Harald Keller
Halloween ... Horrornacht mit dem Holenkerl
Ein niedersächsischer Gruselkrimi
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Harald Keller Halloween ... Horrornacht mit dem Holenkerl Ein niedersächsischer Gruselkrimi Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Ein erhabenes Gefühl, über die undurchdringliche Dunkelheit zu herrschen. Dem gerüsteten Wanderer zeigt sich die Welt in gleißendem Weißgrün. Das Wild in den Wäldern wittert die Gefahr und braucht die Augen nicht. Den Menschen jedoch ist diese Fähigkeit verloren gegangen. Der Holenkerl, ein listiger Schalk, vermag sein Spiel mit ihnen zu treiben. Er muss sich nicht verbergen, wie am Tage, die Schwärze der Nacht genügt ihm als Versteck. Nur eine Armlänge entfernt steht er neben dir, schaut zu, weidet sich an deiner Angst. Wie du verzweifelt Schutz suchst in deiner blechernen Höhle. Dich tarnst mit künstlichen Fellen. Wie du heimlich betest und inständig hoffst, dass sich die Finsternis als freundlich erweist und dich unauffindbar macht. Arme Tröpfe. Ihr hofft vergebens.
Waldwärts
Im Nichts
Schrecksekunden
Die Bedrohung
Geheimnisträger
Epilog
Impressum neobooks
Ein erhabenes Gefühl, über die undurchdringliche Dunkelheit zu herrschen. Dem gerüsteten Wanderer zeigt sich die Welt in gleißendem Weißgrün. Das Wild in den Wäldern wittert die Gefahr und braucht die Augen nicht. Den Menschen jedoch ist diese Fähigkeit verloren gegangen.
Der Holenkerl, ein listiger Schalk, vermag sein Spiel mit ihnen zu treiben. Er muss sich nicht verbergen, wie am Tage, die Schwärze der Nacht genügt ihm als Versteck.
Nur eine Armlänge entfernt steht er neben dir, schaut zu, weidet sich an deiner Angst. Wie du verzweifelt Schutz suchst in deiner blechernen Höhle. Dich tarnst mit künstlichen Fellen. Wie du heimlich betest und inständig hoffst, dass sich die Finsternis als freundlich erweist und dich unauffindbar macht.
Arme Tröpfe. Ihr hofft vergebens.
»Im Kreisverkehr wählen Sie bitte die erste Ausfahrt und folgen Sie der Bippener Straße.«
Marco war einen Moment lang unaufmerksam gewesen und hatte die Anweisung der Frauenstimme des Navis überhört. Das Gerät war sowieso viel zu leise, besaß aber keine Lautstärkeregelung. Mistding, dachte er.
»Du bist vorbeigefahren!«, rief Murielle direkt neben seinem rechten Ohr und ruckelte aufgeregt an der Rückenlehne. »Du hättest abbiegen müssen!«
»Weiß ich doch.« Marco demonstrierte Gelassenheit und begutachtete interessiert das »Café am Kreisel«, das er gerade passierte und das sehr gemütlich wirkte. Eine Idee schoss ihm durch den Kopf: Vielleicht sollte man öfter mal aufs Land fahren und nach interessanten ländlichen Lokalen fahnden. Und die Ergebnisse auf einem Blog veröffentlichen …
»Komm wieder runter!«, knurrte er über seine Schulter nach hinten. »Wir sind in einem Kreisverkehr. Ich fahre halt nochmal ‘rum. Und lass meine Rückenlehne in Ruhe!«
Er setzte den Blinker und bog ab. Die Straße führte an einer Kirche nebst Pfarrei vorbei, an die sich ein Friedhof anschloss. Ein paar Häuser noch auf der linken Seite, ein Bauernhof rechts, dann hatten sie den Ort bereits wieder verlassen. Die Straße lief sanft bergauf auf den Waldrand zu. Marcos Blick richtete sich auf einen von Flutlicht beleuchteten Sportplatz linker Hand, aber schon forderte wieder Murielle seine Aufmerksamkeit.
»Da ist es!« Murielles Arm schoss zwischen den Kopfstützen hindurch nach vorn und deutete nach rechts, auf ein in den Wald reichendes, einzelnes Gebäude.
»Mensch, Chica, bist du hektisch heute«, kommentierte Simon vom Beifahrersitz. »Hast du was genommen? Das ist das Schwagstorfer Schützenhaus. Wir müssen aber nach Bippen.«
Murielle ließ sich maulend in die Polster zurückfallen. Dafür meldete sich Annika zu Wort.
