Wilhelm Thöring - Ansichtskarten, Erzählungen

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Ansichtskarten, Erzählungen: краткое содержание, описание и аннотация

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"Ansichtskarte ist Ansichtskarte."
"Finde ich nicht, hier – nichts als abgelichtete Kulis-se. Wie eine Bühne ohne Schauspieler, ohne Sänger. Solche Karten sind fade, sind ohne Leben. Aber wichtig ist die Botschaft. Ist der Text. Nicht das Bild. – Die meisten Maler haben in den Vordergrund ihrer Land-schaften Leben hineingemalt. Feines Leben oder pralles Leben. Und manchmal auch derbes … Wir kennen Bil-der, da konnten wir geradezu Acker- oder Kuhgeruch einatmen …"
"Ach, Karte ist Karte"
So lässt der Autor in der Titelgebenden Erzählung «An-sichtskarten – Rheinsberg» seine Protagonisten sinnie-ren. Aber «Karte ist nicht gleich Karte». In den zwanzig kleinen Erzählungen, die sich unter dem Obertitel «An-sichtskarten» versammeln, sind Momentaufnahmen unterschiedlichster Lebenssituationen, Ereignisse und Begebenheiten abgebildet. Und nicht minder unter-schiedlich sind auch die Menschen, die vor uns erschei-nen, sowohl in ihrer Herkunft als auch in ihrem Charak-ter, ihrem Fühlen und Denken und in dem, was ihnen widerfährt. Da begegnen wir dem Pflastermaler, der dem fast blinden Mütterchen, das nichtsahnend durch sein Gemälde läuft, einen Kaffee spendiert oder der siebzigjährigen pensionierten Lehrerin, die ihr bürgerli-ches Dasein aufgegeben hat, in einem Wohnmobil durch die Welt fährt und in der jungen, mit ihrer Herde um-herziehenden Schäferin eine Seelenverwandte trifft. Ein junges Paar, das seine Verlobung mit dem erstbesten ihm sympathischen Menschen feiern möchte, trifft auf einen deutschen Juden, der aus Israel kommend seiner Vergangenheit nachspürt und das junge Paar mit seinem Schicksal konfrontiert. Und da erleben wir vier junge Männer aus dem Baltikum, alles ausgebildete Konzert-musiker, die in der Fremde als Straßenmusikanten ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien verdienen müssen und plötzlich ohne ihr Glanzlicht, die begabte Sopranisten dastehen, die ein Bühnenengagement in Aussicht hat.

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Jakob Steinberger hebt die Brauen. Ohne aufzusehen fährt der junge Mann verlegen fort:

„Wir ... nein, meine Braut hat es sich in den Kopf gesetzt, heute Abend mit einem fremden, einem sympathischen Menschen zu feiern ... mit dem ersten, dem wir begegnen ...“

„So?“ Jakob Steinberger legt das Besteck ab. „Und da hat das Los mich getroffen?“

Die junge Frau nickt. „Dieser Abend ist ... Wissen Sie ... Wir haben uns heute Abend verlobt“, sagt sie und wird noch röter, „und haben gesagt, den wir im Lokal antreffen, den bitten wir ...“ Sie ist so rot geworden, dass sie ihr Gesicht bedeckt.

Jakob Steinberger erhebt sich, reicht beiden die Hand. „Da gratuliere ich. Glück wünsche ich Ihnen, viel Glück der Braut, dem Bräutigam ... Glück und Wohlergehen auch Ihren Eltern, den Geschwistern!“

„Wir haben beide keine Eltern mehr. Keine Geschwister“, sagt die junge Braut leise.

„Oh, da habe ich etwas Verkehrtes ...“

„Nein, nein!“ ruft sie schnell. „Es ist, wie es ist!“

Jetzt ist auch der alte Mann so verlegen wie die jungen Leute. Erinnerungen steigen auf, lange verschüttet. In seinem Hals wächst etwas, schnürt und presst, dass seine Augen flackern.

