Wenn man bedenkt, was alles passieren musste, was alles gelernt und behütet werden musste, wie viel Aufmerksamkeit und Hingabe in unendlich vielen kleinen und größeren lebendigen Einheiten gelernt und gelebt wurde und jetzt gerade wird, nur damit wir in diesen Tagen atmen, lieben und lachen können, so ist es doch verwunderlich, was so alles in der Welt passiert. Es wird gelogen, unterdrückt, versteckt, weggenommen, bekämpft und ignoriert. Es lässt die Angst vor Bestrafung, Angst vor der Schadenfreude anderer, das Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken bereits im Klassenzimmer, in der Arbeitswelt, in der Wirtschaft und im Staatengefüge dieser unserer Welt immer wieder neue Lieblosigkeiten entstehen und aus dem Miteinander und Füreinander ein Gegeneinander werden.
Die Grundbausteine des Lebens bilden gemeinsam etwas Größeres. Dieses Größere ist lernfähig. Manche Bakterien vermehren sich alle 20 Minuten, sie können auf veränderte Umweltbedingungen, wie z.B. die Erhöhung der Temperatur, innerhalb von 100 Generationen (Also 100 x 20 Minuten = ca. 33 Std.) eine vollständig neue Antwort generieren und den ganzen Organismus der neuen Umgebung anpassen. Unser gesamtes Leben basiert auf dem, was in der Vergangenheit gelernt wurde. Die DNA und die Zellen sind entstanden, weil sie jetzt gerade lernen, wie sie besser lernen können, auf Umwelteinflüsse zu reagieren, sich auf die Umgebung einzustellen, sich damit auszutauschen und damit zu arrangieren. Der Mensch ist ein Superorganismus, ein Konglomerat von bis zu 100 Billionen Zellen. Auf der Ebene der Welt ist der Mensch die lernende Einheit und die Menschheit der Superorganismus.
Das Geheimnis des Lebens lehrt uns Interaktion, Kooperation und Verbindung, Lernen und Weitergabe, Gewahrsein und Liebe. Wollen wir, dass unsere Kultur die nächsten Milliarden Jahre erhalten bleibt, so bedeutet das für uns Menschen: Geistig beweglich bleiben, die Verbindung mit der Umgebung noch besser kennen lernen. Zusammenhänge besser erkennen und verstehen lernen, um noch besser kooperieren zu können. Sich mit dem Gelernten verbinden und lernen, wie wir noch besser leben können. Lernen, wie wir das Gelernte bestmöglich weitergeben können. Lernen, wie wir lernen können, diesen Lernvorgang zu verbessern. Das Leben dankbar lieben, sichtbar machen und bewusst machen der Wahrheit, die Liebe ist.

Das Leben ist nicht durch Zufall entstanden. Der Mensch ist keine Laune der Natur. Elefanten und Mäuse (oder auch ein Blattfloh) haben gleich große Zellen. Es gibt kein zufälliges Leben in einem zufälligen Universum. Der gesunde Hausverstand lässt uns das erkennen.
Heute
Wir Menschen haben eine sehr lange Entwicklungsgeschichte hinter uns, die mehrere Millionen Jahre gedauert hat. Im ersten Buch "Die Schritte der Kinder" (ISBN: 978-3-7375-8613-9) hat der Autor versucht, diese zu beschreiben. Da wird von alten untergegangenen Kulturen erzählt. Unser Bewusstsein und die Abbildung im Gehirn als Verstand finden dort die Wurzeln. Unsere wahre Menschheitsgeschichte ist in Vergessenheit geraten, darum können wir nichts aus ihr lernen. Die gemeinsame traumatische Vergangenheit ist der Grund für unseren Zugang zu Fehlern, die eigenen Fehler werden verheimlicht und verleugnet, weil wir gelernt haben, dass sie sonst sofort ausgenützt werden. Auf die Fehler von anderen wird hingewiesen, die eigenen Fehler werden so gut es geht vertuscht und am besten vergessen. Natur, Evolution und Leben werden von vielen immer noch als Überlebenskampf gesehen. Betont wird der Moment des Gefressenwerdens - im Vergleich zum ganzen Leben ein verschwindend gering kurzes Zeitfenster - zu wenig bekannt ist das wunderbare, harmonische Leben, das Gefüge der einzelnen Organismen und Lebewesen miteinander, das geheimnisvolle Zusammenspiel der kleinsten Komponenten. Es ist nicht gewöhnlich und logisch auf einander loszugehen. Der Wettkampf ist in der Natur die Ausnahme. In jedem lebendigen System dominiert das Miteinander. Wir sind Zeuge eines immer noch gestörten Lernprozesses unseres Weltbewusstseins.
