Übung
Alle Killerphrasen auf einen Blick – in alphabetischer Reihenfolge
Schlusswort
1. Haben Sie Mut zur Lücke
2. Bereiten Sie sich vor
3. Greifen Sie zunächst auf einfache Kontertechniken zurück
4. Lassen Sie hin und wieder Angreifer ins Leere laufen
Anmerkungen
Literatur
Die Autorin
Agent im Auftrag Ihrer Majestät müsste man sein: Bösewichtern, Schurken und finsteren Gesellen geht es an den Kragen, wenn sie sich ihm in den Weg stellen. 007 zögert nicht, sie mit allerlei Tricks, Kniffen und Hinterhälten ins Jenseits zu befördern.
Okay, okay, Sie wenden jetzt vielleicht ein, dass es so blutrünstig nicht zugehen muss, wenn ein Zeitgenosse Ihnen komisch kommt. Es würde durchaus schon reichen, den Nervensägen, Sprücheklopfern und Dauernörglern dieser Welt die rote Karte zu zeigen, damit ihnen die Lust am Sticheln, Provozieren und Nerven vergeht. Und dass sie merken: Hoppla, mit diesem Mitmenschen sollte ich respektvoll umgehen, sonst droht Ungemach.
Wenn Sie genau das wollen, dann erwerben Sie mit Hilfe dieses Ratgebers die Erlaubnis zur Gegenwehr, die Lizenz zum Kontern.
Das ist übrigens mehr als nur ein Bondsches Wortspiel. In der Tat erlauben sich viele Menschen nicht, bei Angriffen, Provokationen oder gar Beleidigungen dem Gegenüber die Grenzen aufzuzeigen. Besonders Frauen tun sich dabei schwer, wie sie mir in Seminaren und Coachings immer wieder berichten. Selbst auferlegte oder anerzogene Zurückhaltung und die Angst vor dem Verlust der Weiblichkeit lassen viele kleinlaut werden oder ganz verstummen, wenn man ihnen zu nahe tritt.
Zugegeben, manchmal kann die Überhörmethode (Sie wissen schon: links rein, rechts raus) durchaus empfehlenswert sein. Nicht jede blöde Bemerkung verdient eine Reaktion. Auf Dauer aber, oder wenn es darum geht, sichtbar zu werden, Profil zu gewinnen, Standpunkte zu vertreten und souveränes Standing zu zeigen, ist dieser Weg nicht das Mittel der Wahl. Abgesehen davon geht das stille Erdulden zu Lasten des Wohlgefühls und vor allem der persönlichen Würde. Die gilt es zu schützen – auf flexible Art und Weise: „Lizenz zum Kontern“ bietet Ihnen kommentierte Antwortmöglichkeiten für jede Gelegenheit. Nicht immer kann man so kontern, wie einem der „Schnabel gewachsen ist“. Manchmal befindet man sich in Abhängigkeitsverhältnissen, sitzt am kürzeren Hebel oder will schlicht die Sache nicht weiter eskalieren lassen. Trotzdem möchte man etwas sagen. Dann empfiehlt es sich, möglichst ruhig und gelassen zu reagieren. In anderen Fällen ist es nötig, härter vorzugehen, bevor es dem Gegenüber wirklich gelingt, vom Thema abzulenken, einen Vorschlag niederzumachen oder eine neue Idee abzuschmettern. Weitere Möglichkeiten: Sie reagieren mit Witz, einer Rückfrage oder dem schlichten Hinweis darauf, dass es sich um eine ungeeignete Form der konstruktiven Kommunikation handelt.
Am Ende eines jeden Kapitels finden Sie ein Übungsprogramm, um zu testen, welche Konter Sie sich haben merken können bzw. Ihnen selber einfallen.
Für alle, die gezielt nach nur allzu vertrauten Vorwürfen, Provokationen oder Beleidigungen und möglichen Reaktionen darauf suchen, habe ich alle Bemerkungen in alphabetischer Reihenfolge am Ende aufgelistet.
Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß auf dem Weg zur Lizenz zum Kontern.