Später lässt er für sich eine Flasche Roten kommen und lädt die beiden zum Trinken ein, zum Mitfeiern, wie er sagt. Denn es gäbe für alle einen Grund zum Feiern:

„Ja, da betreten Sie beide, nein, wir alle drei, in gewisser Weise Neuland“, lacht er und hebt sein Glas. „Obwohl, so ganz stimmt das für mich nicht. Denn ich bin wohl mehr auf der Suche nach Vertrautem, nach Verlorenem ...“

Die beiden lächeln glücklich zurück, sie fragen aber nicht, was er mit dem Vertrauten und Verlorenen meint. Der junge Mann hat seine Hand auf den Arm seiner Braut gelegt, und hin und wieder blicken sie sich tief und lange an.

Einmal rutscht der Hemdsärmel bei dem jungen Mann hoch, und Jakob Steinberger sieht über der Handwurzel eine Tätowierung.

Jetzt kommen seine Augen nicht mehr von dem bläulichen Gebilde los. Er versucht nicht hinzusehen, es gelingt nicht. Schließlich fragt er: „Sie tragen eine Tätowierung?“

Der junge Mann schiebt den Ärmel hoch. „Ja, eine Spinne.“

„Eine Spinne? Wissen Sie, dass Spinnen sogar ihre Artgenossen töten“, fragt Jakob Steinberger. „Und es kann vorkommen, dass sie sie auffressen.“

Die beiden finden das komisch. Sie lachen wie über eine ulkige Geschichte. „Von uns beiden ist keiner so!“ Der junge Mann schüttelt, immer noch lachend, den Kopf. „Ich nicht und sie auch nicht ...“ Er legt seinen Arm um den Hals seiner Braut.

„Tätowierungen“, jetzt entblößt Jakob Steinberger seinen Arm, „Tätowierungen sind Narben“, sagt er ernst, „es sind tiefe, bleibende Wunden. Nicht nur im Fleisch. Sehen sie einmal ...“

Die junge Braut beugt sich zu ihm hin. „Eine Schlange?“, fragt sie. Der alte Mann schüttelt den Kopf.

„Eine Nummer? Du, guck mal, eine Nummer!“ flüstert sie zu ihrem Bräutigam hin.

„Jude?“, fragt der. „Sie sind Jude?“

Der alte Mann nickt. „Das hier ist lange her, sehr lange“, sagt er. „Das war in der Zeit, als wir keine Namen mehr hatten. Wir waren eine Nummer. Neunundzwanzigtausend-vierhundert-dreiundachtzig. Das war ich. Den Jakob Steinberger wollten sie damit auslöschen! Töten! Den gab es nicht mehr. Das hier“, er streicht mit dem Finger über die bläuliche Nummer, „das hat die Seele verwundet. Und solche Wunden heilen nicht. Niemals.“ Und, als vertraue er ihnen ein Geheimnis an, flüstert er: „Es ist noch schlimmer: das vererbt sich.“

Das Lebhafte, das Versonnene und auch ihr Glücklichsein sind verschwunden, als wäre es von den Brautleuten abgefallen. Der junge Mann sieht abwechselnd auf seine Spinne, dann auf die Nummer des alten Mannes.

„Ich sehe, ich habe Sie entsetzt. Das war nicht meine Absicht“, sagt der alte Mann und hebt sein Glas gegen sie. Und er versucht zu lächeln, als er sagt: „So tragen wir beide etwas Modisches. Sie und ich.“

Und langsam, als müsste er bei jedem Wort überlegen, spricht er über sein Leben, erzählt von damals, als man dem achtzehnjährigen Jakob Steinberger seinen Namen auslöschen wollte. Er erzählt von der Zeit in Buchenwald, im Arbeitslager, auch von seinem Leben in Israel.

Jakob Steinberger erzählt leise und mit größeren Pausen. Die jungen Leute sitzen vorgebeugt, lauschen und vergessen zu trinken und haben wohl auch einander vergessen. Noch während der alte Mann spricht, hat die junge Frau ein Zittern überfallen. Zusammengekauert sitzt sie, die Hände unter die Achseln gepresst, als fröre sie.

