Unbestätigten Gerüchten zufolge hat Franz Beckenbauer an dieser Stelle nur den Kopf geschüttelt, knüllte das Schreiben zu einem fußballähnlichen Gebilde und kickte es geschickt und mit der ihm eigenen, eleganten Art in den Papierkorb.
Sonja erhielt ebenfalls das richtige Anschreiben.
„Geliebte Sonja,
meinen Heiratsantrag von vorgestern möchte ich untermalen, indem ich Dir gerne beschreibe, welche Qualifikationen ich Dir als Dein künftiger Mann zu bieten hätte. Bitte gib mir bald Dein Ja-Wort – denn ohne Dich kann ich nicht mehr leben.
Dein Dich liebender Oliver.“
Aber mit Erstaunen las sie die beigelegte Anlage, die Franz Beckenbauer, für die sie bestimmt war, versagt blieb:
„Ich bewerbe mich heute vor allem als Manndecker. Bereits in der Jugend verstand ich es, die Zuschauer zu begeistern und es gab viele Leute, die mir bei den damaligen Vorspielen zusahen und mich für talentiert hielten. Bereits nach dem Anstoß bin ich bereit, Höchstleistungen zu bringen und ich habe einen Punch im rechten Fuß, der legendär ist. Vor allem beim Decken bin ich gefürchtet und das Spiel im Mittelfeld entzückt alle Mitspieler, die ich mit meinen Aktionen mitzureißen verstehe. Wenn wir nach einem gelungenen Bums alle übereinander herfallen, werde ich meist zerdrückt und die Küsse aller Teilnehmer bekomme ich dafür, dass ich im Strafraum mit meinem harten Freistoß immer schnell zum Erfolg komme. Ich fackele nicht lange, sobald ich die Kugel am Fuß habe, ziehe ich ab und manchmal zerreißt es das Netz hinter dem Strafraum. Schon beim Einlaufen jubeln mir oft meine Fans zu, nicht nur weibliche, auch männliche Anhänger sehen mir gerne zu. Dieser Jubel steigert sich, wenn ich die Abseitsfalle umgehe und wieder brennt es im Kasten. Standardsituationen beherrsche ich aus dem FF. Auch auf Ecken bin ich spezialisiert, mein Einwurf erreicht von der Außenlinie aus den Anstoßpunkt im Mittelfeld und damit verlagere ich jedes Spiel von den Flügeln ins Zentrum, hol mir dann das Leder zurück und versenke es mit einem Fernschuss so im Kasten, dass die Pfosten wackeln. Ich passe mich gerne an, schnelle Stellungswechsel sind meine Spezialität, egal ob am Nachmittag oder unter gleißendem Flutlicht. Auch werde ich der König der Strafstöße genannt, weil ich jeden Stoß dort versenke, wo er hingehört. Ich liebe das Spiel in den tiefen Raum hinein, aber ich kann auch gut an einen anderen abgeben. Ich spiele also aus und mit Leidenschaft, habe der Fortuna zehn Jahre die Treue gehalten, aber jetzt fühle ich mich reif für einen Wechsel und glaube, dass ich meine Aufgabe noch gut zehn Jahre erfüllen kann.“
‚Soso’, dachte sich Sonja. ‚Der Fortuna also war er zehn Jahre treu und jetzt meint er, die nächsten zehn Jahre sei ich an der Reihe. Na, dem werde ich’s zeigen!’
Oliver weiß bis heute noch nicht, warum Sonja ihm seit seinem Liebesbrief aus dem Weg ging. Ein JA – Wort hat er ... nie erhalten, weder von Bayern München noch von Sonja!
Übrigens – Sonja ist jetzt mit Auswechselspieler Tom liiert!
ERO-Zone 8 - SEXische Gezeiten
Historische Betrachtung
Der Generationenvergleich bringt Sie ohne TUI auf eine Zeitreise durch die Historie der Sexualität ....
„Früher war alles anders“
Früher
Jennifer kletterte auf Opas Schoß und erhielt wie immer ein dickes Bonbon, eingewickelt in knallrotes Papier. Oma, mit bürgerlichem Namen Rosemarie Herzer, lehnte sich im Schaukelstuhl zurück und ihre flinken Hände führten geschickt die Stricknadeln, die einen neuen Winterpullover für Jenny herstellen sollten.
„Sag mal, Oma, wie hast du eigentlichen geheißen, als du noch eine Frau warst“?, wollte ihre kleine Enkelin wissen.
Oma Herzer lachte und Opa grinste amüsiert über sein breites, immer noch faltenloses Gesicht.
