Ja, so musste es sein. Hier schrieb mir ein nerdiger, ebenso wie ich einsamer Mann und keinesfalls die soeben noch von mir auf ihrer Webpage mit gierigen Blicken geradezu ausgezogene Schönheit aus München! Ich blieb also cool, soweit dies möglich war, aber auf Nachfrage erhielt ich ebenso prompt erneut eine Antwort, wie die Gewissheit, dass es sich tatsächlich um Lady Vanessa in Persona handelte, welche mir hier gerade schrieb. Ich war baff.
„Wer soll ich denn sonst sein?“, stellte Sie eine ebenso kurze, wie meine Frage unmissverständlich beantwortende Gegenfrage zurück, ich war überfordert. Was sollte ich einer solchen Göttin schon schreiben? Womit hatte ich ihre Aufmerksamkeit verdient und wie bitte, würde ich diese halten können? Nicht für immer, nicht mal für eine Stunde, aber vielleicht doch wenigstens zumindest gerade so lange, dass sich die zunehmend verdunkelnden Gedanken des bevorstehenden Jahreswechsels derart wirksam vertreiben ließen.
„Ich bin Journalist, schreibe nebenher zum Thema BDSM, als Autor sadomasochistischer Literatur.“, ließ ich die mir unbekannte Frau umgehend in dem Versuch wissen, sie auf diese Weise irgendwie für einen weiteren Austausch mit mir zu interessieren. Hastig tippte ich in meine „Brombeere“, ebenso hastig schickte ich meine Zeilen ab. Bloß nicht gleich wieder den Kontakt verlieren, schrie die kleine Stimme währenddessen panisch in meinem Kopf, mein Herz raste jetzt.
So erlösend der Moment auch war, als mein flehentliches Warten und meine Zweifel nach schier endlosen Sekunden des Wartens endlich vom Erscheinen Ihrer Nachricht beendet wurden. So niederschmetternd der Text, welchen Lady Vanessa mir als Antwort zusandte.
„Du denkst BDSM fasziniert mich?“, stand da. Gefolgt und etwas abgemildert von einem zwinkernden Smiley zwar, dennoch in der Aussage mit Nichten das, was ich als Antwort erwartet hatte. Waren das nicht Peitschen in den Händen eben dieser Lady gewesen, auf den Fotos eben? Gut, mein Alkoholpegel war durchaus erhöht, aber sollte ich mich wirklich derart getäuscht haben?
Ich war verunsichert. Teils wollte ich zurück rudern, also nicht gleich zu erkennen geben, wie es um meine Veranlagung in Punkto BDSM bestellt war. Teils reizten die Worte der Lady mich aber auch, schien mir ihre Frage doch Unschuld und Herausforderung zugleich zu sein. Ich schluckte kurz, besann mich einen Augenblick und gab mich dann als das zu erkennen, was ich nun einmal bin: ein submissiv und masochistisch veranlagter Mann.
Erneut blieb die Zeit schier stehen. Eine Minute verging. Dann eine Weitere, alsbald gefolgt von einer Dritten: keine Antwort. Hatte ich meine Gesprächspartnerin etwa verschreckt? War es falsch gewesen, mit der Türe ins Haus zu fallen? Vielleicht, aber welche Alternative hatte ich schon gehabt, wollte ich mich Ihr gegenüber nicht ebenso verstellen müssen, wie ich es in Gesellschaft der feiernden Meute um mich herum ständig zu tun gezwungen war?
„Ich fühle mich durchaus geehrt mit einem Autoren zu schreiben. Für mich eine neue Erfahrung“, ließ Lady Vanessa mich - wohl fünf unaufhörliche Minuten waren zu jenem Zeitpunkt seit meiner letzten Nachricht an Sie bereits verstrichen - endlich wissen. Auch Sie habe Veranlagungen im BDSM Bereich, was nach so langer Zeit in der Fetischszene ihrer Meinung nach auch wohl kaum verwundern dürfte. Ihre Heimat sähe Sie in diesem Zusammenhang allerdings eher entweder in der Rolle des Voyeurs, oder als das Objekt der Begierde, ein Umstand, welcher mich aufgrund ihrer atemberaubenden Erscheinung ebenfalls keinesfalls in Erstaunen zu versetzen vermochte.
Als ich Ihr daraufhin erläuterte, in meinen Büchern zwar ebenfalls sowohl aktive, als auch passive Fantasien auszuleben, während ich im privaten Bereich hingegen stets submissiv war - es also real als Freiheit und Erleichterung empfand, geführt zu werden und klare Ansagen zu erhalten - wurde es zunächst wieder einmal stille. Dann aber traf mich, bereits zum zweiten Mal an jenem mittlerweile denkwürdigen Abend, plötzlich der Blitz.
