Die Feier um 110. Bestandsjahr des Unternehmens, in dem ich als Angestellte arbeite, stand an. Eine Event, auf den ich naturgemäß ohne meinen Süßen gehen musste. Die Firma fand in Wien statt, und ich muss zugeben, dass ich mich auf einen netten Abend im Kreise meiner Kolleginnen und Kollegen freute. Vor allem freute ich mich aber auch auf die vielen anderen Kollegen aus den anderen Niederlassungen, die ich sonst, wenn überhaupt, nur telefonisch zu hören bekam. Besonders freute ich mich da auf Grete, mein Gretchen, wie ich immer sage. Sie ist in einer Niederlassung ganz im Westen angestellt und wir sehen uns nur einmal im Jahr.
Auf dem Weg nach Wien wurden im Auto, wir hatten eine Fahrgemeinschaft gebildet, viele Gerüchte und Tratsch und Klatsch ausgetauscht. So verging die Fahrt schnell bis wir dann im Hotel eincheckten. Die Firma hatte nicht gespart, das Hotel war wirklich schön. Ich duschte und schminkte mich, um mich dann für den Abend herzurichten. Ich hatte mich für mein violettes Lieblings-Kleid entschieden. Es war für einen derartigen Anlass vielleicht ein wenig zu kurz, aber da ich nicht in Strapsen oder Strümpfen auf einer Firmenfeier erscheinen würde, war es lange genug. Zuerst das schwarze BH und String-Set, dann zog ich vorsichtig meine extra neu gekaufte schwarze Palmers-Strumpfhose an. Darüber dann das Kleid, dazu meine schwarzen HighHeels und fertig war ich. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir eine selbstbewusste, leicht erotisch wirkende Frau. Ein wenig erotisch darf Frau auch auf so einem Event sein.
Im Taxi starrte mir einer unserer Innendienstkollegen permanent auf meine bestrumpften Beine. Ich hatte den Typen noch nie gemocht, ein typischer Schleimer und immer einen blöden, anzüglichen Spruch auf den Lippen. Er wurde dann später gekündigt, aber dazu komme ich noch. Bei der Event-Location angekommen versuchte er natürlich beim Aussteigen einen Blick unter mein Kleid zu erhaschen, normalerweise hätte mich das nicht wirklich gestört, bei ihm allerdings schon.
Der Festsaal war hübsch geschmückt und es waren bereits sehr viele Mitarbeiter da. „Huhu...“, hörte ich die mir bekannte Stimme rufen. Gretchen. Ich freute mich. Sie sah umwerfend aus, hatte ich wie ein violettes Kleid gewählt und war mit ihren HighHeels fast größer als ich. Wir gingen schnell aufeinander zu, begrüßten uns herzlich und wählten einen Tisch, an dem wir gemeinsam sitzen konnten. Der offizielle Teil des Abends durch die Geschäftsführung zog sich, wie immer bei solchen Veranstaltungen, in die Länge. Ehrungen hier, Strategie-Präsentation da, Ergebnisse dort. In etwa so spannend wie die Lektüre einer Bedienungsanleitung für einen Mikrowellenherd. Das Essen entschuldigte uns dann für die Strapazen. Die Stimmung war gelöst und angenehm. Wir tratschten und lachten viel.
Das Licht im Saal wurde gedimmt und ein Sprecher kündigte eine Überraschung an. Das Ensemble eines Musicals trat auf und gab ein paar Songs aus dem Musical zum Besten. Das Ganze war sensationell gut. Danach kam die Band auf die Bühne und die Tanzfläche wurde eröffnet. Gretchen und ich wurden relativ schnell von unseren Kollegen aufgefordert, und so tanzten wir lange, bis wir uns wieder beim Tisch trafen. Ich verfluchte meine neuen HighHeels, denn ich hatte bereits Schmerzen in den Füßen. Wie sagt mein Süßer immer, wenn ich neue HighHeels kaufen möchte, dann aber drücken: „Vom Badezimmer bis ins Bett wird es schon gehen, oder?“ Ich lächelte in mich hinein, beim Gedanken an ihn. Der schleimige Typ riss mich aus meinen schönen Gedanken. „Möchtest du tanzen?“, fragte er, wobei ich ihm so viel Höflichkeit gar nicht zugetraut hatte. „Tut mir leid, meine Füße schmerzen, momentan nicht. Vielleicht später“, sagte ich. „Tja, nachdem ich nicht davon ausgehe, dass ich deine Füße massieren darf, würde ich mich anbieten, dir einen Cocktail zu holen“, sagte er. Gretchen wurde von einem anderen Mitarbeiter zum Tanzen aufgefordert und verschwand. Tja, ein Cocktail. Das klang jetzt zumindest nicht unvernünftig, auch wenn ich schon das eine oder andere Glas Rotwein in mir hatte. „Ja, gerne. Tequila Sunrise bitte“, sagte ich mit einem netten Augenaufschlag und der Typ verschwand.
