Die dafür erforderliche Genese der inneren Bewusstwerdung ist keine einfache. Aber sie ist auch nie unmöglich! Sie stellt keinen Zwang dar, wie alle höheren Bestrebungen nie zwingend sind und sich nicht erzwingen lassen. Unerlässliche Aufgaben und Pflichten finden sich im täglichen Tun zur Genüge, etwa durch körperliche Bedürfnisse, materielle Abhängigkeiten, soziale Verpflichtungen. Eine bewusste innere Sicht zu entwickeln fällt nicht darunter, erscheint daher wenig greifbar und kaum von Nutzen.
Ständig in den Gedanken präsent sind hingegen die Ziele und Absichten weltlichen und materiellen Ursprungs. Durch diese will man sich beweisen, behaupten, hervorheben. Mit den so selbst erzeugten Erwartungen entsteht Druck. Man verfällt in Routine und Starrsinn, ganz unbemerkt. Daneben sucht man Zerstreuung, begeht kulturelle Bräuche oder religiöse Rituale, alles aus purer Gewohnheit. Inneres Bewusstsein ist dabei kein Erfordernis und geht daraus nicht hervor.
Was es dazu braucht, ist Hingabe und Willen, um über die gängigen Muster und geistigen Grenzen zu gehen. Seinen Alltag muss man dafür nicht aufgeben, seine Heimat nicht verlassen, das Umfeld nicht vernachlässigen. Eine bewusstere Sicht bedeutet keine Einschränkung, sondern das Erlangen einer neue Fähigkeit.
Wahrheit findet sich an keinem bestimmten Ort, stets aber dort, wo man sich ihr öffnet. Sie ist allgegenwärtig, lässt sich nicht erlernen, konzipieren, verdrehen oder auslöschen. Weil sie nicht im Denken gründet, trifft man sie in reiner Form einzig im gedankenlosen Zustand an.
Fixiert und reduziert auf die vergängliche Gedankenwelt, entgeht einem die wahrhafte Bedeutsamkeit des Lebens. Ebenso ist es mit Erfüllung. Sie entspringt nicht geistigen Illusionen oder egoistischen Verlangen. Nur wer dies versteht und willens ist, sich zu öffnen und mit den Grundlagen, auf denen das Dasein beruht, zu befassen, gestaltet dieses erfüllt und freudvoll, mehr als es durch alles Denken und mit allem Geld je möglich ist. Sämtliche materiellen Errungenschaften und die klügsten Ideen, die den Alltag bereichern oder erleichtern, sind dazu nicht in der Lage.
Die Wissenschaft erforscht die Entstehung des Universums, der Erde, des Lebens und des Menschen. Dabei gelingen viele spannende Einblicke und Entdeckungen. Neues Wissen verlangt in manchen Fällen ein Umdenken, wenn alten Ansichten sich als falsch herausstellen. Eine Veränderung auf der Wesensebene aber hat dies nie zur Folge. Wer daneben nicht die bewusste Seite in sich fördert, wird trotz wissenschaftlichem Fortschritt, technischen Errungenschaften, neuem Wissen oder tausend Ablenkungen das freie Empfinden von Wahrheit und Erfüllung in sich vermissen. Intelligenz oder Wissen, wenn man sich darin verschließt, steht einer erfüllte Lebensweise im Weg.
Mit der Religiosität verhält es sich wie mit dem Intellekt. Nützt man sie als Vorwand für Verleumdung, Abschottung oder Diskriminierung, kann auch sie zum Bollwerk gegen Wahrheit missbraucht werden. Aus diesem gedanklichen Konstrukt der Einbildung, Abkapselung, gespielten Frömmigkeit oder erlernten Gläubigkeit ergeht nie die erhoffte Erlösung. Oft jedoch führt dieses zu Verblendung, Hochmut und Wahn.
Glauben kann eine innere Öffnung sein. Er kann Hoffnung und dem Leben eine sinnvolle Richtung geben. Dann aber muss er ohne geistige Schranken gelebt werden, aufgeschlossen und herzlich, wahrhaft und getragen von Mitgefühl und Toleranz. Jeder Glauben, der nicht auf Wahrheit beruht, ist bloßer Irrglaube.
Selbst die tiefe Sehnsucht nach Liebe verkommt unter falschen Voraussetzungen zu einer oberflächlichen, letztlich enttäuschenden Kompensation. Will man nur anerzogene und vorgespiegelte Bedürfnisse befriedigen, wird nicht Liebe das Fundament einer Beziehung, nicht spirituelle Reinheit das in der Religion und nicht Erfüllung jenes im Leben sein. Vielmehr jagt man sinnlosen Ansprüchen und Zwängen hinterher, versinkt in willkürlichen Forderungen und Erwartungen, denen man das eigene und das Wohl seiner Nächsten unterordnet.