Meike Müller
Montagmorgen. Redaktionssitzung bei der Lokalzeitung „Der Bote“. Der Chefredakteur Heinrich Gertler hat die Ressortleitung und eine Redakteursgruppe zu einer Brainstorming-Sitzung eingeladen. Ziel: Neue Ideen sollen entwickelt werden, um die Leser-Blatt-Bindung zu fördern. Nach kurzen einführenden Worten des Chefredakteurs und der Anzeigenleiterin wird die Brainstorming-Runde eröffnet. Die Journalistinnen und Journalisten werden aufgefordert, alle Vorschläge, die ihnen spontan einfallen, zu nennen. Die ersten Beiträge werden sofort auf einem Flipchart notiert, es macht offensichtlich Spaß, neue Ideen zu entwickeln, als plötzlich Rüdiger Hansen, Ressortleiter Wirtschaft, laut seine Stimme erhebt und lamentiert: „ Ach, was sollen wir uns hier was überlegen. Das verläuft doch sowieso alles im Sande. Wie immer.“ Kollegin Claudia Maier versucht, dagegenzuhalten: „Lass uns doch erst mal abwarten. Das sind doch super Ideen.“ Nun legt Hansen richtig los, jammert und nörgelt, was das Zeug hält. Und die anderen? Die verstummen. Der eben noch sprudelnde Ideenfluss versiegt. Plötzlich ist es still im Raum. Keiner hat Lust, noch einen weiteren Vorschlag zu machen. Ein Totschlagargument hat seine Schuldigkeit getan...
Es sind immer wieder dieselben Aussagen, die eine Idee stoppen, einen Vorschlag torpedieren, ein Meeting kaputtmachen: Killerphrasen, also pauschale Scheinargumente, die sich nicht wirklich mit einem Beitrag, einer Aussage, einem bestimmten Thema beschäftigen. Oberstes Ziel: die Diskussion, das Gespräch, den Austausch abzutöten.
Typisch für Killerphrasen: Sie zielen auf die Gefühls-, nicht auf die Sachebene, um den anderen an einem wunden Punkt zu treffen, ihn zu verletzen und zum Schweigen zu bringen.
Im besten Falle verunsichern Killerphrasen „lediglich“, in anderen Fällen führen sie zu Frust oder Resignation, machen wütend oder gar hilflos, weil man einfach nicht (mehr) weiß, wie man sich dagegen wehren soll.
Verflechtung von Gefühls- und Sachebene
Generell ist die Gefühlsebene im beruflichen Alltag von besonderer Bedeutung. Man würde spontan wahrscheinlich meinen, dass es dort eher sachlich zugeht und Gefühle am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben. Aber hier arbeiten Menschen mit Empfindungen, Einstellungen, Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen, Prägungen etc. „Unausgedrückter Groll und verborgene Verletztheit, vermiedene Auseinandersetzungen und scheinheilige Diplomatie, feindseliger Zank und kleinliche Nörgelei, harte Argumentationskämpfe auf der falschen Ebene, beherrschen häufig die Szene, wenn es auf der Beziehungsebene schwierig wird.“ 1
Kein Wunder, dass bei so genannten sachlichen Auseinandersetzungen die Sach- und Gefühlsebene miteinander verflochten sind. So mancher nimmt eine sachliche Diskussion zum Anlass, um mit dem anderen noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen. 2
Auch Siegmund Freud wusste, wie sehr die Gefühlsebene Entscheidungen oder auch das Kommunikationsverhalten von Menschen beeinflusst. „Der Mensch ist ein emotionales Wesen“, sagte er und stellte mit dem so genannten Eisberg-Modell das Verhältnis Sach- und Gefühlsbene dar.
Das Besondere eines Eisbergs liegt darin, dass nur etwa 1/7 zu sehen sind, die restlichen 6/7 bleiben verborgen. Dieses Modell ist übertragbar auf den Menschen und sein Verhalten. Der sichtbare Teil (Sachebene) ist geprägt von logischen, nachvollziehbaren, rationellen Entscheidungen. Der Großteil unseres Verhaltens jedoch wird von Gefühlen und Instinkten beeinflusst.
Was geschieht also, wenn zwei Menschen (im Modell = Eisberge) aufeinander treffen? Wo treffen Sie sich zuerst? Konsequenz: Wenn es auf der emotionalen Ebene zur Konfrontation kommt, dann ist es äußerst schwierig, auf der Sachebene etwas zu klären.
Da die Killerphrasen-Angriffe auf die emotionale Ebene zielen, ist es wenig Erfolg versprechend, logisch-argumentativ dagegen vorzugehen. Phrasendrescher sind oft nicht aufnahmebereit für konstruktive Argumente. Erschwerend kommt hinzu: Killerphrasen können ohnehin kaum argumentativ widerlegt werden, wie folgendes Beispiel verdeutlicht:
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