„Gilt das auch für mich?“, stand da geschrieben, kaum hatte der Vibrationsalarm den Eingang ihrer Antwort verkündet. Dieses Mal ohne zwinkernden Smiley. Ohne Hintertür und doppelten Boden, offenbar meinte Sie es wirklich ernst! Ich schluckte trocken vor Erregung.
Auf mein hastiges Nachfragen hin, ob Sie mir denn zu befehlen gedenke, Antwortete Lady Vanessa zwar, dass ihr der Terminus des „Ihre Erwartungen erfüllen“ weit besser gefiele, als der harte Ausdruck mir etwas zu befehlen. Dass es in der Welt submissiver Männer im Endeffekt allerdings auf das Selbe hinaus läuft, ob die zu ihnen gehörige dominante Dame etwas wünscht oder befiehlt, dass setzten wir beide sodann stillschweigend als bekannt voraus.
Wir sollten uns einfach mal ein wenig näher kennenlernen. Sie habe hierbei keinerlei finanzielle Ansprüche, denn sie lebe ihre Passion und nicht von ihr, ließ Lady Vanessa mich sodann noch wissen. Erneut konnte ich kaum glauben, was ich da las, wusste doch auch ich aus jahrelanger Erfahrung in der Szene, dass die Verbindung von Dominanz und finanziellen Interessen quasi untrennbar mit den Damen eben jenes Genres verbunden zu sein scheint.
Mit einem:„Ich würde unsere Unterhaltung gerne im neuen Jahr fortsetzen und intensivieren.“, verabschiedete sich das anbetungswürdige Geschöpf bald darauf aus unserem Gespräch. Allerdings nicht, ohne mir noch schnell ein Foto per Direktnachricht zukommen zu lassen. Ein Angebot, welches ich ebenso ungläubig, wie berauscht vom ersten Kontakt mit dieser Traumfrau umgehend annahm.
Ich war happy, ich kann es nicht verhehlen. Es mag für manchen Leser seltsam klingen, für manchen gar bemitleidenswert, sein Herz und den eigenen Gemütszustand zugleich an eine Person zu hängen, welche man gerade ein Mal und das gar nur per Chat gesprochen hat. Mir aber ist das egal, ich stehe dazu: mein Herz raste, mein strahlendes Gesicht war warm und meine Hose stramm, als unsere Wege sich an jenem Abend trennten.
Was ich jedoch sah, als ich das geschickte Foto bald darauf mit zitternden Fingern öffnete, setze dem Ganzen allerdings noch die Krone auf. War es surreal gewesen, ihr überhaupt einer Antwort wert gewesen zu sein, so zeigte Lady Vanessa mir hier jetzt, was sie zu bieten und ich von nun an gefälligst zu begehren hatte: auf dem Foto war sie, in schwarzen Overknees aus Leder, schwarzen Lederarmstulpen und einer – ebenfalls aus schwarzem Leder gefertigten – eng anliegenden Korsage samt metallisch glänzender Nieten!
Die Beine gespreizt, den Kopf seitlich in den Nacken gelegt, den rechten Arm in die Hüfte gestützt und den Blick ins Irgendwo gewandt, stand sie da. Brüste, Hüfte, Oberarme und Scham lediglich von einem Hauch aus Chiffon bedeckt, welcher ihre Kurven allerdings eher noch zusätzlich betonte, als auch nur einen ihrer Reize annähernd zu verbergen.
Direkt im Schritt waren Vorder- und Rückseite der Lederkorsage mit einem derart schmalen Riemen gleichen Materials verbunden, dass er gerade ausreichte, die Lippen der ansonsten bestens sichtbaren Scham dieses Traums an Weiblichkeit und Begierde zu verbergen. Ein Blickfang, welcher wohl jeden heterosexuellen Mann um den Verstand zu bringen vermochte. In einem Wort: Perfektion!
Ich verabschiedete mich artig, nicht in der Lage, das so eben erlebte irgendwie zu verarbeiten. Dieses Mal kam keine Antwort mehr, was mich allerdings nicht davon abhielt, das neue Jahr frohen Mutes und mit dem Genuss weiterer Alkoholika gebührend einzuläuten. Ich war wie elektrisiert, pochte da irgendwo tief in mir auch die Angst, dies möge bereits alles gewesen sein.
Eine Angst allerdings, welche mich nicht daran hinderte, mich noch in derselben Nacht bereits meiner neuen Lady hinzugeben: kaum zu Hause angekommen, kniete ich mich gleich nackt vor das auf dem Bett liegende, oben beschriebene Bild Lady Vanessas und molk mir derart genussvoll meinen Samen aus den Sklaveneiern, wie ich es seit sehr langer Zeit nicht mehr erlebt hatte.
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