Impressum
Ulisses Spiele
Band: US25745
Titelbild: Florian Häckh
Karten: Marek Statelov
Bearbeitung der Neuauflage: Frauke Forster
Umschlaggestaltung und Illustrationen:
Steffen Brand, Nadine Schäkel, Patrick Soeder
Layout und Satz: Nadine Hoffmann, Michael Mingers
Administration: Christian Elsässer, Cora Elsässer, Carsten Moos, Sven Paff, Stefanie Peuser, Marlies Plötz, Markus Plötz Marketing: Philipp Jerulank, Björn Meyer, Katharina Wagner, Wolfgang G. Wettach Ulisses Digital: Alina Conard, Nico Dreßen, Thomas Engelbert, Nele Klumpe, Julia Metzger, Phillip Nuss, Maximilian Thiele, Jan Wagner, Carina Wittrin, Kai Woitczyk Verlag: Zoe Adamietz, Jörn Aust, Mirko Bader, Steffen Brand, Bill Bridges, Timothy Brown, Simon Burandt, Carlos Dias, Christiane Ebrecht, Frauke Forster, Christof Grobelski, Kai Großkordt, Darrell Hayhurst, Nikolai Hoch, Nadine Hoffmann, Johannes Kaub, Christian Lonsing, Matthias Lück, Susanne Majewski, Thomas Michalski, Elisabeth Raasch, Nadine Schäkel, Maik Schmidt, Ulrich-Alexander Schmidt, Nils Schürmann, Eric Simon, Alex Spohr, Ross Watson Vertrieb: Jan Hulverscheidt, Anke Kühn, Thomas Schwertfeger, Stefan Tannert, Nils Herzmann
Originalausgabe: Copyright © 1995 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München und Schmidt Spiele + Freizeit GmbH, Eching
Copyright © 2021 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN, UTHURIA und THE DARK EYE sind eingetragene Marken der Ulisses Spiele GmbH, Waldems.
Titel und Inhalte dieses Werkes sind urheberrechtlich geschützt. Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Bearbeitung, Verarbeitung, Verbreitung und Vervielfältigung des Werkes in jedweder Form, insbesondere die Vervielfältigung auf photomechanischem, elektronischem oder ähnlichem Weg, sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Ulisses Spiele GmbH, Waldems, gestattet.
Ina Kramer
Die Löwin
von Neetha
Das Leben der heiligen Thalionmel erzählt von einem Freunde
Ein Roman in der Welt von
Das Schwarze Auge©
Überarbeitete Neuauflage
Den Freunden gewidmet, die mich unterstützt und
mir Mut gemacht haben
Ein Wort zur Neuauflage
Mit Die Löwin von Neetha präsentieren wir euch eine inhaltlich größtenteils unveränderte Neuauflage der Romane Die Löwin von Neetha und Thalionmels Opfer, die erstmals im Jahr 1995 veröffentlicht wurden.
Für diese Neuauflage haben wir die alte deutsche Rechtschreibung beibehalten, aber auch kleinere Anpassungen einiger Begrifflichkeiten vorgenommen und einige Textstellen umformuliert oder gekürzt, damit sie sich besser für ein heutiges Publikum eignen. Bei der Lektüre mögen euch dennoch Details begegnen, die wir bei einem komplett neuen Roman anders umgesetzt oder gestrichen hätten. Wir haben diese Elemente als Teil des Textes belassen, um dem Geist des Originals treu zu bleiben.
Teil 1 - Thalionmels Jugend
Das Lied der Löwin von Neetha
Thalionmel – Wer ist Thalionmel?*
Thalionmel war eine Kriegerin,
Sie hielt unsre Brücke mit tapferem Sinn,
Sie hat uns gerettet, sie trägt die Kron,
Sie starb für uns, unsre Liebe ihr Lohn.
Thalionmel.
Einst hatte ein Bauer ein Töchterlein hold,
Die Augen so blau und die Haare wie Gold,
Gar schön von Gestalt und von aufrechter Art,
Eine bessere Maid nie gesehen ward.
Thalionmel.
Zu Neetha im Tempel der Löwin so kühn,
Dort sah man die Jungfrau beim Standbilde knien.
Der Göttin Gefallen erregte sie bald,
Denn stolz war ihr Sinn, hoch ihre Gestalt.
Thalionmel.
Rastullah, der Wüstendämon, voll Neid,
Mißgönnte Frau Rondra die mutige Maid,
»Vernichtet dies Weib und brennt nieder die Stadt«,
So befahl er im Grimme den Beni Novad.
Thalionmel.
Und der Wüstensöhne finsterer Hauf,
Zu Hunderten brachen gen Neetha sie auf,
Bedeckten das Land mit Feuer und Tod,
Getreu ihres grausamen Götzen Gebot.
