Achim Hammelmann
Ich bin jetzt Soldat
1942 - 1946, das Leben einer Familie aus Hamburg in 280 Briefen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Achim Hammelmann Ich bin jetzt Soldat 1942 - 1946, das Leben einer Familie aus Hamburg in 280 Briefen Dieses eBook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort 1942 – 1946 Krieg, Fronteinsatz, Gefangenschaft. Tragische Jahre einer ganz normalen Hamburger Familie in 280 Briefen. Nicht reißerisch, wenig politisch, eher bemüht, das 'Schreckliche' mit den eigenen Worten zu verklären und abzumildern, sind diese 280 Briefe ein Zeitfenster in das Leben einer ganz normalen Hamburger Familie in den Jahren 1942 bis 1946. Nationalsozialismus, Krieg, Fronteinsatz, Feuersturm in Hamburg, Verlust der Heimat, Verwundung, Lazarett, Gefangenschaft, Tod der nächsten Angehörigen… Aus den Texten erschließt sich ein nahezu lückenloses Zeitdokument des alltäglichen Lebens der durch den schrecklichen Krieg in alle Richtungen versprengten Familienmitglieder. Beim Lesen wird man zum Zeitzeugen dieser tragischen Geschichte und nimmt hautnah Teil an dem persönlichen Schicksal der schreibenden Personen. Die Briefe der Familienmitglieder vermitteln einen bewegenden, unmittelbaren und puren Einblick in den ganz normalen Wahnsinn der Kriegsjahre. Alle Texte sind korrigiert. Der persönliche Ausdruck und Sprachstil wurde dabei erhalten. Die Schreibweise entspricht der damals gültigen Rechtschreibung. Die Namen der in den Texten genannten Personen, die nicht zur Familie gehörten, wurden bei der Bearbeitung der Texte geändert. Ähnlichkeiten der gewählten Namen mit anderen Personen sind nicht beabsichtigt. Achim Hammelmann 2013 http://ichbinjetztsoldat.jimdo.com
Ich bin jetzt Soldat
1942
1943
1944
1945
1946
Impressum
Vorwort
1942 – 1946
Krieg, Fronteinsatz, Gefangenschaft.
Tragische Jahre einer ganz normalen Hamburger Familie
in 280 Briefen.
Nicht reißerisch, wenig politisch, eher bemüht, das 'Schreckliche' mit den eigenen Worten zu verklären und abzumildern, sind diese 280 Briefe ein Zeitfenster in das Leben einer ganz normalen Hamburger Familie in den Jahren 1942 bis 1946. Nationalsozialismus, Krieg, Fronteinsatz, Feuersturm in Hamburg, Verlust der Heimat, Verwundung, Lazarett, Gefangenschaft, Tod der nächsten Angehörigen…
Aus den Texten erschließt sich ein nahezu lückenloses Zeitdokument des alltäglichen Lebens der durch den schrecklichen Krieg in alle Richtungen versprengten Familienmitglieder. Beim Lesen wird man zum Zeitzeugen dieser tragischen Geschichte und nimmt hautnah Teil an dem persönlichen Schicksal der schreibenden Personen. Die Briefe der Familienmitglieder vermitteln einen bewegenden, unmittelbaren und puren Einblick in den ganz normalen Wahnsinn der Kriegsjahre.
Alle Texte sind korrigiert. Der persönliche Ausdruck und Sprachstil wurde dabei erhalten. Die Schreibweise entspricht der damals gültigen Rechtschreibung.
Die Namen der in den Texten genannten Personen, die nicht zur Familie gehörten, wurden bei der Bearbeitung der Texte geändert. Ähnlichkeiten der gewählten Namen mit anderen Personen sind nicht beabsichtigt.
Achim Hammelmann
2013
http://ichbinjetztsoldat.jimdo.com
Ich bin jetzt Soldat
Liebe Mutti,
ich bin jetzt Soldat,...
schreibt der neunzehnjährige Werner im April 1942 aus Rendsburg an seine Mutter.
...(mit einer alten Uniform) aber ich fühle mich noch nicht so.
Meine Adresse ist:
Schütze W. H., Rendsburg
2.J.E.B.469
Schreiben hat keinen Zweck, denn ich komme diese Woche noch weg von hier.
