Constantin Lieb - Skulpturale Texte

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Ein Buch nicht nur als Buch, sondern auch als Skulptur zu verstehen und damit den Begriff des skulpturalen Textes ins Spielfeld der Literaturwissenschaft zu werfen, ist das Anliegen dieser Arbeit. Als Ausgangspunkte hierfür dienen Jonathan Safran Foers «Tree of Codes» als Buch der Lücken und Mark Z. Danielewskis «Only Revolutions» als Buch der Bewegung, zwei Texte, die sich einer rein literaturwissenschaftlichen Analyse auf ganz unterschiedliche Art entziehen.

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Literatur – Medium – Praxis.Arbeiten zur Angewandten Literaturwissenschaft

Herausgegeben von Jutta Müller-Tamm und Georg Witte

Band II

Constantin Lieb

Skulpturale Texte

Literarische Texte zwischen Bildender Kunst und Erzählung

am Beispiel von Jonathan S. Foers Tree of Codes und Mark Z. Danielewskis Only Revolutions

Die Untersuchung wurde im Wintersemester 2013/14 als Abschlussarbeit im Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin eingereicht.

Impressum

Copyright: © 2015 Constantin Lieb

Verlag: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-2702-6

Satz: Freie Universität Berlin, Center für digitale Systeme & Peter Dietze

Weitere Informationen: www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/agwlit

Vorwort zur Reihe: „Literatur – Medium – Praxis“ – Arbeiten zur Angewandten Literaturwissenschaft

Die vorliegende Arbeit wurde als Abschlussarbeit im weiterbildenden Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin eingereicht.

Der im Wintersemester 2003/04 eröffnete Studiengang bereitet auf berufliche Tätigkeiten im Bereich der Literaturvermittlung und -förderung vor und macht mit der Funktionsweise des Literaturbetriebs vertraut. Durch die Vermittlung branchenspezifischen Wissens und praktischer Fähigkeiten sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, ihre literaturwissenschaftlichen Fachkenntnisse in der außeruniversitären beruflichen Praxis anzuwenden. Die Lehrveranstaltungen des Studiengangs verbinden praktische Arbeit mit der theoretischen Reflexion auf die Bedingungen und Funktionen dieser Praxis. Darüber hinaus ist die Hinführung auf die Berufspraxis im Literaturbetrieb kombiniert mit der Vermittlung von vertieftem Fachwissen und Urteilsvermögen über (vor allem zeitgenössische) Literatur und ihre medialen Umsetzungen. Der Studiengang verfügt über ein enges Netzwerk an Kooperationen mit den Medien und Institutionen des literarischen Lebens, aus denen sich auch ein Großteil des Lehrpersonals rekrutiert. Dadurch ist neben dem Praxisbezug auch die stetige Aktualisierung der Lehrinhalte gewährleistet.

Die inzwischen weit über 100 Masterarbeiten des Studiengangs untersuchen unterschiedliche Aspekte der zeitgenössischen Literaturvermittlung in Verlagen, Medien, Agenturen, Literaturhäusern, Festivals und anderen Institutionen. Sie analysieren Werke der Gegenwartsliteratur, die mediale (Selbst-)Inszenierung von Autorinnen und Autoren in einem zunehmend kommerzialisierten Literaturbetrieb, den Einfluss der digitalen Revolution auf alle Akteure des Betriebs – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Verfasser der Masterarbeiten leisten dabei oftmals Pionierarbeit, da es zu den Themen der Angewandten Literaturwissenschaft häufig kaum oder keine Forschungsliteratur gibt.

Um diese Pionierleistungen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wurde die vorliegende Reihe initiiert. Sie veröffentlicht vom Wintersemester 2014/15 an in regelmäßigen Abständen eine Auswahl aus den besten Masterarbeiten des Studiengangs Angewandte Literaturwissenschaft.

Wir danken allen, die an der Vorbereitung der Publikationen mitgearbeitet haben, und dem Verlag Epubli für seine Kooperationsbereitschaft.

