Mona Frick - Heartbeat - Eine Sehnsuchtsmelodie

Die ganze Zeit über beobachtete Marie ihren Mann, konnte seine Gedanken im verbissenen Gesicht ablesen. Marie sah ihn an. Sah zum ersten Mal bewusst den Mann, der er geworden war. Immer noch ein attraktives Gesicht, aber hohe Geheimratsecken und schwere Lider. Das Hemd spannte über dem Bauch, hing ungepflegt aus der Hose. David ist erst Anfang vierzig, sieht aber aus wie Ende fünfzig, dachte sie erschüttert. Wann war das geschehen?

Ja, sie wusste, was in ihm vorging, brachte es aber nicht fertig, ihm die Furcht zu nehmen. Zu sehr war sie selbst der Angst ausgeliefert, sich zu wenig ihrer Gefühle im Klaren. Machte sie sich Sorgen um ihre Tochter, oder wünschte sie sich an deren Stelle? Die Erinnerung an Alexander ließ eine Saite tief in ihrem Innern vibrieren. Es war ein warmes, dunkles Gefühl, das sie lockte und abstieß zugleich, sie mit unbändigem Verlangen erfüllte. Sie straffte ihre Schultern. »David, wir müssen etwas unternehmen! Wir müssen verhindern, dass sich unsere Emily ihm ausliefert.«

»Ach, und was? Schlag du etwas vor, du kennst ihn doch besser!« Er knirschte mit den Zähnen.

»Ach, David.« Er hat Angst, mich nach all den Jahren doch noch an Alexander zu verlieren, erkannte sie. So ganz unrecht hat er damit nicht. Mit mehr Entschlossenheit, als sie fühlte, stieß sie sich von der Wand ab. »Ich finde Emily und bringe sie zurück.«

»Tust du das?« Wütend folgte David Marie zur Garderobe. Seine Frau streifte ihren Mantel über und ging durch die Tür. Ihren letzten Blick – was hatte er zu bedeuten? Oh, er spürte, dass der Satan seine Klauen wieder nach ihr ausgestreckt hatte. Reichte es nicht, dass er Julia zerstört hatte? David sah seine schöne Schwester vor sich, wie sie früher war, so voller Leben und Liebe. Sofort schob sich das Bild ihrer toten Augen davor. Er schluckte hart. Alexander.

Er hatte immer gewusst, dass der Kampf noch nicht ausgefochten war. Der Teufel ließ sich nicht so einfach vertreiben. David sank in seinen Sessel und betete. Was blieb ihm sonst?

Als das Beten nicht half, holte er den Wein …

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