Herzliche Grüße von
Deinem Werner
Die Familie lebt in Hamburg im schönen Stadtteil Uhlenhorst. Mutter Gertrud, Vater Adam, die Söhne Werner, geb. 1923 - und der jüngere Bruder Walter, geb. 1926. Der Großvater Max, der Vater von Gertrud - auch er lebte bei der Familie. Der Vater Adam fährt zur See; ist Obersteward auf dem Hamburg-Süd-Dampfer ’Cap Arcona‘. Das Schiff fährt bis Kriegsbeginn im Liniendienst von Hamburg nach Südamerika. Wie alle zivilen Schiffe wird auch die 'Cap Arcona' mit Beginn des Krieges der Kriegsmarine unterstellt und muss als Kasernenschiff dienen. Das Schiff ist in Gotenhafen, heute polnisch Gdansk, stationiert. Der Vater Adam ist so gut wie nie zu Hause in Hamburg bei seiner Frau und den beiden Söhnen.
Noch im April schreiben Werner und Walter dem Vater zu Ostern je einen Brief:
Hamburg, d. 3.IV.42
Mein lieber Papi.
Eigentlich habe ich mich noch gar nicht genug für Dein großes Geschenk zum Abitur bedankt, und ich glaube auch, daß ich es nicht verdient habe. Das Abitur habe ich zwar bestanden, aber die einzelnen Zeugnisse sind bestimmt nicht so ausgefallen, wie ich es mir ursprünglich gedacht hatte. Bei der Prüfung hat man mir nicht einmal eine Chance gegeben, sie zu verbessern, aber es wird ja später niemand nach den einzelnen Zeugnissen sehen, die Hauptsache ist, daß ich das Abitur habe. Jetzt kann ich mit ruhigem Gewissen zum Militär kommen, eine Einberufung habe ich zwar noch nicht, aber ich kann jeden Tag damit rechnen.
Dann hört natürlich das schöne Leben auf und der Ernst beginnt, doch ich werde mich auch daran gewöhnen können. Einige aus meiner Klasse sind schon zum Arbeitsdienst gekommen oder haben eine Einberufung, so daß es also mit mir auch nicht mehr lange dauern kann. Andere meiner Mitschüler, die ein Jahr jünger sind als ich, haben für ein halbes Jahr eine praktische Lehrstelle angenommen, kommen dann zum Arbeitsdienst und dann dürfen sie studieren, ohne vorher bei der Wehrmacht gewesen zu sein. Ich dagegen muß, falls der Krieg noch sehr lange dauern sollte, eine 4jährige Fronttauglichkeit ablegen, um studieren zu können.
Vielleicht aber werden noch andere Bestimmungen erlassen, um das Studium zu erleichtern. Sonst werden wir noch alte Leute, ehe wir einen Beruf ergreifen können.
Was macht eigentlich Edgar, hat er Dich schon einmal besucht, oder Du ihn? Ihr seid ja jetzt nicht mehr so weit von einander entfernt und Edgar hat wenigstens jemanden, der zur Familie gehört und den er besuchen kann. Für ihn aber ist jetzt nur die Hauptsache, daß er bald fliegen darf und zum Einsatz kommt. Vielleicht habe ich ja Glück und komme mit ihm zusammen oder vielleicht sogar zu Dir in die Nähe, dann hätte ich es während der Rekrutenzeit bestimmt nicht schlecht und es würde auch wenigstens alle Tage jemand kommen, um seinen armen Sohn zu besuchen und ihn weinend fragen, wann er doch endlich wieder nach Hause käme. So wird es doch sein, nicht wahr? Aber auf keinen Fall anders, Ihr werdet Euch noch freuen, wenn ich mal auf Urlaub komme, die Wände werde ich nicht küssen, sondern ihr werdet mir um den Hals fliegen!!
Doch Scherz bei Seite, die Hauptsache ist ja, daß wir uns recht bald bei guter Gesundheit wiedersehen dürfen. Für heute wünsch’ ich Dir ein frohes Osterfest und grüße Dich herzlich,
Dein Werner
Mein lieber Papi!
An erster Stelle möchte ich Dir einmal ein fröhliches Osterfest wünschen. Ferner möchte ich Dir nochmals danken für die Mühe, die Du Dir bei meiner Konfirmation gemacht hast. Ich kann es nicht vergessen, wie schön die war. Alle Gäste waren begeistert. Besser hätte es im Frieden auch nicht sein können. Auch für die 100 Mark noch herzlichen Dank. Ich habe schon alles auf die Sparkasse gebracht. Nun habe ich zu alle dem vor ein paar Tagen von Mutti noch ein schönes Konfirmationsgeschenk bekommen. Und zwar einen Sommermantel. Ganz prima Qualität. Ein italienischer, ganz heller Baumwollmantel. Mutti hat es sich allerhand kosten lassen. Dafür kann ich ihn aber noch viele Jahre tragen. Da er ja nun von Dir ist, will ich mich noch mal besonders bei Dir bedanken, was hiermit getan sein soll.
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