46. Welche die vielleicht höchste Einsicht der Vernunft sei?
Dass man ein Leben lang immer auch auf seine Gefühle Acht geben muss. Denn letztlich sind es eben die Gefühle, die dem Leben seinen einzigartigen Geschmack geben. Um dem Vorwurf der Gefühlsduselei gleich entgegen zu treten, sei natürlich konzediert, dass von all diesen geschmacksstiftenden Gefühlen, allen voran die Sentimentalität kaum viel mehr als ein künstlicher Süßstoff ist.
47. Warum der warme Wind eine so wunderbare Metapher für die Liebe sei?
Weil man sich so unvergleichlich darin treiben lassen kann – und ihn dennoch niemals lenken können wird.
48. Ob Männer und Frauen nicht doch zueinander passen könnten?
Aber gewiss doch; als problematisch können sich lediglich diejenigen Fälle erweisen, in denen beide unglückseligerweise eine heterosexuelle Orientierung aufweisen.
49. Ob man sich bei seinen Entscheidungen von Gefühlen leiten lassen sollte?
Auf jeden Fall – allerdings nicht von allen in gleichem Maße. Und die Auswahl vom welchem Gefühl man sich besser mehr oder doch lieber weniger leiten lassen soll, die muss dann wohl oder übel der Verstand treffen. Ein illustres (unter mitunter auch zugleich abschreckendes) Beispiel hierfür sind Menschen auf der Partnersuche.
50. In wie fern die Liebe etwas von einer dialektischen Natur habe?
Nun, zunächst einmal, wenn man die Liebe in ihrem romantischen Ideal als These nimmt. Als Antithese fungiert dann die Realität des Alltags in vielen Ehen. Und wenn man schließlich als Synthese daraus zum dem Entschluss gelangt, in Zukunft nur noch einen Partner zu suchen, der bereits (natürlich unglücklich) verheiratet ist – das verdient dann den Namen romantischer Realismus.
51. Ob jeder Mensch im Grunde einfach nur geliebt werden wolle?
Zumindest ist das die mehrheitsfähige Meinung. Und all diejenigen, die dem widersprechen, wollten womöglich von zu vielen Mitmenschen bzw. im zu hohen Maße geliebt werden und sind daran notwendigerweise gescheitert. Von daher überrascht es nicht, dass die Gelassenheit oftmals mit einer heiter-freundlichen Distanz einhergeht. Denn die Stärke der Gelassenheit beruht nicht zuletzt auch auf den Schwächen des Fanatismus.
52. Warum man sich mit der Eheschließung in jedem Fall Zeit nehmen sollte?
Erstens hat man ein ganzes Leben Zeit dafür, und zweitens wäre der- oder diejenige, die behauptet nun sei es aber schon zu spät, sowieso der/die Falsche gewesen.
53. Ob Ehrlichkeit in einer Partnerschaft grundsätzlich und ausnahmslos ratsam sei?
Das kommt darauf an; dann könnte die Ehrlichkeit womöglich zur Folge haben, dass auf die Feststellung des einen Partners „ich war immer bei dir, wenn es dir schlecht ging“, der andere antworten müsste „ das stimmt – und manchmal wurde es erst besser, als du wieder weg warst“.
54. Was an der Vorstellung, um eine Liebe zu kämpfen, zweifelhaft sei?
Weil die Liebe immer eine Art von Geschenk ist – und nicht so sehr eine Form der Belohnung. Man kann eine solche Haltung zwar romantisch oder gar illusorisch nennen; zumindest hat sie immerhin den Vorzug, dass man immun ist gegen die ganz und gar unromantische Eifersucht.
55. Welchen Schlankheitstipp für Frauen der ehrlichste wäre?
Achten Sie nicht so sehr auf Ihre Linie – Männer achten schließlich sowieso am meisten auf die Kurven. Und diejenigen männlichen Exemplare, die tatsächlich Knochen bevorzugen, wären eh vielleicht besser als ein Hund zur Welt gekommen.
56. Warum die Ehe eine extremere Lebensform sei?
Nun, ganz einfach deshalb, weil diejenigen, die eine harmonische Ehe führen, offensichtlich sich glücklicher fühlen als die Alleinlebenden. Allerdings diejenigen, deren Ehe eher als disharmonisch zu bezeichnen wäre, ganz offenkundig eine geringere Lebensqualität empfinden im Vergleich zu Einzelpersonen.
