Orthopädische Hilfsmittel:Orthopädische Hilfsmittel wie Orthesen (= Schienen, Korsetts), Einlagen und spezielle Schuhzurichtungen oder Gehhilfen entlasten, stabilisieren und schützen das Gelenk und können die Gelenkstellung leicht korrigieren. Bei O- und X-Beinen ergibt oft die Schuhzurichtung mit einseitiger Sohlenerhöhung eine Verbesserung der Tragachse des Beines.
Der Gehstock kann ein betroffenes Gelenk bis zu 50 Prozent entlasten. Scheuen Sie sich deshalb nicht, diese Hilfsmittel zum Wohl Ihrer Gesundheit auch zu nutzen. Die Orthopädietechnik stellt heutzutage eine Fülle von Hilfsmitteln zur Verfügung, die den Lebensalltag vereinfachen können. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Hilfsmittel Ihnen das Leben erleichtern können.
Komplementäre "alternative" Therapien:Komplementäre Therapien stellen eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Schulmedizin dar, können diese aber nur in wenigen Fällen vollständig ersetzen – der Begriff der alternativen Medizin ist daher nicht ganz korrekt. Sehr viele komplementäre Therapien sind wirksam, aber nicht alle. Im Gegensatz zur traditionellen Schulmedizin unterstehen sie keiner Regulation, so dass man bei der Auswahl der Verfahren kritisch sein muss und nicht immer auf die Aussagen der Anbieter vertrauen kann. Noch dazu müssen Sie für diese Maßnahmen in der Regel selbst aufkommen, so dass Sie vermeiden sollten, unnötig Geld für nicht-wirksame Verfahren zu investieren. Als wirksame komplementäre Therapie ist hier die Akupunktur zu nennen oder auch die schon genannte Gelatine und begrenzt auch einige Vitamine (Vitamin C, D, E).
Die medikamentöse Therapie:Neben der Physio- und Physikalischen Therapie ist die medikamentöse Therapie der zweite tragende Baustein in der Arthrosetherapie, besonders in akuten Stadien, wenn die Gelenke entzündet sind. Sie ist eine weitgehend symptomgeleitete Therapie, die Ihre Schmerzen lindert, Entzündungen beseitigt und damit Ihre Funktionsfähigkeit verbessert. Schmerzlinderung und Entzündungshemmung stehen im Vordergrund der medikamentösen Therapie (= Pharmakotherapie).
Ihr Arzt wird nach Art des Schmerzes und Nebenwirkungen entscheiden, welche dieser so genannten symptommodifizierenden Medikamente am besten verschrieben werden. Es können reine Schmerzmittel (= Analgetika), entzündungshemmende Medikamente mit zusätzlich schmerzlindernder Wirksamkeit (Nichtsteroidale Antirheumatika = NSAR) oder Kortisonpräparate (= Glukokortikoide), die direkt in das Gelenk gespritzt werden, sowie Phytopharmaka wie Teufelskrallen- oder Weidenrindenextrakt ausgewählt werden.
Es gibt daneben Medikamente, die Anlass zur Hoffnung geben, dass sie die Struktur des Knorpels und die Gelenkschmiere verbessern – sogenannte Knorpelschutzpräparate (= Chondroprotektiva). Der Effekt dieser strukturmodifizierenden Medikamente ist zwar noch nicht endgültig wissenschaftlich belegt, doch sie haben das Potential einer knorpel- regenerierenden und – schützenden Wirkung. Diese Knorpelschutzpräparate (Hyaluronsäure, Glykosamonglykane und Interleukin-1-Rezeptorantagonisten) wirken auch sehr gut symptomatisch, so dass ich sie bei meinen Patienten gerne einsetze. Für diese Medikamente gibt es jedoch noch keine allgemeingültigen Richtlinien. Leider sind sie auch sehr teuer, deshalb muss ihr Einsatz sorgfältig abgewogen werden.
Operative gelenkerhaltende Verfahren:Wenn alle konservativen Therapien ausgereizt sind und Sie weiterhin Beschwerden haben, sollten Sie sich mit Ihrem Arzt über operative Verfahren beraten, die das Gelenk erhalten und den Verlauf der Arthrose verzögern und Symptome lindern können. Das künstliche Gelenk ist erst der letzte Schritt in der Behandlungskette, wenn auch diese operativen Verfahren keine ausreichende Beschwerdelinderung erzielen können. Die Medizin hat enorme Fortschritte in der operativen Arthrosetherapie gemacht; auch wenn es bisher nicht gelungen ist, Knorpel adäquat nachwachsen zu lassen, haben neue Operationsmethoden dazu geführt, dass bei einigen Patienten ein künstlicher Gelenkersatz um Jahre hinausgeschoben werden kann. Ich möchte Ihnen im Folgenden die wichtigsten operativen Verfahren in Kürze erklären.
