Nehmen wir als Beispiel einen Boxer, der einen Kampf bestreitet bzw. den Boxring betritt. Ein Boxer denkt nicht an Sieg oder Niederlage, er kämpft und gibt sein bestes. Er trainiert nur bedingt über Wochen (oder Monate) seinen Körper, er trainiert seine Wahrnehmung, damit er die Angst beherrschen kann. Wenn ein Sportler durchgehend daran denken würde, was ihm geschehen könnte, dann wird der Sportler niemals erfolgreich sein, weil Sport zu großen Teilen eine reine Kopfsache ist. Alles ist eine Kopfsache, wenn man die Dinge explizit analysiert. Training formt beim Kampfsport nur zu sehr geringen Teilen den Körper, es formt den Geist. Alles ist eine Frage des Trainings und somit ist alles eine Frage der Wahrnehmung. Und ähnlich wie ein Sportler, müssen Sie Ihre Sinne und Instinkte trainieren. Selbstverständlich erfordert dies ein hohes Maß an Disziplin.
Die Glücksspielindustrie spielt mit unserer Hoffnung, während Spieler hoffnungsvoll Geld verspielen. Die Glücksspielindustrie musste sich noch nie rechtfertigen, sie behaupten, sie würden den Menschen das Paradies auf Erden ermöglichen, aber müssen sich nicht dafür verantworten, wenn sie von zehn Spielern mindestens sechs ruinieren. Wo sind die Glückspilze, wenn mehr Pech als Glück folgt? Nehmen Sie meinen Rat an, verändern Sie die Gegebenheiten, hören Sie damit auf, sich so zu verhalten, als würden Sie sich im Wachkoma befinden. Das Geldverspielen muss ein Ende finden, der Spieler muss seinem Trieb den Rücken kehren.
Wir Spieler haben uns angewöhnt, wichtiges zu verdrängen, während wir unwichtiges als lebensnotwendig im Gedächtnis abspeichern. Das Spielen wirkt plötzlich so enorm wichtig, wobei es nie etwas Unwichtigeres gab, als das.
Die wahren Vorteile des Spielens ...
„Im Spiegel erkennen wir nur
was wir sehen.“
(Maggauer-Kirsche)
Es sind viele Jahre vergangen, als ich das letzte Mal gespielt habe. Einige Jahre liegt es zurück, als ich das Gefühl des Versagens und der Machtlosigkeit auf diese Weise erfahren musste. Doch es vergeht kein Tag, an dem ich nicht versuche, Spieler vom Automaten wegzubringen, um ihnen mein damaliges Leid ersparen zu können.
Womöglich werden wir eines Tages nicht das Gesagte bereuen, sondern eher das, was wir bewusst verschwiegen. Viel zu oft verzichten wir auf unseren eigenen Stolz, um ein halbwegs friedliches Miteinander erwirken zu können. Geduld bedeutet nicht, dass man geduldig auf Veränderung wartet und währenddessen vor Leid und Trauer regelrecht zerfällt. Es bedeutet, Ballast abzuwerfen und geduldig darauf zu warten, was uns der nächste Tag bescheren wird. Viele Menschen drehen sich irgendwann im Leben um und denken über ihre verlorene und vergeudete Zeit nach. „Hätte ich das bloß nicht getan ...“ oder der Klassiker: „heute würde ich alles anders machen“. Klingt logisch – aber es ist nicht. Würden Sie heute in Ihrem Sterbebett liegen und diese Äußerungen von sich geben, dann könnte man es akzeptieren. Aber solange Sie leben, ist es Ihre verdammte Pflicht, das Leben so zu nehmen, wie es Ihnen entgegenkommt. Egal wie sehr Sie sich an Ihre Vergangenheit auch klammern, an Ihren Fehltaten lässt sich nichts ändern, bis auf das, dass Sie daraus lernen können. Viel zu viele Menschen möchten leben und dennoch wird Ihnen das Leben genommen; durch Krankheit, durch die Laune der Natur, durch das Schicksal. Ich dachte auch immer, die Anderen hätten mehr Glück, als ich, ich dachte aber auch immer: „hätte ich dies und das nicht getan“, aber nur durch diese Taten, bin ich heute der, der ich bin.
Könnte ich etwas in- oder an meiner Vergangenheit ändern, würde dies zwangsläufig auch meine jetzige Situation beeinflussen, wieso sollte ich nicht der Jene sein wollen, der ich heute bin? Was die aller Wenigsten verstehen, ist die Tatsache, dass ich jetzt sofort alles verändern könnte. Wenn ich jemand anderes sein möchte – dann mache ich das. Was hält Sie davon ab, der Jene zu sein, der Sie sein möchten? Etwa die Gewohnheit oder das Laster namens „Spielsucht“? Natürlich glauben Sie derzeit, Sie hätten keine Wahl. Doch die Wahl ist immer gegeben, sie ist immer vorhanden, wir müssen nur den Entschluss fassen und einen Weg wählen. Denn nur davon zu träumen, wie es laufen hätte können, ist und bleibt definitiv zu wenig. Handeln erfordert oftmals Mut, zumal auch Entschlossenheit oder etwas Glück, aber eines erfordert es immer – eine Entscheidung.