57. Ob es etwas Wichtigeres geben könne als die Liebe?
In der Tat – nämlich über die Liebe zu schreiben. Das Schwierige daran ist allerdings, dass man einerseits die Liebe kennen muss und andererseits zugleich jedoch nicht von ihr abhängig sein darf.
58. Warum ein Mann beim ersten Rendezvous sich möglichst natürlich verhalten sollte?
Weil das, was Männer mitunter allen Ernstes als Selbstbewusstsein präsentieren, von Frauen möglicherweise als charmante Selbstironie aufgefasst werden könnte.
59. Woran man einen Liebhaber von gewissem Format erkennen könne?
Nicht so sehr an der Zahl seiner Eroberungen, sondern vielmehr an der Zahl seiner Verflossenen, die immer noch einigermaßen passabel über ihn reden. Denn ein Mann von Format wird einer ehemaligen Dame seines Herzens unter keinen Umständen mit Revanchegedanken oder Wünschen nach möglichem Schlechtem nachschauen.
Wobei ihm das womöglich auch nur deshalb etwas leichter fallen dürfte, weil er glaubt zu wissen, was ihr in Zukunft entgehen wird.
60. Was den sog. Frauenversteher auszeichnete?
Dass er ein Mann ist, der begriffen hat, dass Frauen verstanden werden wollen, dass sie vor allem auch Geborgenheit suchen, dass sie sich gleichermaßen sowohl Zärtlichkeit als auch Leidenschaft wünschen, und dazu natürlich auch Fürsorglichkeit (und zwar mental wie materiell). Frauen benötigen jemanden, der zugleich stark ist und doch auch einfühlsam sein kann. Frauen wünschen sich jemanden, von dem sie als Ganzes, mit all ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen erkannt und angenommen werden.
Was aber auch die sog. Frauenversteher nur schwer nachvollziehen können ist, dass viele Frauen das alles ernsthaft von ein und demselben Mann erwarten? Doch letztlich ist es für Männer gar nicht so wichtig, Frauen verstehen zu können. Viel wichtiger ist die Fähigkeit sie zu lieben, ohne sie dabei gleich immer verstehen zu können. Wobei dies im Alltag gerne seinen Ausdruck darin findet, als Mann mit einer Frau über alles zu reden – dabei aber nach Möglichkeit nichts zu sagen, was sie nicht gerne hören will.
61. Ob man auch zwei Menschen zugleich lieben könne?
Nein, und diejenigen, die das behaupten, tun es selbst am allerwenigsten.
62. Welcher der schönste Kosename sei?
Nun, vielleicht so einer wie „ meine Liebste“ oder auch „Schönste der Schönen“ - der ehrlichste dürfte vermutlich dann doch aber „meine Teuerste“ lauten.
63. In welchem Wesenszug Kunst und Liebe sich ähnlich sind?
Die Ausweglosigkeit des Versuchs zu erklären, wie Kunst funktioniert oder gar ihren Wert zu bemessen, ist wohl nur zu übertreffen durch das Vorhaben, die Liebe zwischen zwei Menschen auf dem Vernunftwege verstehen zu wollen.
Beide darf man zudem nicht mit Konventionen belasten. Denn sonst drohen sie zu scheitern oder aber ihren Wert einzubüßen. Und der Wert einer jeden Kunst bemisst sich am wenigsten im Besitz derselben. Auch dieses Merkmal teilt sie mit der Liebe.
64. Was Eheringe symbolisierten?
Für diese ist es das schmuckvolle Symbol der Krönung einer Liebe - für jene ist es die vermutlich teuerste Handschelle der Welt.
Wie dem auch immer sein mag, der Bedeutung eines Eherings gerecht zu werden, heißt auf jeden Fall, ihn nur zu ganz außergewöhnlichen Anlässen vorübergehend abzustreifen.
65. Was der alte Amor vom noch älteren Konfuzius lernen könnte?
Der Weg ist das Ziel. So heißt eine der klügsten Einsichten fernöstlicher Weisheit. Und so gern jeder Bergsteiger einen Gipfel erklimmt, er wird wohl kaum dort wohnen wollen. Und ganz ähnlich kann ein ehrlicher und selbstkritischer Mensch bei einem ewigen Liebesschwur lediglich die Bereitschaft zum Versuch, niemals aber den Eintritt des Erfolgs garantieren.
Читать дальше