Sie sagten, dass ein Werbeclip im Regelfall dreißig Sekunden dauerte, man müsste sehen, dass man das, was einem vorschwebte, auf diese Zeitspanne bringen könnte. Unser Konzept wäre gut und ließe sich auch mit relativ wenig Aufwand verwirklichen. Es müsste aber mehr Pep hinein. Es reichte nicht aus, ein glückliches Ehepaar und dessen Kind in seinem Wohnzimmer zu zeigen, es müsste etwas passieren, das die Zuschauer aufhorchen ließ. Es müsste ein Problem auftauchen, dessen Lösung der Weiß- oder der Rotwein wäre. Denkbar wäre zum Beispiel ein Familienkrach, der über den Weingenuss beigelegt werden würde. Wir sollten ein Drehbuch schreiben und damit nach Urumqi kommen, sagten uns die Fernsehleute. Man würde dann das Drehbuch mit Schauspielern umsetzen. Die beiden Fernsehleute ließen ihre Karte da und verabschiedeten sich wieder. Sie hätten das, was wir uns überlegt hätten, wenigstens nicht in der Luft zerrissen, sagte Liang. Aber das mit dem Familienkrach, das leuchtete ein. Sofort begannen wir mit den Überlegungen zur Einbindung eines Spannungselementes. Wir fuhren zur Ausarbeitung aber wieder nach Putaogou und setzten uns in die Laube. Dieses Mal holte Liang uns kein Bier, sondern er stellte jedem ein Glas Riesling vor die Nase. Ich nahm einen Schluck, er schmeckte jung, spritzig und frisch, er war genau das Richtige für die Tageszeit. Wir legten eine kleine Denkpause ein, in der jeder seine Vorstellungen auf ein Blatt Papier schrieb. Mir schwebte vor, dass das Ehepaar streitend ins Wohnzimmer käme und er sich aufgeregt aufs Sofa fallen ließe, sie käme dann mit einem Glas Rot- und einem Glas Weißwein, gäbe ihm den Roten und lächelte ihn an, sie sähen sich beide tief in die Augen und tränken. Es ertönte Versöhnungsmusik und beide lägen sich in den Armen, das Kind spielte glücklich mit seinem Spielzeug. So etwas Ähnliches hatte sich Liang auch überlegt, nur wusste er nicht, ob es gut wäre, zwei Weinsorten erscheinen zu lassen. Er fände meine Idee aber gut und übernahm sie.
Es müsste dann nur noch ein Satz kommen, in dem die beiden Weinnamen genannt würden. „„Roter Flammenberg“ und „Weiße Perle“ stiften den schönsten Familienfrieden“, so oder ähnlich müsste der Satz lauten. Er müsste vor allem einprägsam sein, dazu wären Reime immer sehr gut geeignet. Aber solche Reime zu finden, das wäre schwer. „Hat die Familie einmal Streit, halte immer „Roter Flammenberg“ und „Weiße Perle“ bereit“, das gefiel Liang, damit wollten wir nach Urumqi fahren. Wir rekapitulierten noch einmal die gesamte Szene. Das Ehepaar käme streitend ins Wohnzimmer, man bekäme den Grund für den Streit aber nicht richtig mit, hörte nur, wie der Mann verärgert sagte: „Es ist doch immer dasselbe!“ Dann ginge die Frau in die Küche und erschiene danach mit zwei Gläsern Wein, gäbe ihrem Mann den roten und sagte: „Dieses Mal nicht!“ Sie lächelte ihren Mann an, er lächelte zurück, sie säßen Arm in Arm auf dem Sofa, das Kind spielte glücklich auf dem Teppich, dann ertönte Versöhnungsmusik und eine sonore Stimme spräche: „Hat die Familie einmal Streit, halte immer „Roter Flammenberg“ und „Weiße Perle“ bereit“. Das wäre gut, sagte Liang und telefonierte nach Urumqi.
Wir sollten drei Tage später um 12.00 h mit unserem Drehbuch erscheinen. Liang war ganz aufgeregt und ich war auch nicht mehr ruhig. Sein Wein käme ins Fernsehen, sagte Liang seinen Eltern, ins chinesische Staatsfernsehen, wir würden nach Urumqi fahren und einen Werbespot drehen. Liangs Eltern schüttelten die Köpfe, die Mutter fragte Liang, warum er das viele Geld dafür bezahlen wollte. Liang antwortete, dass er nur so möglichst viele Menschen von der Qualität seines Weines überzeugen könnte, er wäre überzeugt davon, dass das „Grape Valley“ in Kürze nur so von Menschen wimmelte, die seine Weine kaufen wollten. Da fiel ihm ein, dass im Werbespot noch ein Hinweis auf die Herkunft des Weines fehlte. Die Stimme müsste fortfahren und sagen: „Diese Weine gibt es bei Liang in Putaogou“. Das wäre es, sagte Liang voller Überzeugung. Er müsste dann viel neuen Wein anbauen. Ohne zu wissen, wie sein Werbespot ankäme, bestellte Liang im Rheingau via Internet neue Weinstöcke der Sorte Dornfelder. In Turpan gab es Internet-Cafes, wo er seine Bestellung aufgab. Schon nach acht Tagen waren seine Weistöcke da. Er fuhr mit mir zum Hang und pflanzte sie neben die schon dort stehenden Stöcke.
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