„Warum sind Sie hergekommen?“, fragt sie endlich. „Warum quälen Sie sich?“

„Quälen? Junge Frau ... Ich sage es einmal so: es ist, als würde ich eine alte Wunde aufstechen und den Eiter herausdrücken. Oder: man entschließt sich, einen peinigenden Körperteil zu amputieren.“

Der junge Mann hat seinen Kopf aufgestützt, die Tätowierung hält er verdeckt. Er blickt an dem alten Mann vorbei ins Leere, als dächte er nach. Die junge Frau öffnet den Mund, will etwas fragen, aber sie fragt nicht.

Jakob Steinberger hält die Augen geschlossen. Es ist das erste Mal, dass er fremden Menschen in diesem Land seine Geschichte erzählt hat, Menschen, die nach denen gekommen sind, die ihn gequält, die getötet haben. Ihm ist, als hätte er sich vor den beiden jungen Menschen, die so glücklich an seinen Tisch gekommen sind, entblößt.

„Verzeihen Sie mir.“ Seine Stimme klingt müde, gebrochen. „Ihr fröhlicher Tag hat durch mein Erzählen keinen fröhlichen Ausklang. Es tut mir leid. Es ist doch Ihr Verlobungstag. Vielleicht bereuen Sie, dass Sie an diesem Tag zu mir an den Tisch gekommen sind.“

Die jungen Leute schweigen, dann schüttelt einer nach dem anderen den Kopf, aber keiner wagt es, den alten Mann anzublicken, keiner weiß etwas zu sagen.

So zahlt er denn. Und als er gehen will, bitten die beiden, ihn ein Stück begleiten zu dürfen. Auf dem Weg bleiben sie stumm. Den alten Mann haben sie in ihre Mitte genommen. Am Neustädter Markt müssen sie sich trennen.

„Werden Sie glücklich“, sagt Jakob Steinberger, ihnen beide Hände hinstreckend. „Ich wünsche es Ihnen. Und ein langes Leben! Das auch!“

„Danke.“ Der junge Mann drückt ihm vorsichtig die Hand, als könnte er etwas an dem Alten zerbrechen. „Danke für alles. Und: Leben Sie besser, wenn Sie nach Israel zurückkommen.“

Abwartend, befangen steht das Mädchen daneben. Da nimmt sie Jakob Steinberger unversehens in die Arme und küsst ihn und läuft fort.

Der junge Mann verneigt sich kurz wie zur Bekräftigung, dann folgt er gemächlich seiner Braut.

Jakob Steinberger sieht den beiden nach, und bald schon kann er sie nicht mehr erkennen. Nur die Schuhe der jungen Frau hört er noch einen Moment auf dem Pflaster. Dann sind sie irgendwo in der Dunkelheit, hinter dem Reiterstandbild des starken August, verschwunden.

Frauengespräch

Im Münsterland

Hier auf der Höhe wird das Land weit. Beiderseits der Straße Felder, dazwischen dunkle Büsche. Und rechts auf dem Hügel, unerschütterlich und dominant, die Benediktinerabtei. Wie eine abweisende Burg, denkt die Frau. Uneinnehmbar, als hätte Gott sich darin verschanzt. Das werde ich mir ansehen!

Sie ist nicht mehr jung. Nicht einmal ihr ungefähres Alter ist zu erraten. Das Haar trägt sie offen, es fällt ihr auf die Schulter, ein merkwürdiges Gemisch aus blond und grau.

Sie fährt ein Wohnmobil. Gemächlich steuert sie die Abtei an. Jetzt muss sie abbiegen.

Nach ein paar Metern zwingt eine Schafherde sie anzuhalten. Als graue, sich drängende Lawine überquert die Herde die Straße. An beiden Seiten patrouillieren Hunde, wachsam und flink, wissend, worauf es ankommt. Ganz am Ende stapft ein Mensch, versteckt unter einem breitkrempigen Hut, im knielangen Lodencape, mit Umhängetasche und Stab.

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