Ich beobachtete gerade die Menschen auf der Tanzfläche, als er mir den Cocktail auf den Tisch stellte. „Danke“, murmelte ich und drehte mich wieder zur Tanzfläche um. Ich ignorierte ihn so lange erfolgreich, bis er sich auf einem anderen Tisch zu jemanden setzte. Der Cocktail war lecker und ich genoss ihn bis zum letzten Tropfen. Gretchen kam zurück und wir fingen wieder an zu plaudern. Aufforderungen zum Tanzen lehnte sie jetzt ab, damit wir auch zum Reden kamen. Vor allem schmerzten auch ihre Füße bereits, wie ich erfuhr. Das Gespräch rutschte ins Private ab. Ich erzählte ihr von meinem Süßen, wie immer stolz und voller Freude. Ich merkte, wie meine Zunge immer schwerer wurde. Der Alkohol entfaltete seine Wirkung auf meinen Körper. Zumindest lallte ich noch nicht, versicherte mir Gretchen. Aber ich fühlte mich seltsam beschwingt und erotisiert. „Und bei dir?“, fragte ich Gretchen, nachdem ich meine Lobeshymnen auf meinen Süßen versprüht hatte. „Wie heißt es auf Facebook so schön? Beziehungsstatus: Kompliziert“, lachte sie. „Wieso?“ „Naja, meine langjährige Freundin hat sich kurz vor Weihnachten von mir getrennt. Sie hatte eine andere kennengelernt. Wir waren über sieben Jahre zusammen, bis sie einfach so, von einem Tag auf den anderen aus meinem Leben verschwand. Sie wohnt jetzt irgendwo in der Schweiz“, erzählte sie. Langjährige Freundin. Von ihr getrennt? Mein Gehirn brauchte eine Weile um das Gehörte zu verarbeiten. Gretchen war lesbisch? Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen, musste aber erkennen, dass wir davor noch nie über Privates gesprochen hatten. „Ach Süße, das tut mir leid“, sagte ich mitfühlend.
Mir wurde immer schwindliger, auf der anderen Seite bemerkte ich aber eine eigenartige Gelöstheit. Ich redete wie ein Wasserfall und hatte das Gefühl, äußere Eindrücke viel stärker wahrzunehmen. Ich schob das auf den Alkohol. Was mich aber am meisten irritierte und schockierte: Ich wurde geil, und noch offener als sonst. Ich musste auf die Toilette, entschuldigte mich bei Gretchen und ging. Der Schwindel wurde immer schlimmer. Ich nahm eine Toilette, die etwas abseits des allgemeinen Trubels lag, falls mir ein Malheur passieren sollte. Mühsam schaffte ich es, mein Geschäft zu erledigen. Als ich wieder aus der Toilette trat war ich eigenartig willenlos. Der schleimige Typ kam scheinbar zufällig vorbei und fragte einfühlsam: „Geht es dir gut? Komm, setz dich hin. Ich helfe dir!“ Ich war dankbar. Er nahm mich in den Arm und zog mich zurück ins Damen-WC. Die Kabinentür fiel hinter uns zu und er sperrte ab. Ich wollte nicht mit ihm gemeinsam in dem WC sein, konnte mich aber eigenartigerweise nicht dagegen wehren. Selbst als er mich zu befummeln anfing ließ ich es willenlos über mich ergehen. Ich realisierte, dass irgendetwas nicht passen konnte. Denn ich fühlte mich trotzdem aphrotisiert. Seine Hände glitten unter mein Kleid. Er stöhnte. Ich lehnte mich zurück und versuchte meinen Schwindel in den Griff zu bekommen.
Plötzlich klopfte es laut an der Türe. „Aufmachen, sofort“, erkannte ich Gretchens Stimme. Der schleimige Typ fluchte, zögerte kurz, öffnete dann aber die Türe. Ich erlebte alles wie durch einen Schleier. Gretchen zog den Typen grob aus der Kabine, redete gedämpft auf ihn ein und er verschwand. Einfühlsam sagte sie zu mir: „Komm Süße, fahren wir ins Hotel. Du brauchst ein Bett.“ „Ich brauche dich in meinem Bett“, lallte ich leise. Sie kicherte.
Im Taxi kuschelte ich mich an sie. Sie roch gut. Ich war so unglaublich kuschelbedürftig. Ich wollte selbst beim Aussteigen nicht auslassen. Sie half mir aus dem Taxi, dann fuhren wir mit dem Lift nach oben. „Welcher Stock?“, fragte Gretchen. Ich wusste es nicht mehr. „Meine Handtasche ist noch auf der Party“, lallte ich. Gretchen drückte einen Knopf. Zärtlich half sie mir in ihr Zimmer und setzte mich auf das Sofa. Ich ließ mich augenblicklich auf die Seite kippen. Liegen tat gut. Gretchen brachte mir ein Glas Wasser: „Trink einen Schluck!“ Ich trank und der Schwindel wurde ein wenig besser. „Komm zu mir“, lallte ich und zog sie über mich. Ein Bein ließ ich auf der Seite nach unten hängen, das verbesserte das Schwindelgefühl. Ihr Gesicht war ganz knapp an meinem. Ich wollte sie küssen, aber sie wich zurück. „Sicher?“, fragte sie. Ich war mich sicher, ich wollte sie küssen. Wollte sie nahe bei mir haben, wollte sie spüren und riechen. Nach meinem zweiten Versuch versanken wir in einen leidenschaftlichen Kuss. Ungewohnt schnell schoss die Erregung in meinen Schoß. Meine Hände erforschten Gretchens Körper. Unsere Beine stießen zusammen und das Nylon knisterte in der Stille des Zimmers. Gretchen stöhnte leise in meinen Mund. Das törnte mich so an, dass ich meine Hände über spannendere Körperteile gleiten ließ. Erneut stöhnte sie leise.
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