Aus unserer Sicht ist es verwunderlich, dass die Männer nicht bemerkten, dass ihr männlicher Gott unvollkommen war, verstümmelt, defekt. Sie spürten zwar ihre inneren Drang, der sie zu den Frauen trieb, konnten aber beim Studium der Schrift nicht herausfinden, dass auch der Schöpfer selbst zu seiner weiblichen Seite drängte. Sie interpretierten den Schöpfungsakt als eine männliche Tat und hinterfragten nicht, woher das Weibliche in dieser Welt kam. Sie betrachteten es als eine Notwendigkeit, die eben zur Schöpfung gehörte, wie der Löwe zur Löwin und der Hengst zur Stute. In diese sie schützende Selbstverständlichkeit flüchteten sie sich so sehr, dass sie ihrem inneren Hang zur Frau sogar einem göttlichen Auftrag unterwarfen: „Gehet hin und mehret euch, und macht euch die Erde untertan.“ Dieses „mehret euch“ kam von einem Gott, dem sie keine weibliche Seite zusprachen, der aber sehr wohl von der Zuordnung Frau – Mann gewusst hatte. Er sprach diese Worte auch nicht explizit zum Mann, sondern dem Menschenpaar, das er aus dem Garten Eden hinausgeschickt hatte.
Es gibt also einen biblischen Widerspruch mehr, der sich aus dem Herrschaftsanspruch des Mannes herleitete.
Dieses „mehret euch“ entfachte auch Begierde des Mannes, denn e war ja ein göttlicher Auftrag, und gleichzeitig unterwarf der Auftrag die Frau dem Willen des Mannes. Sie konnte sich diesem göttlichen Auftrag, dessen Vollstrecker der Mann war, nicht entziehen. Tat sie es und folgte ihrem eigenen Willen, konnte das zu Kriegen führen, wie die Geschichten von Troja etwa zeugen. Auch Goethes Faust erliegt der Faszination Frau. Die Renaissance- Päpste hatten sogar Familien. Sie alle erlagen dem ewig Weiblichen. Diese Ohnmacht war ein Grund mehr, Frauen mit Misstrauen zu begegnen, ihre Macht zu verteufeln und doch gleichzeitig dem Weiblichen zu verfallen.
Der Mann verformte unter dieser schizophrenen Haltung sein eigenes Wertgefühl. So stark er es nach außen betonte, so schwach war er im Innern. Die Geschichte von Samson und Dililah, die im Buch der Richter, 13-16 geschildert wird, zeigt diese Abhängigkeit symbolisch. Dililah, Samsons philistinische Frau, kommt hinter sein Geheimnis und verrät ihn. Die Folge aus dieser Gesichte ist, dass der Mann seine Stärke vor der Frau wie ein Geheimnis verbergen muss, so wie sie das Geheimnis ihrer Gebärfähigkeit vor ihm verbirgt, denn das ist ihre Stärke.
Der Spruch „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“ demaskiert die Vormachtstellung des Mannes in klaren Worten.
Er ist von ihr abhängig, und das spürt er. Aber er überträgt diese für ihn schwer zu ertragende Abhängigkeit in Gewaltausübung und Gewaltherrschaft. Er kommt nicht auf die Idee, dass das von ihm favorisierte Rollenspiel der Geschlechter ein Mangel in seiner Gottesvorstellung sein könnte, der sich auf ihn abgefärbt hat. Überreste der ehemaligen Vorrangstellung der Frau findet man in dem lächerlichen Kniefall beim Überbringen eines Heiratsantrages oder beim mittelalterlichen Minnegesang, aber auch in den schmachtenden Liebesliedern einer jeden Zeitepoche.
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