Als ich die fast fertige Baustelle besuchte und die Männer gerade in der Wiese ihr Pausenbrot assen, gesellte ich mich dazu. Wir plauderten und lachten, als mein Vater zufällig angefahren kam. Er tadelte mich, ich solle sofort nach Hause gehen. Irgendwie war er böse auf mich und ich wusste nicht, warum. Als dann die alljährliche Silvesternacht anrückte, packten wir unsere Schlafsachen und schliefen das erste Mal im noch unfertigen Haus, was „arschkalt“ gewesen sein musste, so ohne Heizung?! An den Einzug selbst kann ich mich nicht erinnern. Ich musste mein Zimmer mit Sascha teilen, dabei hatte ich die Tapete aussuchen dürfen, dann ist es doch eigentlich mein Zimmer! Mein Bruder Philip bewohnte sein Zimmer gleich gegenüber, etwas kleiner und in Senffarben. Meines oder besser gesagt unseres, war in Hellblau mit etwas Gelb und Weiss. Wir Kinder hatten unsere Unterkünfte zu Oberst, unter dem Dach. Eine Holztreppe führte nach unten in den mittleren Stock, wo sich gleich am Ende der Treppe rechts das Elternschlafzimmer befand. Gegenüber dem Schlafzimmer befand sich ein WC. Daneben war das Bad mit WC, Dusche und Badewanne. Und dann folgte die Küche mit einer Durchreiche zum offenen Esszimmer das leicht erhöht lag. Die Hälfte des Hauses, das Ess- und das halbe Wohnzimmer waren sichtlich bis zum Dachgebälk offen. Das Wohnzimmer, geteilt durch zwei verschiedene Deckenhöhen und auch offen, keine Türen, weder die Küche noch das Wohn- und Esszimmer. Ein Cheminée machte das Ganze noch gemütlicher. Eine Betontreppe, gekleidet in Teppich, führte in das Erdgeschoss und gleich zur Haustür. Neben dieser Tür war das Coiffeur-Zimmer für Mutter eingerichtet, mit zwei Sitzplätzen für die Kundschaft. Dahinter lag die Waschküche und im selben Raum stand das Klavier, das ich von Opa geschenkt bekommen hatte. Neben der Waschküche war das Zimmer von Vater, sein Büro und worin sein Funkgerät stand. Damit konnte er in die Welt hinaus funken. Ich hörte ihn in vielen Sprachen sprechen. Eine Falltür führte zu den 2 Öltanks. Die Heizung, die auch mit Holz zu betreiben war, lag gegenüber von Vaters Zimmer. Dieser Raum führte nach draussen hinters Haus.
Wir hatten wieder einen Hund. Oder hatten wir den schon vor dem Umzug? Ich weiss es nicht. Er hiess Rex. Ein Schäferhund mit viel rötlicher Färbung. Sein Hundehaus stand hinter dem Haus, nahe am Bächlein, ganz in der Nähe des hinteren Hauseinganges. Dort wurde er angekettet. Ich machte mir ein Spiel daraus, ihn möglichst unbemerkt so nah wie möglich anzuschleichen, was nicht einfach war. Wenn er in seinem Hundehäuschen lag, schaffte ich es oft, mich bis hinter sein Häuschen heranzuschleichen, dann anzuklopfen, zu lachen, wenn er dann im „Garacho“ herausschoss und mich stürmisch begrüsste. Ich konnte auch schon unbemerkt aufs Häuschendach steigen und dann klopfen und genoss seinen Gesichtsausdruck, bis er mich dann endlich entdeckte. Ich liess ihn dann jeweils von der Kette und wir spielten „Fangen“. Ich war meist die, die fangen musste, was naturgegeben war, da er mich sehr schnell einholte. Wir waren dicke Kumpels, Rex und ich. Meist brachte ich ihm das Fressen. Er frass alles, ausser Kartoffelstock, den mochte er nicht und leckte diesen mit einer Grimasse, die einzigartig war. Ich liebte diesen Hund. Im Frühling zupfte ich ihm die Haarbüschel aus, die das Fell frei gab. Er dufte auch ab und zu drinnen, in der Waschküche schlafen, wo er auch immer wieder „hinein machte“. Vater liess ihn nachts ins Freie und wenn der Hund erst morgens wieder vor der Tür stand und von ihm eingelassen wurde, hörte ich ihn heulen, denn jedes Mal bekam er einen Fusstritt. Heute und auch damals tat er mir leid, denn er hatte wohl nicht gerade ein optimales Hundeleben.
