zuviel geraucht, in den letzten paar Tagen. Aber es hatte ihn beruhigt. Der Zigarettenqualm stieg ihm ins Gesicht und brannte in den Augen. Unweigerlich mußte er blinzeln und das linke Auge begann zu tränen. Mit einer mechanischen Handbewegung zog der Mann die halbgerauchte Zigarette aus dem Mundwinkel und drückte sie in den randvollen Aschenbecher unter dem Autoradio.Dann blickte er wieder nach draußen und tastete die Gegend ab, während er mit der linken Hand das Seitenfenster des Wagens eine Spalt herunterkurbelte. Ein wenig Sauerstoff würde ihm jetzt guttun. Als sein Blick den Hauseingang streifte, bemerkte er, daß sich irgendetwas verändert hatte. Ein winziges Detail nur. Es war zunächst nur eine Ahnung, nur so ein unbestimmtes Gefühl. Aber etwas war nicht mehr so, wie es vorher war. Noch war ihm nicht bewußt, was es war. Aber er wußte, daß es da war und daß es nicht in das bisherige Szenario des Hauseingangs paßte. Der Mann versuchte, das Blinzeln zu unterdrücken und die Augen weit aufzureißen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Und es dauerte auch nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er erkannt hatte, was ihn so irritierte. Es war die Eingangstür. Sie stand offen. Einen winzigen Spalt nur. Leicht zu übersehen! Gerade soviel, wie man eine Eingangstür vielleicht offenstehen läßt, wenn man kurz vor dem endgültigen Verlassen bemerkt, daß man trotz aller menschlichen Vorausplanungen doch noch etwas vergessen hatte und man glaubte, daß es sich einfach nicht mehr lohne, die Tür nur aus diesem Grund nochmals zu schließen! Aber wenn die Eingangstür geöffnet war, mußte sein Opfer die Alarmanlage bereits abgeschaltet haben, schoß es ihm siedendheiß durch den Kopf! Dann würde er auch das schwarze Eingangstor öffnen und auf das Grundstück gelangen können! Er schluckte mehrmals. Sollte er den Plan einfach abändern und nicht darauf warten, bis Klaus-Dieter Warbs das Anwesen mit dem Wagen verließ? Sollte er einfach hinübergehen und ihn schon jetzt in Empfang nehmen? Einfach so? Sein Herz schlug schnell und er überlegte fieberhaft. Er mußte es jetzt entscheiden. Hier und jetzt und ohne ihre Hilfe! „Denk nach, denk nach!“ entfuhr es ihm laut. Auf jeden Fall war es sicherer, Klaus-Dieter Warbs nicht auf offener Straße abzufangen. Auf dem Grundstück gab es ein paar gute Möglichkeiten, sich zu verstecken. Er konnte sein Opfer einfach überraschen. Von hinten! Keine unnötige Konfrontation. Kein überflüssiger Blickkontakt! Außerdem war der gesamte Eingangsbereich des Anwesens nur von einer ganz bestimmten Stelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite gut einsehbar. Und genau an dieser Stelle stand sein Volvo! Der bärtige Mann blickte wieder hinüber zum Hauseingang und bemerkte, wie sich die schwere Holztür im Morgenwind leicht hin und her bewegte. Als ob dies ein Zeichen war, auf das zu reagieren war, griff er mit seiner Linken hinter den metallenen Türöffner und zog diesen kräftig zu sich heran. Vorsichtig, so als hinge alles von dieser bevorstehenden Aktion ab, stemmte er seinen linken Ellenbogen gegen das dunkle Leder der schweren Wagentür. Ein lautes und durchdringendes Quietschen durchschnitt die morgendliche Stille, als die Fahrertür seines Volvos dem Druck schließlich nachgab und mit einem Satz aufsprang. Der Mann hielt abrupt inne. Eine unerträgliche Hitze schoß plötzlich in ihm hoch. Sein Kopf schien zu glühen und das Herz pochte wild. Er wagte es nicht mehr, zu atmen. Schlagartig wurde ihm bewußt, daß die gesamte Umgebung dieses Geräusch gehört haben mußte. Wenn er schon bisher nicht aufgefallen war, so mit Sicherheit jetzt! Wie regungslos verharrte er zunächst auf dem Sitz, atmete dann mehrmals tief durch und sah sich wieder prüfend zu allen Seiten um. Alles war unverändert. Kein zeterndes Hundegebell, keine zurückgezogenen Gardinen. Nur diese eine geöffnete Eingangstür zu seiner Linken. Er schloß für einen Moment die Augen, drückte den Nacken gegen das kühle Leder der Kopfstütze und versuchte sich