Gianna lachte „Ist doch herrlich, dort unten auch?“
„Ja, wenn du es so genau wissen willst. Mein Gott, wie kann man nur so neugierig und so sexistisch sein. Du denkst scheinbar immer nur an das Eine. Gianna, das nennt man notgeil. Mädchen, du bist furchtbar ordinär, gewöhnlich. Meine Liebe, sag ich doch, ich bin auch nur eine Frau, und im Vergleich mit dir immerhin noch ein paar Monate mehr im gebärfähigen Alter, wie du weißt. Unglaublich, ich bin den ganzen Tag nur dingsbums, auf den Jungen. Wenn der neben mir ist, laufe ich richtig aus, schrecklich, was der für eine Wirkung auf mich ständig hat. Ich brauch deshalb neuerdings paketeweise Slipeinlagen, mehrfach am Tag eine. Und es wird immer schlimmer. Bitte, bitte, sag das aber niemand. Das bleibt unter uns. Ich weiß außer dir sonst niemand, mit dem ich darüber reden könnte. Gianna, ich sag es dir nochmal. Ich bring dich um, wenn du gegenüber einer Menschenseele auch nur eine Andeutung machst. Der Junge hat auf mich die Wirkung von einer Tonne Aufputschmitteln, vertausendfacht meine Libido. Ich koche, brenne, glühe und wer weiß was noch in Herz und Seele, in meinem ganzen Körper den ganzen Tag. Und ich kenne nur noch Eines‚ wo ist er, was macht er, mein süßer Geliebter, wie geht es ihm, wie komme ich ein paar Zentimeter näher an ihn heran’, ich meine gefühlsmäßig. So geht es jeden Tag, morgens der erste und abends der letzte Gedanke, wenn ich überhaupt noch schlafen kann. Und nichts rührt sich. Bei ihm rührt sich sicher jede Menge. Das wäre ja ein Wunder. Den ganzen Tag nur pornografische Bilder, Gemälde, Grafiken und Plastiken, dazu noch Regale voll alter Bücher mit den obszönsten und derbsten, schmutzigsten Pornografischen Geschichten und Grafiken. Er sieht den ganzen Tag nur Obszönitäten, geile Säue und noch geilere Huren, Abartigkeiten in allen Variationen. Gianna, die kennst selbst du nicht als die große Sexexpertin“ lachte sie. „Weißt du, Ich glaub, er ist sogar ein ganz besonders heißblütiger Italiener, weißt du, so ein Sizilianertyp. Man sieht es an der Gier, die mir ständig aus seinen Augen förmlich entgegen springt. So, wie er mich immer ansieht, denkt er garantiert immer nur an das Eine, reißt er mir bei jeder Begegnung unentwegt die Kleider vom Leib und legt mich um. Mein Gott, ich möchte nicht wissen, was er mit mir schon alles in seinen Gedanken gemacht hat, hoffe ich doch. Doch, doch, das hat er, tausendprozentig. Ich bin ja schließlich auch eine heißblütige Römerin wie du. Eine gewisse Gianna, die im Gymnasium alle Klassen neben mir saß, eine perfekte Sexualberaterin, hat mir da schon als junges Mädchen alle Geheimnisse um die Männer und den ‚Vesuv’ der Frauen beigebracht, wenn du dich entsinnst? Ich hätte nur damals etwas besser zuhören sollen. Heute bereue ich das, ja, leider. Bei dir hieß das ja nicht Sex, sondern ‚Vulkanologie’. Gott sei Dank muss ich sagen. Ansonsten wäre ich ja einem solchen Kaliber erst recht total hilflos ausgeliefert und meine Gedanken wären nur noch von den Gefühlen beherrscht. So reicht es zumindest manchmal noch für ein paar nüchterne Gedanken.“
Gianna grinste „Ja, Sexualberatung, hat wahnsinnig Spaß gemacht, war allerdings nur ein Bruchteil dessen, was wirklich wichtig ist, weil uns allen die Praxis vor allem mit den Männern gefehlt hat. Da war ich die einzige, die mit noch keinen zehn Jahren schon bestens mit den Dödeln der Jungs umgehen konnte. Dafür hat damals mein vier Jahre älterer Bruder und seine Freunde im Freibad ständig in den Ferien gesorgt. Mein Gott, wenn ich daran zurück denke. Die Jungs wären garantiert alle in einer Erziehungsanstalt gelandet, wenn das herausgekommen wäre. Und mich hätten sie wahrscheinlich zu meiner strengen Großmutter nach Mailand gebracht oder ständig in den Keller weggesperrt. Das Internat und meine brave und bigotte Freundin und jahrelange Banknachbarin Ornella war da meine Rettung. Du hast mir damals klar gemacht, dass ja schließlich logischerweise vor der ersten Regel die erste Fruchtbarkeit kommen muss. So weit hatte ich nicht gedacht. Da ist mir erst klar