Eines schönen Tages besuchte ich Susanne. Bei ihr angekommen, sah ich einen Kater der mir gefiel. Ich durfte ihn mit nach Hause nehmen. Er war sicherlich schon ein halbes Jahr alt. Ich taufte ihn „Jauli“. Er hatte ein „Vorhängligesicht“ und war getigert mit Weiss. Weil er auf einem Bauernhof aufwuchs, kannte er weder Glastüren noch Spiegel und darum sprang er in die Balkonglasscheibe, als er nach draussen wollte. Später sprang er von meinen Armen direkt in einen an der Wand vorgehaltenen Spiegel, weil er wohl annahm, in einen anderen Raum springen zu können. Er war so ein lieber Schmuse-Kater und ich liebte ihn. Ich weiss nicht wie alt er war, als er krank wurde. Wir dachten er sei erkältet. Er „schnudderte“ so ekelig und spritzte Eiter um sich. Wir liessen den Tierarzt kommen, weil sich der Zustand nicht besserte. Dieser untersuchte ihn und hatte eine Vermutung auf Tollwut. Mir wurde erklärt, dass das eine auch für den Menschen tödliche Krankheit sei. „Jauli“ würde bald nicht mehr seiner selbst sein und uns beissen! Wir sperrten ihn auf Empfehlung des Arztes ein. Wir steckten ihn in eine alte Kommode. Vorab entfernten wir natürlich die Türchen und befestigten ein Hasengitter, um uns vor diesem, wohl bald aus dem Mund schäumenden Monster zu schützen. Das Katzenfutter liessen wir durch das Gitter gleiten und das Wasser, floss via Spritzkanne in das Geschirr. Wochen vergingen und kein Schäumen war zu sehen. Auf Geheiss des Doktors durften wir den armen Kater wieder frei lassen. Trotz Tabletten keine Besserung und der Doktor kam ein weiteres Mal vorbei. Während der Untersuchung schüttelte sich das Tier wie ein nasser Hund und siehe da, etwas fiel zu Boden. Beim betrachten dieses Teilchens erkannte der Arzt, dass es sich um ein Schrotteil handelte. Wir waren entsetzt, jemand hatte mit einer Schrotflinte auf unser „Büsi“ geschossen. Das Schrot das er in sich trug, wanderte durch seinen Körper und trat durch die Mundhöhle aus, darum sein Eiter spucken. Der arme Kater! Mein Vater erlöste ihn dann von seinem leiden und erschoss ihn. Als mein Vater mit „Jauli“ den Bach entlang ging um die Tat zu vollbringen, heulten meine Mutter und ich im Ehebett um unseren geliebten Tiger. Heute frage ich mich, warum hatte man ihn nicht eingeschläfert?!
Mein Vater brachte eines Abends ein Katzenbaby mit nach Hause, zu später Zeit und in seiner Brusttasche getragen. Meine Mutter schimpfte mit ihm und sagte, dass dieses kleine Geschöpf noch viel zu klein sei und ohne seine Katzenmutter bei uns nicht überleben werde. Aus einem Deckel von einer Mineralflasche, liess ich das Kätzchen Kuhmilch trinken. Es funktionierte und die Chance, dass sie überleben würde stand somit gut! Sie hatte zwei ungleiche Augenfarben, ein blaues und ein grünes. Sie wuchs zu einer der besten Katzen heran, die wir je hatten, ausser „Jauli“ natürlich. Sie gebar uns viele junge Kätzchen und ich war meist bei den Geburten dabei. Einmal musste ich einem frisch Geborenen helfen, weil „Hexli“, so nannten wir die Mutterkatze, nicht fähig war, das Junge aus seiner Geburtshaut zu befreien. Einst, sah ich zu, wie eine unserer Katzen eine Maus fangen wollte und ihr diese immer wieder entwischte. Ich wollte ihr helfen, packte die Maus am Genick und hob sie hoch, so wie ich es von den jungen Kätzchen gewohnt war. Doch die Maus drehte ihren Kopf um 180 Grad und biss mich in den Zeigefinger. Zuvor dachte ich mir noch, ob ich sie eventuell am Schwänzchen packen sollte, doch ich stellte mir vor, dass sie sich hochziehen könnte und mich beissen würde, na ja, dass hat sie ja auch mit meiner Technik, man lernt nie aus. Aus heutiger Sicht weiss ich natürlich, dass die Katze nur mit dem Mäuschen spielen wollte und meine Hilfe keinesfalls gebrauchte. Wenn wir schon beim Thema Mäuse sind, meine Urgrossmutter, stellte in ihrem Estrich auf dem Dachgebälk Kernseifen auf. Die Mäuse knabberten diese fleissig an und so sahen die Seifenstücke wie kunstvolle Skulpturen aus. Bei uns zu Hause konnten wir einmal während des Fernsehschauens beobachten, wie eine Maus an der Wohnwand entlang lief.
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