Thalionmel.
Und als sie sich endlich Neetha genaht,
Da hatten gehalten sie blutige Mahd,
Und sie riefen voll Wut: »Nun soll fallen die Stadt,
Wie Rastullah, der Eine, geboten uns hat!«
Thalionmel.
Und die Bürger von Neetha, die fragten verzagt:
»Gibt es einen hier, der zu kämpfen wagt?«
Da rief Thalionmel: »Frau Rondra zur Ehr
Will aufhalten ich der Ungläub’gen Heer!«
Thalionmel.
Und sie hielt unsre Brücke, der Leuin gleich,
Und ihr blinkendes Schwert führte manchen Streich,
Und sie focht bis zum Abend mit Löwinnenmut,
Und der Chabab ward rot von der Feinde Blut.
Thalionmel.
Von Wunden bedeckt und von Pfeilen durchbohrt,
Focht sie bis zum Tode getreu ihrem Wort.
»Hilf, Herrin Rondra, und steh uns bei!«
So hallte zum Ufer ihr letzter Schrei.
Thalionmel.
Da machte Frau Rondra in göttlicher Wut
Das Wasser des Chabab zur reißenden Flut,
Die der Ungläub’gen Heerschar wohl mit sich nahm,
Und nicht einen gab es, der ihr entkam.
Thalionmel.
So ward Neetha gerettet nach Rondras Rat,
Und durch Ihrer Dienerin Opfertat,
Du blühende Blume, du Kriegerin hell,
Unsre Liebe dein Lohn, heil’ge Thalionmel.
*Dank sei dem irdischen Dichter Theodor Fontane, dessen Ballade vom tapferen Steuermann den aventurischen Poeten inspirierte.
Prolog
Nun, da ich das Ende nahen fühle und mir nicht mehr viel Zeit bleibt, will ich alles so aufschreiben, wie es sich wirklich zugetragen hat. Viele Jahre war ich in ihrer Nähe, viel näher vielleicht, als sie je vermutete, und ich glaube, sagen zu dürfen: Ich habe sie wirklich gekannt. Auch bei ihrem Opfergang war ich zugegen, nicht auf der Brücke – natürlich nicht! – und auch nicht unmittelbar dahinter. Aber ich sah sie, konnte den Blick nicht abwenden von diesem Bild, so gleißend schön und grauenhaft. Damals, als alles vorüber war, da wünschte ich mir in meinem erstorbenen Herzen, die Pfeile der Ungläubigen hätten auch mich durchbohrt, und die Flutwelle hätte auch mich hinfortgespült. Ja, so empfindet man wohl, wenn man zwanzig ist. Nun bin ich zweiundneunzig und fühle: Alles ist vollbracht, und die hitzige Jugend mit ihren Hoffnungen, Sehnsüchten und Leidenschaften ist fern und fremd und kaum mehr Teil meiner selbst. Alles noch einmal heraufzubeschwören, das wird nicht einfach werden, denn meine Seele ist die eines alten Mannes, der sich nach Ruhe sehnt – der Ruhe in Borons Schlafgemach.
Wie wird der Übergang sein? Ob es ein Kampf wird? O nein, ich mag nicht mehr kämpfen. Ich bin des Kämpfens müde, will schlafen, schlafen, schlafen …
Doch muß ich dies Werk noch vollbringen, bevor ich mich zur Ruhe legen kann, denn wer wird es tun, wenn nicht ich? Wer kann es tun? Vielleicht bin ich der einzige Überlebende aus jener fernen Zeit, der einzige Augenzeuge ihrer großen Tat und mancher ihrer geringeren, der einzige, der ihre Geschichte kennt.
Vergib mir, Harika, geliebtes Weib, getreue Gefährtin so vieler Jahre, daß ich nicht über dich schreibe, die du doch auch eine Heldin warst und ebensowenig eine Heilige wie sie. Hast du nicht unter Schmerzen fünf Kinder zur Welt gebracht, sie unter Entbehrungen aufgezogen, sie ohne Murren und Wehklagen in die Welt entlassen, damit sie dort umkommen …
Doch weder von dir soll ich schreiben noch von mir, denn unser Lebensweg war so, wie viele unsere Leben sind, so einzigartig sie uns auch erscheinen mochten: Unsere Freuden waren gewöhnlich, unsere Leiden gering und unsere Opfer ohne Belang. Und keiner der Zwölf hat je auf uns geschaut oder nach uns gerufen. Wir mußten – oder durften – nicht Werkzeug der Götter sein, waren nicht Teil eines göttlichen Planes und konnten viele lange Jahre auf Deres Antlitz wandeln, ich um so viele Jahre mehr als du, wie mein Alter betrug, als sie fiel. Aber vielleicht war auch das Teil eines göttlichen Planes …
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