Fakt ist aber, dass diese Ur-Angst besteht und das Widder-Prinzip alles tut, diese Angst um alles in der Welt zu vermeiden. Was in einem gewissen Sinne auch mit einem entsprechenden Verdrängungsmechanismus zu tun hat. Und so werden entsprechend Widder-betonte Menschen gewisse Schwächen, die sie bewusst oder unbewusst in sich spüren, mehr oder weniger wegdrängen, um das Bild von einer mehr oder weniger großen Stärke aufrecht zu halten. Wenn das allerdings nicht mehr gelingt, dann wird man davon ausgehen, dass unser Widder-betonter Mensch, den wir uns gerade als Beispiel vorstellen, ein wirklich existenzielles Problem bekommen hat.
Ich fasse an der Stelle noch einmal zusammen. Widderenergie – die Energie des ersten Lebensprinzips – ist aus sich selbst heraus richtungslos, führt ein Dasein, ohne räumlich anwesend oder sichtbar zu sein und steht potenziell zur Verfügung, damit mit Hilfe dieser Energie selbst Leben entstehen kann. Diese Energie wird sich im tatsächlichen Leben relativ schnell an bestimmten Widerständen stauen, es kommt zum Energiestau. Und in dem Sinne, psychologisch gesehen, führt das in einem Widder-betonten Menschen zu einem irgendwie gearteten Aggressionsproblem. Die Ur-Angst, die mit dem Widder-Prinzip einhergeht, ist die Angst vor Schwäche. Denn das Überleben-Müssen, das Kämpfen- und Siegen-Müssen beinhaltet gleichzeitig ein gewisses Gefühl oder ein Eigenverständnis von Stärke. Insofern ist das Gegenteil, die Schwäche, die eigentliche Angst, die im Kern des Widder-Prinzips ruht.
Das ist im Grunde genommen, und wir beschäftigen uns am Anfang der Ausbildung zunächst mal wirklich mit den Kernprinzipien der Tierkreiszeichen und Planeten, das ist eigentlich alles, was man an wirklich Wichtigem über das Widder-, Mars- oder 1. Feld-Prinzip wissen muss. Wir werden dieses Kernwissen, was wir hiermit auch abgeschlossen haben für das Widder-Prinzip, noch in verschiedenster Art und Weise im Laufe der Ausbildung differenzieren, differenzieren müssen - aber im Kern geht es um genau das, was wir eben im Vergangenen besprochen haben.
In der kommenden Lektion werden wir das zweite Lebensprinzip, das Stier-Prinzip, mit dem Planeten Venus und dem 2. Feld besprechen. Und da wird es dann tatsächlich auch um einen wirklichen Einstieg in den Tierkreis gehen. Denn wie gesagt, das Widder-Prinzip ist erst mal eine Vorform, eine absolute Urform, bei der man eigentlich noch nicht von einem wirklichen Beginn des Tierkreises reden kann. Es ist eher ein formeller Beginn, aber in dem Sinne denke ich, ist auch das, was ausgeführt worden ist, zu verstehen. Insofern eine kurze, aber – hoffe ich – prägnante Abhandlung über das Widder-Prinzip. Mehr, und das können Sie mir wirklich gerne glauben, mehr brauchen Sie im Kern nicht zu wissen. Denn im Grunde genommen gibt es auch nichts mehr als das, was eben geschildert worden ist, was den Kern des Widder-Prinzips ausmacht.
Zusammenfassung in Stichworten
Kernprinzip:
Erstes Entstehen von Energie (zum Überleben), die potentiell zur Verfügung steht, um Leben (in späterer Form) hervorzubringen. Die Energie ist richtungslos aus sich selbst heraus, daher reaktiv, sie führt „nur ein Dasein“ ohne Raum und Zeit.
Leit-Bild:
Natur: der Blitz. Tier: der Revierverletzer (Raubtier). Mensch: der Jäger
Ur-Angst:
vor Schwäche
Grund-Problem:
Aggression = Richtungslose Energie trifft auf Widerstand (in der dualen Welt), es entsteht ein Energiestau. Sagt immer: Ja...
Mythologie:
Phrixos flieht aus Angst vor seiner bedrohlichen Stiefmutter auf einem Widder. Seine Schwester Helle (seine weibliche Hälfte, die Anima!) stürzt aber vom Rücken des Widders ab. Phrixos beachtet dies aber nicht und steuert einem unbekannten Land, einem unbekannten Ziel zu und kommt darin um.
Baustein 1:
Das 1. Lebensprinzip ist die 1. Stufe der Entstehung von Realität im 1. Quadranten. Es stellt die primäre Überlebensenergie zur Verfügung, aus der heraus "die Dinge an sich" entstehen können, ohne dabei selbst als solche schon anwesend zu sein.
