1 ...7 8 9 11 12 13 ...39 Dann fügte er etwas grinsend hinzu, während die anderen betroffen schwiegen und ihn anblickten: "Po Po Polaken dü dü dürfen ja nicht ein ein einmal Omnibu bu busse be be benutzen und Fahr Fahr Fahrrad fahren, es sei denn, sie ha ha haben da da dafür eine be be besondere Ge Ge Genehmigung. Ver Ver Veranstaltungen dü dü dürfen sie auch nicht be be besuchen, kei kei kein Kino, kei kei keine Gast Gast Gaststätte, keine Tanz Tanz Tanzver ver veranstaltung. Dann darf ein rein rein rein ra ra rassiger Arier schon gar nicht ei ei eine Po Po Polin vö vö vögeln. Da da das ist ver ver verboten."
Die anderen schwiegen bestürzt.
Nach kurzer Pause fügte Fritz Tegtmeier hinzu: "Sennen Hei Hei Heinrichs Fremdar ar arbeiterin ist sehr hü hübsch und noch jung. Ich glaube, sie ist erst Mi Mi Mitte drei drei dreißig. In die hätte ich mich auch vergu gu vergucken können."
Der Knecht blickte etwas belustigt in die Runde, als erwartete er eine Reaktion der anderen.
"Meine Güte, was wird die Gestapo mit den beiden machen," erklärte Marie Tegtmeier besorgt. "Sennen Heinrich muss doch gewusst haben, dass er das nicht durfte."
Karl Brammer blickte nachdenklich wie erstarrt auf den Tisch, während die Frauen voller Erwartung auf den Knecht schauten. Ihm war bewusst, dass er gegenüber der Gestapo machtlos war und für seinen Kollegen Senne kaum etwas tun konnte.
"Na na natürlich hat er das ge ge gewusst," fuhr Fritz Tegtmeier wie im Selbstgespräch fort und ergänzte schmunzelnd, wobei er weiter sein Butterbrot aß: "Im Übrigen war ja nicht zu ü ü übersehen, da da dass es sich bei der Fr Fr Frau um eine Po Po Polin ha ha handelt. Sie mu mu musste ja immer ein "P" in einem fünf mal fünf Zentimeter großen Qua Qua Quadrat aus Stoff tra tra tragen, das auf der Sp Sp Spitze steht und an ihrer Kl Kl Kleidung auf der re re rechten Brust Brust Brustseite fest fest festgenäht ist. Das Qua Quadrat ist vi vi violett um um umrandet und ha ha hat einen gelben Grund. Das "P" selbst ist auch vi vi violett. Das "P" für Po Po Polin war auch für Se Se Sennen Hei Hei Heinrich nicht zu über über übersehen."
Danach schwieg er einen Augenblick und fügte dann ernst hinzu: "Aber da da das wisst ihr ja alles. Ihr ke ke kennt ja die Po Po Polin. Bei Bei Beide tun mir sehr Lei Lei Leid."
Fritz Tegtmeier aß weiter und wartete auf eine Reaktion der anderen, die ihn immer noch ungläubig anblickten. Nur Karl Brammer hatte den Kopf gesenkt und starrte weiterhin auf den Tisch. Wenngleich sein Knecht die Bemerkungen in etwas ironischer Weise gemacht hatte, so war ihm doch klar, dass die Situation für Heinrich Senne sehr gefährlich war, für seine Fremdarbeiterin sowieso.
"Karl, kannst du dich nicht für Sennen Heinrich einsetzen, kannst du nichts für ihn tun?" unterbrach Sophie Brammer nach einiger Zeit das betroffene Schweigen. "Er ist doch ein fleißiger, treuer Deutscher. Der darf doch nicht so einfach von seinem Hof genommen werden. Mein Gott, wer soll die ganze Arbeit machen, jetzt, da die Frühjahrsbestellung los geht?"
Sophie Brammer blickte auf ihren Sohn, der weiterhin wie teilnahmslos am Tisch saß.
"Junge," ergänzte sie nach einer Weile, "kannst du ihm nicht helfen? Wie sollen seine Eltern und sein Knecht den Hof bewirtschaften? Beide sind doch schon etwa 70, und der Knecht Gustav ist auch schon um die 60. Du bist in der Partei, Bürgermeister, Ortsgruppenleiter und Ortsbauernführer. Wenn ihm einer helfen kann, dann bist du das."
Karl Brammer hob langsam den Kopf, blickte etwas hilflos in die Runde und antwortete mit leiser Stimme: "Wie soll ich das denn machen? Wir haben nicht einmal ein Telefon im Haus. Keiner in der Nachbarschaft hat Telefon. Ich müsste mit dem Fahrrad zur Polizei nach Grafenhagen fahren. Aber das würde nichts nützen. Sennen Heinrich und die Polin wurden von der Gestapo abgeholt. Sie sind längst nach Hannover gebracht."
