Das Armeeleben ist nicht so unangenehm wie ich es mir vorstellte und ich hoffe, dass ich bereit bin, meine ganze Pflicht zu tun, bis zum Tode, wenn nötig. Ich vertraue darauf, dass ich leben und, wenn es sein muss, sterben werde wie ein christlicher Kämpfer.
16. Oktober 1861 :Wir haben soeben unseren so genannten „California Oven" aufgebaut, um unser Zelt zu wärmen. Er besteht aus einem großen, mit Steinen bedeckten Loch in der Mitte des Zelts, das über einen Kanal oder eine Passage verfügt, mittels derer der Rauch abziehen kann, sowie einem zweiten Kanal, der einen Luftzug hereinlässt. Die Kanäle liegen unterirdisch und wir haben den obersten Stein des Ofens weggelassen, um Holz hineinwerfen zu können. Er funktioniert gut und hält uns sehr warm.
Bischof Clark aus Rhode Island kam heute an, gerade als wir zur Parade aufmarschierten. Er wandte sich an das Regiment und sagte uns, dass es Hauptmann Steere, der abwesend ist, besser geht, und dass er bald wieder zu uns stoßen wird.
Wir haben täglich Bataillons-Drillübungen und sie werden für gewöhnlich mit doppeltem Tempo absolviert.
Donnerstag, 17. Oktober 1861 :Heute um 13.00 Uhr marschierten die Regimenter etwa fünf Kilometer in die Umgebung des Columbia College, wo wir uns den anderen Regimentern der Brigade (7. & 36. New York) anschlossen und von General Darius N. Couch, unserem Brigadekommandeur, gedrillt wurden. General Buell war anwesend, und beide Offiziere gratulierten Oberst Wheaton und seinem zweiten Regiment zu ihrer Professionalität. Wir kamen gegen Einbruch der Dunkelheit zurück und als die Linie entlassen wurde, trat ich aus Versehen in ein Loch und verdrehte mir den Knöchel.
Mir wurde gesagt, seit dem Mexikokrieg habe in den Vereinigten Staaten keine Drillübung auf Brigadeebene mehr stattgefunden. Es war ein schöner Anblick, so viele Truppen beim Manöver auf der weiten Ebene zu sehen.
Freitag, 18. Oktober 1861 :Da ich lahm bin, war ich heute vom Dienst bei der Fahnenwache entschuldigt und hatte somit eine gute Möglichkeit, die Übergabe der Flaggen, die von in Kalifornien lebenden Rhode Island-Stämmigen gespendet wurden, zu sehen. Um 13.00 Uhr formierte sich unser Regiment in Linie, wobei die Männer ihre besten Uniformen und weiße Handschuhe trugen. Das 4. Rhode Island und eine Artilleriebatterie aus Pennsylvania waren zu unserer Linken. Die Generäle Buell und Couch sowie viele andere Offiziere waren anwesend.
Die Truppen wurden von Gouverneur Sprague besichtigt, gegen 15.00 Uhr erschienen Präsident Lincoln und seine Gruppe und eine weitere Besichtigung durch den Präsidenten fand statt. Die Fahnen wurden durch Gouverneur Sprague überreicht. Die Trommeln wurden gerührt und die Batterien feuerten einen nationalen Salut ab. Dann stellte sich das Regiment dicht zusammen, Bischof Clark hielt eine Ansprache und ein anwesender Geistlicher sprach ein Gebet. Es war bereits dunkel, als wir entlassen wurden und uns zurück zu unseren Zelten begaben, um unser Abendessen einzunehmen, während die Offiziere und Gäste Oberst Wheaton zu seinem Quartier begleiteten, wo es Truthahn zu essen gab. Das Essen für uns Soldaten bestand aus Reis.
Wir hatten heute einen regelrechten Feiertag, quasi einen 4. Juli, und ich habe ihn sehr genossen.
Oberst Wheaton ließ eine begrünte Laube errichten und sie mit Flaggen schmücken, wodurch sie zur malerischen Szenerie beitrug. Das Regiment sah hübsch aus mit seinen neuen Gürteln und Messingschnallen. Der Oberst überreichte den Mitgliedern der Fahnenwache neue weiße Handschuhe.
Sonntag, 20. Oktober 1861 :Heute wurden die regulären Gottesdienste gehalten. Feldwebel Andrew Bates und Korporal William Baker vom 4. Rhode Island waren heute bei mir und wir besuchten Fort Slocum, das mit seinen durch die Schießscharten drohend auf uns herabblickenden großen Eisengeschützen sehr kriegerisch aussieht.
Hauptmann Edward H. Sears hat das Kommando über Kompanie "D" niedergelegt und einen Posten als Oberleutnant in einer der Rhode Island Batterien angenommen. Wir vermögen nicht zu sagen, wer unser neuer Hauptmann sein wird. Wir hätten gerne, dass Leutnant William Ames befördert wird, aber wir fürchten, dass diese Hoffnung enttäuscht werden wird.
