Carlo Fehn
Mordsgeschäft
Mordsgeschäft - Hauptkommissar Pytliks erster Fall
Carlo Fehn
published by: epubli GmbH, Berlin
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Copyright: © 2012 Verlag Carlo Fehn
ISBN 978-3-8442-2143-5
Hauptkommissar Franz Pytlik ist nach einem Kuraufenthalt am Chiemsee gut erholt zurück in der Polizeiinspektion am Kaulanger in Kronach. Dass ihm an seinem ersten Arbeitstag ein junger Banker im Backhaus die letzte Puddingbrezel vor der Nase wegschnappt, stellt sich bald als das geringere Übel an diesem tristen Oktobermontag heraus. Kaum im Büro, sieht er sich mit dem Mord an der Friseuse Sandy Heyder konfrontiert, die von ihrer Chefin tot in ihrer Wohnung aufgefunden wurde. Zusammen mit seinem Assistenten, Cajo Hermann, nimmt Pytlik die Ermittlungen auf und findet sich in einem Netz aus klaren Indizien, falschen Spuren und wasserdichten Alibis wieder. Langsam beginnt der erfahrene Kommissar, an sich zu zweifeln.
Samstag, 19. Oktober 2002
„So, Grüssgodd, die Foarscheine bidde, wer noch zugstieng is!“
Die nette, etwas bummelige Zugbegleiterin versuchte, mit fröhlicher Miene den tristen Oktobernachmittag aufzuhellen, indem sie den wenigen Fahrgästen im Regionalexpress mit einem freundlichen Lächeln entgegentrat.
Ich glaub’ es nicht, dachte sich Pytlik, als er nun schon zum vierten Mal den Fahrschein aus seinem Rucksack holen musste. Schließlich war er doch nur auf der Nachhausefahrt vom Chiemsee und nicht auf dem Weg zum Mond. Eine Bemerkung konnte er sich deshalb nicht mehr verkneifen.
„Und wenn ich dann zu Hause auf die Toilette gehe, steht da wahrscheinlich auch noch jemand und zwickt ab oder wie“, raunzte er die Brünette an.
Für Zugbegleiter ist Schlagfertigkeit ein unbedingtes Muss, das wusste auch Pytlik. Er hatte es aber anscheinend in diesem Moment vergessen. Nachdem die junge Frau einen prüfenden Blick auf sein Internetticket geworfen hatte und sehen konnte, dass bereits drei Zangenabdrücke das Papier schmückten, zog sie gemütlich ihr Arbeitsgerät, scannte noch einmal den Code und antwortete während des Knipsens souverän, ohne den Kommissar dabei auch nur eines Blickes zu würdigen: „Der Ahnziche, der wo obzwiggn muss, auf seiner Dolleddn, des senn Sie, Herr Kommissar Büddlich!“
Pytlik schaffte es gerade noch rechtzeitig, seinen Mund wieder zu schließen. Nicht nur, dass er wieder dem unnachahmlichen „Haddes-Bee-Weiches-Dee-Dialekt“ der oberfränkischen Idylle ausgesetzt war. Um sich herum nahm der verdutzte Hauptkommissar fast unmerklich hämisches Lachen wahr, das er nicht hören, wohl aber fühlen und sehen konnte. Die Schaffnerin hatte ihm die Fahrkarte in seine starr geöffnete Hand zurück gegeben und sich bereits den nächsten Fahrgästen gewidmet.
Mist, fuhr es ihm durch den Kopf, das hätte ich mir nun auch sparen können. Er wunderte sich ein bisschen darüber, dass die wohltuende Entspannung anscheinend schon wieder seiner grummeligen Art gewichen war. Nach drei Wochen Kur schien er eigentlich bestens erholt und freute sich auch wieder auf den Dienst in der Polizeiinspektion. Er fragte sich, ob er durch die Geschichte beim Kronacher Schützenfest im vergangenen Jahr wirklich über die Stadtgrenzen hinaus so bekannt geworden war, dass ihn sogar schon eine Zugbegleiterin im Regionalexpress von Lichtenfels nach Saalfeld kannte. Während des traditionellen Freischießens war eine Bankfiliale in der Kreisstadt überfallen worden. Nachdem der Räuber zunächst unerkannt hatte flüchten können, gelang es Pytlik noch vor dem Ende des Schützenfestes, den Täter, ein Mitglied einer Schaustellergruppe, in einer spektakulären Aktion dingfest zu machen. Da dieser bereits vorher zweimal in anderen Städten zugeschlagen hatte, war Pytlik in allen regionalen Medien und außerhalb Kronachs zum gefeierten Helden geworden. Nun merkte er, dass Ruhm eben auch verpflichtete. Aber es störte ihn nicht weiter. Eine Lappalie, dachte er. Als er seinen Blick, in Gedanken versunken, aus dem Zugfenster in die Dämmerung schweifen ließ und an der Zettlitzer Kreuzung den Feierabendverkehr in roten und weißen Lichtern in alle Himmelsrichtungen dahin schleichen sah, wusste er, dass er es bald geschafft haben würde. Endlich wieder daheim. Endlich wieder in „Grohnich“. Er musste schmunzeln, als er sich dabei ertappte, wie er den Namen seiner Heimatstadt gemäß dem örtlichen Habitus im Geiste nannte. Schließlich wünschte er sich genau deswegen ab und an, doch auch in Kronach geboren zu sein und nicht die ersten acht Jahre seines Lebens in Berlin verbracht zu haben. Seine Berliner Schnauze von damals war fast vollständig verstummt, des fränkischen und speziell des Kronacher Dialekts und dessen, was man in den Kreisgemeinden aller Himmelsrichtungen sprach, würde er aber sein Leben lang nicht mehr Herr werden. Auch, wenn er mit gerade zweiundfünfzig noch einige Zeit dazu haben sollte.
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