geworden, was ich für ein Glück hatte. Meine Angst vor einem Kind hatten die Jungs bei ihrer verdammten Spritzerei nämlich immer damit beruhigt, dass ich dazu ja schließlich zuerst einmal meine Regel haben müsste. Ab da hatte ich für längere Zeit die Schnauze voll. Bis auf dich waren wir alle irgendwie richtig total sexualisiert. Der Sex, soweit es den offiziell überhaupt gab, war nicht nur im Biologieunterricht unser aller Lieblingsthema. Wir waren damals ja schließlich noch im Zeitalter der Biene und der Blüte. Ich war die einzige, die alles kannte und wusste und noch dazu krankhaft neugierig war, wie wir merkten, was da im Kloster alles so lief. Es war damals fast etwas aufregend meiner besten Freundin Ornella, die immer so schüchtern und scheu war, und den Klassenkameradinnen beizubringen, was Sache ist mit diesen Mistkerlen, die einem ganz schön zusetzen können. Natürlich sind sie unverzichtbar. Es geht nicht ohne sie. Aber noch wichtiger muss doch für uns Frauen der eigene Vulkan sein, dass der besonders kräftig explodiert und dafür die Kerle richtig benutzen. Wenn es der Richtige ist, ist das ja wunderschön, aber bei mir … Ach Gott, lassen wir das. Sonst muss ich mich nur wieder über die verschenkten Jahre mit meinem perversen Zausel, dieser verdammten, alten, geilen Sau, ärgern. Unterhalten wir uns über deinen süßen Jungen. Ich seh schon, ich muss dir etwas auf die Sprünge helfen. Wow, Ornella, also, wenn er halbwegs normal ist, müsste er doch irgendwann einmal austicken und über dich herfallen. Von alleine läuft da fast nichts und Fehler darfst du bei einem solchen Eroberungsfeldzug auch nicht machen. Er ist, sagst du, nämlich charakterstark. Also wird er nicht ausflippen, immer formvollendet dir gegenüber treten. Fehler kannst du machen, wenn du ihn an deine Kette gelegt, in deinem Käfig hast. Die Männchen kommen nicht einfach wie in der Steinzeit zu den Weibchen, schleifen sie zu ihrem Fell und sagen, dass sie jetzt vögeln wollen. Pass auf, Ornella, du musst ihn gezielt, richtig geplant, vor dir hertreiben. Und in der richtigen Sekunde knallst du ihn blitzschnell ab. Noch besser, vergiss doch einfach dein Höschen anzuziehen und lass dich fallen, natürlich auf eine Couch oder gleich ins Bett oder zumindest in seine Arme. Leg ihm einfach die Arme um den Hals und lass ihn nicht mehr los. Was glaubst du, wie schnell er nur noch deine Lippen haben will, alle, verstehst du, alle, fünf Sekunden die oben und danach fünf Stunden gleich die unteren. Und die gibst du ihm, lässt ihn in die glühende Lava deines Vulkans springen, und stöhnst dabei schon mal die Ouvertüre. Na ja, kannst dich ja auch auf den Boden oder einen Tisch legen. Mein Gott, in der Not muss man da schon mal etwas flexibel sein. Peng, und der Süße arbeitet schon zwischen deinen Schenkeln. Wenn bei beiden die Frisur zwischen den Beinen brennt, ist doch die Lokalität sowieso wurst. Wirst sehen, in der gleichen Sekunde ist er verloren. Und wenn du es richtig anstellst, ist er das, so lange du das willst.“
„Noch ein bisschen mehr von deinem Stolz und deiner unterkühlten Unnahbarkeit musst du allerdings schon opfern, und ein klein wenig ein gefallenes Mädchen, eine kleine geile Nudel werden, richtig sein. Sonst tut sich da gar nichts. Du hast da viel zu viel Hemmungen. Na ja, die Erfahrung fehlt dir halt. Du warst schon immer ein unbedarftes Hascherl, immer brav und so keusch und dauernd unterkühlt gegenüber den Jungen und Männern. Ja, so dämlich warst du und bist du offensichtlich nicht mehr. Ich gehe jede Wette ein, dass du sogar noch Jungfrau bist, stimmts …?“ Ornella nickte verschämt „Ja, ja, stimmt, fast noch, viel war da nicht los. Ist zumindest Jahrzehnte her!“
„Was heißt denn ‚fast noch’?“
„Es war Anfang des Studiums. Wir waren beide unerfahren. Mit dem war ich etwas länger zusammen und hab ein paar Mal gevögelt. Das war es. Vater hat mich dazu gezwungen, dass ich mich von ihm trenne; und die Mutter auch. Er war nicht standesgemäß. Auf dem Gestüt war tote Hose. Wie sollte ich wohl da draußen einen Kerl kennen lernen?“
Читать дальше