Montag, 21. Oktober 1861 :Kompanie "D" hat heute Postendienst. Ich fuhr hinaus zur Linie auf einem Gepäckwagen, der ihre Rationen transportierte, und verteilte die Post.
Mittwoch, 23. Oktober 1861 :Kalt und regnerisch. Es passiert nicht viel, und die Jungs sitzen über ihren Feuern in den Zelten.
25. Oktober 1861 :Noch immer sehr kalt. Leutnant Ames hat ein Paket Decken aus Rhode Island erhalten und sie an unsere Kompanie verteilt. Mehrere Päckchen sind angekommen und eines von ihnen ist für mich. Die Päckchen werden alle nach Spirituosen durchsucht, bevor sie an die Männer ausgegeben werden. Ich stimme dieser Maßnahme zu, da es viel Ärger vermeidet, denn einige Männer neigen dazu, sich zu betrinken, sobald sich eine Möglichkeit bietet.
Heute besuchte ich Fort Slocum. Einige vom 4. Rhode Island Regiment kamen heute in unser Lager.
Sonntag, 27. Oktober 1861 :Pfarrer Osgood aus Lynn, Massachusetts predigte heute Morgen vor dem Regiment. Bei der Parade wurde eine Meldung verlesen, in der der Tod von Oberst Baker des Kalifornien-Regiments, getötet bei Ball`s Bluff, bekannt gegeben wurde.
Die Männer haben ihre Zeit heute damit verbracht, ihre Freunde in anderen Bereichen des Lagers zu besuchen. Neue Uniformjacken wurden heute ausgegeben, aber da noch nicht alle Kompanien diese erhalten haben, trugen wir sie bei der Parade noch nicht. Ich mag die Rhode Island Bluse noch immer am liebsten, da sie locker sitzt und bequemer ist.
Wir machen das Beste aus unserer Lage und sind inzwischen recht einfallsreich darin, alle möglichen Annehmlichkeiten für unsere Zelte zu erfinden.
30. Oktober 1861 :Heute hatten wir eine schöne Drillübung. Die Übung fand nahe den Kalorama Heights statt und die folgenden Regimenter nahmen teil: 2. Rhode Island, 7. Massachusetts, 36. New York, 1. U.S. Chasseurs (65. New York), 23. Pennsylvania, 61. New York und die 1. Long Island Freiwilligen. Die 6. Pennsylvania Kavallerie „Rush`s Lancers" wurde zur gleichen Zeit gedrillt. Ein Sturmangriff der Reiterei erstaunte uns ziemlich, aber ich bevorzuge es, zu Fuß zu kämpfen, mit einer guten Muskete in der Hand. Unser Regiment übte die Karreeformation, um der Kavallerie widerstehen zu können und wir denken, wir sind in guter Verfassung für den Armeedienst.
Das Geschwätz in den Zeitungen über die Armee widert uns an. Wenn diese zuhausegebliebenen Helden einmal hierher kämen, würden sie ihre Meinung über die Armee und ihre Manöver ändern.
Dienstag, 5. November 1861 :Zu meiner großen Überraschung ließ Oberst Wheaton heute nach mir schicken und fragte, ob ich gerne als Sekretär dem Hauptquartier unserer Division, kommandiert von General Don Carlos Buell, zugeteilt werden möchte.
Natürlich sagte ich ja und so wurde die entsprechende Nachricht abgefasst und bei der Parade verlesen. George Clendennin, dessen Platz ich einnehme, ist zum Oberstabsfeldwebel im zweiten Regiment ernannt worden.
Ich betrachte meine Ernennung als eine Beförderung und mit Sicherheit als einen großen Gefallen, denn sie entbindet mich sowohl vom nächtlichen Dienst als auch von den Drillübungen. General Buells Hauptquartier befindet sich in Zelten auf einem Feld nahe dem Lager und eines der Zelte wird mir als Büro zur Verfügung gestellt. Der General ist zweifellos ein guter Soldat, aber meiner Meinung nach wohl auch ein strenger Zuchtmeister, denn er verlangt von den Sekretären, stehen zu bleiben, während er im Bürozelt verweilt. Aber er ist freundlich zu mir und ich mag seine Art. Also für die nächste Zeit erstmals ein Lebewohl an die 2. Rhode Island Freiwilligen und ich werde meine Pflicht in meiner neuen Stellung tun, denn abgesehen von der Befriedigung das Richtige zu tun, weiß ich, dass ich im Falle guten Verhaltens weitere Gefälligkeiten und vielleicht eine Beförderung erhalten werde. In der Nähe unseres Hauptquartiers befindet sich Herrn Rays Haus, und ich finde es angenehm, ihn gelegentlich zu besuchen.
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