Mal ganz unter uns und im Vertrauen gesagt, hätte ich damals schon gewusst was ich heute weiß, nämlich dass der Boden unter meinen Füßen nicht nur mal kurzzeitig ins Wanken, sondern regelrecht über Stunden hinweg in eine Art Feixtanz mit Neptun gerät, wäre ich ein wenig zurückhaltender und weniger überschwänglich an die ganze Sache herangegangen was das Thema Schiffsreisender anbelangt .
Soweit – so gut und los geht’ s wie versprochen:
Herr Sher: „ ...hatten Sie jemals Probleme mit der Polizei“
„ äähhh, nö!“
Herr Sher: „... nehmen Sie Drogen“
„äähh- WIE BITTE!“ ...
“nehmen Sie Drogen“
„ natürlichnicht“ ...
Herr Sher... hatten Sie ... haben Sie ... könnten Sie ... würden Sie ... machen Sie ... glauben Sie ... brauchen Sie ... hoffen Sie ... benutzen Sie ... bekommen Sie ... tragen Sie ... wussten Sie … wünschen Sie ... lernen Sie... kennen Sie... schätzen Sie... essen Sie... trinken Sie... lesen Sie ... können Sie schwimmen ... tragen Sie Prothesen ... haben Sie Gütertrennung ... usw., usw., usw...
Nach einer geschlagenen halben Stunde Befragung, kam ich mir vor als wäre ich einer der meistgesuchten Terroristen oder Schwerverbrecher auf Gottes Erdboden.
Mir schien es als sei ich im falschen Film gelandet. Eigentlich dachte ich doch, ich wäre James Blond, aber nee, das war „Das letzte Gericht ...“
Wie sich letztendlich sehr schnell zu meiner Beruhigung herausstellte, mussten die Fragen aus einem simplen, aber sehr gewichtigen Grund gestellt und beantwortet werden: das Schiff auf dem ich reisen sollte, also die IMKS, ist kein kleines Ausflugsschiff, wie ich irrig für mich angenommen hatte, auch schippert es auf keinem Fluss hin und her, ... eine weitere meiner irrigen Annahmen
..., Nein, und spätestens jetzt traf mich der Schlag mitten in die Magengrube ...
“Die IMKS, auf die wir Sie gerne einladen würden Herr Sher, ist ein Passagier – Reise - Schiff welches derzeit die „Karibik“ bereist und auf das Sie, nach Sichtung und Begutachtung Ihrer Demo DVD, durch die Reedereiverantwortlichen – Personalchefs, … zur Bereicherung des angebotenen Show – Programms, als Gastkünstler ...“
Rauschen!!!!...
Ich hatte nur noch Rauschen im Ohr, ein Schweißausbruch jagte den Nächsten, vor meinen Augen tanzten die Sterne Polka und ich hatte
das „Anfangs-Einstiegs-Reisedatum“ nicht mitbekommen ...außerdem … mmmm, wo haben die meine DVD her? - Von mir ...?!?könnte sein ... - da war mal was – egal jetzt ... WANN kann´s losgehen???
Mit einer leichten Schnappatmung stellte ich dann die für mich alles auf den Kopf stellende Frage...
„Entschuldigung Herr Hase, ich hatte gerade eine Störung in der Leitung, könnten Sie mir bitte nochmals das Abreise-Datum und das Reiseziel nennen …!“
„Aber, gerne Herr Sher, wenn es Ihnen möglich wäre alle notwendigen Vorbereitungen in kurzer Zeit zu treffen, wäre Freitag Ihr Abreise-Termin. Alle erforderlichen Unterlagen zur Reise werden Ihnen alsbald zugestellt. Ihr Reiseziel und Anlegehafen der IMKS ist die Stadt „La Romana“ dort beginnt die 14 tägige Karibikrundreise ...“
„Ich bitte vielmals um Entschuldigung aber welchen Freitag meinten Sie jetzt genau ..., nur um meine weitere Terminplanung koordinieren zu können. Freitag den wievielten sagten Sie????“ ...
Spätestens jetzt kam ich mir vor wie James Blöd, denn ich kapierte immer noch nicht!
„Herr Sher, Freitag. Kommenden Freitag“ ...
„ … könnten Sie das hinbekommen????“..........
NAAAA KLAAAR, ÜBERHAUPT KEIN PROBLEM; SINDJA NUR 1000 DINGE ZU REGELN.WOLLTE DER MICH JETZT VERARSCHEN ODER NURAUF DIE PROBE STELLEN.
