Ina van Lind - Die versteckte Welt

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"Sollte sie einfach nur mal durch das Schlüsselloch gucken? Ganz kurz nur! Vielleicht konnte sie ja irgendetwas erkennen!
Doch Fehlanzeige. Es war rein gar nichts zu sehen.
Rike nahm ihre Taschenlampe in die Hand. Dann öffnete sie so leise wie möglich die schwere Eisentüre.
Nun stand sie mit dem Rücken zur Tür. Die kleinen Härchen an ihren Armen standen senkrecht. Sie zitterte wie Espenlaub. Der Lichtkegel der Taschenlampe leuchtete den Raum nur sehr dürftig aus. Sie blickte in unzählige, angsterfüllte Augen. …"
Rike steht überwiegend im Schatten ihrer jüngeren Schwester Nele, die mit guten Leistungen brilliert und zudem weiß, wie sie ihre Eltern für sich einnehmen kann. Auch in der Schule muss sie sich immer wieder gegen einige ihrer Mitschüler behaupten.
Als Rike auf einem Flohmarkt einen alten Kaugummikasten ersteht, ahnt sie nicht, welches Geheimnis er birgt. Auf der Suche nach Antworten gerät sie immer mehr in den gefährlichen Bann sagenumwobener Geschichten. Natürlich will Rike sich selbst etwas beweisen und fällt eine folgenreiche Entscheidung …
Ein Buch für Leute von 11 – 99 Jahren!

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Ina van Lind

Die versteckte Welt

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Inhaltsverzeichnis Titel Ina van Lind Die versteckte Welt Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Ina van Lind Die versteckte Welt Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog

Kapitel 1: Rike, ein Flohmarktbesuch, ein Buch, eine Kugel und ein Zaunkönig

Kapitel 2: Was ist ein Fjäl-Fräs?

Kapitel 3: Das Margeritenmädchen

Kapitel 4: Ein Neidnagel

Kapitel 5: Das immergrüne Land

Kapitel 6: Die Schneekönigin

Kapitel 7: Die verlorene Kugel

Kapitel 8: Der entscheidende Tipp

Kapitel 9: Im Sumpf

Kapitel 10: Frau Blumenthals Entsorgung

Kapitel 11: Der blitzblanke Putztrupp

Kapitel 12: Nele petzt

Kapitel 13: Das Haus des Zaunkönigs

Kapitel 14: Ein aufschlussreiches Frühstück

Kapitel 15: Ein alter Koffer

Kapitel 16: Kennt Oma Luise Amin Abiden?

Kapitel 17: Gulos Plan

Kapitel 18: Ein rabenschwarzer Vogel im alten Kirschbaum

Kapitel 19: Die Ruinen des Palastes

Kapitel 20: Aufbruch

Kapitel 21: Stenbjorn, der Steinmensch

Kapitel 22: Raban, der Eitle und Mervyn Sem Silas

Kapitel 23: Im Kristallpalast

Kapitel 24: In Bellinas Haus

Kapitel 25: Der Steinkreis

Kapitel 26: Im Krater

Kapitel 27: Milla lauscht

Kapitel 28: Unerwarteter Besuch für Amin Abiden

Kapitel 29: Noch mehr rätselhafte Fragen

Kapitel 30: Eine tückische Kugel

Kapitel 31: Milla hat Glück

Kapitel 32: Der "Stein der Macht" und die Erdbeerfröschlein

Kapitel 33: Piccio

Kapitel 34: Die eiserne Tür

Kapitel 35: Aufbruch nach Aurum

Kapitel 36: Die Spiegelburg

Kapitel 37: Virgils Plan

Kapitel 38: Die Hängebrücke

Kapitel 39: Aus die Maus

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Dienstag, 14. August 1917:

Karl lag auf dem Boden. Wie ein Stein, der vom Himmel gefallen war.

Völlig erschöpft, die Nase platt am Waldboden, schmeckte er bei jedem Atemzug den modrigen Geruch der Erde. Ihm war eisig kalt, nur seine Hände und Arme brannten wie Feuer. Die Beine dagegen spürte er kaum. Gerade so als würden sie nicht zu ihm gehören. Deswegen versuchte er auch unaufhörlich mit den Zehen kleine Kreise zu zeichnen. Es dauerte nicht lange, dann fühlte er plötzlich ein Kribbeln, als würden Ameisenkolonnen an seinen Beinen aufmarschieren und Kontakt zu allen Nervensträngen suchen. Karl biss die Zähne zusammen, rappelte sich auf und machte ein paar unsichere Schritte. Er wollte weg von diesem Ort. Nach Hause, zu seiner Mutter.

Seine Schulter schmerzte bei jedem Schritt. An den Händen und Unterarmen bemerkte er Schürfwunden. Daher kam also das brennende Gefühl auf seiner Haut. Sein Hemd war schmutzig und am Ärmel entdeckte er zudem einen großen Riss. Die Hose sah nicht viel besser aus. Er versuchte, den Dreck abzureiben. Vergeblich.

Karls Herz schlug schneller. So konnte er unmöglich seiner Mutter unter die Augen treten!

