Elisha Hunt Rhodes - Alles für die Union

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Der Bürgerkrieg, der von 1861 bis 1865 in den Vereinigten Staaten tobte und in dem mehr als 620.000 Soldaten ihr Leben verloren, ist noch heute der blutigste Krieg der amerikanischen Geschichte. Der junge Elisha Hunt Rhodes (1842 – 1917) aus Rhode Island schloss sich kurz nach Ausbruch des Krieges dem 2. Rhode Island-Infanterieregiment an und diente in der Potomac-Armee, die sich einen vierjährigen gnadenlosen Schlagabtausch mit General Robert E. Lees konföderierter Nordvirginia-Armee lieferte.
In dieser Zeit lernte Rhodes sämtliche Facetten des Soldatenlebens kennen und er war Zeuge aller wichtigen Schlachten seiner Armee von der Ersten Schlacht am Bull Run bis zu General Lees Kapitulation bei Appomattox Court House.
Seine Erlebnisse und Gedanken hielt Rhodes gewissenhaft in seinem Kriegstagebuch fest, das einen faszinierenden Einblick in das alltägliche Leben und Leiden, die Enttäuschungen und Hoffnungen eines Unionssoldaten gewährt und in dieser Übersetzung erstmals einem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich gemacht wird.
Ein Anhang der erhaltenen Gefechtsberichte des 2. Rhode Island-Regiments ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.

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Elisha Hunt Rhodes

Alles für die Union

Das Bürgerkriegstagebuch des Unionssoldaten Elisha Hunt Rhodes

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Inhaltsverzeichnis Titel Elisha Hunt Rhodes Alles für die Union Das - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Elisha Hunt Rhodes Alles für die Union Das Bürgerkriegstagebuch des Unionssoldaten Elisha Hunt Rhodes Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorwort des Übersetzers

1861

1862

1863

1864

1865

Anhang

Impressum neobooks

Vorwort des Übersetzers

„Ich, Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten und Oberbefehlshaber des Heeres, der Marine und der einberufenen Staatsmilizen rufe hiermit 42.034 Freiwillige für die Dauer von drei Jahren zu den Waffen. […] Ich beschwöre alle guten Bürger eindringlich, sämtliche Maßnahmen zur wirksamen Unterdrückung ungesetzlicher Gewaltausübung sowie zur Durchsetzung der Verfassungsrechte und der schnellstmöglichen Wiederherstellung von Frieden, Ordnung, Glück und Wohlstand in unserem gesamten Lande nach Kräften zu unterstützen."

Abraham Lincoln, Proklamation 83, 3. Mai 1861

Als am 12. April 1861 mit dem Beschuss von Fort Sumter im Hafen von Charleston, South Carolina der Amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, war die Bevölkerung auf beiden Seiten im patriotischen Taumel von einem schnellen Sieg überzeugt. Entsprechend sah US-Präsident Abraham Lincolns am 15. April ergangener Aufruf an 75.000 Kriegsfreiwillige lediglich eine Dienstzeit von drei Monaten vor. Während die Wochen verstrichen und sich die erwartete rasche Entscheidung nicht einstellen mochte, begannen vereinzelte Militärs, die Möglichkeit eines langandauernden und verlustreichen Krieges in Erwägung zu ziehen. Als der Kommandierende General des US-Heeres Winfield Scott für eine erfolgreiche Invasion der Südstaaten 300.000 Soldaten und zwei bis drei Jahre zäher Kämpfe veranschlagte (eine im Nachhinein reichlich optimistische Schätzung) und als Alternative seinen langwierigen, auf einer ausgedehnten Seeblockade und dem Erlangen der Kontrolle über den Mississippi River basierenden „Anakonda-Plan" unterbreitete, wurde er von der Öffentlichkeit verspottet. Trotzdem war die Zeit des neunzigtägigen Militärdienstes vorbei. Anfang Mai 1861 rief Lincolns zweiter Aufruf an weitere 42.000 Freiwillige diese bereits für drei Jahre zu den Waffen und zugleich wurden auch die zahlenmäßig schwache reguläre US-Armee und die Marine aufgestockt. Die Schrecken der ersten großen Schlachten standen der Bevölkerung noch bevor und so füllten sich die Rekrutierungsbüros erneut rasch mit Massen von jungen Männern, die aus Patriotismus, Abenteuerlust oder der Furcht, als Feigling zu gelten, unbedingt „dabei sein" wollten.

Einer dieser jungen Männer war Elisha Hunt Rhodes, ein neunzehnjähriger Angestellter aus Providence im Bundesstaate Rhode Island. Im Widerstreit seiner Gefühle gegenüber seiner verwitweten Mutter und seinem Land obsiegte schließlich die Pflicht zur Rettung der Union und Ende Mai rang Elisha seiner Mutter die Erlaubnis ab, sich zur Armee zu melden. Wenige Tage darauf schrieb er sich in Kompanie "D" des 2. Rhode Island-Freiwilligenregiments ein, dem ersten dreijährigen Regiment des kleinen Neuengland-Staates. In diesem Regiment durchlebte er die gesamte Dauer des Bürgerkrieges und führte dabei ein ausführliches Tagebuch, in dem er ungefiltert und von keiner nachträglichen Erinnerung getrübt seine unmittelbaren Erlebnisse und Gedanken, Hoffnungen und Enttäuschungen zu Papier brachte sowie nicht zuletzt seinen unerschütterlichen Willen, alles für die Union zu geben.