Prof. Dr. Jutta Müller-Tamm

(Institut für Deutsche und Niederländische Philologie

der Freien Universität Berlin)

Prof. Dr. Georg Witte

(Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin)

Kurzzusammenfassung

Ausgehend von der Überlegung, literarische Werke nicht nur mit dem gängigen Vokabular der Literaturwissenschaft zu analysieren, sondern auch in Bezug zur Bildenden Kunst zu setzen, wird in dieser Arbeit der Begriff des „skulpturalen Textes“ eingeführt und auf zwei Werke der erzählenden Literatur angewandt, die sich sowohl in Inhalt als auch in Form deutlich von anderen belletristischen Publikationen der Gegenwart unterscheiden. Jonathan Safran Foers Tree of Codes und Mark Z. Danielewskis Only Revolutions stehen abseits gängiger Zuordnungen. Das eine besteht aus einem zerschnittenen Fremd-Text und ist somit ein Text in einem Text, ohne dass ein einziges Wort vom Autor selbst geschrieben wurde. Das andere erhebt sein poetisches Motiv der Bewegung zum eigenen formalen Aspekt und vervollständigt sich erst im Prozess des Lesens und ununterbrochenen Buch-Drehens. Ein Buch der Lücken und ein Buch der Bewegung als Beispiele literarischer Texte, die sich mäandernd zwischen Erzählung und Bildender Kunst bewegen.

Nach einer Einführung, die den Körper des Buches als eigenes Subjekt einer Kommunikationsrelation beschreibt, geht es zunächst darum, einen Überblick zu verschaffen, welche Begriffe aus dem Kosmos der Bildenden Kunst für die Etablierung eines „skulpturalen Textes“ als Kategorie für die Literaturwissenschaft relevant sind und wie sich gleichsam der Begriff der Skulptur im Lauf des 20. Jahrhunderts stetig erweitert hat. Im vergleichenden Teil der Arbeit wird zunächst Foers Tree of Codes und anschließend Danielewskis Only Revolutions inhaltlich und formal analysiert, in Bezug zu den eingangs erläuterten Begriffen der Bildenden Kunst gesetzt und jeweils erörtert, inwiefern diese beiden Publikationen als „skulpturale Texte“ angesehen werden können.

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Sofern nicht anders angegeben, wurden ausschließlich eigene Fotos verwendet. Zeilenumbrüche bei Un Coup de dés / Ein Würfelwurf Wolkenmarmorpapier und Typographie bei Indigo Claes Oldenburg im Museum Ludwig Anthony McCall im Hamburger Bahnhof Analphabetisches Monument Scharfes Buch Die erste Seite bei Tree of Codes Leser-Interaktion bei Tree of Codes Lücken bei Tree of Codes Scan-Ästhetik, Spalten und Typographie in Das Haus Spaltenaufteilung bei Only Revolutions Typographie bei Only Revolutions Innenspalten bei Only Revolutions Farbliche Markierung bei Only Revolutions

Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ToC Tree of Codes OR Only Revolutions

Vorwort Vorwort Sich auf zwei derart komplexen Feldern wie dem der Bildenden Kunst und dem der Literaturwissenschaft gleichzeitig zu bewegen, noch dazu, wenn die Arbeit hinsichtlich ihres Umfangs bestimmten Einschränkungen unterliegt, gleicht in etwa dem Versuch, auf einem Basketballfeld eine Partie Fußball zu spielen. Obwohl zwei Mannschaften, zwei Tore/ Körbe und ein Ball vorhanden sind, ist es ein ziemlich makabres Unterfangen, betreibt man das Spiel nicht nur aus Jux, sondern mit einem tatsächlichen Anliegen. Dass es nicht ohne eine gewisse Form von Freizügigkeit in der Argumentation geht, liegt in der Sache selbst. Aus Richtung der Kunstwissenschaft kann man durchaus Befremden über die grobe Auswahl der angeführten Werke und Künstler aufbringen und auch das Aussparen des zeitgenössischen Kunst-Diskurses beklagen. Von Seiten der Literaturwissenschaft mag wiederum die freie Reflexion über Autorschaft und Werk, gerade in Zusammenhang mit dem Fernbleiben des sonst so gerne ausgeschlachteten Duktus literaturwissenschaftlicher Analyse, befremden. Hätte man sich aber zu Gunsten der einen oder der anderen Seite stärker auf einen Fachdiskurs eingelassen, wäre es unmöglich geworden, dem eigentlichen Anliegen dieser Arbeit nahe zu kommen. Man wäre zwar mit dem zum Spielfeld passenden Ball unterwegs, aber stets von den eigenen Spielern blockiert gewesen. Gerade die produktive Verquickung beider Rezeptionsmechanismen ist es nämlich, die mich bei der Beschäftigung mit Tree of Codes und Only Revolutions interessiert hat. Ein Buch nicht nur als Buch, sondern auch als Skulptur zu verstehen und damit den Begriff der Skulptur auch ins Spielfeld der Literatur zu werfen, war mein prinzipielles Anliegen. Wie man nun mit diesem Spielball am besten agiert, müsste in anschließenden Arbeiten untersucht werden. Berlin, im August 2014 Constantin Lieb

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