In Wahrheit sind wir alle den Automechanikern hilflos ausgeliefert. Und wir sind gezwungen, ihre Behauptungen zu schlucken. Es sei denn, wir sind bereit, mit einem Seitenfenster zu leben, das auf halber Höhe stecken geblieben ist, und das so lange, bis wir einen wahrhaft ehrlichen Automechaniker gefunden haben. Viel Glück bei dieser Suche. Wenn sie erfolgreich verläuft, sollten Sie danach ein Buch schreiben.
Vorgeschlagene Mordmethode: Den Mechaniker mit dem Kopf nach aussen durch das defekte Seitenfenster schieben und festzurren. Mehrmals durch eine Waschanlage fahren.
Mordmotiv 7: Auf-den-Pelz-Rücker
Der Verfolger ist dir hart auf den Fersen. Du spürst seinen heissen Atem bereits im Nacken. Sein Arm drückt hart gegen deinen Rücken. Alles ist aus, das ist das Ende!
Alles halb so wild. Es handelt sich nicht um eine gnadenlose Verfolgungsjagd für eine Abrechnung im Mafia-Milieu, sondern um eine typische Szene an einer Supermarktkasse. Wer selbst brav Abstand hält zum Vordermann, der gerade die Brieftasche zückt oder den Pincode der Bankkarte am Terminal eintippt, wird die Erfahrung gemacht haben: Beim nächsten Kunden direkt hinter einem steht Rücksicht nicht so hoch im Kurs. Obwohl es, wie unzählige leider nie durchgeführte und publizierte Studien beweisen, keine Sekunde schneller geht, wenn man am Laufband von hinten auf Tuchfühlung geht, geschieht es doch andauernd. Würde man, um der unerwünschten Berührung zu entgehen, einen entschiedenen Schritt nach vorne machen, wäre das sinnlos. Zum einen kommt man dann dem bedauernswerten unbeteiligten Kunden ins Gehege, der gerade den Zahlungsvorgang abschliessen will. Und zum anderen wird der Hintermann mit absoluter Sicherheit umgehend nachrücken, bis man seinen Ellbogen oder den Warenkorb wieder in der Nierengegend hat. Und bei den Auf-den-Pelz-Rückern handelt es sich seltsamerweise nie um die Leute, die man gerne im Kreuz oder anderswo spürt. Ebenfalls absolut überflüssig ist der Versuch eines klärenden Wortes. Leute, die sich im öffentlichen Raum derart an einen herandrängen, dass kaum ein Unterschied zu einem Kopulationsversuch besteht, können selbst gar nicht nachzuvollziehen, was sie falsch machen.
Eine unschöne Spielart dieses Phänomens ist an Bankomaten zu erleben. Der vernünftige, rücksichtsvolle Zeitgenosse wird einen anständigen Abstand zu der Person einhalten, die gerade Geld bezieht – mit Sicherheit einen satten Meter oder so. Ein typischer Auf-den-Pelz-Rücker, der neu dazukommt, wird sich nun ohne zu Zögern zwischen den Geldbezieher und den rücksichtsvollen Abstandswarter stellen, als wäre er der nächste, der drankommt. Macht man ihn darauf aufmerksam, er solle sich doch bitte hinten anstellen, wird er erstaunt fragen: « Ach, Sie stehen auch an? Aber wieso denn da hinten? Ich dachte, Sie stehen einfach sonst rum. » Auch hier gilt: Eine erschöpfende Diskussion ist fruchtlos. Pochen Sie auf Ihr Recht, der nächste zu sein, da Sie schon ewig anstehen. Oder Sie lassen dem mühsamen Kerl den Vortritt. Denn ihm einen über die Rübe ziehen können Sie definitiv besser, wenn er vor Ihnen steht statt hinter Ihnen. Viel Glück – Sie tun der Welt einen Gefallen.
Vorgeschlagene Mordmethode: Alle an der Kasse verfügbaren Warentrennstäbe nehmen und sie dem Drängler in Mund, Nase und Ohren stopfen.
Mordmotiv 8: Spontan-Stehenbleiber
Auf der Rolltreppe. Auf der normalen Treppe. Auf dem Gehsteig. Auf einem Wanderweg. Zwischen Supermarktregalen. Ganz egal, wo man sich gerade aufhält, sie sind mit Sicherheit ebenfalls dort: Die Spontan-Stehenbleiber. Leute, die ganz offensichtlich eine verschobene Wahrnehmung haben und glauben, die letzten Überlebenden des nuklearen Holocaust zu sein – und sich nun allein auf der Erde zu befinden. Anders ist es schlicht nicht zu erklären, wie man nach dem Verlassen der Rolltreppe am Ende von dieser einfach stehen bleiben kann, während die Rolltreppenbenutzer direkt dahinter wie die Dominosteine aufeinander prallen und in die Tiefe stürzen.
Was genau tun die Leute, nachdem sie spontan stehen bleiben und damit das Nadelöhr verschliessen? Möglicherweise müssen sie zuerst die Übersicht gewinnen: Was gibt es alles zu sehen und zu kaufen auf dieser Etage des Shopping-Paradieses? Dürfen sie ja gerne, kein Problem. Aber gewinnt man diese Übersicht wirklich ausschliesslich direkt am Ende der Rolltreppe? Verliert man jede Orientierung, wenn man nach dem Verlassen der Rolltreppe noch drei oder vier weitere Schritte macht und dort ein wenig zur Seite ausschert? Droht es einem, in ein geheimes Paralleluniversum abzugleiten und dort verloren zu gehen, wenn man sich ohne weiteres Vorwissen kurz vom Ende der Rolltreppe wegbewegt? Muss man wirklich genau dort stehen bleiben, wo ein Dutzend weiterer Kunden auch ganz gerne die Rolltreppe verlassen würde?
Unsere Vorgänger in der Geschichte mussten sich mit diesem Problem vermutlich nicht herumschlagen. Zum einen natürlich, weil es damals noch keine Rolltreppen gab. Vor allem aber, weil es zur Zeit der römischen Feldzüge oder des Freiheitskampfes der Indianer absolut notwendig war, seine Instinkte zu schärfen. Wer nicht spürte, dass hinter ihm jemand ist, hatte nicht mehr lange zu leben. Spontan-Stehenbleiber haben ganz offensichtlich diesen Instinkt völlig verloren. Leider aber droht ihnen dafür heute nur noch selten der verfrühte Abgang.
Vorgeschlagene Mordmethode: Warten, bis der Stehenbleiber die Rolltreppe nach unten betritt und seine Hand mit Sekundenkleber am Handlauf festkleben. Zuschauen und still geniessen. Achtung, danach den Lift nehmen für die Fahrt nach unten.
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