Sylvi S.
Eine Kreuzfahrt, die ist lustig
oder So angele ich mir meinen Traummann garantiert nicht
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sylvi S. Eine Kreuzfahrt, die ist lustig oder So angele ich mir meinen Traummann garantiert nicht Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
Impressum neobooks
Jubel drang durch die klare Sommerluft, als das schneeweiße Kreuzfahrtschiff mit einem lauten Signal auf See stach. Zwischen all den fröhlichen Gesichtern auf der “Seekönigin” fiel nur ein junges Pärchen auf, das jetzt schon eine seekranke Miene zog, obwohl das Wasser noch so ruhig wie in der Badewanne hin und herschwappte.
„Mist, Sondra! Wie konnte ich mich nur überreden lassen, mit dir diese dämliche Kahnfahrt zu machen. Das ist doch nur was für alte Knacker, die sich über Krankheiten, Gebissreinigung und Grabpflege austauschen wollen.” Frustriert starrte Christian auf einen alten Mann, der sich kaum auf seinen Krückstock halten konnte.
Leider bildete dieser Tattergreis keine Ausnahme. Sämtliche Schiffspassagiere schienen im selben Alter zu sein. Christian war sicher, dass ihm der Kapitän bereits einen mitleidigen Blick zugeworfen hatte, weil er sich hierher verirrt hatte. Schnell drehte sich der junge braunhaarige Mann um. Das Schiff hatte gerade erst abgelegt. Wenn er sich beeilte, musste er nicht einmal viel schwimmen…
Er wollte nur noch weg. Er konnte sich wirklich nicht erklären, wie er auf dieses Geisterschiff geraten war. Der bunt-fröhliche Katalog, der eines Morgens auf seinem Schreibtisch gelegen hatte, hatte nur junge und schöne Menschen gezeigt. Angeblich waren Kreuzfahrten zurzeit stark bei Partyurlaubern und Singles angesagt. Aber davon war in der Realität ganz und gar keine Spur. Konnten Kataloge wirklich so gnadenlos lügen?
Christian seufzte tief auf. Nur gut, dass es sich um eine Schnupperkreuzfahrt von Miami zur mexikanischen Insel Cozumel handelte. In knapp einer Woche würden sie es überstanden haben und konnten zurück nach Boston fliegen.
„Meine Güte, Chris! Die Kreuzfahrt hat noch nicht mal richtig angefangen, und du machst schon so ein Theater. Lass doch erst mal alles auf uns zukommen. Ich bin sicher, es wird fantastisch”, unterbrach Sondra seine Fluchtgedanken. „Ich verspreche dir, dass du dich nicht langweilen wirst.”
Die kleine dunkelhaarige Frau lächelte zuckersüß, während sie im Stillen dachte: „Und da du bei den ganzen alten Schachteln und Hüten keinen Spaß haben wirst und auch nicht einfach so vom Schiff verschwinden kannst, werde ich dafür sorgen, dass du dich mit mir unterhältst, vorzugsweise im Kabinenbett.“
Sie war schon lange scharf auf Christian, und mittlerweile war eine läufige Hündin harmlos gegenüber ihrem Hormonhaushalt. Diese Kreuzfahrt schien das einzige Mittel zu sein, um ihrem besten Freund endlich näherzukommen, sein Herz zu erobern, den sexuellen Notstand zu beenden und die eigene Verlobung einzuleiten.
Sondra hatte keine Ahnung, warum es ihr bislang noch nicht gelungen war, Chris in ihr Bett zu locken. Sie war doch eine attraktive Frau mit schönen großen Hundeaugen, wallendem Haar und einer rundlichen Figur, die zum Zupacken einlud. Klar, sie hätte noch 2, 3 Gramm weniger wiegen können, aber Christian war doch noch nie auf dürre Kleiderständer abgefahren. Da er zwei gesunde Augen hatte, hätte er sie eigentlich schon längst in seine Arme reißen müssen. Aber vielleicht war die vertraute Umgebung daheim mit all ihren Nebenwirkungen zu abschreckend für ihn gewesen.
Da waren die ganzen Tratschen in der Nachbarschaft und ihre liebe Mutti, die Christian ständig versuchten einzutrichtern, dass er nicht zu ihr passen würde. Bah, was wussten die, was gut für sie war! Noch weniger Ahnung hatten sie von ihrer Lebensplanung. Mutti würde dumm aus der Wäsche gucken, wenn ihr die Einladung zu ihrer Hochzeit mit Christian ins Haus flatterte. Darauf freute sich Sondra heute schon.