Danach schwieg er einen Moment und fuhr dann mit leicht zitternder Stimme fort: "Ich möchte wissen, welches Schwein ihn angezeigt hat. Man hätte die Angelegenheit unter vier Augen regeln und die Polin vom Hof nehmen können."
"Gu Gu Gustav, sein Kn Kn Knecht, war es be be bestimmt nicht," stammelte Fritz Tegtmeier, "für den le le lege ich mei mei meine Ha Ha Hand ins Feu Feu Feuer."
Nach einer Weile erklärte er: "Se Se Sennen Hei Hei Heinrich und die Po Po Polin ha ha hatten schon lä lä länger was mit mit miteinander. Gu Gu Gustav hat bei bei beide schon mal im ver ver vergangenen He He Herbst auf dem Bo Bo Boden im Stroh er er erwischt. Da Da Das hat er mir da da damals er er erzählt. A A Aber an an angezeigt hat er ihn be be bestimmt nicht. Da bin ich si si sicher."
"Meine Güte, meine Güte, was wird daraus," klagte Marie Tegtmeier. "Wenn ich an Heinrich Senne denke, schmeckt mir das Essen nicht mehr. Warum hat er sich nur mit der Polin eingelassen? Er wusste doch, dass das verboten ist."
Nach kurzem Schweigen stieß Karl Brammer erregt hervor: "Heinrich muss mit Konzentrationslager rechnen, und der Polin droht sogar die Todesstrafe. Das ergibt sich aus den Polenerlassen vom 8. März 1940. Die habe ich Ende März 1940 zur Kenntnisnahme und Beachtung erhalten. Außerdem wurden sie im "Generalanzeiger" bekannt gegeben."
"Und wenn du dich an den Bürgermeister von Grafenhagen oder sogar an den Landrat wendest?" fragte seine Frau zögernd.
"Weißt du wie Bürgermeister Fricke und Landrat Wegener über die Polen denken? Die würden keinen Finger für die beiden rühren. Im Gegenteil, wenn ich mich für Heinrich einsetzte oder gar für die Polin, würden sie mich verdächtigen, nicht linientreu zu sein," erklärte Karl Brammer resigniert. "Fricke spricht von der polnischen Gefahr, von polnischen Elementen, er hält die Polen für wild und unbeherrscht, besonders unter Alkoholeinfluss. Die Polen stellten einen Rassenmischmasch dar und seien charakterlich minderwertig, sie seien innerlich zerrissen, wankelmütig und haltlos, sie könnten nur durch eine starke Faust gebändigt werden. So etwa hat er sich vor einigen Wochen auf einer Parteiversammlung geäußert. Der Landrat hat sich ähnlich ausgedrückt, als wieder einmal über die Polenerlasse gesprochen wurde. Beide sind bis auf die Knochen linientreu. Nein, von den beiden ist keine Hilfe zu erwarten. Die Polizisten Heinz und Warnecke aus Grafenhagen würden sagen, sie seien nicht zuständig, und würden mich an die Gestapo in Hannover verweisen. Außerdem denken sie ähnlich wie Fricke und Wegener über die Polen,“
Die am Küchentisch sitzenden Personen aßen schweigend und betroffen weiter ihre Butterbrote, Karl Brammer aber auffallend langsam. Er machte dabei einen etwas geistesabwesenden Eindruck.
Seine Tochter Anna unterbrach nach einiger Zeit das Schweigen und sprach leise wie zu sich selbst: "Ich verstehe das alles nicht. Heinrich Senne ist seit drei Jahren Witwer. Er hat also keinen Ehebruch begangen, als er sich mit der Polin einließ. Vielleicht hat er sie sogar geliebt, vielleicht sie ihn auch. Sie hat sich wie eine Mutter um seinen fünfjährigen Sohn gekümmert. Ich verstehe das alles nicht. Ich weiß, dass sie sehr fleißig ist, unverheiratet, eine freundliche, fröhliche Frau, die sich auf dem Hof wohl fühlte und schon gut Deutsch spricht. Es kann doch nicht sein, dass sich Heinrich nur deshalb nicht mit ihr einlassen durfte, weil sie ein polnische Fremdarbeiterin ist."
"Das ist verboten," unterbrach Karl Brammer seine Tochter erregt. "Verdammt noch mal, das ist verboten. Und Heinrich wusste das."
"Warum ist es denn verboten, Papa? Kannst du mir das mal erklären?" fragte seine Tochter mit leicht zitternder Stimme. "Dabei ist die Polin nicht einmal Kriegsgefangene. Sie hat mir erzählt, sie sei in ihrem Heimatort auf der Straße festgenommen und nach Deutschland gebracht worden. Einfach so."
"Wir sind im Krieg," versuchte Karl Brammer etwas gereizt zu erläutern, "wir sind im Krieg, und so etwas ist verboten. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
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