2. Lebensprinzip / STIER / STIERVENUS / FELD 2
Das zweite Lebensprinzip hat seine astrologischen Parallelen in dem Tierkreiszeichen Stier, dem analog zugeordneten Planeten Venus und dem zweiten Feld des Horoskops. Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass der Planet Venus jetzt einerseits zum zweiten Lebensprinzip, zum Zeichen Stier, zugeordnet wird, sich später aber noch ein zweites Mal zu einem weiteren Tierkreiszeichen gesellen wird. Aber aus der Tatsache heraus, dass wir in der normalen astrologischen Auffassung mit zehn Planeten und zwölf Tierkreiszeichen arbeiten, müssen wir zwei Planeten zwei Mal vergeben. Das geschieht bei der Venus für Stier und Waage und beim Merkur für die Zwillinge und die Jungfrau. Insofern würde man sagen, um das ein bisschen genauer auseinanderhalten zu können, dass die Venus, wenn sie zum Zeichen Stier gerechnet wird, eben nicht als reine Venus bezeichnet wird, sondern als sogenannte Stier-Venus. Das wird später im Laufe des Kurses immer wieder auftauchen, dass die Bezeichnungen Stier-Venus oder Waage-Venus fallen beziehungsweise Zwillings-Merkur oder Jungfrau-Merkur. So viel zu den Formalitäten. Jetzt steigen wir ein in die eigentlichen Inhalte für das Stier-Prinzip.
Es ist immer sehr günstig und vorteilhaft, wenn man versucht, den Stier aus dem vorher gehenden Lebensprinzip, dem Widder, zu erklären. Beim Widder ging es darum, dass wir Energie zur Verfügung haben, aus der heraus potenziell Leben entstehen kann. Diese Energie war ohne Richtung. Nun müsste man an sich das so vorstellen, um eine gewisse Denkbrücke zu bauen, dass der Schöpfer des Universums, wer auch immer das gewesen sein mag, sich an der Stelle des Tierkreises, an der wir uns gerade befinden - am Übergang von Widder zu Stier - gesagt hat: Ich muss der Widder-Energie jetzt einen kleinen Schubs geben, damit eine Richtung, die sie aus sich selber heraus nicht finden kann, entsteht. Stellen Sie sich bitte vor, dass es jetzt einen kleinen Schubs gibt, dass die Widder-Energie in eine bestimmte Richtung, von der sie selbst aber nichts weiß, gedrängt wird. Das bedeutet, dass diese Energie dann beginnt, in eine bestimmte Richtung auf einen bestimmten Punkt hin zu fließen. Normalerweise benutze ich in dieser Situation immer folgendes Beispiel:
Stellen Sie sich eine kleine Glasplatte vor, auf der vollkommen zufällig hingestreut Metallspäne liegen. Wenn man unter diese Glasplatte einen Magneten hält - so was hat man früher teilweise auch in der Schule im Physikunterricht gesehen - dann werden sich diese Eisen-Metallspäne automatisch, und zwar ohne eine eigene Absicht, sondern nur angezogen von der Kraft des Magneten, an die beiden Pole des Magneten bewegen. Das heißt sie bekommen dadurch, dass eine zweite Größe mit ins Spiel kommt - das ist in dem Beispiel der Magnet - plötzlich die Möglichkeit, aus ihrer Richtungslosigkeit heraus in eine Richtung zu kommen. Das ist genau der Vorgang, der im Tierkreis beim Übergang vom Widder zum Stier geschieht. Wenn nun unsere Energieteile eine Richtung bekommen - und denken Sie bitte ruhig an das Beispiel mit dem Magneten, der Glasplatte und den Metallspänen - dann wird in dem Moment, wo die Metallspäne am Pol des Magneten angekommen sind, an diesen Polen mithilfe der Metallspäne eine Verdichtung stattfinden. Das heißt die Metallspäne sammeln sich, verdichten sich - in diesem Beispiel – an den Polkappen des Magneten.
So können wir im Prinzip sagen, dass das Stier-Zeichen bzw. das zweite Lebensprinzip zunächst mal nichts anderes bedeutet, als dass die Richtungslosigkeit des Widders aufgehoben wird. Das ein Richtung gebendes Prinzip - eben Stier genannt - in Erscheinung tritt, führt dazu, dass die Energie eine Richtung bekommt und sich diese Energie verdichtet. Das ist das wirklich Entscheidende für den Stier, und das macht das Stier-Prinzip aus. Wir könnten also ganz simpel und richtig sagen: Das Stier-Prinzip ist nichts weiter als verdichtete Energie. Insofern ist Widder gleich Energie und Stier gleich verdichtete Energie. Wobei die Verdichtung nur dadurch zustande kommen kann, weil die Richtungslosigkeit der Energie aufgehoben worden ist, die vorher im Widder-Prinzip bestanden hat.
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