“Hey Nadine, freut mich, dich mal wiederzusehen” sagte Clemens. Seine Zähne waren makellos weiß, als er sie anstrahlte. “Das letzte Mal, als wir beiden uns gesehen haben, warst du noch wesentlich…” Er zeigte mit der flachen Hand etwa auf Höhe seiner Hüfte, und die drei lachten.
“Ja, das ist alles schon ein wenig länger her” sagte Klaus, und drehte mit einer Grillzange das Fleisch und die Würstchen auf dem Rost.
“Wie kommt’s denn, dass du wieder hier bist?” fragte Nadine, und Clemens’ Blick ging in die Ferne. Sein Lächeln verschwand, machte einem ernsten Gesichtsausdruck Platz. Auch ihr Stiefvater war plötzlich ernst.
“Christiane ist vor ein paar Wochen gestorben” sagte er mit tonloser Stimme. Klaus legte ihm eine Hand auf die Schulter, und Nadine spürte, dass sie rot wurde.
“Oh, Clemens, das tut mir leid” murmelte sie, und legte ihm ihre schmale Hand auf den muskulösen Unterarm.
“Schon okay” sagte er, tätschelte ihre Hand und knipste sein blitzendes, wunderschönes Lächeln wieder an. Ihr fielen die Grübchen auf, die sich auf seinen Wangen bildeten. “Sie hatte Krebs, und am Ende war es besser so.” Jetzt sah er wieder aus, als wäre nie etwas gewesen.
“Scheiße” flüsterte sie, und schabte mit einem ihrer Turnschuhe über den Boden.
“Und jetzt wollte ich aus Hamburg raus. Da hält mich einfach nichts mehr.”
“Genau deshalb suchen Clemens und ich jetzt ein Haus für einen erfolgreichen Börsenmakler” lächelte ihr Stiefvater und griff sich ein Bier von einem Servierwagen, der neben dem großen Grill stand.
“Cool” sagte Nadine, und fühlte sich gleich etwas besser. Sie ließ ihren Blick prüfend über Clemens fahren, von dem scharf geschnittenen Gesicht, dem kantigen Kinn, hinunter zu den runden Schultern und den muskuklösen Armen. Auch seine Brust wirkte breit und durchtrainiert. Seine Beine, die ebenfalls stark wirkten, steckten in braunen Cargo-Shorts, und er trug beige Mokassins. Ein attraktiver Mann, keine Frage. Sie leckte sich über die Lippen.
“Dann sehen wir uns doch bestimmt öfter in nächster Zeit, stimmt’s” sagte sie, und zwinkerte ihm zu, als ihr Vater gerade nicht hinsah.
“Das denke ich auch” antwortete Clemens, und auch sein Blick taxierte sie. Fing bei ihren Tennisschuhen an, glitt dann über ihre langen, schlanken, glatten Beine, die in winzigen Jeans-Hot-Pants steckten. Ihr kleiner, fester apfelförmiger Arsch kam darin besonders gut zur Geltung. Dann betrachtete er ihr enges Spaghettiträger-Top, blieb kurz an ihren Brüsten hängen, die durch einen Push-Up-BH besonders gut in Szene gesetzt waren. Dann beobachtete er ihr Engelsgesicht, ihr spitzes Kinn, ihre roten Lippen, die hohen Wangenknochen und die funkelnden blauen Augen. Nadine konnte spüren, dass ihm gefiel, was er sah.
“Dann wünsche ich euch viel Spaß bei eurer Grill-Party” sagte sie, drehte sich um und schwebte davon.
“Hey, komm doch nachher auch zum Essen vorbei” rief ihr Vater ihr hinterher, und über ihre Schulter antwortete sie: “Klar, warum nicht?”
Sie war eine Stunde beim Sport gewesen, hatte sich auf dem Laufband und dem Stepper richtig ausgepowert, und unter der Dusche noch einmal ihre enge, bisher ungefickte Muschi gefingert, wobei sie nur an Clemens gedacht hatte, und die Beule, die sich unter seinen Cargo-Shorts abgezeichnet hatte. Sie war kurz und heftig gekommen, hatte dann das Wasser abgestellt und war wieder nach Hause gefahren.
Als sie ihren kleinen, klapprigen Polo in die Einfahrt lenkte, war die Grillparty ihres Vaters bereits in vollem Gange. Die Nachbarn waren da, ein paar Freunde, ihr Onkel Gerhard mit seiner Frau. Auch ihre Mutter war mittlerweile aufgetaucht, die freudig winkte, als sie sie entdeckte.
