Wenn Günter, Rolf, Georg und Jörg Doppel spielen, dann heißt Günter Günni oder Günnes (je nach Landsmannschaft), der mit den roten Haaren ist der Blaue, der ohne Haare ist Locke und der Schwergewichtige ist Rehlein oder Elfe. Wenn Waltraud, Iris, Anke und Annegret Doppel spielen, dann nennen sie sich Waltraud, Iris, Anke und Annegret.
Stehen diese vier am Netz, dann unterhalten sie sich über Nachbarn, Mode oder den neuesten Klatsch im Tennisclub. Die vier Herren stehen nur am Netz, wenn Beratungsbedarf über den Spielstand besteht.
Und warum bekommen Männer alles, was sie bei sich tragen, in ihre Hosentaschen. Und Frauen niemals. Frauen tragen Handtaschen. Aber über der Schulter. Handtaschen heißen diese Monstren, weil, wenn die Hand einmal darin verschwunden ist, sie erst Stunden später wieder zum Vorschein kommt. Und nur selten mit dem Gegenstand, den die Frau gesucht hat.
Wenn ein Mann an der Kasse eines Supermarktes 18 Euro und 77 Cent zahlen muss, gibt er einen 20 Euro Schein. Fertig. Eine Frau sucht das Portemonnaie (wo wohl?), legt einen Zehner, einen Fünfer, eine Zwei- und eine Ein-Euro-Münze hin. Und dann zählt sie die Cent zusammen. Einzeln. Und wie weit kommt sie. Bis 74, manchmal sogar bis 76. Und das dauert. Und am Ende; ein Zwanziger. Wie der Mann auch. Nur eine gefühlte Ewigkeit später. Allerdings zugegeben: Frauen müssen das Kleingeld auch irgendwann mal ausgeben, was Männer in ihren Hosentaschen vergessen.
Frauen wissen nur selten, wo sich der Vergaser befindet, was die Pleuelstange so treibt und wie dunkel es im Getriebetunnel ist. Das erwartet auch niemand von ihnen. Dann sollten sie an uns Männern aber auch keine unerfüllbaren Forderungen stellen: wozu man einen Kajalstift braucht, was man mit einem Concealer anstellen kann und dass ein weicher Naturhaarpinsel mit einer leicht verjüngten Spitze in einem Pinselständer aufbewahrt werden sollte.
Männer fragen nicht nach dem Weg. Das ist Naturgesetz. Aber kein Mann sollte als Grund anführen, dass Kolumbus auch nicht nach dem Weg gefragt hat. Diese Argumentation führt wirklich in die Irre.
Für uns eher simpel gestricktes männliches Wesen ist es nicht immer einfach, mit diesen lieblichen Geschöpfen zu leben. Sie sind vielschichtig, sehr komplex und mitunter ausgesprochen kompliziert. Aber genau das sind Merkmale einer höher entwickelten Intelligenz. Damit müssen wir leben. Und nur unter uns: das tun wir sogar gerne. Wenn sie es uns nur nicht immer so spüren ließen.
Neulich haben mein Nachbar und ich gemeinsam im Garten gearbeitet.
Wir haben mein raumübergreifendes Großgrün so zurückgeschnitten, dass es die nicht lebende Einfriedung meines Nachbarn nicht überschreitet; dann haben wir die
Spontanvegetation entfernt und alles mittels eines einachsigen Dreiseitenkippers weggefahren.
Zu Deutsch: Wir haben den Baum beschnitten, damit er nicht mehr über den Zaun ragt, das Unkraut entfernt und alles mittels einer Schubkarre weggefahren.
Heute mache ich mir Gedanken über Beamtendeutsch. Die 10 Gebote zählen 279 Wörter, die Unabhängigkeitserklärung der 13 nordamerikanischen Staaten von 1776 zählt 300 Wörter, die EU-Verordnung über den Import von Karamell-Bonbons von 1981 besteht aus 25.911 Wörtern. Dass wir seit Johann Wolfgang von Goethe das Volk der Dichter und Denker und der Sprache sind, war sicher anders gemeint als in diesem Beitrag aus dem Bundessteuerblatt:
Es ist nicht möglich, den Tod eines Steuerpflichtigen als dauernde Berufsunfähigkeit im Sinne von § 16 Abs. 1 Satz 3 EStG zu werten.
Und die Post ist auch nicht besser:
Der Wertsack ist ein Beutel, der auf Grund seiner besonderen Verwendung nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln besteht, die in den Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden.
Welcher Sack hat denn das verfasst - oder war es ein Beutel, vielleicht ein Dummbeutel? Oder mit dem Klammerbeutel gepudert? Zuviel Bocksbeutel getrunken?