»Wie weit ist es denn noch? Leute, ich werde echt sauer, wenn wir zu spät zum Kostümwettbewerb kommen.«
Marco stöhnte leise, zog das Tempo aber ein wenig an, um seinen guten Willen zu beweisen.
Simon blinzelte und schaute auf die Anzeige des Navis. »Noch gut zehn Minuten«, meldete er lässig.
Die vier Freunde bewegten sich auf fremdem Terrain. Sie studierten in der Stadt, und ein Kommilitone, der aus dem Landkreis stammte, hatte sie auf eine Halloween-Party aufmerksam gemacht, die angeblich legendären Ruf genoss. Es gab an diesem Abend zahlreiche Mottopartys in den Clubs und Studentenkneipen, überall lagen Flyer aus mit Kürbismotiven und gruseligen Fratzen wie aus der Geisterbahn. Großdiskotheken warben im Stadtbild mit Plakaten. Aber bei der Party im Bippener Schützenhaus war ein Kostümwettbewerb angekündigt, mit einer Woche Mallorcaurlaub als Hauptgewinn. Und auf diesen ersten Preis hatten es die jungen Frauen abgesehen.
Dem Aufbruch am frühen Abend waren tagelange Überlegungen, aufwendige Näharbeiten sowie ein stundenlanges Styling vorausgegangen. Ihr Auftritt sollte perfekt sein und den Mitbewerberinnen keine Chance lassen. Murielle ging ganz klassisch als Märchenprinzessin mit einem hellblauen, weit geschwungenen und reich verzierten Taftkleid und einer Hochsteckfrisur, in die sie mehrere Perlenketten und ein Diadem eingearbeitet hatte.
Annika verfolgte die gegenteilige Strategie und trug so gut wie nichts – sie hatte sich als brasilianische Sambatänzerin verkleidet, mit knappem, strassbesetztem Glitzerbikini über einer kaum wahrnehmbaren hautfarbenen Strumpfhose und einer langen Tournüre in den brasilianischen Nationalfarben, die sie allerdings erst nach dem Aussteigen anlegen würde, ebenso wie den fast vierzig Zentimeter hohen bunten Kopfschmuck und das gewaltige Halbrad aus bunten Federn, das sie wie einen Rucksack über die Schultern ziehen konnte. Im Moment lagen die Accessoires noch, sorgfältig mit Plastikfolie gegen Verschmutzung geschützt, im Kofferraum.
Die Kostümwahl war wohlüberlegt und zwischen den beiden abgesprochen. Egal wie die ihnen unbekannte Jury gestimmt war, ob konservativ oder modern, ob Männer das Sagen hatten oder Frauen – Annika und Murielle hofften, dass wenigstens eine von beiden die Schiedsrichter überzeugen würde. Und die andere durfte dann mitfahren nach Mallorca.
Die unbeleuchtete schmale Landstraße wand sich eine Hügelkette hinauf und schnitt oben durch ein dichtes Waldgebiet. Die Bäume rückten nahe heran, zuweilen berührten sich die Wipfel über dem Fahrdamm und bildeten etappenweise eine Art natürlichen Tunnel. Darunter lag die Strecke selbst an Sonnentagen in dämmerigem Licht.
Es war Ende Oktober und schon vor Stunden dunkel geworden, aber erst hier kam ihnen die Finsternis so recht zu Bewusstsein. Annika fröstelte und zog ihre Strickjacke, die sie in kluger Voraussicht für die Fahrt mitgenommen hatte, enger um ihre Schultern.
Marco befuhr die ihm unbekannte Strecke in gemäßigtem Tempo. Er hatte das Fernlicht eingeschaltet und sah angestrengt nach vorn, war auf Wildwechsel, Radfahrer, dunkel gekleidete Fußgänger eingestellt.
Doch auf das, was dann geschah, hätte ihn kein Fahrlehrer der Welt vorbereiten können.
Urplötzlich fiel Schwärze über die Welt. Die Straße verschwand vor ihren Augen und ebenso alles andere.
»Scheiße, was ist jetzt los!«, rief Marco.
Die Scheinwerfer waren jäh erloschen. Auch das Armaturenbrett wurde dunkel, Radio und Navigationsgerät erstarben.
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