“Huhu, Nadine” rief sie, und die sexy Teenagerin kam auf ihre Mama zu. Sie nahmen einander in den Arm, und ihre Mutter hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
“Hast du schon gesehen, dass Clemens hier ist?” fragte ihre Mutter, und strich sich eine Strähne ihres langen blonden Haars hinters Ohr. Nadine war immer wieder fasziniert davon, wie sehr sie ihrer Mutter glich. Ihre Augen, ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Figur - sie war ein 30 Jahre jüngeres Abbild ihrer Mutter. Von ihrem Vater hatte sie bisher nur Fotos gesehen, sie hatte ihn nie kennengelernt. Aber das brauchte sie auch nicht, sie hatte ja Klaus. Und ihre Mutter war wirklich wie ein Prototyp für ihr Aussehen.
“Ja, habe ich schon gesehen. Schläft er bei uns?”
“Nein, er hat ein Zimmer irgendwo in der Stadt. Im ‘Imperial Grande’ oder so.”
“Okay. Aber ist doch super, freut mich für Klaus. Dann hat der seinen besten Freund wieder öfter um sich herum.”
Ihre Mutter lächelte. “Ja, die beiden werden in nächster Zeit wohl oft zusammen hängen. Ich werde dann meine Tochter brauchen, um mir die Zeit zu vertreiben” drohte sie scherzhaft, und Nadine lachte.
“Oh oh, dann werde ich mir wohl eine eigene Wohnung suchen müssen, das halte ich bestimmt nicht aus” witzelte sie.
“Was hast du heute vor?” fragte ihre Mama, und sah ihre Tochter an. Sie war nicht aufgedonnert wie sonst am Wochenende.
“Ach, Nina und die anderen wollen in den ‘Techno Tower’, aber ich habe keine Lust, immer in den Laden zu gehen. Also bleibe ich einfach hier und gucke mir an, was ihr Fossilien so treibt” sagte sie. Ihre Mutter boxte sie leicht auf den Arm, und Nadine tänzelte ein paar Schritte von ihr weg.
“Ich ziehe mich eben um, ich war gerade beim Sport. Danach komme ich wieder.”
Schnell flitzte sie durch den Garten ins Haus, sah, dass Clemens in einer Gruppe Nachbarn stand und sie mit irgendeiner Geschichte unterhielt. Sie stürmte die Treppen nach oben und in ihr Zimmer, feuerte ihre Sportsachen in die Ecke und warf sich wieder in Hot Pants und Mini-Top.
Schminkte sich, um besonders gut auszusehen für den attraktiven Freund ihres Vaters, der sich irgendwie in ihre Gedanken gebrannt hatte. Band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, entschied sich dann aber doch anders, und riss sich das Gummiband wieder aus den Haaren. Bürstete ihre blonde Mähne etwas verwegener, so dass sie aussah wie ein Supermodel.
Dann zog sie noch einmal ihren Lippenstift nach und betrachtete das Ergebnis im Spiegel. Ja, sie war zufrieden mit dem, was sie sah. Schlüpfte in Hohe Schuhe mit einem Korkabsatz, und machte sich dann auf dem Weg zurück in den Garten.
“Ein Würstchen?” fragte Klaus, und warf ein gebratenes Krakauer Würstchen auf den Teller, den Nadine ihm hinhielt. Sie schaufelte sich ein wenig Nudelsalat daneben, drückte ihrem Stiefvater einen hastigen Kuss auf die Wange, dann lief sie auf ihren hohen Absätzen durch den Garten auf der Suche nach einem freien Platz - am besten in der Nähe von Clemens.
Sie entdeckte einen leeren Stuhl neben ein paar Nachbarn ihrer Eltern. Darauf hatte sie wirklich keine Lust, all diese Gespräche darüber, wie sie als Kind gewesen war und wie sie sich entwickelt hatte, und wie gut sie doch zu Timo gepasst hätte… Immer das gleiche Bla Bla.
Stattdessen ging sie mit ihrem Teller durch die Terassentür in den Wintergarten und setzte sich dort hin. Ein paar Leute standen um sie herum, aber sie hatte den Tisch für sich alleine. Von dort hatte sie die gesamte Gartenparty im Blick, doch der attraktive Freund ihres Vaters war nicht zu sehen. Missmutig mümmelte sie an der Bratwurst herum, schaufelte sich ein wenig von dem Nudelsalat in den Mund und spülte alles mit einem Cola-Bier herunter.
“Hallo Nadine” hörte sie auf einmal eine Stimme hinter sich, drehte sich um und verschluckte sich. Mit knallrotem Gesicht hustete und krächzte sie, während sie hinter sich Clemens sah, der auf sie herunter lächelte.
Er machte einen Schritt auf sie zu, klopfte ihr auf den Rücken, und sie schaffte es nach einem Augenblick, endlich wieder zu Atem zu kommen.
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