Die vorliegende Übersetzung ist bemüht, den sprachlichen Stil der Zeit im Allgemeinen und Elishas im Besonderen weitestgehend zu wahren, gelegentlich erschien es jedoch geraten, Elemente des Textes behutsam den deutschen Sprachgewohnheiten anzugleichen.

Florian Dexheimer

1861

Die 1. Rhode Island Milizabteilung unter dem Kommando von Oberst Ambrose E. Burnside hat den Staat in Richtung des Kriegsschauplatzes verlassen. Der militärische Geist ist allgegenwärtig und wie all die anderen jungen Männer fühle auch ich, dass es meine Pflicht ist, im Felde zu dienen. Ich habe mein Möglichstes versucht, um mit dem ersten Regiment zu gehen, aber da meine Mutter Witwe ist und ich noch für zwei jüngere Brüder sorgen muss, widerstand ich der Versuchung mich einzuschreiben. Ich bin jetzt 19 Jahre alt und bin seit zwei Jahren angestellt in dem Geschäft des ehrenwerten Frederick Miller, einem Blatt- und Schirrmacher in der Canal Street 92 in Providence. Meine Mutter lebt in dem Dorf Pawtuxet und mit ihr, meiner Schwester und meinen beiden Brüdern verbringe ich meine Sonntage.

Gegen Ende des Monats April erging von Gouverneur Sprague ein Erlass, dass das 2. Freiwilligen-Regiment von Rhode Island sofort für eine Dienstzeit von drei Jahren aufgestellt würde und er rief die Bürger auf, sich einzuschreiben. Samstagnacht besuchte ich meine Mutter und legte ihr die Sache dar. Sie verweigerte sofort ihre Zustimmung und da sie als Grund angab, ich sei ihre einzige Stütze, war ich gezwungen ihr zu versprechen, dass ich so lange zuhause bleiben würde, bis sie meiner Einschreibung zustimmen würde. Der nächste Sonntag war ein sorgenvoller in unserem Heim. Meine Mutter lief umher mit Tränen in den Augen und ich spürte eine Enttäuschung, die ich nicht ausdrücken konnte. Also brütete ich in Stille über meinen Sorgen.

Sonntagnacht, nachdem ich zu Bett gegangen war, kam meine Mutter in mein Zimmer und in einer Art, die einer spartanischen Mutter aus alten Zeiten würdig gewesen wäre, sagte sie: „Mein Sohn, andere Mütter müssen Opfer bringen und warum sollte ich es nicht tun? Wenn du fühlst, dass es deine Pflicht ist, dich einzuschreiben, werde ich meine Zustimmung geben." Sie zeigte einen patriotischen Geist, der mein junges Herz sehr inspirierte. Ich schlief nicht viel in dieser Nacht, erhob mich am nächsten Morgen (es war früh im Mai) und nahm um 06.00 Uhr den Omnibus nach Providence. Im Omnibus traf ich meinen alten Schulfreund Levi F. Carr und als ich herausfand, dass er die Zustimmung seines Vaters hatte, beschlossen wir, uns gemeinsam einzuschreiben.

Als wir Providence erreichten, begaben wir uns sofort zur Infanterie-Rüstkammer an der Kreuzung Weybosset und Dorrance Street und da es erst 07.00 Uhr war, setzten uns auf die Treppenstufen. Gegen 09.00 Uhr erschien Herr William A. Arnold, und als wir ihn fragten, erfuhren wir, dass er zum Rekrutierungsoffizier ernannt worden war und jetzt die Rüstkammer öffnen wollte, um die Rekruten zu empfangen. Wir folgten ihm in die Rüstkammer und nachdem er ordnungsgemäß ein Buch für unsere Unterschriften vorbereitet hatte, unterzeichnete zuerst Carr mit seinem Namen (er ist älter als ich) und anschließend ich.

Rekruten begannen in rascher Folge einzutreffen und bis zum Ende der Woche hatten wir mehr als 100 Namen in dem Buch. Am nächsten Montagabend organisierte sich die Kompanie und wählte folgende Offiziere: Hauptmann William B. Sears, Oberleutnant Thomas H. Carr und Stabsfeldwebel James S. Hudson. Wir drillten Tag und Nacht, und ich wurde persönlich von Herrn John E. Bradford, einem alten Mitglied der 1. Leichten Infanteriekompanie, unterwiesen. Vor einem großen Spiegel stehend verbrachte ich viele Stunden ermüdender Arbeit und hielt mich bald für einen respektablen Soldaten. Da ein Aufruf an Rekruten für das 1. Rhode Island Regiment ergangen war, verließen John E. Bradford und Stabsfeldwebel James S. Hudson unsere Kompanie, um sich in Washington dem ersten Regiment anzuschließen. Zu meiner großen Überraschung wurde ich zum Stabsfeldwebel gewählt. Was jedoch die Pflichten eines Stabsfeldwebels sein mochten, davon hatte ich keine Ahnung, da ich niemals Dienst in der Miliz getan hatte und unwissend über die einfachsten Grundzüge war. Wir verbrachten unsere gesamte Zeit in der Rüstkammer und sprachen von nichts anderem als dem Soldatenleben.

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