Bodenfrost
Erfundene Ereignisse um Wilfried Schaffer an wirklichen oder wirklich scheinenden Orten
Texte: © Copyright by Erhart Eller
Umschlaggestaltung: © Copyright by …Erhart Eller
Verlag: Lutz Reichelt
Südring 110 06667 Weißenfels
lundbri@kabelmail.de
Ersteller: epubli GmbH, Berlin
Vorbemerkung
Der Hauptgestalt dieses Buchs, Wilfried Schaffer, widerfahren Misslichkeiten zuhauf. Woran die Verhältnisse schuldig sind. An einigen davon ist er freilich mitschuldig.
Natürlich strebt er nach Glück. Doch geht es ihm nicht nur ums Private. Er sorgt sich ums große Ganze, ist dafür, die Verhältnisse zu ändern. Klar ist ihm, dass er, der Unwichtige, in dieser Hinsicht nicht viel bewirken kann. Er ist kein Durchreißer, besitzt keine große Tatkraft, hingegen eine erhebliche Einbildungskraft, die ihn befähigt, sich Vergangenes lebendig auszumalen. Es kommt dahin, dass er aus seiner bedrückenden Gegenwart in eine vergangene Zeit springt.
Schaffer bekommt schließlich einen Zipfel Glück zu fassen.
Dies ist kein einspuriges Buch. Es ist eine gegen den Strich gebürstete „Heimat-Dichtung“. Es ist ein Liebesroman unüblicher Art. Vor allem ist es ein Anti-Kriegs-Buch. Und es bietet Einblick in die Vorstellung Schaffers vom Weltganzen.
Die Handlung des Buchs ist durchweg frei erfunden. Gestalten darin, welche bedeutende Namen tragen, ähneln den betreffenden historischen, sind jedoch nicht deckungsgleich. Und selbstverständlich sind etwaige Ähnlichkeiten der vorkommenden Personen mit lebenden oder gelebt habenden rein zufällig.
Inhalt
Der dreißigste des April Zweitausendundsieben
Morgenstund ohne Gold im Mund
Glücks-Schimmer zur Mittagszeit
Gespenstisches, Walpurgis-gemäß
Der letzte Kaiser, der ewige Soldat, das Lumpenmännchen und der Tod
Tages-Abrechnung
Andere Menschen in dieser Nacht
Der Mai ist gekommen
Wilfried Schaffer begeht den Feiertag
Unfeierliches
Die arge Arge
Es sind nicht alle so
Schreibtisch-Fleiß
Getöse in Großgörschen
Dominique Jean Larrey, literarisch verarbeitet
Schaffer Wilfried müht sich ab. Wo bleibt sein Lohn?
Zwei andere Menschen bedenken die Lage
Unter Menschen
Novalis, die harte Nuss
Seltsames ereignet sich
Frau Freys derzeitiges Befinden
Erwin Plattner geht mit sich zu Rate
Arge funkt zwischen
Was ist mit Plattner?
Zweifel, nicht Verzweiflung
#
Plattner und Schwertfeger
Herrn Erwin Plattners unglaubliches Erlebnis
Herr Schwertfeger aus Bayern. Zum ersten
Aufklärung, Hoffnung, Reue, Arbeitslust
Ende einer Unklarheit
Birgit Frey in veränderter Lage
Reue
Das Schneiderlein
Der Tagebuch-Schreiber
Birgit, ach Birgit, du liegst mir im Sinn
Unerwartete Schwierigkeit
Der Groll des armen Manns
Das nützliche Geschenk
Verzweifelter Versuch
Brembach, der Wirtshausgänger
Schwertfeger, der Wahnwitzige
Schlachtspiel, zweifelhaft
Schaffer unter Rechtfertigungsdruck
Rochus Schwertfegers neuer Anlauf zur Verwirklichung seiner Geschäfts-Idee
Ansatz zum Höhenflug, Absturz
Schaffers Angst: Totpunkt, nichts dreht sich noch
Wilfried Schaffer will studieren
Absonderliches Theater
Mit Birgit unter einem Dach
Birgit schweift gedanklich
Gefangenschaft des Körpers, Freiflug des Geists
Im Archiv gefangen
Gewittergrollen
Die Frieder-Saga
Gedanklicher Nachtrab
Erfüllung? Nein. Geduld, Geduld!