Minimalinvasive Verfahren /Arthroskopie:Sie kennen sicher die Gelenkspiegelung (= Arthroskopie) als diagnostisches Verfahren, es kann aber auch therapeutisch genutzt werden. Durch die "Schlüsselloch"- Operationstechnik können über kleine Schnitte etwa bleistiftdicke Geräte eingeführt und das Gelenk untersucht und behandelt werden. Während des Eingriffs wird das Gelenk mit einer wässrigen Spülflüssigkeit aufgeblasen und das Instrument kann wie ein U-Boot im Gelenk "herumfahren" und kleine Knorpelschäden beheben; kleine Unebenheiten werden per Laser oder Knorpelshaving (shaving = rasieren) geglättet. Das Gelenk wird ausgespült, um freiliegende Knorpelstückchen zu entfernen, die zu Beschwerden führen und Ursache von Entzündungen sein können. Diesen Vorgang nennt man daher auch sehr anschaulich "Gelenktoilette". Bei sehr begrenzten Knorpelschäden besteht in einem arthroskopischen Eingriff auch die Möglichkeit, einen etwa pfenniggroßen Knorpel-Knochen-Zylinder aus einer weniger belasteten Region an die Schadenstelle zu verpflanzen. Es dürfen aber wirklich nur sehr kleine Knorpelschäden vorhanden sein und der Knorpel muss völlig intakt sein, so dass es sich hierbei eher um eine Arthrose-verhindernde Therapie handelt.
Auch wenn der Knorpel schon weitestgehend zerstört ist (Knorpelglatze), kann Patienten mit den Methoden des Microfracturing und der Abrasion geholfen werden. Bei diesen beiden Methoden werden so genannte Bioprothesen entwickelt, die so heißen, weil der Körper angeregt wird, selbst knorpelähnliches Material zu bilden, das den geschädigten Knorpel ersetzt. Beim Microfracturing werden mit kleinen Spitzhaken (= Chondropics) kontrolliert kleine Löcher bis in die blutführenden Schichten der Gelenkoberfläche geschlagen, bei der Abrasion wird großflächig gefräst, bis der unter dem Defekt liegende noch gesunde Knochen anfängt zu bluten. Bei beiden Methoden wird also das Gewebe zum Bluten gebracht, um die Bildung von Narbengewebe anzuregen. Dieses Narbengewebe hat zwar nicht die Qualität eines Knorpels, kann aber zumindest teilweise die Funktion des gesunden Knorpels übernehmen. Die Methode ist sehr erfolgreich, speziell bei jungen und sportlichen Menschen, allerdings dauert die Rehabilitation mit einem intensiven Aufbautraining sehr lange.
Autologe Chondrozyten-Transplantation (= ACT):Ein einmal geschädigter Knorpel heilt nur sehr bedingt wieder. Trotzdem ist man in den letzten Jahren dem Traum vom „neuen“ Knorpel ein Stück näher gekommen. So versucht man, den Gelenkknorpel durch eine Art „Anzüchtung“ wieder wachsen zu lassen. Es ist bisher nicht gelungen, den Knorpel in seiner ursprünglichen Qualität im Gelenk selbst wieder nachwachsen zu lassen (daran arbeitet die Forschung allerdings intensiv). Allerdings kann mittlerweile Knorpelgewebe außerhalb des menschlichen Körpers angezüchtet werden, um dieses so genannte „Tissue-Engineering-Produkt“ (= Gewebekultivierung) wieder zurückzuverpflanzen. Das ist ein echter Durchbruch in der Arthrose-Therapie, auch wenn die Methode noch nicht vollständig ausgereift ist und man einen Operateur finden muss, der Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Die Operation ist zudem nur für Patienten unter 45 Jahren geeignet und es muss ausreichend gesundes Knorpelmaterial zur Verfügung stehen.
Achsenkorrigierende Maßnahmen (= Osteotomie):Achsenkorrigierende Maßnahmen werden vor allem bei angeborenen und erworbenen Fehlstellungen an Knien und Hüften durchgeführt. Wie Sie bereits erfahren haben, sind Fehlstellungen wie z.B. X- oder O-Beine ein Risikofaktor für Gelenkerkrankungen. In der Osteotomie wird das Bein begradigt, so dass das Gelenk wieder gleichmäßig belastet wird und das Gelenk erhalten werden kann. Dieser Eingriff ist immer eine große Operation mit langer Rehabilitationszeit und wird heute wegen der immer besser endoprothetischen Versorgungsmöglichkeiten nicht mehr so oft durchgeführt.
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