Es ist mir persönlich gleichgültig, ob ich das Recht habe, ein Grundstück zu überqueren oder eine Grunddienstbarkeitsbewilligungserklärung besitze; ob ich im Bahnhof ein Drehkreuz passiere oder eine Personenvereinzelungsanlage; ob ich tanke oder eine Betriebsmittelaufnahme durchführe; ob Regen Oberflächenwasser darstellt; ob Diebstahl unrechtmäßige Besitz-Umstrukturierung heißt oder Kaffee koffeinhaltiges Bohnenheißgetränk genannt wird; sogar ob ein Hubwagen ein deichselgesteuertes Flurförderfahrzeug ist oder die Vermittlung eines Kindes in eine Pflegefamilie beeltern heißt. Ich nenne die Querstreifen auf der Autobahn nicht Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung, besuche keinen Lautraum, sondern eine Diskothek und eine Kopie ist für mich kein Mehrstück. S elbst ein Polizist nennt Handschellen nicht Schließzange und seinen Diensthund nicht Biosensor.
Das alles ist mir ziemlich egal. Aber folgendes mir ist nicht egal: Wenn ich mein Stammbuch verliere, wissen Sie, was dann weg ist: mein Lebensberechtigungsschein. Und das geht mir dann doch ein bisschen zu weit. Was passiert, wenn der zuständige Beamte meiner geliebten Behörde meiner überaus geliebten Heimatstadt sich weigert, mir diesen erneut auszustellen. Vielleicht, weil ich ihn mal nicht gegrüßt habe? Oder im Tennis geschlagen? Oder meine rauhfutterverzehrende Großvieheinheit (Kuh) von seinem Gras gefressen hat? Oder ich bei falscher Farbe über eine bedarfsgesteuerte Fußgängerfurt (Fußgängerampel) gegangen bin?
Um es in eben diesem Beamtendeutsch zu formulieren: Wenn ein Parkschein berechtigt zu parken, ein Führerschein berechtigt, ein Fahrzeug zu führen, ein Waffenschein berechtigt, eine Waffe zu besitzen: was bin ich dann ohne Lebensberechtigungsschein ? Darüber mag ich gar nicht nachdenken.
Doch weg mit diesen dunklen Gedanken. Es muntert immer wieder auf, auch mal einen Blick über die Grenzen zu werfen: zu unseren Nachbarn. Diesmal in die Schweiz. Die sind auch nicht besser als wir, was Amtsdeutsch angeht.
„ Selbstreproduzierende Kleinflugkörper auf biologischer Basis mit fest programmierter automatischer Rückkehr aus allen beliebigen Richtungen und Distanzen“
Wir nennen sie Brieftauben.
Mein Enkel nennt mich alter Mann. Ich selbst nenne mich etwas freundlicher älterer Herr . Wartezimmer-Zeitschriften nennen mich best ager . Und wollen mir natürlich ewige Jugend verkaufen – mitsamt den entsprechenden Präparaten. Was die mir noch einreden wollen: als Senior war ich sparsam, bescheiden und genügsam, als best ager will ich Unabhängigkeit, Mobilität, Lebensqualität und natürlich (ohne Englisch geht es nicht) Lifestyle, Coolness und Performance. Ich habe das gelesen (ach was, verschlungen und aufgesogen), und natürlich schnurstracks ausprobiert. Alles!
Mein Clubheim nenne ich neuerdings Tennis Lounge, statt Bier trinke ich dieses scheußlich schmeckende Modegetränk Aperol Spritz und apre tennis trage ich eine modische Schawatte, also einen als Krawatte gebundenen Schal.
Und ich habe meine Pflegegewohnheiten völlig umgekrempelt. Mein Badezimmer quillt jetzt über von Anti-Aging-Produkten gegen geknitterte, gefaltete, gestresste, reife und überreife Haut. Sogar gegen unreife Haut habe ich mich abgesichert. Mein Faltenlineal liegt griffbereit neben meinen drei Haarentfernern: Rasierer, Bartschneider und Epilierer, natürlich in unterschiedlichen Pastelltönen wegen meiner Kurzsichtigkeit.
Mein Morgen beginnt mit einer Doppelstrategie aus Vor- und Tiefenreinigung, zuerst Kurkuma mit Ginseng, dann ein Antioxydant zur Vitalisierung, gefolgt von einem Öl aus Wildrosen zur Angleichung meiner Lipidstrukturen. Jetzt nur zwei oder drei hautidentische Enzyme und einige Pro Xylane zur Straffung eingerieben. Schon bin ich nach nur einer Stunde mit den allerersten Basics fertig. Die zum richtigen Einreiben notwendigen unterschiedlichen Massagegriffe lernt man schnell in einem Wochenend-Seminar. Die besten Seminare werden übrigens in Bangkok oder Phuket angeboten. Achtung Männer: Beim Einreiben niemals am Teint zerren und Cremes mit Honiganteilen wegen der Anziehungskraft auf Fliegen nur sparsam verwenden.
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