Mein Name „Marlene“ war übrigens nicht meine Idee, sondern der einer guten Freundin, der ich mich anvertraut hatte und die spontan beim Zuhören sagte,
<<Marlene! Was für ein schöner Name und er passt wirklich gut zu Dir. >>
Ich stutzte damals und dachte <<ja das tut er, >>ein schöner Name, „Marlene“, so eindeutig weiblich und feminin. Der Name gefiel uns auf Anhieb und er kam so spontan, so selbstverständlich, dass ich beschloss, „so möchte ich später nach der Transition einmal heißen“.
Angefangen hat dann alles mit der Trennung von meiner zweiten Frau Tina. Unsinn, angefangen hat es, wie bereits erwähnt, mit meiner Transition zur Frau im Jahre 2013 und dem ersten „Outing“ gegenüber meiner Frau. Das war der Beginn, ab da habe ich begonnen alles um mich herum zu zerschlagen und „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Ein „Outing“, so existenziell in seiner Tragweite und so völlig absurd und fehl am Platz, zumindest zu dem damaligen Zeitpunkt. Es war eine Zeit in der Tina nach eigener Aussage „so glücklich wie nie zuvor war“, ein Punkt in Ihrem Leben, an dem sie meinte „angekommen“ zu sein und ich, ja ich ziehe Ihr von jetzt auf nun den Boden weg. Unter Umständen war auch genau das der tiefere Grund für alles weitere. Alle um mich herum schienen unendlich glücklich, nur ich, ich war es nicht und wollte es doch einfach auch endlich einmal sein, also „glücklich“.
„Ich“, Peter damals 46 Jahre alt, verheiratet, ein Kind und verbeamtet. Erfolgreich im Beruf mit einem relativ kleinen aber sehr innigen Freundeskreis und alles was man sonst noch zu einer heilen Welt braucht. Eigentumswohnung, Auto, Hund, Campingplatz und als letztes sogar noch eine neue Garage.
Dann kam meine Pensionierung! Raus aus der Uniform und rein ins Leben. Alles was ich bisher aus Loyalität meinem Dienstherrn gegenüber unterdrückt hatte brach aus mir heraus, so auch meine schon früher erlebte, aber nur phasenweise gelebte Neigung zu S/M. Anfangs lebte ich dies nur in einem Hamburger Club und nur alle vier Wochen aus. Daraus entwickelte sich aber eine ureigene Dynamik mit drei „glücklosen D/S Beziehungen“ die mehr kaputt gemacht hatten als das sie mich erfüllt hätten.
Meine erste D/S, S/M Beziehung hatte ich zur einer „Transfrau“ pre OP, also ohne Geschlechtsangleichung, die ich in einem Club in Hamburg eher zufällig kennengelernt hatte. Sie zeigte mir recht schnell und bestimmt was ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, nämlich die Lust am Exhibitionismus, Demütigung, Führung und Schmerz. Sie eröffnete mir eine Welt, in die ich mich zwar immer hinein geträumt hatte, aber es niemals gewagt hätte sie alleine zu betreten. Ja und Sie zog mich völlig in Ihren Bann. Wir trafen uns viermal und fühlten uns recht schnell zueinander hingezogen und verliebt. Es kam, wie es kommen musste, eines Montags eröffnete ich das Ganze meiner Frau und ließ sie auch gleich wissen, dass ich die nächste Zeit bei dieser Frau, meiner „neuen Liebe“ verbringen wolle. Komischerweise stellte sich gar kein heftiger Streit ein, sondern eher ein sonderbares Schweigen, in das hinein ich ein paar Sachen packte und mit dem (dem Schweigen) ich nach Hamburg fuhr. Es folgten Tage wie im Rausch, geprägt von gegenseitigem Kennenlernen, sexuellen Erlebnissen und S/M in allen Formen und verschiedensten Praktiken. Wie im Rausch trifft es leider sehr deutlich, denn so berauscht habe ich gar nicht gemerkt das ich nicht nur emotional, sondern auch materiell ausgenutzt wurde. Eine unschöne Erkenntnis, die mich dann letztlich diese Beziehung schnell beenden ließ.