Er sah sie bereits vor sich. Ihr eingefallenes, blasses Gesicht mit den stets müden, traurigen Augen. Karl bildete sich ein, sogar ihr Seufzen zu hören. Dieser winzige Ausdruck einer Klage war für ihn viel schlimmer als jede Strafpredigt oder Ohrfeige. Er wusste, sie würde sofort Nadel und Faden hervorholen und das Hemd und die Hose flicken, denn Geld für neue Kleidung hatten sie nicht. Außer Kartoffeln und trockenem Brot gab es zuhause kaum etwas zu essen. Und das alles nur, weil dieser blöde Krieg war – und sein Vater tot.

Karl sah sich um und rief: „Jakob?“.

Nichts.

„Bist du hier?“

Stille.

„Wo bist du, Jakob?“ Seine Stimme zitterte.

„Jakob?“

Doch so oft er auch nach ihm rief, Jakob blieb verschwunden. Schluchzend sank Karl nieder und bedeckte das Gesicht mit seinen schmutzigen Händen. Seine Schultern bebten.

Unvermittelt sickerte ein kleines Bruchstück einer Erinnerung durch das Dunkel seiner Gedanken. Ihm fiel dieser fremde Junge mit den langen, schwarzen Haaren wieder ein, der ihn so hasserfüllt angesehen hatte, dass ihn selbst jetzt noch eine gewisse Furcht beschlich. Dabei war der Junge höchstens so alt wie er oder Jakob. Bestimmt war er auch noch keine sieben.

Es hatte doch so harmlos begonnen:

Jakob war wieder einmal aus dem Waisenhaus ausgebüxt, um mit ihm zu spielen. Sie hatten ein paar Brombeeren stibitzt und gerecht aufgeteilt. Da hatte Jakob eine Idee.

„Du, ich weiß ein neues Spiel! Das hier …“, Jakob hatte auf die Beeren gedeutet, „… ist ein Zaubermittel. Wenn wir die Beeren essen, landen wir in einer anderen Welt. Dort lebt ein König - mit seinem Volk natürlich. Und außerdem gibt es einen …“

Jakob hatte eine kurze Pause gemacht. Anscheinend musste er erst überdenken, was es Besonderes geben könnte.

„Vielleicht einen Zauberer?“, hatte Karl begeistert Jakobs Überlegungen fortgesetzt. Er schwärmte für Abenteuerspiele und konnte den Beginn kaum erwarten.

„Genau! Dort lebt ein ganz gemeiner Zauberer, der den König vom Thron stürzen will, damit er das Reich regieren kann.“

Damit verblassten Karls Erinnerungen. Als ob er geträumt hätte und plötzlich aufgewacht wäre.

Er schniefte und suchte seine Hosentaschen nach einem Taschentuch ab, doch das Einzige, was er zutage förderte, war ein Stein. Ungläubig starrte er ihn an.

Tiefrot funkelnd und angenehm glatt lag er in seiner Hand. Er kannte sich zwar nicht mit derartigen Schätzen aus, aber ihm fiel sofort ein, dass die Vermieterin ihrer Wohnung gelegentlich einen roten Stein an einer goldenen Kette um den Hals trug und prahlte, wie wertvoll er sei. Hastig schob er ihn in seine Hosentasche zurück.

Zuhause musste er ein sicheres Versteck finden. Wenn seine Mutter den Stein entdeckte, ging sie vielleicht davon aus, dass er der Vermieterin den Anhänger geklaut hatte.

Und das hatte er sicher nicht getan.

Oder womöglich doch?

Wie kam dieser Stein bloß in seine Tasche? So sehr er es auch versuchte, er erinnerte sich nicht mehr daran.

Kapitel 1: Rike, ein Flohmarktbesuch, ein Buch, eine Kugel und ein Zaunkönig

Samstag, 22. Oktober 2011:

Der Regen klopfte im Takt auf das Dachflächenfenster. Rike kauerte in ihrem Bett und lauschte. Klang es nicht so, als würde jemand mit den Fingern ans Glas pochen? Doch als sie schaudernd aus dem Bett stieg, um nachzusehen, zitterte sie noch mehr als vorher und kletterte mit eiskalten Füßen wieder zurück unter die Bettdecke.

Was war das nur für eine seltsame Nacht? Wieso schlug ihr Herz wie wild und warum konnte sie nicht einschlafen? Der Wecker zeigte doch schon fast Mitternacht. Sie tastete nach dem Lichtschalter und las noch einmal in dem Buch, das ihr eine merkwürdige, alte Frau auf dem Trödelmarkt zugesteckt hatte.

Rike hatte sich am Morgen, zusammen mit ihrer Schwester Nele und ihrem Vater, an einem Flohmarktstand altes Blechspielzeug angesehen, als die Händlerin einen uralten Kaugummiautomaten anpries, der ihren Worten nach wahre Wunder bewirken würde.

Der Kasten mit der abgeblätterten roten Farbe hatte zwar alles andere als magisch ausgesehen, doch Rike bettelte, bis ihr Vater endlich die fünf Euro herausrückte, die er kosten sollte. Die Frau schaufelte eine beachtliche Anzahl ihrer „unglaublichen, geheimnisumwobenen, einmaligen Spezialkaugummikugeln“ hinein, die sie in einem großen Bonbonglas mit der Aufschrift „Zauberkugeln“ aufbewahrte und drückte Rike ein betagtes Buch in die Hand. „Bewahre es gut! Du wirst feststellen, dass es von überaus großem Nutzen ist!“

„Die Farbenwelt - Eine Abenteuerreise zu dir selbst“, so stand in glitzernden, mystischen Schriftzeichen auf dem Buchdeckel.

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