Birgit, allzu fern
Theater zum Zweiten
Statt dem Ersehnten sein Geschriebenes
Brembach sieht dunkle Wolken
Unverändert: Nicht der Mann, nur Geschriebenes
In der preußischen Latrine
Birgit, die wirklich Unwirkliche
Die ach so Ferne. Der ungeliebte Nächste
Mitmensch Egon Seitling
Du, du, mit dir will ich leben
Handarbeit, dann aber…
Der Notgefährte
Wilfried Schaffers und Egon Seitlings lange Sitzung
Das geträumte Gericht
1.Gustav Adolf und Waldstein
2. Heinrich
3. Friedrich
4. Napolione Buonaparte
5. Der Traum vom Strafverfahren wegen Geschichtsfälscherei
Es spitzt sich dramatisch zu
Brembach. Ohne Wenn und Aber
Der Gedenktag
Wahrlich, die Zeit ist nicht gut
Nun ist er hautnah, der Krieg
Schlachtenbummelei
Gewiss ist nur die Ungewissheit
Ein geisterhaftes Gespräch
Die zurückrollende Woge
Nachhall des Gewitters
Alltag, nach und nach
Zeitenwechsel
Rück-Abwicklung. Brembach adé
Wirbel und Wallungen
Frau Frey und Mann Schaffer, sehnsüchtig, unzufrieden
Kell, der Oberlehrerhafte
Alle Mühen vergeblich?
Erwin Plattner belobigt Wilfried Schaffer
Der selbstverliebte Müllner
Entscheidung
Post für Plattner
Er haut sie, die Sibylle
Oh Mathilde
Oh Birgit!
Erfüllung nun doch?
Birgits Gedankenkreisen. Der Aufbruch
Spiegelung, nicht Vorspiegelung
Ausschweifende Betrachtungen
Traumhafte Wirklichkeit, gar nicht traumhafte Träumerei, Enttäuschendes
Was ist Sache?
Nachtrag
Der dreißigste des April Zweitausendundsieben
Morgenstund ohne Gold im Mund
Wilfried Schaffer war ein besitzloser, erwerbsloser Mensch, dessen Dasein sich weitgehend unbemerkt vollzog, obschon er das Licht nicht scheute.
An jenem Montag-Morgen erwachte dieser einsame Wolf, dem die Einsamkeit nicht behagte, bereits vor Sechs. Er hatte leidlich geschlafen, doch wirres Zeug geträumt. Zielstrebiges Träumen wäre ihm lieber gewesen. Gut hätte er einen Traum gefunden, der ihm offenbarte, wie er seine Lage bessern könnte. Doch solchen Traum konnte er nicht erzwingen. Das war beklagenswert, doch jetzt war nicht die Zeit zu klagen. Eine Frage galt es zu bedenken: „Wie bewältige ich den heutigen Tag?“ Die nächstliegende Antwort hieß: „Liegen bleiben, um Energie zu sparen.“ Dieses Nächstliegende kam für ihn nicht in Betracht. In ihm steckte der unbezwingliche Drang, tätig zu sein, obschon sein Tun absehbar nichts bewirken würde.
Punkt Sechs, mit dem Klingeln des Weckers, erhob er sich von seiner knarrenden Liege zur schnörkellosen Körper-Reinigung. Dabei ging ihm Düsteres durch den Kopf. Der sogenannte Arbeitsmarkt war ihm fest verschlossen. Die nicht mehr zu zählenden Besuche bei Ämtern und Agenturen sind vergeblich gewesen. Verachtung war ihm oft begegnet, kaum verhohlen oder ganz ungeschminkt. Zugegeben, er hatte auch mit anständigen Ämtlern zu tun gehabt; eine durchaus Anständige war die für ihn zuständige „Fall-Managerin“. Die ging mit ihm wie mit einem Menschen um, wollte ehrlich helfen, doch konnte nicht. Er war nun einmal ziemlich lange heraus aus dem Berufsleben, Fünfundvierzig alt inzwischen, somit, nach vorherrschender Ansicht, eine Ware jenseits des Verfalls-Datums. In früheren Jahren hatte man ihn gelegentlich mit „Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen“ abgespeist, die bescheiden entlohnt wurden, doch immerhin. Er, der mit Geld umgehen konnte, war einigermaßen zurecht gekommen. In der Vergangenheit hatte er manchmal Kurzzeitiges ergattert, zuletzt im vergangenen Jahr, als er bei einem Gebäude-Abriss Schrott aufklaubte, unter großer Verletzungsgefahr, die ihm, dem Eifrigen, erst hinterher klar geworden war. Am Ende hatte man ihn um seinen erbärmlichen Lohn betrügen wollen. Ja, für einen wie ihn war in diesem Landstrich sogar eine befristete, schlecht bezahlte, Teilzeitstelle, wie eine Wasserstelle in der Wüste…
Seine Lage, seit Jahren angespannt, erschien ihm eben an diesem Morgen unerträglich und er sagte sich, es müsse heute etwas Umkrempelndes geschehen, sonst stünde er für nichts mehr ein.
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