wieder zu beruhigen. Nochmal gutgegangen, ging es ihm durch den Kopf. Was würde er jetzt für eine Zigarette geben. Nur eine einzige Zigarette. Aber dafür war jetzt leider keine Zeit mehr. Ein letztes Mal sah er sich prüfend um und schlich im Zeitlupentempo aus seinem Wagen, die Eingangstür zu seiner Linken stets im Auge behaltend. Sofort suchte er Deckung hinter der halbgeöffneten Fahrertür, nachdem er diese noch ein wenig mehr aufgedrückt hatte. Sein Herz schlug noch immer schnell und pulsierend. Es klang so, als bearbeitete man mit einem schweren Hammer einen Amboß, um diesen von irgendwelchen verborgenen bösen Geistern zu säubern. Durch das geöffnete Seitenfenster hindurch lugte er auf das gegenüberliegende schwarze Eingangstor. Vielleicht zehn Meter trennten ihn jetzt noch von dieser Barriere. Der Mann wartete einige Sekunden, machte dann einen kurzen Schritt zur Seite und schob mit seiner Rechten die schwere Wagentür ins Schloß. Er atmete tief durch, hielt die Luft an und schlich in geduckter Haltung auf die andere Straßenseite. Die noch nicht ganz gewichene Morgendämmerung gab ihm den nötigen Schutz. Sofort suchte er wieder Deckung hinter der rechten Klinkersäule, nachdem er die breite Vorortstraße mit einigen kurzen Schritten überquert hatte. Wieder hielt er die Luft an, verharrte für einen Moment wie regungslos und wandte sich dann wenige Zentimeter nach rechts. Von dieser Position aus war der gesamten Eingangsbereich gut zu überblicken. Es hatte sich nichts verändert. Sein Herz schlug wie wild. Nur noch wenige Meter trennten ihn jetzt von der geöffneten Eingangstür, seinem Ziel. Von seinem Standort aus wirkte das mächtige Tor rechts in seinem Rücken noch gewaltiger, noch unüberwindbarer. Er mußte mehrmals schlucken. Und im Vergleich zu diesem hochherausragenden Tor fühlte er sich winzig. Winzig und irgendwie unscheinbar.Wie im Zeitlupentempo griff der Mann in die Seitentasche der Jacke und zog die Walther heraus. Er spürte, wie seine Hand wieder zu zittern anfing, ihm einfach nicht mehr richtig gehorchte. Hoffentlich würde er diese Waffe nicht benutzen müssen, ging es ihm durch den Kopf, als er sich ein letztes Mal nach rechts umschaute. Nachdem er sich mit einem prüfenden Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite vergewissert hatte, daß ihn auch von hier aus niemand beobachtete, sprang er mit zwei kurzen Sätzen auf die Mitte des wuchtigen Metalltores zu. Ehrfürchtig drückte er mit seiner Linken die massige Eisenklinke herunter und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den linken Torflügel. Schwer und geräuschlos setzte sich der Metallkoloß in Bewegung und schwang langsam nach innen auf. Ein knirschendes Geräusch drang an sein Ohr, als er mit langsamen Schritten das Anwesen betrat. Und ihm wurde schlagartig bewußt, daß es nun keinen Weg mehr zurück gab. Er hatte die sichere Welt vor dem Tor verlassen und war im Begriff -wenn auch nur für einen kurzen Moment- in diese für ihn so fremde Welt einzudringen. Nur solange, wie dieser Job dauerte. Keine Sekunde länger. Hier hatte er nicht das geringste zu suchen und es gab keinerlei Verbindung zwischen ihm und dieser Welt. Mal abgesehen von ihr, die Frau die er liebte und die hier aufgewachsen war. Er hatte die allerletzte Warnung mißachtet, dem erhobenen Zeigefinger keinerlei Beachtung geschenkt und war durch dieses Tor marschiert. So einfach war das. Er befand sich auf der Zielgeraden und keiner konnte ihn mehr stoppen. Vorsichtig und in geduckter Haltung schlich der Mann die Auffahrt zu den Garagen hinauf, machte einen kleinen Schwenk nach rechts, bis schließlich das gemauerte Eingangspodest vor ihm lag. Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich, atmete nochmals tief durch und drückte den Rücken eng an die rechte Marmorsäule. Er spürte die durchdringende Kühle des Mauerwerks durch den Stoff seiner Jacke hindurch, als er den Kopf hob und den Sicherungshebel der Walther umlegte.Читать дальше
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