Meine zweite „D/S Beziehung“ hatte ich dann mit einem Ehepaar, beide dominant, und einer Art „Wohnzimmer S/M“. Anfangs war auch alles gut. Sie lernten mich als ihre Sub an und ergänzten sich perfekt. Er „spankte“ mich, führte den Analverkehr durch und erniedrigte mich. Sie, eher passiv, bis auf das „Fisten“, das konnte Sie wirklich gut. Na ja unsere Beziehung war eigentlich wirklich ganz harmonisch, bis Er während den Sessions immer mehr kiffte und dem Alkohol zusprach. Dadurch konnte er mir vorher gegebene Versprechungen nicht mehr erfüllen, bzw. war gar nicht mehr in der Lage mich richtig zu dominieren. Manchmal ging er aus einer Sessionpause heraus einfach ins Bett und das war es dann für den Abend. Letztendlich die Krönung und auch für mich der Grund zu gehen, war allerdings ein unbedachter Spruch seinerseits.
<<Weißt Du Marlene eigentlich wollten wir ja eine Transe mit Schwanz, aber eigentlich geht es mit Dir ja auch ganz gut. >>
Ich war sprachlos und das sehr lange. Aber ich war mir auch sicher, dass dies mein letzter Besuch bei den Zweien war. Die beiden haben dann noch paarmal versucht den Kontakt wieder aufzunehmen und mich zu überreden es noch einmal zu versuchen. Aber was sollte das bringen? Es ist mir in der Zwischenzeit kein Schwanz mehr gewachsen.
Ja und dann kam „Lissy“, ein „Transvestit“, allerdings nur donnerstags und ausschließlich donnerstags. „Lissy“ war also ein Mann der Donnerstags eine Frau war und Ihre sexuelle Neigung auslebte. Näheres über „Lissy“, möchte ich hier aus Loyalität und ehrlicher tiefer Dankbarkeit Ihr gegenüber nicht weiter ausführen. Sie ist ein wunderbarer Mensch und eine noch wunderbarere Frau, die ich sehr schätze und wirklich sehr sehr lieb gewonnen habe.
Dazwischen gab es zudem noch ein paar „virtuelle Kontakte“ mit irgendwelchen „Doms“ die entweder an völliger Selbstüberschätzung litten oder aber in Wirklichkeit nur „Tastenwichser“ waren.
Einer war dabei, der glaube ich gut zu mir gepasst hätte und dem ich mich auch sicherlich bis zur „Selbstaufgabe“ als Sub hingegeben hätte. Leider hat er mich damals kurz vor unserem ersten realen Treffen gegen eine „biologische“ Frau ausgetauscht. Als ich dies realisiert hatte, habe ich Ihm einen ganz langen, gefühlvollen Abschiedsbrief, ohne Groll und Zorn geschrieben, aber eben auch ehrlich. Als ich dann nach zwei Tagen immer noch keine Antwort erhalten hatte, habe ich Ihn nochmals angeschrieben und um wenigstens ein paar Worte des Abschieds gebeten. Die Antwort kam als Textnachricht und war schon sehr ernüchternd.
<< Jeder möge doch bei „Seinesgleichen“ bleiben. >>
Da wusste ich wieder wo mein Platz als „Transe“ war!
Parallel zu alldem versuchte ich in der Welt der „Stinos“ (stinknormale Leute) einen Platz zu finden. Ich wollte wissen wie mein „Marktwert“ ist und wie ich als Frau wahrgenommen werde. Also machte ich einen weiteren Besuch in einem Swingerclub, nachdem der erste leider ein völliger Reinfall war.
Die Rahmenbedingungen waren dieselben wie beim letzten Mal, „Herrenüberschussparty“, damit habe ich als „Transe“ erst einmal gute Chance auch einen Mann näher kennenzulernen bzw. das es zu „Körperlichkeiten“ kommt. Aber ich habe natürlich auch vom letzten Besuch gelernt. Dieses Mal habe ich ein paar „Spaßmacher“ für mich in der Tasche, für alle Fälle, quasi als Ultima Ratio. Sollten alle Stricke reißen, beschäftige ich mich eben mit mir selber. Na, und mein Outfit ist ebenfalls verändert. Ich entscheide mich für ein knappes Oberteil das jeden Blick auf meine „gekauften“ Brüste zulässt und einem Unterteil, das auf den ersten Blick jedem „Zweifler“ zeigt, da ist nichts mehr, kein „Anhängsel“ vorhanden, also folglich muss „E S“ eine Frau sein, oder zumindest so etwas in der Art. Leider ist diesmal nicht so viel Betrieb wie beim letzten Mal. Das ist nicht gut, das schmälert meine Chancen gewaltig. Nichtsdestotrotz, ich werde mir Mühe geben und straffe mich als ich den Barraum betrete. Mein „Passing“ muss schon einmal stimmen, die Blicke sind auf jeden Fall eindeutig und lassen hoffen. Wenn ich jetzt nicht irgendwann sprechen müsste stünden meine Chancen ganz gut. Dieser Illusion werde ich aber schnell beraubt.
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