Sie rieb sich die Hände. Ja, sie hatte jetzt 14 Tage Zeit, um auch Chris davon zu überzeugen, dass sie seine absolute Traumfrau war, mit der er die nächsten 70 Jahre Bett und Herd teilen wollte. Das Schöne war, dass weit und breit keine Nervensägen lauerten, die ihr bei ihrem Plan dazwischenfunken konnten. Was sollte da noch schiefgehen?
Dass Christians Begeisterung beim Betreten der Kabine praktisch bis unter die Fußsohle gerutscht war, ignorierte Sondra gekonnt. Ungerührt ließ sie sein Gejammer über sich ergehen, dass die Kabine zu eng und kalt wäre, das Bett zu hart und klamm sei und im Bad genügend Ablagen für seine Schönheitsprodukte fehlen würden. Ja, er war ein echtes Nervenbündel und überzeugt, die nächsten zwei Wochen nicht überleben zu können.
Sondra spulte daraufhin nur ihre Standartansprache herunter, dass er auch ohne Anti-Aging-Creme noch jung und frisch wie ein Neugeborenes wirkte. Sie hörte sich schon selbst nicht mehr zu, während sie ihren Koffer auspackte. Heute Abend war ein glanzvolles Captain’s Dinner angesagt, bei dem sich die gesamte Crew den Gästen vorstellen wollte. Und da musste man schließlich besonders schick aussehen. Also musste sie ihr ultra-teures Kleid hervorkramen, das natürlich wieder ganz unten lag.
Christian machte sich dagegen gar nicht erst die Mühe, sich in Schale zu werfen. Er wollte mit seiner abgewetzten Jeans und einem simplen T-Shirt negativ auffallen. Seiner Meinung nach musste er für den Rentnerclub wirklich nicht schön aussehen. Davon konnte ihn auch Sondra nicht abbringen.
„Na, dann schaue ich wenigstens zur Abwechslung mal besser aus als er“, gab sie sich schließlich geschlagen.
Das Dinner fing so an, wie Christian befürchtet hatte. Die Fraktion der Vorruheständler und Pensionäre kämpfte mit Sektgläsern bewaffnet um die besten Plätze im Speisesaal. Gegen die kampferprobten Vielreisenden hatten die beiden jungen Leute keine Chance. So kriegten sie nur einen Tisch genau neben dem klimpernden Bordmusiker Iwan ab. Und der spielte vor allem laut.
Christian wünschte, er könnte die Ohren wie ein Hamster zusammenklappen und die grässliche Musik ausblenden. Er war jetzt schon völlig entnervt, und der Kapitän hatte noch nicht einmal den Saal betreten.
„Sehe ich nicht todschick aus?” Sondra, die nichts von der miesen Laune ihres Freundes mitkriegte, betrachtete sich selbstverliebt. Hm, sah sie toll aus in diesem sündhaft teuren Kleid, wie eine Frau von Welt. Alle Blicke der Omis und Opis ruhten auf ihr. Die Männer bekamen trotz ihres Alters noch Stielaugen und von ihren Frauen eine Backpfeife. Sondra fühlte sich rundherum wohl.
In diesen Moment hatte der Kapitän mit der Crew im Schlepptau seinen Auftritt. Tosender Applaus erklang, als hätte ein Popstar die Bühne betreten. Christian schenkte dem Schiffspersonal nur einen müden Blick. Der ganze Trupp war altersmäßig wohl den Gästen angepasst worden. Neben dem Kapitän sahen auch die Stewardessen und Köche so aus, als hätten sie nur noch wenige Monate bis zur Pensionierung. Lediglich der Barkeeper machte einen jüngeren Eindruck, hatte aber ein grobschlächtiges Gesicht und grauenhafte Glubschaugen. Man hätte ihn zur Dekoration glatt in die Geisterbahn stellen können.
Na Prost Mahlzeit! Da brauchte Christian erst mal einen kräftigen Schluck Alkohol, und wenn es eben nur Sekt war. Er hatte das Glas gerade ergriffen, als er SIE entdeckte. Eine süße JUNGE Blondine im eleganten blauen Kostüm, das ihre wundervollen Augen betonte.
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