„Sicherlich Herr Hase, es dürfte kein Problem sein das hin zu bekommen ...“
„Prima Herr Sher, dann auf eine gute Zusammenarbeit und viel Erfolg auf der IMKS!“
„Ich werde meine Sekretärin anweisen umgehend alle notwendigen Formalitäten aufzusetzen, Ihnen innerhalb der nächsten Stunden zu faxen und möchte Sie noch bitten, diese umgehend ausgefüllt und unterschrieben wiederum an uns zurückzusenden, wenn Ihnen möglich ebenfalls per Fax. So können wir auf dem schnellsten Weg mit den jeweils zuständigen Behörden, den für Sie zuständigen Personen auf dem Schiff und in der Reederei wie auch auf den Flughäfen etc. Kontakt aufnehmen und alle Notwendigkeiten regeln“.
„Wir freuen uns sehr Sie dabei zu haben Herr Sher.“
„Sämtliche Vertrags- sowie Reiseunterlagen die Sie benötigen werden Ihnen dann per Express innerhalb der nächsten 48 Stunden zugestellt.“
„Sollte Ihnen oder mir jetzt auf die Schnelle noch eine Wichtigkeit entgangen sein können Sie mich jederzeit unter der Nummer.........../
…............kontaktieren. Wie gesagt, wir freuen uns Sie an Bord zu haben, haha ... in diesem Sinne ... auf wieder hören Herr Sher“ …
Nach einer gefühlten Ewigkeit holte mich ein monotoner Brummton ins Leben zurück. Den Telefonhörer in meiner Hand anstarrend, kam ich ganz langsam wieder zur Besinnung. Mein Gehirn begann, wie ein Dampfdruckkessel erst langsam aber mit zunehmendem Dampfdruck, auf Hochtouren zu laufen. Tausend und abertausend Dinge schossen mir gleichzeitig durch den Kopf. Doch als das Wichtigste schien mir erst einmal festzustellen ob ICH TATSÄCHLICH NOCH ALLE TASSEN IM SCHRANK HATTE!!!
Nachdem ich mir selbst, im hoffentlich vollen Besitz meiner geistigen wie körperlicher Kräfte, ernst – und glaubhaft versichert hatte, nicht unter Gehirnschwund zu leiden, erfasste mich eine beängstigende Regsamkeit.
Zum besseren Verständnis sollten Sie wissen, dass der in den letzten Seiten beschriebene Schicksalstag kein Samstag, Sonntag oder Montag war. Nein auch kein Dienstag. Es war ein MITTWOCH!!!
Irgendwie musste ich doch den Verstand verloren haben oder zumindest mich in einer Art von Verwirrung, aufgrund eines bis hierhin noch nicht größer aufgefallenen beziehungsweise bemerkten Gehirnschwundes, befunden haben!
Meine Hirnwindungen signalisierten nur noch SOS ... mindestens fünftausend Dinge die zu regeln und erledigen waren...
Immer wiederkehrende Selbstgespräche, die doch ein wenig meinen Geisteszustand in Frage stellten ... und diese überdimensional große, imaginäre Zeitschaltuhr in meinem tiefen Inneren, die urplötzlich, wie ein Jeannie aus der Flasche auftauchte und sofort begonnen hatte rückwärts zu laufen, um jede abgelaufene Minute mit einem Paukenschlag und einem Nadelstich auf meinem Trommelfell zu verkünden …
Kurzum, mein ganz persönlicher Wahnsinn hat begonnen zügig und ohne Aufenthalt volle Fahrt aufzunehmen.
Bis heute habe ich nicht die geringste Ahnung davon, wie es mir gelungen ist, einen geistigen und in manchen Punkten sogar schriftlichen Maßnahmen - Katalog zu erstellen und innerhalb eines minimalen Zeitraumes von achtundvierzig Stunden abzuarbeiten, für den man im Normalfall und mit helfenden Händen sprich mindesten zwei weiteren Personen, mindestens vier, na ja gut, sagen wir drei Wochen benötigt. Unter anderem war dafür zu sorgen, dass …
mein Sohn gut untergebracht und versorgt wird, zur Schule gebracht und wieder abgeholt wird,
mein Hund Picco Bello dreimal am Tag gefüttert und ausgeführt wird,
mein Büro am Laufen gehalten wird (okay zu großen Teilen muss diese Arbeit mein voll ausgebildeter und gut gewarteter Anrufbeantworter übernehmen den Rest, also postalische Arbeiten werde ich vertrauensvoll meinem Großraum – Briefkasten überlassen),
der Rasen gemäht und die Hecken geschnitten werden und der Rest meines familiären Umfeldes, wegen der urplötzlich eingetretenen chaotischen Umstrukturierungsmaßnahmen, bei guter Laune gehalten wird, so dass ich meine erste Reise als „Schiffsreisender Künstler“ in die KARIBIKantreten kann.
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