Wie exzessives Essen aus Frustration, das nicht den Hunger stillen, sondern Leid oder Leere unterdrücken soll, sind alle kompensatorischen Handlungen tendenziell sinn- und maßlos. Sie befriedigen nicht wahre Bedürfnisse, sind bloß billige Ausflüchte und nutzloser Ersatz. Auf Dauer rauben sie dir die Kräfte, sind ungesund, irreführend, gar krankmachend. Wo sie Linderung bringen sollen, versagen sie kläglich und die Ursache kehrt unversehens zurück, kann sich sogar verstärken. Folglich fühlt man sich schlechter als zuvor, schwächer, hilf- und wertloser. Die Enttäuschung und Verbitterung, die sich in den Gedanken ausbreitet und dem Verhalten zugrunde, steigt nur weiter an.
Liebe, Spiritualität und Erfüllung gedeihen nicht auf falschem Nährboden, lassen sich weder erzwingen, ersetzen noch erkaufen. Häufig werden diese starken Begehren durch belanglose geistige Verlangen unterdrückt oder man versucht, sie mit maßlosem Verhalten zu kompensieren. Beides wird zur Bürde. Man missachtet die Instinkte, die sich an den realen Umständen orientieren. Das Ego glaubt indes, sich mit Ausschweifungen, übernommenen Verhaltensmustern oder vorgegebenen Zielen beweisen zu müssen. Sinn und Bedeutung fallen unbemerkt dahinter zurück. Auf Dauer wird dies zum Auslöser für manche Unzufriedenheit, Ängste und Leid, für Maßlosigkeit und Exzesse. Dies wiederum erzeugt verschiedentlich körperliche Probleme wie Fettleibigkeit, Migräne, Bluthochdruck, Überreiztheit oder Niedergeschlagenheit.
So geschieht es, dass Lebensfreude und -qualität zusehends nachlassen. Man fühlt sich unausgefüllt oder leer, obwohl man arbeitet und sich einsetzt, fleißig ist und aufopfernd, seine Lieben umsorgt, ein soziales Umfeld pflegt und sich Wünsche erfüllt. Man empfindet körperliches Unbehagen, Ermüdung oder Gereiztheit, obwohl es aus medizinischer Sicht keine Begründung gibt. Wer solche Diskrepanzen in sich bemerkt, kann ihnen mit einfachen Mitteln begegnen. Pausenlos mehr wollen oder mehr haben, mehr fordern oder mehr erwarten ist dabei der gänzlich falsche Weg. Anhaltende Besserung lässt sich erzielen, wenn die unbewussten, störenden Muster erkannt sind und der Geist sich nicht weiter blindlings nach diesen ausrichtet. Lässt man bedeutungslosen Bedürfnissen weniger Energie und Geltung zukommen, wird das Leben erfüllter, der Geist wacher und der Körper vitaler.
Gefordert sind nicht immer neue gedankliche Ansätze, keine weiteren geistigen Stützen oder mentalen Tricks, sondern Offenheit und Bewusstsein für die Wahrnehmung von Realität, Bedeutsamkeit und Wahrheit. Wer den Mut aufbringt, sich im Geist zu öffnen, findet an jeden Tag Sinn und Erfüllung.
Zu dieser Entwicklung bieten die folgenden Erläuterungen Hand, befasst man sich über den textlichen Inhalt hinaus mit der innewohnenden Erkenntnis. Unvermittelt gelingt eine wahrhafte Betrachtung des eigenen Lebens und des Daseins als Ganzes. Manch lange verlorene Freiheit, Lebensfreude, Inspiration und Liebe gewinnt man dadurch zurück.
Geh unbefangen in dieses Abenteuer, um eine wundervolle und bereichernde Veränderung zu erfahren. Beachte dabei stets: Still und leise wird dieser substanzielle Wandel geschehen. Jeder laute Aufschrei verhallt an der Oberfläche, verliert sich zwischen dem anderen Lärm. Eine ruhige, bewusste Sicht aber zeigt dir neue, wundervolle Orte, erweitert den Horizont, wird zur Verinnerlichung von Wahrheit und Erfüllung führen.
Bleibe kritisch gegenüber dem, was gegeben scheint. Hinterfrage die Motive im Denken, die Motivation in der Gesellschaft, die Ausrichtung der Absichten und Ziele. Viele davon, so wird sich zeigen, beruhen auf Trugschlüssen und Unwahrheit, auf Schwindel oder Dichtung. Lass die Mythen und Fantasien ruhen. Versteige dich nicht in geistige Einbildung oder Verblendung. Nutze das Wissen, wo es Sinn macht, aber stelle es nicht in den Vordergrund. So mach dich auf zu neuen Erlebnissen und Erfahrungen dessen, was in dir und um dich herum wahrhaft, erfüllend und göttlich ist!
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