Jenny verstand nicht, wieso beide über diese doch berechtigte Frage lachen konnten und hakte nach. „Opa, und wie habt ihr euch kennen gelernt?“
Opa half, das Bonbon auszuwickeln, um damit Zeit zu gewinnen, über diese Frage nachzudenken. Seine Erinnerungen purzelten schließlich zwischen seinen wulstigen Lippen hervor: „Das war am Tanzboden. Ich habe Oma zum Tanzen geholt.“
„Und dabei hat er auf mein Hühnerauge getreten“, kam es aus dem Schaukelstuhl.
„Und dann?“, drängelte Jenny.
„Dann hat es gefunkt“, betonte Opa stolz.
„Bei dir“, warf Oma ein.
„Und dann?“
„Dann habe ich einen Feldstrauß gepflückt und ihn Oma geschenkt.“
„Und dann?“
„Dann hat sie mich zu Kaffee und Kuchen bei ihren Eltern eingeladen. Ich habe um ihre Hand angehalten und Omas Mama einen selbst von der Wiese gepflückten Blumenstrauß überreicht. Der Papa von Mama hat dann den Hochzeitslader bestellt und dann habe ich Oma geheiratet.“
„Und wann hast Du Oma geküsst?“
„Na, selbstverständlich erst in der Hochzeitsnacht. Neun Monate später kam dann deine Mama auf die Welt und jetzt bist Du da, kleine Jenny.“
Jennifer nickte aufgeregt. „Ach, so war das.“
„Ja“, sinnierte Opa Herzer. „So war das damals.“
Neuzeit – zwanzig Jahre später
Brief Jennifers an ihre beste Freundin:
„Liebe Gertraud, gerne beschreibe ich Dir, wie mein Leben verlaufen ist, seit Du vor drei Jahren weggezogen bist. Ich habe Hans im Internet-Cafe kennen gelernt. Zunächst per Partner-Findungsapp. Unsere Chats waren ein Traum. Sein Profil deckte das meine zu fast hundert Prozent. Dies hat sich auch dann noch bestätigt, als ich seinen Joy Stick ausprobierte und er meinen Chatroom entschlüsselte. Sein Weibchenscanner ist etwas Wunderbares, wenn er damit meinen Cyber Space erforscht oder meine Brüste umschmeichelt. Auch spielt er zu gern mit der Maus. Hans hat tolle Links am ganzen Körper und jedes Mal, wenn ich einen davon anklickte, mussten wir Windows schließen (wegen der Lärmbelästigung für die Nachbarn). Es kam zu einem folgenschweren Download, bei dem der Virenschutz nebst meiner Firewall versagte und als ich beim Frauenarzt war, hat dessen Virenscanner festgestellt, dass ich befallen sei und neun Monate später kam Version Justin Hope zur Welt. Jetzt leben wir zu dritt zusammen und Hans will jeden Tag googeln, damit Justin Hope bald noch einen Gameboy dazu bekommt. Das nächste Mal mehr von uns – Deine Jenny.“
Anmerkung: Früher war doch alles besser
Die Fortsetzung unserer kleinen Geschichte zeigt, warum auch die gute alte Zeit ihre Vorteile hatte:
Justin Hope verbringt die meiste Zeit vor seinem PC und im Internet. Als sein Opa ihn eines Tages besucht, sagt er:
„Justin, Du sitzt die ganze Zeit vor dem PC. Als ich so alt war wie Du, da sind wir nach Paris gefahren, ins Moulin Rouge gegangen, haben den Weibern an den Titten gespielt, uns die Hucke voll gesoffen, haben dem Barkeeper hinter die Theke gepinkelt und uns ohne zu bezahlen wieder verkrümelt.“
Der Enkel denkt über diese Worte nach, verschickt einige E-Mails und startet eine Woche danach mit seinen Chatfreunden nach Paris.
Als der Opa ihn drei Wochen später wieder besucht, findet er Justin in einem desolaten Zustand vor: Kopfverband, Gipsarm und geschientes Bein und ein zerschrammtes Gesicht verunstalten seinen Enkel.
„Um Gottes Willen, was ist denn Dir passiert?“
Justin schaut ihn vorwurfsvoll an. „Ach, Opa, ich habe doch nur getan, was Du mir geraten hast. Ich habe meine Freunde angemailt und angesimst, wir sind nach Paris gefahren ins Moulin Rouge gegangen, haben den Weibern an den Titten gespielt, uns mit Alkohol voll gedröhnt – also, uns so richtig die Kante gegeben. Dem Barkeeper haben wir – wie du – hinter die Bar gepinkelt und als wir ohne zu zahlen die Mücke machen wollten, kamen ein paar kräftige Zweizentnerbullen und haben uns ordentlich in die Fresse gegeben.“
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