Der gesunde Zugang zu Fehlern wäre, sie im Geist zu wiederholen, den Entstehungsvorgang besser verstehen zu lernen, daraus eine Erkenntnis zu gewinnen - was meist mit Freude verbunden ist - und diese Erkenntnis mit anderen zu teilen. Wer nach einem Autounfall im Krankenhaus aufwacht, dessen erste normale Reaktion wird sein, dass er sich fragt: Wieso liege ich hier. Was um Himmels Willen ist passiert? Eine Rekapitulation der letzten Geschehnisse lässt die ersten Bilder auftauchen. Ah ... da habe ich mich verletzt ... es ist so schnell gegangen ... da habe ich nicht aufgepasst ... wie konnte das passieren ... das war so und das war so ... und dann war das ... Das ist die Reaktion eines gesunden Bewusstseins, es hat das Bedürfnis aus seinen Fehlern zu lernen.
Es kommt von dort: Es hat den anderen erwischt, also nicht mich. Was für ein Glück. Wo der Wahnsinn regiert, ist kein Platz für Logik. Schadenfreude, Egozentrik, Selbstsucht, Ich-Verhaftung, Besitzdenken, Neid, Gier, Streitsucht, Angriffslustigkeit und Angst entspringen allesamt der Angst und nicht der Vernunft. Die Bilder aus einer dritten Welt, wo einseitige Ernährung, Mangelerscheinungen aller Art und hygienisch katastrophale Zustände Krankheiten hervorrufen, wo die Menschen darum nicht viel älter als 50 Jahre alt werden, erzeugen im Rest der Welt nicht Dankbarkeit und Wertschätzung für die eigene Lebensmittelversorgung und den eigenen Lebensstandard. Angst lässt nicht Mitgefühl wachsen, sondern Scheuklappen.
Im Ruhezustand heilt das Bewusstsein sich selbst. Dann kann der Geist dem Körper in aller Ruhe die Aufmerksamkeit schenken, die er braucht, um Zelle für Zelle wieder in Ordnung zu bringen. Die Natur erholt sich sehr schnell, sie regeneriert sich von selbst, wenn sie die Ruhe dazu hat.
In der Natur braucht alles seine Zeit. Um unsere eigene Heilung zu erfahren, brauchen wir uns nur darum zu kümmern. Die Muster beleuchten und erkennen, in gesunde Bahnen lenken und achtsam, zuversichtlich und friedlich die ersten Schritte in ein neues Land des gemeinsamen Glücks machen. Wieso ist das noch nicht passiert?
Wir leben in einer Zeit, in der noch nie so schnelle grundlegende Veränderungen im menschlichen Zusammenleben, bei der globalen Wirtschaft und im Geiste von statten gegangen sind. Wir sagen, das Leben im dritten Jahrtausend ist halt eine schnelllebige Zeit. Das Gefühl für das Eingebettet sein im Universum fehlt uns nahezu völlig. Es bleibt kaum Zeit, um eine Blume zu betrachten und sich ihrer Einzigartigkeit gewahr zu werden. Die Fragen nach dem Glück und den höheren Dingen im Leben beantworten sich aber nur aus der Ruhe heraus, dann kann die schöpferische Kraft wirken. Einsicht lässt uns erkennen, der Blick für die Gesamtheit ermöglicht Weitblick. Kaum einer fragt sich heute, wie denn die Welt in 5000 Jahren aussehen sollte, wie der Weg zu einer friedlichen Weltkultur aussehen könnte, wie wir zur im Vorwort erwähnten Einstellung kommen: "Uns geht's gut. Geht es den anderen auch gut?" Das fehlende Bewusstsein für das Ganze und für das Geheimnis des Lebens findet im sozialen Miteinander im Kleinen wie im Großen seine Ausprägung. Die heutigen raschen Veränderungen haben drei Hauptursachen:
1.) Seit 1800 hat der Mensch wieder gelernt, durch die systematische Verbrennung von Kohle und Erdöl enorme Mengen an Energie umzusetzen. 200 Jahre sind eine sehr kurze Zeit im Vergleich seit den Anfängen der menschlichen Kultur. Strom, künstliches Licht und Transportwesen verändern die Lebensgewohnheiten. In Fabriken werden mehr Produkte erzeugt, als gebraucht werden. Wirtschaft und Geld geben den Takt vor. Stoffkreisläufe und Energiekreisläufe werden nicht hinterfragt, Nachhaltigkeit war anfangs überhaupt kein Thema. Sehr schnell hat die Wirtschaft eine Dynamik und Komplexität bekommen, die nicht mehr auf Vernunft begründet war. Sie hat ihre Rechtfertigung auf Zahlen am Papier gefunden. Auf die Menschen wurde dabei wenig Rücksicht genommen. Das Industriezeitalter hat begonnen.
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