Weil die Menschen immer einzigartig bleiben werden, ist es wichtig zu verstehen, dass man sich selbst treu bleiben muss, egal was andere davon halten oder darüber denken wollen. Sie sind wichtig, das sind Sie schon immer gewesen. Ich weiß, dass es manchmal unmöglich wirkt, das Richtige zu tun, aber dennoch werden Sie einen Weg finden. Sie wollten sich jahrelang nicht daran erinnern, wie stark Sie im Grunde genommen sind und aus dieser Tatsache heraus, flüchteten Sie zum nächstbesten Automaten. Es wird Zeit, dass Sie damit beginnen, das Leben zu führen, das Sie verdient haben. Niemand hat behauptet, dass das Leben einfach ablaufen wird. Handeln Sie niemals unüberlegt, denn wenn Sie weiterhin spielen wollen, dann haben Sie eine Entscheidung getroffen – eine Falsche, aber dennoch eine Entscheidung. Ich kann Ihnen den Entschluss niemals abnehmen, aber sollten Sie sich für den Automaten entscheiden wollen, dann denken Sie nochmal in Ruhe darüber nach, wem Sie damit helfen. Denn ganz ehrlich, mir schaden Sie damit nicht. Entsagen Sie dem, was Sie zum Scheitern verurteilt. Denn eines ist klar, Sie können kein Gewinner sein, wenn Sie als Spieler automatisch einen Verlierer darstellen. Egal wie hart es auch klingen mag, als Spieler ist man automatisch der Verlierer, immerhin spielen Sie so lange, bis Sie verlieren – eine Umschreibung würde das Problem verharmlosen, aber mit Sicherheit nicht so deutlich auf den Punkt bringen können. Die Einsicht, der Wille und die notwendige Kraft, kann nur von Ihnen selbst kommen. Und ganz ehrlich, die notwendigen Stärken sind vorhanden, doch wie gesagt, Sie dürfen sich nur nicht davor fürchten. Doch die meisten Spieler fürchten den Ausstieg, weil er Veränderung herbeiführt und diese Veränderung, wird vom Spieler äußerst zynisch betrachtet. Nur deshalb spielt der Spieler in gewohnter Manier weiter – weil er das Verlieren bereits gewohnt ist. Das Selbstwertgefühl begleitet einen Spieler vor und nach seiner „Spielkarriere“. Mangelndes Selbstwertgefühl bringt uns dem Automaten näher, steigendes Selbstwertgefühl entfernt uns von der Maschine. Schlussfolgernd muss man sein Selbstwertgefühl steigern, damit man seiner Sucht mit Entschlossenheit die Stirn bieten kann.
Ich hatte einst alles verloren bzw. verspielt; meine Zukunft, meine Vergangenheit, meinen Arbeitsplatz und mein Vermögen, selbst meine Gesundheit neigte sich dem Ende zu. In solch schweren Zeiten neue Kraft zu schöpfen, ist verdammt schwierig, aber definitiv nicht unmöglich. Ich war lange Zeit zum Teil etwas schüchtern, nicht extrem, aber die Schüchternheit wirkte sich dadurch aus, dass ich unsicher war bzw. unsicher wirkte. Durch das Spielen unterdrückte ich diese Schüchternheit und zwar so enorm, dass es nichts gab, was man mir nicht zutraute. Ich wirkte so selbstsicher, dass man vermuten hätte können, mir gehöre die Welt – oder zumindest die Hälfte davon. Ein Automat steigert das Selbstwertgefühl nicht wirklich, er manipuliert es. Eine Arbeit präsentiert nicht den Menschen, es spiegelt keine Kraft, keine Werte oder tatsächliches Können wider, denn – und das sollte man niemals vergessen, es ist nur ein Arbeitsplatz. Ich sage nicht, dass man nicht arbeiten sollte, aber wir reden hier immer noch von einer Dienstleistung und nicht von einer Lebenseinstellung. Ob jemand arbeitet oder nicht arbeitet, ändert nichts daran, dass er ein Mensch ist und definitiv einer bleibt. Denn der Mensch, sollte auch Mensch bleiben dürfen. Sollten Sie arbeitslos sein, dann nur Mut, jeder Mensch besitzt bestimmte Gaben und sollten Sie diese bislang noch nicht für sich gefunden haben, dann verzweifeln Sie nicht, denn wie gesagt, auch Ihr Weg ist Ihnen vorherbestimmt. Sie finden schon noch das, was zu Ihnen passt, aber Sie müssen die Veränderung auch zulassen und sich nicht dagegen wehren, als wäre Veränderung automatisch etwas Negatives. Der Automat kann Ihnen kein Gefühl der Genugtuung erbringen, er lässt keine inneren Werte entstehen. Der Automat unterdrückt Gefühle und hindert Sie daran, das Wesentliche im Auge zu behalten.
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